Auch in Nordrhein-Westfalen startet Volksinitiative gegen «Turbo-Abitur»

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DÜSSELDORF. Bundesweit gibt es Ärger und Bewegung beim Thema Schulzeitverkürzung. Auch in NRW nehmen jetzt Eltern mit einer Volksinitiative Anlauf gegen das «Turbo-Abitur».

Jetzt wird auch in Nordrhein-Westfalen eine Volksinitiative gegen das «Turbo-Abitur» gestartet. Ziel sei es, innerhalb eines Jahres etwa 70 000 Unterschriften für die Rückkehr zum neunjährigen gymnasialen Bildungsweg (G9) zu sammeln, kündigte die Elterninitiative «G9 jetzt» in Düsseldorf an. Mit der Volksinitiative soll der Landtag gezwungen werden, sich mit einem Gesetzentwurf der Elterninitiative «G9 jetzt» zu befassen. Offen ist, ob sie mit einem Volksbegehren nachlegen wird, falls der Landtag den Entwurf ablehnt. Für ein erfolgreiches Begehren müssten rund 1,1 Millionen Unterschriften und 1,1 Millionen Euro an Kosten aufgebracht werden, sagte der Sprecher der Initiative, Marcus Hohenstein.

Die organisierten Eltern- und Lehrerverbände in NRW lehnen eine Rückkehr zu G9 ab – teils im Widerspruch zu anderen Landes- und Bundesverbänden. Das Abitur nach acht Jahren müsse aber dringend reformiert werden, bekräftigte der Vorsitzende des Lehrerverbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann in einer Mitteilung. «Die jetzige Form führt zur Überforderung der Gymnasiasten und verhindert gleichzeitig, dass begabte Schüler anderer Schulformen ohne zeitliche Verluste an die gymnasiale Oberstufe wechseln können.» Auch der Landesparteichef der Grünen, Sven Lehmann, forderte erneut eine Entschlackung der Lehrpläne, weniger Druck bei den Hausaufgaben und mehr Freiräume für die Schüler. «Wir wollen eine Schule, die nicht krank, sondern die Lust auf Lernen macht.»

Laut einer repräsentativen Umfrage für die Bürgerinitiative «G-ib-8», die ebenfalls für die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren Regelschulzeit kämpft, sind in NRW 76 Prozent der Bürger für ihr Anliegen. Lediglich 15 Prozent der Befragten sprachen sich für die Beibehaltung der achtjährigen Schulzeit am Gymnasium aus. Laut Umfrage des Meinungsforschungsforschungsinstituts Forsa spiegelt sich die breite Ablehnung gegen G8 in allen Alters- und Bildungsgruppen und im Parteienspektrum zwischen CDU und Linken deutlich wieder. Wenig Zustimmung gibt es dagegen für eine Pflicht zum Ganztagsunterricht am Gymnasium. 73 Prozent der Befragten sind dagegen und wollen lieber freiwillige und flexible Angebote zur Übermittag- und Nachmittagsbetreuung.

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Initiativen-Sprecherin Anja Nostadt forderte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) auf, den Willen der breiten Mehrheit schon zum nächsten Schuljahr mit einer Gesetzesänderung umzusetzen. Am 5. Mai gibt es im Schulministerium einen «Runden Tisch» zur Schulzeitverkürzung. Löhrmann (Grüne) hat Vertreter aus Schule, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eingeladen, um zu prüfen, ob G8 noch gesellschaftlicher Konsens ist. Die Schulzeitverkürzung war 2005 vom Düsseldorfer Landtag beschlossen worden. Im vergangenen Jahr machte ein «Doppel-Jahrgang» nach G8 und G9 gemeinsam Abitur.

Am Dienstag starteten die diesjährigen Abiturprüfungen mit den Klausuren im Fach Deutsch. Insgesamt wurden nach Angaben des Schulministeriums rund 91.000 Schüler zu den Abiturprüfungen zugelassen. Spätestens am 28. Juni sollen alle erfolgreichen Absolventen ihr Zeugnis in Händen halten. dpa

Zum Bericht: Jetzt doch: G8 wackelt auch in Bayern – Seehofer will Gymnasialplan bis zur Sommerpause vorlegen

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