Philologen empört: Höhere Unterrichtsverpflichtung für Gymnasiallehrkräfte kommt nicht infrage

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STUTTGART. Mit einer empörten Pressemitteilung hat sich der Philologenverband Baden-Württemberg zu Wort gemeldet. Darin wird der Vorschlag, die Pflichtstundenzahl von Gymnasiallehrkräften von 25 um zwei zu erhöhen, zurückgewiesen.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung: „Seit Kultusministerin Eisenmann Ende September ihre Bereitschaft zur Streichung von 441 Stellen im Schulbereich zum Schuljahr 2017/18 erklärte, gibt es von allen Seiten Proteste gegen die Kürzungspläne und auch reichlich Vorschläge, das für den Kultusetat geforderte Einsparvolumen von 31,7 Millionen Euro zu realisieren. In den Zeitungen werden die Sparvarianten diskutiert: Die Verabschiedung von Wahlversprechen, die Anhebung des Klassenteilers, die Erhöhung der Lehrerarbeitszeit oder der Abbau von Stellen.

In dieser Phase meldete sich auch der frühere Leiter der Stabstelle Gemeinschaftsschule im Kultusministerium, Norbert Zeller (SPD), zu Wort und plädierte dafür (Südwestpresse 13. 10. 2016), die Pflichtstunden der Gymnasiallehrkräfte von 25-Wochen-Stunden an die der Realschul- und Gemeinschaftsschullehrer (27) anzugleichen. „Damit wären die Probleme im Kultusetat gelöst. Die Alternative sind Stellenkürzungen, das darf im zentralen Zukunftsfeld nicht sein.“

Der Philologenverband Baden-Württemberg weist diesen Vorschlag empört und als völlig indiskutabel zurück, da eine Erhöhung der Arbeitszeit für gymnasiale Lehrkräfte sachlich durch nichts gerechtfertigt und begründet ist. In den Jahrzehnten seines politischen Wirkens hat der SPD-Frontkämpfer Zeller offensichtlich nicht verstanden, dass ein Gymnasiallehrer, der 25 Wochenstunden unterrichtet, keineswegs weniger arbeitet als ein Realschul- oder Gemeinschaftsschullehrer mit 27 Wochenstunden. Alle vorliegenden Arbeitszeituntersuchungen einschließlich einer erst vor kurzem in Niedersachsen durchgeführten Erhebung belegen, dass die effektive Arbeitszeit gymnasialer Lehrkräfte trotz der etwas geringeren Unterrichtsverpflichtung pro Woche die vergleichsweise höchste aller Schularten ist. Gymnasiale Lehrkräfte waren in den letzten Jahren außerdem durch immer neue zusätzliche Aufgaben und Belastungen betroffen, wie zum Beispiel durch die Kürzung von Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben und auch für die Hausaufgabenbetreuung, durch Kürzungen bei der Altersermäßigung und durch eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Referendare.“

An Stelle von Arbeitszeiterhöhung oder Stellenstreichungen seien für die gymnasialen Lehrkräfte vielmehr Entlastungen dringend erforderlich und überfällig. Der Philologenverband fordere daher, beispielsweise den Klassenteiler auch an Gymnasien von derzeit 30 auf 28 zu senken, und damit dem an Gemeinschaftsschulen gültigen Klassenteiler anzupassen.

Der Verband „bedauert sehr, dass Kultusministerin Eisenmann nicht Klarheit schafft bezüglich der angeblich frei werdenden Stellen: Stattdessen berichtete die Südwestpresse am 14. 10. 2016 erneut, die Ministerin habe die Streichung von 441 Stellen vorgeschlagen, „die rechnerisch durch die Senkung der Altersermäßigung frei werden.“ Dies hat nicht nur der Philologenverband BW angezweifelt, sondern auch die SPD, für die ihr bildungspolitischer Sprecher Stefan Fulst-Blei laut Stuttgarter Zeitung (7. 10. 2016) feststellte, „Kultusministerin Eisenmann habe offensichtlich nicht verstanden, dass der Effekt aus der Verschiebung der Altersermäßigung bereits zum vergangenen Schuljahr der Unterrichtsversorgung zugeflossen ist.“

Der Philologenverband Baden-Württemberg fordert daher Kultusministerin Susanne Eisenmann auf, im Interesse einer gesicherten Unterrichtsversorgung Stellenstreichungen abzulehnen und sich von abenteuerlichen Vorschlägen zur Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrkräfte eindeutig zu distanzieren.“ N4t

 

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