Gebauer weist Elternforderung nach erweitertem G9 zurück – Wer schon auf dem Gymnasium ist, bleibt bei G8

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DÜSSELDORF. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hält daran fest, die Rückkehr zum G9 erst mit den jetzigen Dritt- und Viertklässlern zu beginnen. Um mehr Stufen mitzunehmen, sei die Zeit zu knapp. Mit Lehrerverbänden und Kommunen weiß sich Gebauer in ihrer Ablehnung einig. Manche Eltern fordern alleredings noch mehr.

Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Entscheidung verteidigt, die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren am Gymnasium nur mit den jetzigen Dritt- und Viertklässlern zu beginnen. «Alles andere halten wir fachlich, pädagogisch und organisatorisch für nicht zu verantworten», sagte sie. Um mehr Stufen mitzunehmen, sei die Zeit bis zum Start im übernächsten Schuljahr zu knapp. «Die Qualität würde leiden», betonte die Ministerin.

Wer schon auf dem Gymnasium ist, bleibt beim G8. Für mehr ist die Zeit nach Meinung von NRW-SChulnministerin Gebauer zu knapp. Foto: twicepix / flickr (CC BY-SA 2.0)
Wer schon auf dem Gymnasium ist, bleibt beim G8. Für mehr ist die Zeit nach Meinung von NRW-SChulnministerin Gebauer zu knapp. Foto: twicepix / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die Elterninitiative «G9-jetzt» fordert das neue G9-Abitur mit mehr Kindern zu starten. Die Jahrgänge fünf bis acht mitzunehmen, sei «möglich und gut durchführbar – das hat Niedersachsen gezeigt», sagte Marcus Hohenstein, Vertrauensperson des Volksbegehrens. Niedersachsen kehrte 2015 als erstes Bundesland komplett zum G9-Abi zurück. Die NRW-Initiative sammelt noch bis Januar Unterschriften für ein Volksbegehren zu ihren Forderungen. Für einen Erfolg müssen sich knapp 1,1 Millionen wahlberechtigter Bürger eintragen.

Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW fordert nach einem Bericht der «Rheinischen Post» grundlegende Nachbesserungen bei der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. So sollten Schüler ihre Lernzeit bis zum Abitur an jedem Schulstandort und individuell um ein Jahr verkürzen können. Individuelle Lernzeiten müssten ein Grundpfeiler des neuen Gymnasiums sein, heißt es demnach in einem Positionspapier der Landeselternschaft.

Das G9-Abitur soll nach einem Beschluss der schwarz-gelben Landesregierung ab dem Schuljahr 2019/20 wieder zum Regelfall an den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Begonnen wird die Umstellung dann mit den fünften und sechsten Klassen. Sie bilden die Erprobungsstufe, die Schüler etwa an Lehrangebote und Unterrichtsmethoden des Gymnasiums heranführt. In höheren Stufen seien die Schüler aber schon sehr weit im Stoff, sagte Gebauer. Schüler die bereits jetzt ein Gymnasium besuchen, machen noch das G8-Abitur.

Bis zum Start müssen neue G9-Lehrpläne erarbeitet werden. «Wir wollen den Bildungsgang nicht einfach strecken von acht auf neun Jahre, sondern jetzt die Gunst der Stunde nutzen und uns die Lehrpläne noch einmal genau anschauen und auf heutige Bedürfnisse anpassen», kündigte die Ministerin an. Es gehe darum, die Pläne qualitativ zu verbessern. Je mehr Klassen man mitnehmen wolle, desto mehr Lehrpläne müsse man ändern, sagte Gebauer.

Der Wechsel erfordert zudem mehr Klassenräume. Damit die Kommunen «diesen Raumbedarf erfüllen können, brauchen sie Zeit», so Gebauer. In Köln werden 2026/27 etwa rund 150 zusätzliche Räume benötigt. Alle Lehrerverbände und die kommunalen Spitzenverbände hielten nicht nur den geplanten Zeitpunkt für den Wechsel für richtig. Sie wollten ebenso keine weiteren Stufen einbinden, versicherte Gebauer.

Aber auch die G8-Lehrpläne sollen laut Ministerin mittelfristig verbessert werden. Die Schulkonferenz – zu je einem Drittel besetzt mit Schülern, Eltern und Lehrern – können nämlich zum Schuljahr 2019/20 einmalig entscheiden, bei G8 zu bleiben. (dpa)

Macht mal schneller! Aufschieberitis bei der Wiedereinführung von G9

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xxx
6 Jahre zuvor

was passiert eigentlich, wenn sich ein signifikanter Anteil der Gymnasien für g8 entscheiden sollte? die Kommunen als Schulträger würden viel Geld und die Lehrer sich viel Arbeit sparen. Schüler wurden meines Wissens nie ernsthaft gefragt, lediglich sehr laute Elterninitiativen schimpften über angebliche Überlastung.