DÜSSELDORF. Witz, Charme und einen tiefen Blick in die Seele einer Grundschullehrerin erlaubt Frau Weh auf ihrem Blog “Kuschelpädagogik” und in einigen Tagen auch auf news4teachers.de. Frau Weh heißt im wahren Leben nicht Frau Weh, aber ihre Texte sind häufig so realitätsnah, dass sie lieber unter Pseudonym schreibt. Im Interview erklärt sie, warum sie gerne über ihren Schulalltag schreibt.
News4teachers.de: Frau Weh, Ihr Blog ist sehr liebevoll und aufwendig gemacht. Wie kam es zu diesem Projekt?
Frau Weh: Ich erlebe die Arbeit in der Grundschule als so vielschichtig, spannend und oft auch lustig, dass ich schon vor einigen Jahren darüber nachgedacht habe, Erlebnisse und Begebenheiten aufzuschreiben und sie mit anderen zu teilen. Ich habe Freude an Sprache und schreibe gern, daher bietet mir der Blog auch eine Art Überlaufventil, das ich an manchen Schultagen gut gebrauchen kann.
News4teachers.de: Die Kleine My ist ein Charakter aus der Buchreihe „Die Mumins“ der finnischen Schriftstellerin Tove Jansson. Was gefällt Ihnen so sehr daran, dass Sie sie zu Ihrem Alter Ego gemacht haben?
Frau Weh: Zunächst einmal ist die Kleine My genau dies: klein. Dies kompensiert sie aber charmant mit Frechheit, Selbstbestimmung und Schlauheit. All dies finde ich schon hinreißend, ich bin nämlich ebenfalls nicht sehr groß geraten. Dazu kommt, dass die Kleine My häufig eine wichtige Rolle spielt und in gesundem Maße von sich selbst überzeugt ist, da finde ich mich schon in manchen Dingen wieder.
News4teachers.de: Der Blog ist ja eine Mischung aus Lehrer- Lifestyle (Musik, Mode, Rezepte)– und Familientagebuch. Wie kam es dazu?
Frau Weh: Als ich zu bloggen begann, gab es eine Handvoll Lehrerblogs, die sich entweder fachspezifisch oder rein anekdotenhaft mit dem Thema Schule auseinandersetzten. Schule ist ein wichtiges Thema für mich, ich bin mit Leib und Seele Lehrerin. Aber ich wollte mehr Leben, mehr Vielschichtigkeit zeigen, daher hat sich diese Themenmischung ergeben. Letztendlich versuche ich genau den Blog zu schreiben, den ich selber gerne lesen würde. Ich bekomme häufig Leserkommentare von Müttern, die schreiben, dass sie sich eine Lehrerin wie mich für ihre Kinder wünschen würden. Das freut mich natürlich!
News4teachers.de: Sie veröffentlichen auf der Seite seit 2011. Was ist bis heute ihr absoluter Lieblingstext?
Frau Weh: Oh, da gibt es einige Artikel, die ich gerne mag. Neben den eher lustigen bedeuten mir auch die ruhigen Texte viel, in denen ich mein Handeln hinterfrage. Eine Situation, über die ich mich bei aller Dramatik auch reichlich amüsiert habe, ist sicher die, in der sich mein jüngstes Kind, Miniweh genannt, einen Stein in die Nase gesteckt hat.
News4teachers.de: Gab es schon mal Ärger, weil Sie ja häufig sehr nah dran an der Realität sind?
Frau Weh: Nein. Ich blogge anonym und verändere Namen und Situationen bewusst so, dass keine Rechte verletzt oder Menschen in meinem Umfeld gekränkt würden. Ich habe ein sehr positives Menschenbild und das möchte ich auch in meinem Blog transportieren.
News4teachers.de: Was ist Ihre Botschaft und an wen ist sie gerichtet?
Frau Weh: Lehrer zu sein ist ein wunderbarer Beruf, eben weil er neben der reinen Wissensvermittlung noch so viel mehr beinhaltet! Aber er birgt eine große Verantwortung, die nicht immer leicht zu schultern ist. Der Blog richtet sich daher nicht explizit an Kolleginnen und Kollegen, sondern auch an Eltern oder andere an Schule Interessierte. Ich würde mich freuen, wenn Menschen meinen Blog lesen, und dadurch ihre Ansichten über Schule und Lehrer überdenken.
News4teachers.de: Zum Schluss noch ein kleiner Service für die Leser: Welche anderen Internet-(Lehrer-) Autoren empfehlen Sie?
Frau Weh: Es gibt mittlerweile eine große Menge lesenswerter Lehrerblogs, die zum Teil auch mit professionellem Unterrichtsmaterial aufwarten. Glücklicherweise gibt es Stellen, an denen viele dieser Blogs gelistet sind.
Zu nennen wäre da Fabian Röken, der mit seiner Seite eine Art Tageszeitung für Grundschulblogs erstellt hat, oder auch das ZUM-Wiki, das eine Übersicht über viele Lehrerblogs bietet.
Ich persönlich lese gerne und regelmäßig bei Herrn Rau , einem Gymnasiallehrer aus Bayern, und bei Frau Hattifnatte , einer grandios ehrlichen und engagierten Förderschulkollegin. Die Fragen stellte Nina Braun
Frau Wehs Blog “Kuschelpädagogik”
Frau Wehs Familiengeschichten “Oje Frau Weh” auf stern.de