Odenwaldschule muss Konzept nachbessern

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WIESBADEN/HEPPENHEIM. Nach einem Kinderporno-Verdacht und neuen Missbrauchsvorwürfen muss die Odenwaldschule ihr neues Internatskonzept umbauen, damit ihr die Genehmigung nicht entzogen wird. Aufsichtsbehörden genügt das Konzept noch nicht.

„Wir brauchen einen klaren Zeit- und Umsetzungsplan“, sagte der stellvertretende Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf (Grüne), nach einem Gespräch mit der Schule im Sozialministerium. Das müsse mit Blick auf das bald beginnende neue Schuljahr „zügig geschehen“. Nach dem überraschenden Rausschmiss für gleich drei leitende Mitarbeiter müssten zudem die Stellen wieder besetzt werden. Der Landkreis zählt zu den Aufsichtsbehörden.

Goethehaus der Odenwaldschule; Foto: Mussklprozz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Die Odenwaldschule kämpft inzwischen mit einem starken Schülerrückgang und mit finanziellen Problemen. Foto: Mussklprozz / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Odenwaldschule war zum Rapport hinter verschlossenen Türen gebeten worden, weil an der bereits von einem Missbrauchsskandal erschütterten Einrichtung vor wenigen Monaten ein Kinderporno-Verdacht gegen einen Lehrer sowie neue Vorwürfe aufgetaucht waren. Das Sozialministerium wollte zum Treffen keine Auskunft geben. Der Vorsitzende des für die Odenwaldschule entscheidenden Trägervereins, Gerhard Herbert, sagte nur, es gebe „noch Gesprächsbedarf“.

Auf Druck der Aufsichtsbehörden schlägt die Schule vor, das „Familien“-Prinzip und damit einen zentralen Punkt im Internat abzuschaffen. In den Gruppen sollen künftig Lehrer nicht mehr zusätzlich auch Betreuer sein. Sie sollen durch Sozialpädagogen ersetzt werden, um eine zu große Nähe zu vermeiden. Im Streit über dieses Modell setzte der Trägerverein vor kurzem den Schulleiter, die Internatsleiterin und auch den langjährigen Geschäftsführer vor die Tür.

Die Ermittlungen wegen des Kinderporno-Verdachts dauerten noch an, teilte die Staatsanwaltschaft Darmstadt mit. Andere Vorwürfe hätten sich als nicht haltbar erwiesen. Die Odenwaldschule hat inzwischen auch mit einem starken Schülerrückgang und mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Der Verkauf von Grundstücken und Gebäuden steht zur Diskussion.

An dem Reform-Internat waren vor Jahrzehnten mindestens 132 Schüler von Lehrern sexuell missbraucht worden. Der Skandal kam erst 2010 und damit viele Jahre später an die Öffentlichkeit. dpa

 

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