Grüne und Schwarze kommen sich näher: Die CDU macht ihren Frieden mit der Gemeinschaftsschule

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STUTTGART. Ein Dogma der baden-württembergischen CDU ist gefallen: In einer grün-schwarzen Regierung ist sie bereit, auch neue Gemeinschaftsschulen mitzutragen. Der sich abzeichnende Kompromiss freut die GEW.  

Grüne und CDU wollen neue Gemeinschaftsschulen zulassen. Ebenso soll die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an Gemeinschaftsschulen möglich sein. CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte, dass die Kommunen einen solchen Antrag für eine Gemeinschaftsschule und gymnasiale Oberstufe stellen könnten. Er verteidigte das Einlenken der CDU, die die Gemeinschaftsschulen vehement abgelehnt hatte. Wahlprogramme seien das eine, Koalitionsverhandlungen das andere, sagte Strobl.

Weil für die Schulform strenge Kriterien vorgesehen sind, soll die Zahl der Gemeinschaftsschulen überschaubar bleiben, an der die Schüler Abitur machen können, hieß es aus Verhandlungskreisen. Es sollen höchstens zehn sein. Am Freitag hatten Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Strobl einen Kompromiss im Streit um die Gemeinschaftsschule angedeutet, ohne konkret zu werden.

Derzeit gibt es in Baden-Württemberg 299 Gemeinschaftsschulen. Eine Schließung hatte die CDU bereits im Landtagswahlkampf ausgeschlossen, obwohl sie der neuen Schulform skeptisch gegenübersteht. Nun heißt es, dass die Gemeinschaftsschulen auch ihre pädagogischen Konzepte behalten und gegebenenfalls weiterentwickeln können. Was die Lehrer freut: Es sei gut, dass CDU und Grüne aufeinander zugegangen seien, sagte Doro Moritz, Landeschefin der Lehrergewerkschaft GEW. «Wenn im ländlichen Raum ganze Regionen ohne weiterführendes Schulangebot bleiben, muss genauso auf rückläufige Schülerzahlen und die Entscheidung der Eltern gegen die Hauptschule reagiert werden.»

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) sagte, die grün-schwarzen Pläne seien nichts anderes als die Fortführung der SPD-Bildungspolitik. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sprach derweil von einem Umfallen der CDU: «Eine Oberstufe an der Gemeinschaftsschule ist totaler Unfug. Sie wird zu einer Konkurrenz für die allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien.» dpa

Zum Bericht: Stoch stellt neue Bildungspläne vor – auf der Grundlage des „christlichen Menschenbildes“. Konservative Kritiker besänftigt das nicht

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