Kodex für Umgang mit Beschäftigten: Hochschulen sollen bessere Arbeitgeber werden

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DÜSSELDORF. Befristete Beschäftigung, unbezahlte Überstunden und mangelhafte Aufstiegsperspektiven werden von vielen Hochschulbeschäftigten beklagt. In NRW soll jetzt ein Kodex für gute Arbeit sorgen.

Großer Arbeitgeber: die Ruhr-Universität Bochum. Foto: M / Wikimedia Commons
Großer Arbeitgeber: die Ruhr-Universität Bochum. Foto: M / Wikimedia Commons

Die Arbeitsplätze an nordrhein-westfälischen Hochschulen sollen attraktiver werden. Erstmals haben das Wissenschaftsministerium und Hochschulvertreter einen bindenden Kodex für gute Arbeit entwickelt. Wie Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch in Düsseldorf berichtete, sieht er unter anderem längerfristige Verträge für wissenschaftliches Personal vor. Laufzeiten unter einem Jahr soll es grundsätzlich nicht mehr geben.

Außerdem soll der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ausgebaut und Teilzeitbeschäftigung familienfreundlicher werden. Darüber hinaus ist ein landesweiter Hochschularbeitsmarkt vorgesehen, um Jobwechsel zu erleichtern. Eine Kommission wird die Umsetzung begleiten.

«Die Hochschulen haben sich schwergetan mit dem Rahmenkodex», sagte der Arbeitnehmervertreter der wissenschaftlich Beschäftigten, Matthias Neu. «Hochschulen sind Stätten des Geistes – nicht automatisch von sozialem Handeln und Denken.»

Prof. Axel Freimuth hielt für die Landesrektorenkonferenz der Universitäten dagegen, dass 40 bis 60 Prozent der Hochschulmittel befristet seien. «Es ist schwierig, daraus langfristige Arbeitsverhältnisse zu generieren.» Es sei einmalig in Deutschland, dass die Hochschulen in NRW sich dieser Herausforderung nun stellen wollten.

Der Kodex muss noch an jeder öffentlich-rechtlichen Hochschule in NRW erörtert und unterschrieben werden. «Wenn sich mehr als die Hälfte anschließt, können wir den Kodex für allgemeinverbindlich erklären», sagte Schulze. Alle Seiten äußerten sich zuversichtlich, dass die Vereinbarung angenommen und umgesetzt wird.

Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) arbeiten in NRW fast 128 000 Beschäftigte an den Hochschulen – nebenberufliche eingeschlossen. «Das ist mehr als in der Energie-Versorgung», sagte die Hochschul-Expertin des DGB NRW, Antonia Kühn. Eine DGB-Umfrage habe 2013 ergeben, dass 8 von 10 wissenschaftlich Beschäftigten an NRW-Hochschulen nur einen befristeten Vertrag haben – eine Hälfte kürzer als ein Jahr.

Strafen für Hochschulen, die die Vereinbarung nicht umsetzen wollen, gebe es nicht, sagte Schulze. Klaus Böhme von der Personalrätekonferenz der Hochschulen räumte ein, dass die Arbeitnehmer sich ein solches Instrument durchaus gewünscht hätten. «Aber wir haben nicht in der Veranstaltung „Wünsch dir was“ gesessen, sondern in der Veranstaltung „So isses“.» dpa

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