PASSAU. Die Polizei entdeckt entsetzliche Missbrauchsbilder eines Jungen im Internet – doch sie kennt seinen Namen nicht. Sie fahndet in Lehrerzimmern, um das Kind zu finden. Jetzt sitzt der Vater als mutmaßlicher Täter im Gefängnis.
Jeden Tag haben die Eltern den Siebenjährigen von Österreich in die nahe gelegene Grundschule nach Passau gefahren. Niemand in der Schule in Deutschland ahnte wohl, welche Verbrechen sich im Zuhause des Jungen abgespielt haben dürften. Er wurde den Ermittlungen zufolge sexuell missbraucht; die Bilder davon wurden ins Internet gestellt. Jetzt hat die Polizei den Vater des Jungen nach einer Schulfahndung festgenommen. Der entscheidende Tipp kam aus der Grundschule.
Der 49 Jahre alte Mann aus dam bayerischen Passau, der mit seiner Familie im Zweitwohnsitz im oberösterreichischem Ried (Innkreis) lebte, steht unter Verdacht, sich an seinem Sohn vergangen zu haben. Die Fotos der Übergriffe auf den Siebenjährigen habe er im Internet angeboten, teilte die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft mit.
Das Bundeskriminalamt war Ende 2013 im Internet auf die Bilder auf einem US-Server aufmerksam geworden. Nachdem die polizeilichen Ermittlungen ergebnislos verliefen, wurde die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) eingeschaltet. Diese leitete am 22. September eine Öffentlichkeitsfahndung an Schulen ein, um die Identität des Opfers zu klären. Sie sendete nicht-pornografische Fotos des Jungen an sämtliche Grundschulen in Deutschland. Die Schulleiter legten dann die Bilder den Lehrern und Lehrerinnen vor.
Mit Erfolg. «Der entscheidende Tipp kam von einer Grundschulleiterin in Passau, in die das Opfer gegangen ist», sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle. Die Rektorin habe den Jungen auf den Bildern wiedererkannt. Am 24. Oktober nahmen die Ermittler den Vater in Oberösterreich fest. Er sitzt nun in Untersuchungshaft in Österreich.
Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Klaus Wenzel, begrüßte an den Schulen: «Ich kann nur an alle Lehrer und Lehrerinnen appellieren, sich an der Aufklärung dieser abscheulichen Taten mit allergrößter Bereitschaft zu beteiligen.»
Die Mutter und die Schwester des Jungen waren zum Zeitpunkt der Festnahme des 49-Jährigen in Deutschland. Der Siebenjährige wird nun von einem bayerischen Jugendamt betreut. Den genauen Aufenthaltsort nannte die Generalstaatsanwaltschaft mit Rücksicht auf den Jungen nicht. Oberstaatsanwalt Badle nannte auch keine Einzelheiten zur Vernehmung des Tatverdächtigen.
Seit Anfang 2010 kümmert sich die Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität (ZIT) um besonders schwere oder komplizierte Internetstraftaten. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wurden mit Hilfe der ZIT in diesem Jahr in drei Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern die Täter identifiziert und festgenommen. André Jahnke, dpa