Ein Füller ist kein Kugelschreiber. Er wird nicht massenhaft auf Messen verschenkt, man verliert ihn nicht ständig und für die schnelle Einkaufsnotiz eignet er sich kaum. Mit einem Füllfederhalter zu schreiben, will gelernt sein. Wer mit der Feder zu hastig übers Papier kratzt oder sie zu hart aufdrückt, scheitert. Langsamkeit und Sorgfalt sind gefragt. Der Füller ist kein Alltagsschreibgerät. Für die Hersteller ist das angesichts der Digitalisierung nur scheinbar ein Fluch und hauptsächlich ein Segen.
Ein Segen, weil es den Füllfederhalter zu etwas Besonderem macht, zu einem Luxusgut, für das viel Geld bezahlt wird. Ein Segen auch, weil in den meisten Schulen der Umgang mit dem Füller nach wie vor fester Bestandteil des Lehrplans ist. Rund 1,6 Millionen Schul- und Jugendfüller verkauft der Handel Branchendaten zufolge jedes Jahr – ein Vielfaches verglichen mit dem Absatz von Erwachsenenfüllern.
Dabei könnte man meinen, dass die Menschen in Zeiten von Smartphone und E-Mail immer weniger mit der Hand schrieben – und wenn, dann mit dem Kugelschreiber. Und dass eines Tages der Umgang mit digitalen Medien im Unterricht eine größere Rolle spielen könnte als das Schreiben mit der Feder.
Wischen statt sticken
«Es lässt sich schon feststellen, dass sich die feinmotorischen Fähigkeiten bei Kindern verändert haben», sagt Beate Oblau, Geschäftsführerin bei Lamy. «Was Kinder heute als erstes können, ist das Wischen auf dem Smartphone. Perlen aufziehen, sticken, Handarbeiten, kleinteilige Dinge ausschneiden und aufkleben – das alles steht heute gar nicht mehr so sehr im Fokus.»
Trotzdem läuft das Geschäft mit den Schul- und Jugendfüllern blendend. Beispiel Lamy: Zwischen 2009 und 2016 steigerte das Heidelberger Unternehmen den Umsatz von knapp 46 auf rund 112 Millionen Euro. «Das Unternehmen bleibt seiner Kernkompetenz treu», sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Handelsverbands Büro und Schreibkultur. «Der digitale Wandel ist beim Thema Schreiben lernen noch nicht derart auf dem Vormarsch wie anderswo», ergänzt Oblau. «Das liegt auch daran, dass die Schulen häufig noch gar nicht entsprechend ausgestattet sind.»
Turbulenter ging es in den vergangenen Jahren bei Pelikan zu, Lamys Hauptkonkurrent bei Füllern für das Schul- und Jugendsegment. Das in Berlin ansässige Unternehmen gehört inzwischen einem malaysischen Konzern und vertreibt mittlerweile eine deutlich breitere Produktpalette als Lamy. «Da spielt inzwischen der Füller im Gesamtsortiment keine so bedeutende Rolle mehr», sagt Grothkopp.
Und trotzdem: Das Geschäft mit der Edelfeder boomt – auch in Zeiten von Whatsapp und Facebook. Der Gesamtumsatz mit Füllfederhaltern stieg zwischen 2014 und 2017 um sechs Millionen auf rund 153 Millionen Euro, wie aus Daten des Marktforschungsunternehmens Marketmedia24 hervorgeht. Für 2019 erwarten die Analysten einen Anstieg auf rund 160 Millionen Euro.
Der Trend geht zum Analogen
Davon profitieren nicht nur die Hersteller, deren Kerngeschäft auf Schulfüllern beruht. Das Hamburger Unternehmen Montblanc wurde Anfang der 1990er Jahre vom späteren Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont übernommen. Seither spezialisiert sich das Unternehmen auf Füllfederhalter, die beim Preis bei mehr als 300 Euro anfangen und deutlich über eine Million Euro kosten können.
«Wir haben beim Absatz in Deutschland in den vergangenen Jahren im zweistelligen Prozentbereich zugelegt», sagt Oliver Goessler, zuständig für das Nordeuropa-Geschäft von Montblanc. «In einer Zeit, in der immer weniger geschrieben wird, muss das Schreibgerät, mit dem man unterschreibt oder einen Brief aufsetzt, etwas Besonderes sein.» Dass sich das in den kommenden Jahren ändern könnte, glaubt Goessler nicht. «Der Trend hat sich verfestigt. Das gilt für viele Produkte im analogen Bereich.»
Doch die Unternehmen beobachten die digitale Veränderung genau. «Wir stellen uns natürlich darauf ein und beschäftigen uns sehr intensiv damit», sagt Lamy-Geschäftsführerin Oblau. «Wir beobachten etwa, dass es digitale Endgeräte gibt, auf denen man auch mit einem digitalen Stift schreiben kann.» Solchen digitalen Hilfsmitteln den Charme eines Füllers einzuhauchen, dürfte allerdings schwierig werden. dpa
Was bei der Vermittlung der Keilschrift/Druckschrift im Anfangsunterricht einzig flüssig bleibt, ist alleine die eventuell verwendete Tinte, wohingegen die Entwicklung des Schreibfluss behindert wird und sich keine motorisch flüssigen Bewegungsabläufe bei den Kindern ausbilden.
Die von Brügelmann und dem Grundschulverband protegierte abgewandelte Form der lateinischen Druckschrift ist ein Irrweg, denn diese führt bisher erkennbar nicht zur Entwicklung einer eigenen Handschrift der Schüler. Es steht zu befürchten, dass ein ähnliches Chaos entstehen wird, wie bei der von ihm protegierten Vereinfachten Ausgangsschrift.
An meiner Schule wird im zweiten Schuljahr (im ersten Schuljahr ist, wie in unserem Bundesland vorgeschrieben, die Druckschrift erlernt worden) eine Schreibschrift erlernt, bei uns ist es die Schulausgangsschrift. Was daran eine schreibflussverhindernde Keilschrift sein soll, verstehe ich nicht. Oder meinen Sie damit die Grundschrift?
Ich meinte die vom Grundschulverband so beworbene Grundschrift.
Ich halte das Erlernen einer Schreibschrift für ein wichtiges Kulturgut, dessen Erlernen man jedem Schüler ermöglichen sollte. Mit dem Erlernen einer Schreibschrift mit einem Füllfederhalter wird die Feinmotorik trainiert und mit Hilfe der motorischen Schreibübungen die Schreibautomatik gefördert, was bei der Druckschrift nicht gelingt, da ständig der Stift neu angesetzt werden muss.Somit entwickelt sich gerade mit einem Füller ein fließendes Schriftbild.
Das Problem ist eher, dass die motorischen Defizite, mit denen viele Kinder eingeschult werden, in der ersten Klasse kaum aufgearbeitet werden können. Vom richtigen Schneiden und einer akzeptablen Stiftehaltung angefangen.
Auch hier ist die Elementarpädagogik mehr denn je gefordert. Nämlich im Aufbau einer feinmotorischen Grundlage, indem in den Kindergärten viel Feinmotorisches (basteln, malen) gemacht wird. Man merkt deutliche Unterschiede aus welchen Kindergärten die Kinder kommen je nach der Philosophie, nach der dort gearbeitet wird.
Der Grundschulverband versucht dies zu erleichtern, indem er die Grundschrift propagiert. Ich finde dies auch nicht unbedingt den Königsweg, weil man dann in der Elementarpädagogik keinen Handlungsbedarf sieht.
Wenn die Schule kaum mehr die Defizite aufarbeiten kann, mit denen jetzt die Kinder eingeschult werden, was wäre die Lösung? Brauchen wir einen Eingangstest mit einer anschließenden Vorschule, wenn die Kompetenzen nicht da sind?
Ich selbst bin für eine flüssige Handschrift. Wir arbeiten an unserer Schule mit der SAS. Doch mir fäält verstärkt auf, dass viele der Viertklässler gerne in Druckschrift schreiben würden, wenn sie die Freiheit hätten.
“Der Grundschulverband versucht dies zu erleichtern, indem er die Grundschrift propagiert. Ich finde dies auch nicht unbedingt den Königsweg, weil man dann in der Elementarpädagogik keinen Handlungsbedarf sieht.”
Dass man Grundschulschrift nutzt und dass man keinen Handlungsbedarf sehen würde, sind für mich 2 Paar Schuhe.
In der 1. Klasse wird Druckschrift geschrieben. Bei der Grundschrift ist sie ein wenig runder ist. Sie ist nicht so unterschiedlich zu anderen Schrifttypen, die in den letzten Jahren von Verlagen in Fibeln genutzt und verteilt wurden.
Auch im Vergleich zu anderen Ländern sind unsere Schrifttypen immer ähnlicher.
Ab Klasse 2 entwickelt sich anderes über das Training einer ganz anderen Schriftart, die neu zu erlernen ist – lesen wie schreiben, oder über das Verbinden der bekannten Buchstaben, was m.E. mehr Differenzierung ermöglicht und weniger Kinder ausschließt.
“Doch mir fäält verstärkt auf, dass viele der Viertklässler gerne in Druckschrift schreiben würden, wenn sie die Freiheit hätten.”
Das tun auch sehr viele Erwachsene oder mischen alles, das gilt dann als individuelle Handschrift. Und das haben seit Generationen die SuS in Klasse 5-8 auch probiert, wenn die Vorgaben in den weiterführenden Schulen gelockert wurden, einschließlich Kringel und Herzchen über dem i.
Das Ziel bleibt eine flüssige, leserliche Handschrift.
Dennoch braucht es mehr denn je Übungen in der Motorik, bei der Stifthaltung, beim Ausmalen, Schreiben, Schneiden, Kneten, Falten, Malen und Zeichnen … und auch in anderen Bereichen.
“Wenn die Schule kaum mehr die Defizite aufarbeiten kann, mit denen jetzt die Kinder eingeschult werden, was wäre die Lösung? Brauchen wir einen Eingangstest mit einer anschließenden Vorschule, wenn die Kompetenzen nicht da sind?”
Wie wäre es mit einer an die Schule angesiedelten Vorschule, wie in anderen Ländern, wodurch der Übergang zwischen Vorschule + Schule erheblich einfacher organisiert werden könnte?
Oder wie wäre es mit einem verbindlichen Screening im Alter von 4 Jahren, wie er hier in manchen KiGa durch das Gesundheitsamt erfolgt, mit anschließender verpflichtender Teilnahme an Fördermaßnahmen?
@Palim
Ihr Ziel der Entwicklung einer leserlichen Handschrift über die von Ihnen propagierte Grundschrift ist eine Farce, denn eine einmal neuronal einprogrammierte Druckschrift mit der Segmentierung der Schrift in einzelne Elemente , behindert den Zugang zur Entwicklung einer im motorischen Hirnareal hinterlegten verbundenen Schreibschrift.
Aber lassen Sie sich in Ihren Bemühungen um eine flüssige und lesbare Handschrift nicht von mir abhalten.
“… wodurch der Übergang zwischen Vorschule + Schule erheblich einfacher organisiert werden könnte?”
Ich dachte immer, “Vorschule” müsste irgendetwas zwischen Kindergarten und Schule bezeichnen. Wikipedia behauptet, die Vorschule sei in Deutschland weitgehend abgeschafft:
“Eine typische Vorschule – zwischen Kindergarten und Grundschule – gibt es heute (mit Ausnahme zum Beispiel in Hamburg) kaum noch. Schulkindergärten oder Vorschulklassen werden, wo sie noch bestehen, abgebaut und dem Kindergartenbereich zugeordnet.”
Aber Sie haben natürlich Recht, dass man eigentlich verbindliche Tests und “verbindliche Fördermaßnahmen” einleiten müsste, um etwaigen Defiziten zu begegnen (z.B. Motorik, Sprachentwicklung). Nur widerspricht das eben der allgemeinen Vorstellung, dass die Kinder den Eltern gehören und nicht dem Staat. Es widerspricht auch der Individualität, die als Basis unserer Gesellschaft gilt. Die Leute könnten die Befürchtung entwickeln, da solle mal wieder ein “Reichseinheitsfußballkopf” herangezogen werden, vielleicht mit dem salbungsvollen Hinweis auf “soziale Kompetenzen”. Das Bestreben, alle sollten möglichst gleich werden, ist halt genauso problematisch wie die krasse Ungleichheit, die wir jetzt sehen.
@Ysnp
Sie behaupten , so wie auch andere Grundschullehrer hier , dass die heutige Generation an Grundschülern schlechtere feinmotorische Grundlagen bei der Einschulung mitbringt. Es handelt sich um subjektive Wahrnehmungen , die als generalisierte Übertragung auf das Gesamtkollektiv keiner wissenschaftlichen Untersuchung stand halten.
Andererseits ist das kindliche Gehirn bei einer strukturierten Unterstützung sehr viel lernfähiger als das eines Erwachsenen, um bestehende Defizite zu kompensieren und aufzuholen.
Und die Beförderung feinmotorischer Fähigkeiten ist und war immer ein Teil der Arbeit von Grundschullehrern diese Fähigkeiten zu befördern, so man verbundene Schreibschriften fördern will.
Und selbstverständlich erfordert dies eine mehr instruierende und unterstützend begleitende Tätigkeit des Lehrers im Verbund mit der Gesamtheit der Klasse.
Individuell lernt und lernte deshalb trotzdem jeder Schüler weiterhin ,so wie dies auch die der vergangenen Generationen taten.
Sorry, das ist keine Behauptung. Waren Sie 30 Jahre in der Grundschule und haben die Entwicklung mitbekommen? Ja, vielleicht gibt es keine Untersuchung darüber, weil man früher nie daran gedacht hat, dies einmal zu untersuchen. Das heißt nicht, dass sich die Veraussetzung nicht geändert haben. Sie sind kein Lehrer AvL, wie wollen Sie das erfahren haben? Wenn kein wissenschaftlicher Beweis da ist, heißt das nicht, dass es nicht so stattfindet.
Haben Sie den von Frau Prasuhn unten verlinkten Artikel gelesen, denn auf diesen berufe ich mich und dort wird diese so propagierte Wahrnehmung bearbeitet.
Die von einzelnen Lehrern geäußerten Deutungen sind als Expertenmeinungen zu werten, allerdings bedeuten diese eine niedrige Evidenz.
Und es existieren keine validen Studien, die ihren persönlichen Eindruck und den anderer Grundschullehrer wissenschaftlich untermauern.
Es gibt aber sehr wohl die Längsschnittuntersuchungen von Herrn Prof. Steinig aus Siegen bezüglich der Schreibleistungen der Schüler. von Herrn
Es bedeutet auch nicht, dass Sie und andere Lehrer sich irren oder mit ihrer Beobachtung falsch liegen.
Denn andererseits schließt eine Verschlechterung der fein-motorischen Fähigkeiten der heutigen Grundschüler aber auch nicht aus, dass diese vom Erwerb einer verbundenen Schreibschrift ausgeschlossen werden sollten, um ihnen den Zugang zur Schriftsprache vermeintlich zu vereinfachen.
Schließlich profitieren diese , bei zwar deutlichem Mehraufwand, von der nachfolgenden Automatisierung in der Anwendung der Schrift.
Es ist nur so, dass man dann auch die Methodik im Anfangsunterricht der ersten zwei Grundschulklassen in Richtung einer mehr instruierenden Methode ändern müsste, damit die Schüler unterwiesen werden können.
Das widerspräche wiederum aber der derzeit vorherrschenden Doktrin, dass sich die Schüler selbstständig und selbst erforschend die Lerninhalte beibringen sollen.
“Das widerspräche wiederum aber der derzeit vorherrschenden Doktrin, dass sich die Schüler selbstständig und selbst erforschend die Lerninhalte beibringen sollen.”
Diese Doktrin existiert nicht für ganz Deutschland. Und ich bezweifle, dass sie überhaupt so existiert, wie Sie sie annehmen und der eine Artikel vermuten lässt. Ich merke in Bayern nichts davon.
Natürlich gibt es Elemente im Unterricht, die das selbstentdeckende Lernen fördern. Aber doch nicht aussschließlich! Eine differenziertere Betrachtungsweise wäre angebracht.
Ich bin z.B. für den Erhalt einer verbundenen Schrift und stehe der Grundschrift skeptisch gegenüber. Wir an der Schule haben der SAS gegenüber der VA den Vorzug gegeben.
Das Fach “Textiles Gestalten” halte ich für eines der wichtigsten Fächer, was die Feinmotorik betrifft.
Danke für Ihre Antwort.
Der Einfluss des Grundschulverbandes auf Länder wie NRW, Bremen, Berlin und Thüringen ist wohl deutlich größer, weshalb dort die Vorstellungen der führenden Vertreter dieses Verbandes umgesetzt wurden.
Bisher hat kein einziger Schüler aus der Grundschrift des Grundschulverbandes eine verbundene Handschrift entwickelt.
Es ist ein Witz dieses Ziel zu propagieren und damit diesen Schrifttyp zu bewerben, weil erst durch ein gezieltes und wiederholtes Training eine Fähigkeit zur Entwicklung einer verbundenen Schreibschrift entwickeln kann.
Der besseren Lesefähigkeit geschuldet ist auch eine Standartisierung einer verbundenen Schreibschrift zu fordern, weil sonst nicht jeder Empfänger das Geschriebene lesen kann. Das Problem ergibt sich jetzt schon, wenn Schüler die Vereinfachte Ausgangsschrift erlernen, andere die Schulausgangsschrift oder die Lateinische Schrift erlernen.Da entstehen dann Probleme in der Kommunikation, das reinste Chaos im schriftlichen Austausch ist vorprogrammiert.
Fast alle Schüler , die mit einer Spielart der lateinischen Druckschrift beginnen, bleiben bei dieser Form in seiner Grundform. Es geht aber sehr viel an Feinmotorik verloren, wenn man beim Schriftbild der Druckschrift verbleibt.
Vergleicht man die motorischen Schreibfähigkeiten zwischen heute Achtzigjährigen und heute Zwanzigjährigen, so fallen einem diese deutlichen Unterschiede in der Feinmotorik auch im Hinblick auf das Alter besonders auf. Es gehen einfach Grundfähigkeiten verloren, die einmal zum Standart gehörten und selbstverständlich waren. Jeder Lebenslauf konnte in Schreibschrift verfasst werden.
Gut, den kann man jetzt auch in Druckschrift am PC anfertigen. Ab die Variabilität in der Schreibfähigkeit lässt zunehmend nach, und das bei besseren Lebensverhältnissen als zu anderen Zeiten, mit deutlich mehr Freizeit für jeden einzelnen.
“Bisher hat kein einziger Schüler aus der Grundschrift des Grundschulverbandes eine verbundene Handschrift entwickelt.”
“Fast alle Schüler , die mit einer Spielart der lateinischen Druckschrift beginnen, bleiben bei dieser Form in seiner Grundform.”
Allein diese Aussagen zeigen, dass Sie sich mit den Ergebnissen der Schreiberziehung in den Grundschulen nicht auseinandersetzen (wollen). Ihre Behauptungen treffen nicht zu. Die Produkte aus Schülerhand zeigen die Schriftentwicklung deutlich. Die entwickelte Handschrift ist kein Abbild einer standardisierten Ausgangsschrift, wie auch, aber es ist eine verbundene Handschrift.
Ausgangsschriften werden so genannt, weil sie ein Ausgangspunkt sind, aus denen heraus sich die persönlichen Handschriften entwickeln. Dazu kann man die Schriften von Erwachsenen vergleichen oder zunächst die der SuS in Klasse 6/7, wenn die Vorgabe, genau die Ausgangsschrift einzuhalten, aufgehoben wurde und Lehrkräfte an der Tafel eine Handschrift nutzen, statt ebenfalls stets eine vorbildliche Ausgangsschrift einzusetzen.
“Vergleicht man die motorischen Schreibfähigkeiten zwischen heute Achtzigjährigen und heute Zwanzigjährigen, so fallen einem diese deutlichen Unterschiede in der Feinmotorik auch im Hinblick auf das Alter besonders auf.”
Nur dass die Zwanzigjährigen gar keine Grundschrift geschrieben haben, weil die Schrift erst seit einigen Jahren genutzt wird. (wikipedia: 2011 entwickelt)
Die von Ihnen genannten deutlichen Unterschiede in der Feinmotorik haben ihre Ursache somit in keinem Fall im Einsatz der Grundschrift, sind aber Anlass zur Sorge und müssen in der Frühförderung wie in der Grundschule aufgegriffen werden und verlangen bei etlichen Kindern Förderung in der Feinmotorik.
Das Ziel einer leserlichen Handschrift besteht und ist unabhängig von der eingesetzten Ausgangsschrift.
“Es gehen einfach Grundfähigkeiten verloren, die einmal zum Standart gehörten und selbstverständlich waren.”
Ja, stimmt. Die Achtzigjährigen können stopfen, sticken, stricken, häkeln, flechten, Knöpfe annähen, Kirschen entsteinen, sind handwerklich geschickt. Da fehlt es vielen Jüngeren an Wissen und Können. Dafür werden weniger Achtzigjährige ihren Lebenslauf am PC anfertigen können und eher die mittleren Alters das 10-Finger-Schreiben auf einer Tastatur oder Schreibmaschine beherrschen.
Die “Variabilität in der Schreibfähigkeit” verschiebt sich angesichts der medialen Möglichkeiten.
“Der besseren Lesefähigkeit geschuldet ist auch eine Standartisierung einer verbundenen Schreibschrift zu fordern, weil sonst nicht jeder Empfänger das Geschriebene lesen kann.”
Dieses Problem ist kein neues: Wer kann denn alte Schriften wirklich lesen? Früher waren in Lesebüchern häufiger einige Texte in einer alten Schrifttype oder Handschrift gesetzt. Diese konnten damals nicht alle Kinder lesen… und nicht alle Erwachsenen. Von Älteren erfährt man, dass sie dies noch nie konnten, was mich wahrlich überrascht hat. Andere entziffern mit Freude Kirchbücher, die in einer Mischung aus Sütterlin und persönlicher Handschrift verfasst sind, und rätseln über die Eintragungen.
Sie drücken sich um eine Antwort, WARUM denn die 20-Jährigen oder auch die ganz kleinen heute so krakelig schreiben, während ihre Großeltern das noch heute besser können. Am Computer dürfte das kaum liegen, denn in der Grundschule schrieb man ja wohl zu allen Zeiten mit der Hand. Die Antwort ist doch naheliegend. Man verachtet eine saubere Handschrift und hält alles andere für wichtiger. Das mt stopfen, stricken, sticken häkeln zu vergleichen, ist reine Polemik. Das muss nicht jede(r) können (die Männer konnten es wohl noch nie besonders; ich habe mal häkeln gelernt, aber beim Stricken fiel mir immer die Wolle von der Nadel).
Das mit der Mischschrift und Sütterlin stimmt allerdings. Das ist den Nazis geschuldet, die die Sütterlinschrift erst befohlen (“ein deutsches Kind schriebt deutsch”) und dann später verboten haben (Sütterlin galt plötzlich als Jude). In Fremdsprachen allerdings musste immer die lateinische Schrift benutzt werden.
Und bitte (auch an AvL): Nicht die Standarte der Staatskarossen mit den Standards verwechseln. Was sollen denn die Schüler denken?
Ich kann Ihnen eine Antwort geben, wenn Sie eine wünschen.
Die Handschrift ist meiner Meinung nach nicht der Grund, denn egal welche Schriftart genutzt wird braucht es immer Training und Pflege über mehrere Jahre.
Dafür gibt es vieles, dass SuS seit langem nicht mehr nutzen oder lernen (müssen): eine Schleife binden (dank Klettverschluss), einen Knopf schließen (scheint auch auszusterben), einen Knoten binden, Spiele wie Fadenspiele, Murmeln, selbst gekaufte Spiele hatten häufig einen Anteil an Basteln oder Feinmotorik – auch puzzeln, Karten umdrehen (Memory) oder halten (Kartenspiele) oder würfeln ist manchen Kindern zu Beginn der Grundschule unbekannt.
Ähnliches in der Grobmotorik: über Stock und Stein hinweg, klettern, Seilspringen, sich draußen bewegen… Die einen bewegen sich kaum, sondern werden medial geparkt, die anderen stehen unter Dauerkontrolle überbesorgter Eltern und verlassen die Wege nicht.
Der Alltag selbst und die gezielten Anreize sind heute anders als früher.
Und ich finde die handwerklichen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten durchaus für die Feinmotorik bedeutend, das war nicht polemisch gemeint, ob Sie persönlich das oder anderes nun gelernt haben oder nicht, es schult ganz nebenbei und dennoch möchte ich das Geschirr nicht von Hand abwaschen und -trocknen müssen und auf anderes nicht verzichten oder finde Erleichterungen angenehm.
Zum Stricken: In Klasse 4 wurde ein Kugelbeutel mit Nadelspiel gestrickt und bewertet. Mir ist heute unverständlich, wie das damals in einer großen Klasse gelingen konnte, tat es auch gar nicht: Die Arbeit wurde stets mit nach Hause genommen, fertig waren die, bei denen Eltern oder Großeltern geholfen hatten, die anderen wurden nie fertig und es gab schon damals Proteste der Elternschaft gegenüber der Handarbeitslehrkraft, die nur dieses Fach erteilte. Etliche Kinder haben es damals also nicht gelernt, während jüngere sich dem heute freiwillig stellen, das Handarbeiten gerade mal wieder in Mode ist.
Meines Erachtens sind die motorischen Fähigkeiten zu Beginn der Grundschule wirklich andere. Ein Stückweit sicher auch, weil es viele Alternativen gibt und Kinder weit häufiger die Möglichkeit finden, etwas zu umgehen oder sich zu entziehen.
Die krakelige Handschrift, die Sie in der weiterführenden Schule sehen, ist viele Jahre und viele Übungen davon entfernt und hat dann immer auch mit Erwartung und Anspruch zu tun. Schüler (und Lehrer), deren Schrift kaum zu lesen war, hat es früher auch gegeben. Man kann als Lehrkraft durchaus äußern, dass einem das Ergebnis nicht genügt und anderes konsequent einfordern.
Schüler und Lehrer, deren Schrift man schwer entziffern konnte hat es aber nicht in dem Umfang gegeben , wie es heute der Fall ist. Hinzu kommen noch die unterschiedlichsten Arten der Schreibschrift, die ihr übriges zum uneinheitlichen Schriftbild beitragen. So ist die Vereinfachte Ausgangsschrift dem Umstand nach entwickelt worden, weil diese damals ´zum Zeitpunkt ihrer Entstehung , maschinell druckbar war, was aber der bei das Erlernen dann für die Schüler eine Erschwernis war und ist, da die Buchstaben nicht an der Grundlinie beginnen und einzeln dargestellt teilweise als unvollständige Buchstaben erscheinen.
Bei der Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift hat sich Herr Prof. Brügelmann mit seinem Kreis der Getreuen besonders diesen Schrifttyp stark eingesetzt.
Deshalb ist man jetzt bei der Einführung der Grundschrift um so vorsichtiger und zurückhaltender, um ein erneutes Chaos zu vermeiden., denn letztendlich fehlen auch hier valide Studien.
Was denn nun?
Sie schreiben:
“Wenn man eine Schreibschrift und eine Druckschrift gelernt hat, wird man diese lesen können.”
und dann
“Hinzu kommen noch die unterschiedlichsten Arten der Schreibschrift, die ihr übriges zum uneinheitlichen Schriftbild beitragen.”
Sie bemängeln gleichzeitig die Druckschrift als erste Schrift, finden dann wieder, dass es eine Grundlage sein soll.
Sie wollen dass eine verbundene Schreibschrift als solche mit Schreibübungen eingeschliffen wird, kritisieren dann aber doch die Vereinfachte Ausgangsschrift, obwohl diese doch nach der Druckschrift mit vielfältigen Übungen eine verbundene Schrift vermittelt.
Sie betonen, wie viele verschiedene Schrifttypen Sie lesen können und wie hoch die Variabilität im Schriftsystem früher war, kritisieren dann aber unterschiedliche Schrifttypen, die angeblich Chaos verursacht hätten.
Ihre beiden Beiträge von 13.29 Uhr und 15.14 Uhr widersprechen sich in etlichen Punkten.
Meine Beiträge widersprechen sich überhaupt nicht, mit Ausnahme der stilistischen Fehler im zweiten Beitrag !
Das Sie Beiträge kopieren können, stellen Sie immer wieder unter Beweis.
Ich habe bemerkt, dass Schüler der zuerst erlernten Schrift treu bleiben.
Das Schüler beim Erlernen unterschiedlicher Schreibschrifttypen Schwierigkeiten haben die jeweils andere zu erlesen, weiß ich von den betroffenen Schülern.
Das Chaos hat das Umfeld um Herrn Prof. Brügelmann eingeleitet, indem dieser sich vorschnell und ohne valide Untersuchungen für die Vereinfachte Ausgangsschrift einsetzte, die dann in NRW als dominierende Schreibschrift eingeführt wurde. Es bedeutet sehr wohl ein Schreibchaos, wenn in den Bundesländern unterschiedlich Formen einer Schreibschrift existieren.
Außerdem erwartet man in Teilen der weiterführenden Schulen die Anwendung einer Schreibschrift.
Spätestens bei einem Schulwechsel in ein anderes Bundesland wirkt sich das auf die Schüler aus.
Die Fähigkeit der einzelnen Schüler unterschiedliche Schreibformen anzuwenden hat sehr wohl abgenommen. Es werden eben nicht mehr die selben Grundlagen vermittelt, wie zu meiner Schulzeit, in der die Druckschrift beim Lesen Lernen vermittelt wurde.
Palim: “die handwerklichen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten”
Und die Bedienung von Smartphone, Taschenrechner und anderen elektronischen Geräten (auch Spielekonsolen), die schulen alle die Feinmotorik gar nicht? Das wundert mich. Diese Geräte sind doch sehr empfindlich und nehmen jede Fehlbedienung übel. Digitale Kompetenz im Kindergarten, war das nicht schon ein Thema? Dasselbe gilt für Musikinsrumente aller Art. Auch Knöpfe und Reißverschluss, macht das einen großen Unterschied bei der Feinmotorik?
Und das Krakeln beginnt ja schon in der Grundschule, ich sah das bei meinem Sohn. Es wird offenbar nicht mehr beanstandet (früher schon). Letztlich ist das sogar eine Frage der Ästhetik: Wie gestalte ich einen Text, der für andere bestimmt ist? Soll dafür gar kein Bewusstsein geschaffen werden? Man redet immer von “adressatengerechtem Schreiben”, bezieht das aber nie auf die Form und die Schrift.
Cavalieri, das sind alles nur Behauptungen.
Sie sollten sich die Curricula der Grundschule durchlesen, um fachlich fundierter argumentieren zu können. Alles das, was sie aufzählen, ist dort nämlich aufgeführt.
Ob die Lehrkraft Ihres Sohnes seine schlechte Schrift bemängelt hat, ob sie Übungen und Förderung eingesetzt hat, ist für uns nur schwer zu ergründen. Sicherlich haben Sie zahlreiche Gespräche mit ihr darüber geführt und Absprachen getroffen, um gemeinsam eine Verbesserung zu erreichen.
Palim: Curricula habe ich zur Genüge gelesen, aber: Papier ist geduldig. Da stehen allerlei Wunderdinge drin, ich weiß. Schön wär’s ja. Welche Behauptungen soll ich denn aufgestellt haben? Ich habe Fragen gestellt. Was ist mit der Feinmotorik, die von elektronischen Geräten gefordert wird?
Wegen der Handschrift meines Sohnes habe ich mich nicht mit der Schule herumgezankt. Ich habe das hingenommen nach dem Motto: So ist das heutzutage. Man fand das offenbar ganz normal. Er hat sein Abitur ja auch bestanden.
@Palim,
ich staune immer wieder über ihre fehlenden Grundkenntnisse in Verbindung von physiologischer Theorie und deren praktischer Anwendung !
Wozu braucht es beim Erlernen einer Druckschrift guter Fähigkeiten in der Feinmotorik ? Da laufen keine geschwungenen Bewegungsabläufe ab, wenn man diese Keilschrift umsetzt, es handelt sich um überwiegend eckige lateinische Buchstaben.
Wo müssen da Bewegungsabläufe trainiert werden ?
Wenn man eine verbundene Schreibschrift erlernt , dann ist es hingegen von Vorteil, wenn man Bewegungsabläufe der Feinmotorik trainiert, indem man Schleifen und Rundungen einübt, verbundene Buchstaben auf dem Papier und in der Luft geschrieben übt. Es ist nur noch grausam.
Feinmotorik definiert sich Ihrer Meinung nach also allein über die Ausführung einer verbundenen, normierten Schreibschrift.
Druckschrift gelangt von allein auf das Papier.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie wenig Sie die Fähigkeiten von Erstklässlern einschätzen können. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt es zumeist einen Unterschied.
Wann beginnt das Schuljahr in NRW? Gehen Sie hospitieren, um die Realität zu erleben und die Fähigkeiten zu beobachten und angemessen einschätzen und beurteilen zu können.
Stellen Sie Ihre Ideen anhand konkreter Vorschläge oder Unterrichtsentwürfe für die ersten Wochen im voll besetzten ersten Schuljahr hier zur Verfügung, dann können wir alle teilhaben und uns darüber austauschen.
@Palim
Richtig lesen wäre auch schon hilfreich, denn ich schrieb, dass man für die Druckschrift keine ausgeprägten feinmotorischen Bewegungsübungen benötigt !
Übungen für die Entwicklung einer verbundenen Schreibschrift sind hingegen für die Entwicklung einer verbundenen Schreibschrift nötig. Sie verstehen sich auf das Beste ständig andere Deutungen und Ableitungen in die Äußerungen von Personen mit einer gegenteiligen Meinung zu bringen.
Es bedarf keiner neuen Ideen, denn diese haben andere schon zu genüge in die Grundschulpädagogik ohne wissenschaftliche Grundlagen eingebracht, auch wenn Sie das in ihrem langatmigen Bericht anders darzustellen versuchten.
Die heute Achtzigjährigen haben mit der Lateinischen Schreibschrift zu schreiben begonnen. Diese sehr intensive Anwendung dieser standardisierten, verbundenen Schreibschrift unterstützte die Feinmotorik sehr viel mehr als eine Druckschrift dieses vermocht hätte.
Aber Diktate und freie Schreibübungen in Form eigener Aufsätze scheinen aus heutiger Sicht von Teilen der Reformpädagogen als Drill empfunden zu werden.
Das sollte einen aufgeklärten Mitmenschen aber auch nicht weiter stören.
An den Ergebnissen müssen sich schließlich alle messen lassen, und diese sind sprechen eine eindeutige Sprache.
Ich habe geschrieben, dass die zuerst benutze und erlernte Schrift, heute ist es im überwiegenden Falle irgendeine eine Druckschrift, von den Schülern vorwiegend beibehalten wird, und dass eine verbundene Schreibschrift, so man diese fördern wolle, geübt werden müsste.
Diese Übungen finden nicht mehr in dem Maße statt, wie zu meiner Schulzeit, entsprechend beherrscht meine Generation eben alle Schriftarten einschließlich der erlernten Fähigkeit auf einem Computer oder auf dem Handy zu schreiben. Die ältere Generation hat aber zum Teil mit der Schreibmaschine schreiben gelernt und kann zum Teil stenographieren. Die Variabilität im Schriftsystem ist bei der jüngeren Generation deutlich zurückgegangen und das Schriftbild entspricht dem, was Cavalieri oben beschrieben hat. Da ist man dann als Eltern gezwungen selber Schreibeinheiten auszuführen, so man Wert auf die Vermittlung dieser Kenntnisse legt. Ich meine nach wie vor, dass ein wichtiges Kulturgut verloren geht.
Wenn man eine Schreibschrift und eine Druckschrift gelernt hat, wird man diese lesen können.
Es ist schon beschämend, wenn teure Schreibgeräte nur noch für die Anwendung einer Signatur ihre Anwendung finden. Das nenne ich echten Fortschritt und eine erfolgreiche Pädagogik der 68er.
Ich habe zwar über 35 Jahre als Realschullehrerin hinter mir, aber von Grundschule und dem Schreiben lernen keine Ahnung. Deswegen meine wohl ziemlich naive Frage:
Weder ich (Jahrgang 1950) noch meine Schwester (Jahrgang 1959) haben jemals Druckschrift gelernt. Wir haben auf der Schiefertafel (ich) bzw. auf dem Zeichenblock (Schwester) angefangen mit Schwungübungen, dann kamen die llllll und später die oooooo, die mmmmm und iiiii, alles in Schreibschrift. Dann die ersten Wörter. Wir hatten nie das Problem, von einer Schrift in eine andere wechseln zu müssen.
Warum ist das heute so? Warum der Umweg über die Druckschrift? palim, du kannst mir das doch sicher gut erklären 🙂
dto
In diesem Zusammenhang interessiert mich die Meinung von Frau Prasuhn .
In allen Bereichen gibt es Entwicklungen auf Grundlage von Forschung oder Innovation. Das ist auch in der Schule so und dass sich das eine oder andere entwickelt ist m.E. eher der Beobachtung der Lehrkräfte zuzuschreiben.
Das sehe ich auch bei den Schriften so.
Während hier gerne dargestellt wird, dass Brügelmann alles mit seiner Meinung dominiert und beeinflusst, sehe ich, dass Entwicklungen aus unterschiedlichen Richtungen kommen und das einige Lehrkräfte zu etwa derselben Zeit auf gleiche Ideen und Ansätze kommen, wie z.B. auch bei der Betonung der Silbe, die ab 2000 wieder in Lehrmaterialien aufgegriffen wurde und zwar von ganz unterschiedlichen Personen verschiedener Regionen die sich sicherlich gar nicht kannten und nicht voneinander gelesen hatten.
Bei den Schriften sei auf die Entwicklungen in anderen Ländern verwiesen, die sicherlich nicht von Brügelmann vorgegeben wurden.
Zu den Schriften konkret:
Früher wurde gleich zu Beginn Schreibschrift geschrieben. In diese Zeit fällt aber auch, dass der Unterricht an sich ein anderer war, beim Lesen gab es auch damals schon unterschiedliche Ansätze (Lautieren versus Ganzwort).
Durch den Methodenstreit (analytisch versus synthetisch) und die nachfolgende Integration (Ende 70) ergab sich dann, dass die SuS aus ganzen Wörtern die einzelnen Buchstaben bzw. Laute analysieren sollen und gleichzeitig Laute als Grapheme geschrieben zu Wörtern zusammensetzen (Synthese). Das einzelne Segment und die Laut-Buchstaben-Zuordnung bekommt dadurch mehr Gewicht. Beides findet sich in vielen Lehrgängen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.
Offenbar gab es die Erkenntnis, dass es etlichen Kindern schwer fällt, für eine Laut-Buchstaben-Zuordnung gleich 4 Grapheme zu erlernen – jeweils den großen und kleinen Buchstaben der Druckschrift und den der Schreibschrift, wobei gerade bei der Lateinischen Ausgangsschrift einige Buchstaben wirklich unterschiedlich sind, z.B. H, L, S (in Sütterlin noch das B dazu), x – z.T als Schleifen-x geschrieben, b, k, … (das kann man hier nicht abbilden, weil man die Buchstaben in unterschiedlichen Typen schreiben müsste um sie gegenüberzustellen)
Zwischenzeitlich gab es dann Ansätze, dass die Kinder in den Fibeln Schreibschrift lesen sollten (auch Ende 70) und auch Kinderbücher in Schreibschrift wurden angeboten. Man reduzierte also die Grapheme auf die der Schreibschrift. Im Lebensumfeld ist die Schreibschrift als solche aber kaum verbreitet. Früher gab es sicherlich weit mehr Handschriftliches und z.T. Schreibschriften in Werbungen, als Leuchtreklame über Läden etc., aber das war gering gegenüber der Druckschrift, die überall zu lesen war.
Die Entwicklung der Vereinfachten Ausgangsschrift greift die Annäherung an die Druckschrift auf. Zu dieser Zeit wurde aber in vielen Schulen bereits als erstes die Druckschrift genutzt.
Auf jeden Fall stehen bei der Druckschrift die Buchstaben einzeln und sehen immer gleich aus, während sie bei der Schreibschrift miteinander verbunden werden und auch diese Verbindungen gleich beim Schreiben und Lesen geübt werden müssen, um die Schrift entschlüsseln zu können. Auch da hat die VA angesetzt, indem die Übergänge stets von der Mittellinie ausgehen und jeder Buchstabe dort beginnt.
Vor 20 Jahren war es so, dass einige Lehrkräfte in Klasse 1 zeitgleich Druckschrift und Schreibschrift (hier LA/VA) einführten, die Kinder also von Beginn an beide Schriften lernten. Andere machten es zeitversetzt in Klasse 1 … die Schreibschrift wurde um einige Wochen oder Monate versetzt, aber in Klasse 1 begonnen, wieder andere übten zunächst NUR Druckschrift, dabei alle Buchstaben, erst danach wurde – Ende 1 oder ab Klasse 2 die Schreibschrift geübt (letzteres hat sich in meiner Region durchgesetzt).
Dabei ging man dann dazu über, die Reihenfolge der Buchstaben zu verändern und bei der Schreibschrift Buchstaben mit ähnlichem Bewegungsablauf zu Einheiten zusammenzufassen. Da die Druckschrift bereits beherrscht wurde, gab es Übungen, Druckschrift in Schreibschrift zu übertragen. Motorisch war es so, dass die Kinder bereits aus dem 1. Schuljahr schreiben konnten und die Motorik Anfang 2 besser ausgebildet war, sodass ein zügiger Schreiblehrgang in den ersten Wochen der 2. Klasse angeschlossen wurde.
Dahingegen orientiert man sich in Klasse 1 beim Erlernen der Druckschrift weit weniger an ähnlichen Bewegungsabläufen, sondern eher an häufigen Buchstaben – siehe MALIOPE-Programm, das auf einem österreichischen Material basiert und unzählige Fibeln (… quasi das Aussterben des “Fu”-Lehrganges), sodass man schon mit den ersten Buchstaben unterschiedliche Wörter zusammenstellen kann (Lamm, Lama, Mama, Lara, Mara…).
Inzwischen ist es so, dass als Ziel nicht mehr überall das Erlernen der Druckschrift und einer Schreibschrift angesetzt war (ist), sondern letztlich die individuelle Handschrift in den Fokus rückt.
Da viele Erwachsene in ihren Handschriften Druckschrift-Elemente aufzeigen, nimmt die Grundschrift die Druckschrift als Basis und bietet zudem Buchstabenverbindungen an. Es wird also nicht in Klasse 2 eine Ausgangsschrift möglichst exakt eingeübt und bis Ende Klasse 4 formgetreu beibehalten, sondern Bewegungsabläufe in den Blick genommen und über die Jahre verteilt immer wieder an der Handschrift geübt (wie bei anderen Schriften auch). Aus dieser Perspektive heraus wäre die Ausgangsschrift (LA/VA) ein Umweg auf dem Weg zur individuellen Handschrift.
Es bleibt die Aufgabe der ausgebildeten Lehrkräfte, Methoden auszuwählen. Dazu gehört auch, gemeinsam im Kollegium bzw. der Konferenz abzuwägen, welche Schriftarten sie für ihre Schülerschaft und ihren Unterricht auswählen wollen, im Rahmen der per Erlass gesetzten Möglichkeiten, wobei die Druckschrift als erste Schrift festgelegt ist – nicht nur in unserem BL.
„Chaos“ kann ich nicht feststellen, selbst wenn ich Kinder aus anderen Schulen/ Bundesländern mit anderen Schriften in meine Klasse bekomme: In Klasse 1 wird die Schrift erarbeitet, da stellen sich die SuS schnell um. Im Curriculum ist Druckschrift als erste Schrift fest vorgegeben, die wird andernorts auch eingesetzt. In Klasse 2 wird eine verbundene Schrift geübt. In Klasse 3+4 wird erwartet, dass die SuS leserlich schreiben und verschieden Schriftarten bzw. Handschriften lesen können.
@Palim
Die von Ihnen benannten Ideen eines Herrn Prof. Brügelmann sind ohne wissenschaftlich valide Grundlagen in der Grundschulpädagogik implementiert worden !
Er stützte sich auf die praktischen Erfahrungen seines geistesverwandten Reichen, so beschrieb er es in eigenen Aufzeichnungen !
Sein Buch Kinder auf dem Weg zur Schrift wird sich ebenso auf einzelne Fälle in der näheren Verwandtschaft bezogen haben, fand aber großen Anklang in der Grundschulpädagogik, weil dessen Anhänger eine andere Methodik als die althergebrachten Methoden anwenden wollten, um die Schüler zu demokratischen Wesen zu erziehen.
Die Ergebnissen ,des vom Schüler gesteuerten , eigen initiativen Lernens sind aber bescheiden und gerade für die Risikogruppen schädigend in der Vermittlung dieser wichtigen kulturellen Fähigkeiten.
Sie und ihre Anhänger sehen die Entwicklung dieses von Ihnen initiierten und selbst gesteuerten Lernprozesses, ebenso wie die Sprachentwicklung, als natürlichen Vorgang, wie etwa das Erlernen des Gehen Lernens über das Robben und das Krabbeln.
Allerdings greift dort , beim Erlernen des Gehens, sofort die Schwerkraft als korrigierender Faktor bei Fehlern ein.
Sie dagegen lassen Fehler zu, behaupten diese würden sich nicht einschleifen und verfestigen bei der eigenständigen Entwicklung eigener Schreibstrategien der Schüler, erklären diese als Bestandteil eines natürlichen Entwicklungsprozesses, Gliedern die Schriftentwicklung in vier Stufen, die nacheinander durchlaufen werden müssen, lassen Fehler ohne Korrekturen sich verfestigen und einschleifen, und schieben die Verantwortung der weiteren Entwicklung an nachfolgende Lehrer in den weiterführenden Schulen ab.
Sie negieren den Einfluss dieser Gruppe um Brügelmann auf die Entwicklung der Grundschulpädagogik und bezeichnen diese Entwicklung, die über die Pädagogischen Hochschulen und Universitäten in die Grundschulpädagogik Einzug fand, als gemeinsamen Lernprozess der Lehrer im gegenseitigen Austausch.
So eine Deutung habe ich bisher aus keinem anderen Fachbereich vernommen, denn natürlich bestimmen die geistigen Vordenker in den Universitäten die Denkweise nachfolgender Generationen an Berufstätigen !
Chaos ist sehr wohl erkennbar in den Schreib-, Rechen- und Leseleistungen der Abgänger der vierten Klasse, wovon besonders die Risikogruppen betroffen sind, was in allen aktuellen Studien ablesbar ist , von ihrer Seite aber auf das soziale, das sozioökonomische und das sprachliche Umfeld als Hauptursache der Misere abgeschoben wird.
Diese bescheidene Methodik ist keine gute Antwort auf deren Probleme, brauchen diese doch sehr viel mehr Unterstützung als dieses eigen initiative Lernen ihnen eine Hilfe im Lernprozess bieten könnte.
Kinder aus dem Bildungsbürgertum erhalten dagegen hilfreiche Unterstützung, auch wenn das Lernniveau ständig weiter nach unten gedreht wird, und so wird der Abstand beständig größer werden !
“Seither spezialisiert sich das Unternehmen auf Füllfederhalter, die beim Preis bei mehr als 300 Euro anfangen und deutlich über eine Million Euro kosten können.”
Da kann ich nur mit Obelix sagen: “Die spinnen, die Römer”. Den für 1 Million habe ich noch nicht gefunden, aber hier gibt’s eine Luciano Pavarotti Edition für 8300 €, fast ein Schnäppchen und ein geeignetes Geschenk für die Einschulung des Söhnchens eines Golfclub-Mitglieds mit einem Aston Martin in der Garage:
https://www.montblanc.com/de-de/collection/writing-instruments.filter.html?&filters=272501920
Der UNICEF-Füllfederhalter für 8900€ zzgl. Tinte für 35€/50ml tut es auch. Mir persönlich gefallen die niederpreisigen Füllfederhalter (immerhin auch noch mehrere 100€) tendenziell erheblich besser als die hochpreisigen Füllfederhalter ab 1000€. Das ist aber Geschmackssache und in Kreisen, in denen auf solche Statussymbole wert gelegt wird, fühle ich mich überhaupt nicht wohl.
@Ignaz Wrobel
Sie äußerten vorgestern Ihr Interesse an meiner Meinung zur Grundschrift. Um es kurz zu machen: Ich bin mit ihr nicht einverstanden und halte sie für eine Mogelpackung.
In den beiden angegebenen Artikeln kommen meine Bedenken zur Sprache. Deswegen erspare ich mir eigene Ausführungen.
https://www.welt.de/kultur/article136378628/Es-ist-gut-fuers-Gehirn-mit-der-Hand-zu-schreiben.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/anfaengerschrift-wie-man-das-schreiben-verlernt-15526327-p2.html
Die Schulanfänger habe ich in den ersten Wochen zwar auch oft Druckbuchstaben „schreiben“ lassen, was allerdings im Dienst des Lesenlernens stand und mit dem Schreiben nur äußerlich zu tun hatte.
Mir schien oft sinnvoller, dass die Kinder selbst Buchstaben und einfache Wörter aufs Papier „drucken“, anstatt mit vorgefertigten Buchstaben- und Wortkarten zu hantieren. Das erspart Zeit und Unruhe, prägt sich besser ein und kommt obendrein noch der Motorik zugute – wenn auch in weit geringerem Maße als durch Übungen zur verbundenen Handschrift.
Die simple und leicht erlernbare Grundschrift ist verlockend für Lehrkräfte, die auf Selbstbeschäftigung und Selbstlernen setzen – sei es aus Not durch die wachsende Heterogenität ihrer Schüler oder aus ideologischer Überzeugung, die gern aus der Not eine Tugend macht.
Die verbundene Handschrift ist anspruchsvoller. Sie braucht zum Erlernen viel mehr Zeit und Lehrerzuwendung. Das ist der Knackpunkt, den der Grundschulverband im Zuge der „inneren Differenzierung“ ausnützt. Angeblich gibt es für seine Grundschrift ebenso wie beim „Lesen durch Schreiben“ nur Gewinne und keine nennenswerten Verluste. Alles ist ein Kinderspiel, weil die Schüler auf niedriger Ebene eigenständig lernen und Erfolgserlebnisse leicht zu haben sind.
Es fragt sich nur, was diese „Erfolge“ wert sind und welche Einbußen sie kosten.
@Prasuhn
Danke für Ihre klare und unmissverständliche Antwort.
Im Prinzip ist ein verbundene Schreibschrift anspruchsvoller und erfordert so eine mehr direkte Zuwendung an die Schüler und Schülerinnen.
Damit wird die verbundene Schreibschrift zu einem Instrument, dass die Lehrerinnen dazu zwingt, wie zu meiner Grundschulzeit, eine engere Verbindung mit den Schülern einzugehen , sie dazu zwingt mit den Schülern direkt zu arbeiten, so wie es beim Erlernen des Lesen Lernens dies auch erforderlich wäre.
Da wir wissen, dass eine positive emotionale Verbindung zwischen Lehrer und Schülern sich auf die Motivation und das Lernverhalten positiv auswirkt, wären somit der Bleistift für 1 Euro und der konventionelle Füller für 10 Euro, ein willkommenes Bindeglied , diese Bindung herzustellen und die fein-motorischen Fähigkeiten zu schulen.
Nach zu tragen ist aber noch, dass die motorischen Bewegungsabläufe der verbundenen Schreibschrift im neuronal motorischen System zusätzlich abgespeichert werden, und somit eine Vertiefung im nachhaltigen individuellen Lernen bewirken. Derartiges gibt es beim Erlernen einer Druck nicht !
Auch im arabischen Schriftsystem kommt dem motorischen Training samt Feinmotorik eine wichtige Bedeutung zu.
Ein Hassan Brügelalemani hätte in den arabischen Ländern keine Chance bekommen seinen Unsinn auszubreiten .
Danke für die lesenswerten Links zu den Zeitungsartikeln über das Thema verbundene Schreibschrift / Druckschrift mit dem Bezug zu Ausbildungsdefiziten im Bereich der Linguistik und der graphomotorischen Unkenntnissen von Grundschullehrern durch das Studium, sowie dem unseligen Verhalten der Hauptvertreter des Grundschulverbandes bei der Einführung der Grundschrift 2011 und der Abschaffung der Lateinischen Ausgangsschrift 2001.
@AvL
„Der Beitrag – veröffentlicht in Reuter-Liehr (2017)… befasst sich mit der Notwendigkeit einer verbundenen Handschrift in der Legasthenietherapie.“
https://www.lrs-therapie.de/literatur-downloads/aktuelle-beitr%C3%A4ge/
Und nicht nur da bietet eine anspruchsvollere verbundene Schreibschrift Vorteile für das Erlernen von Automatisierungen im Schriftspracherwerb.
Es erfolgt durch eine verbundene Schreibschrift ein besseres Erfassen und Verarbeiten von Lerninhalten durch die stärkere neuronale Aktivierung während des Lernprozesses mit einer Neuverknüpfung neuronaler Verbindungen bei gleichzeitiger stärkerer Aktivierung des Gehirns.
Im Vergleich dazu erfolgt beim bloßen Eintippen in der Computertastatur eine geringere neuronale Aktivierung, Lerninhalte werden schlechter neuronal abgespeichert.
Ein weiterer Vorteil einer verbundenen Schreibschrift ist das aktive Erfassen der Laute und Silben-Einheiten, die sich bekanntlich wiederholen und eine sprachliche, gleich klingende Einheit bilden. b und d sowie p Verwechselungen sind bei der verbundenen Schreibschrift nicht möglich, da diese in der Schulausgangsschrift und der Lateinischen Schrift eindeutig sich unterscheiden.
Die Verbindung ganzer Silben in einem Bewegungsablauf bewirkt bei verbundenen Schreibschriften ein schnelleres Schreiben als eine Druckschrift dies ermöglichen könnte, bei der man sich von einem Graphem zum nächsten durchhangeln muss, die Taktierung in sehr viel kleineren Schritten erfolgt als dies bei der automatisierten Umsetzung von verbundenen Silben als Ganzes möglich ist.
Am Anfang ist das Erlernen einer verbundenen Schreibschrift zwar mit sehr viel mehr Zeitaufwand verbunden, bei dem es aber auch zu einer sehr viel stärkeren neuronalen Aktivierung der kindlichen Gehirne kommt.
Am Ende schreiben die Kinder aber sehr viel schneller und können sich auf ihre eingeübte Automatisierung sicher verlassen.
Was der Grundschulverband dazu sagt interessiert mich inzwischen herzlich wenig ! Dieser beschneidet die Interessen der Risikogruppen und der begabten Schüler ebenso.
Meine Wahrnehmung und Meinung:
Die Grundschrift gehört genauso wie das “Schreiben nach Gehör” zur sog. Erleichterungspädagogik, bei der die Schüler auf möglichst einfachem Weg ihre Lernschritte selbst bestimmen und erarbeiten. Das erleichtert auch den Lehrern die innere Differenzierung des Unterrichts. Sie haben sich mehr und mehr um das geeignete Material zu kümmern, an dem die Schüler eigenständig lernen und möglichst wenig Anleitung und Hilfe brauchen.
Die Erleichterungspädagogik betrifft sowohl die Schüler als auch die Lehrer und passt zur Vorstellung „EINE Schule für ALLE”, die rein äußerlich nur funktionieren kann, wenn den großen Lern- und Leistungsunterschieden unter den Schülern mit möglichst viel eigenständigem Lernen Rechnung getragen wird.
Jedes Kind ist auf seinem Niveau mit passendem Material beschäftigt und ruhig gestellt. Fehler werden nicht mehr so ernst genommen. Sie gehören zum individuellen Lernen und es gibt ja noch nachfolgende Schuljahre, in denen sie korrigiert werden oder auf dem Weg der Selbstheilung verschwinden können. Das ist Zukunftsmusik.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Bildungslandschaft und damit auch die Rolle des Lehrers stark verändert. Aus dem früheren „Lehrmeister“, der ein vergleichsweise hohes Ansehen bei den Eltern genoss, wurde zunehmend ein Spielball von Politik und der sie antreibenden Ideologen und Lobbyverbände. Heute muss der Lehrer den verschiedensten Wünschen, Konstellationen und Zielvorstellungen gerecht werden, die sich zu allem Überfluss auch noch rasch ändern.
Beim Lesen- und Schreibenlernen ist aus dem „Lehrmeister“ weitgehend ein Animateur geworden, der eigenständiges Lernen fördert und den dafür notwendigen Materialaufwand betreibt. Seine einstige Rolle als Lehrer ist erschwert und beschränkt – auch durch die aufgeblähten Bürokratieaufgaben wie Lernprotokolle führen und Lernberichte schreiben, die beeindruckende Akten füllen, den Schülern aber wenig bringen.
Für mich steht außer Frage, dass die Kulturtechniken unter der Bildungspolitik und dem mächtigen Einfluss des Grundschulverbandes gelitten haben. Lesen und Schreiben immer mehr zu einem Selbstlernprozess zu machen, kann nicht ohne Fehler und Niveauverlust funktionieren.
Nur das Geschäft mit Selbstlernmaterial kann blühen und gedeihen.
Zur Erleichterungspädagogik:
Was man mühelos erreicht, ist nicht der Mühe wert, erreicht zu werden.
Sophokles. (496 – 405/6 v. Chr.),
Das bestätigt auch die Sozialpsychologie, wonach wir Tätigkeiten stärker schätzen und höher bewerten, für die wir mehr tun müssen. Es heißt, wir sagten uns unbewusst, das müsse ja etwas sehr Wichtiges sein, dass wir diesen Aufwand auf uns nehmen.
Was bleibt den Lehrern denn anderes übrig als mitzumachen und den Schülern angesichts ihrer ausufernden Heterogenität immer mehr Material zum eigenständigen Lernen bereitzustellen?
Fragwürdig wird’s nur, wenn sie dabei mitmachen, dieses notgedrungene Selbstlernen als fortschrittliche und bessere Pädagogik zu verkaufen.
Liebe Frau Prasuhn,
ganz herzlichen Dank für Ihre offenen Worte, mit denen Sie die gegenwärtige Situation und die daraus resultierenden Konsequenzen aus meiner Sicht punktgenau zusammenfassen.
Danke
Es ist absolut unprofessionell, wie hier stets verschiedene Themenbereiche miteinander verwoben werden.
Immer wieder wird von mehreren Kommentatoren hier unterstellt, dass bestimmte Methoden und Sozialformen sowie Unterrichts- und Klassenführung miteinander einher gehen und untrennbar zusammengehören.
– Der Einsatz von Druckschift im 1. Schuljahr beinhaltet nicht, dass keinerlei Schreiberziehung stattfindet.
– Der Einsatz anderer Schreibgeräte beinhaltet nicht, dass keinerlei Schreiberziehung stattfindet.
– Der Einsatz der Grundschrift, über die der Übergang zu einer verbundenen Handschrift erfolgt, beinhaltet nicht, dass die Kinder machen, was sie wollen. Er beinhaltet auch nicht, dass keinerlei Schreiberziehung oder Schreibübung erfolgt.
– Der Einsatz der Grundschrift bedeutet nicht, dass die Kinder alles selbst erarbeiten müssen.
– Die Abkehr von Unterrichtsformen aus den 50er und 60er Jahren beinhaltet nicht, dass Laissez-faire den Unterricht bestimmt.
– Die Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen beinhaltet nicht, dass man die Kinder sich selbst überlässt.
Es ist Vielfältiges im Unterricht möglich.
Man kann mit einer Fibel arbeiten UND mit der Grundschrift.
Man kann mit dem Spracherfahrungsansatz arbeiten UND mit der Lateinischen Ausgangsschrift.
Man kann mit dem Bleistift schreiben üben UND mit dem Füller.
Man kann individuelle Aufgabenformate wählen UND die Kinder dabei unterstützen und anleiten.
Man kann individuelle Aufgabenformate wählen UND seine Klasse eng führen.
…
Alles Mögliche kann miteinander kombiniert sein und kombiniert werden!
…
Dieses Schwarz-Weiß-Gemale von Menschen, die NIE im Klassenraum stehen und NIE eine heutige Klasse alphabetisieren hat mit Unterrichten, mit Diagnostizieren und Fördern schlichtweg gar nichts zu tun!
Es ist so, als würde der Arzt IMMER genau EIN Medikament verordnen, ohne sich überhaupt die Mühe einer genauen Diagnose zu machen, weil der Pharmareferent es ihm vor Jahren empfohlen hat.
In der Werkstatt wird beim Auto IMMER der Luftfilter gewechselt – das hat ja in den 50ern auch gepasst, Moderne Fehlerauslese? Wer braucht das schon! Neue Antriebsarten ohne Luftfilter? Alles Quatsch.
Das eigentliche Thema war das Schreiben und die feinmotorischen Fähigkeiten heutiger Kinder.
“«Es lässt sich schon feststellen, dass sich die feinmotorischen Fähigkeiten bei Kindern verändert haben», sagt Beate Oblau, Geschäftsführerin bei Lamy.”
Ja, lässt sich. Das stellen auch Lehrkräfte fest.
Es sind aber u.a. die Hersteller von Schreibgeräten, die neue Formate anbieten und bewerben, einschließlich Apps zum Erlernen der Schreibrichtung von Buchstaben.
Wären die Schulen digital ausgestattet, könnten die Firmen jammern, dass keiner mehr Füller kauft und Institute für entsprechende Studien bezahlten, oder sie könnten ihre Umsatzsteigerung anpreisen, weil die App gewinnbringend eingesetzt wurde.
Ihrer Eingangsbemerkung kann ich nicht zustimmen. Themenbereiche sind nun mal miteinander verwoben und eine isolierte Betrachtung greift oft zu kurz.
Ich finde auch nicht, dass andere Kommentatoren Schwarz-Weiß-Malerei betrieben haben. Erst durch Ihre Deutungen wird daraus ein solcher Kontrast.
Die Eingangsbemerkung wird nachfolgend erläutert.
Vielleicht sollten Sie den Rest auch lesen,
dann erkennen Sie in den anderen Beiträgen samt zitierter Zeitungsartikel auch die häufige Unterstellung, der Einsatz von Grundschrift ginge einher mit mangelnder Klassenführung, mangelnder Anleitung und der Vernachlässigung des Leistungsprinzips.
Sie unterstellen, dass Kritiker der Grundschrift, nie in einer Klasse gestanden haben !
Diese Behauptung stimmt so nicht, denn fast alle hier sind aktive oder ehemalige Lehrer.
Und auch den betroffenen Eltern steht selbstverständlich, als Vertreter ihrer Kinder, ein Recht auf eine sachliche Kritik zu, die auf der Grundlage wissenschaftliche Untersuchungen, auch berechtigt ist.
Es ist eben nun mal so, dass die Lateinische Ausgangsschrift in NRW und anderswo ohne valide Untersuchungen, 2001 abgeschafft wurde und andererseits die Grundschrift 2011 nachfolgend von ihrem Verband massiv beworben wurde und ihre Anwendung fand, ohne dass valide, begleitende Studien durchgeführt wurden.
Die Grundschrift enstammt der Idee, dass Schüler selbstständig ihre eigene Handschrift individuell aus einer abgewandelten lateinischen Druckschrift entwickeln könnten, und das bedeutet das die Probe gleich zum Ernstfall wurde. Und das soll man so einfach hinnehmen, weil man uns glauben machen wollte, dass es funktioniert. Derartige Vorgehensweisen wären im Bereich der Medizin undenkbar, aber auf dem Rücken von Kindern scheint eine derartige Vorgehensweise usus geworden zu sein.
Alle bisherigen Reformen im Schriftspracherwerb liefen bisher unter der Prämisse ab, es den Schülern möglichst einfach zu gestalten, damit diese sich selbst das Rüstzeug für den Schriftverkehr selbstgesteuert beibringen können.
Das geht natürlich mit Fehlern einher, die sich angeblich gar nicht einschleifen, was aber wiederum den Ergebnissen der seriösen Hirnforschung (Manfred Spitzer,Güntürkün) widerspricht.
Es ist auch zu beobachten, dass ausgehend von den Grundschulen, das schülergesteuerte eigeninitiative Lernen in Verbindung mit einem materialzentrierten Lernen seinen Ausgang nahm und sich zunehmend weiter ausbreitete.
Der Lehrer wird zum Lernbegleiter, der sich zunehmend mehr um die Beschaffung eines individuell ausgerichteten Materials zu kümmern hat und zunehmend mehr in administrative Aufgaben eingebunden wird, die dem Schüler direkt nicht weiterhelfen.
Und nachtragend möchte ich bezogen auf Herrn Prof. Brügelmann noch bemerken, dass dieser noch nicht einmal eine Ausbildung zum Grundschullehrer hat ,die Uni Konstanz hat zum Zeitpunkt seines Fernstudiums nur Gymnasiallehrer ausgebildet, und seine Methoden nur aus einer theoretischen Perspektive betrachtet, entwickeln konnte, da er wohl nie selbst eine Schulklasse unterrichtet hat.
Ich sollte mich zwar bei Grundschulfragen zurückhalten, aber mir leuchtet doch ein, was ich an Zitaten bei Wikipedia zum Thema “Grundschrift” lese:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grundschrift
Einige Kritiker wenden nämlich ein:
“Es werde verkannt, “dass die jeweils 26 Groß- und Kleinbuchstaben unseres Alphabets (+ ß) eine schreibmotorische Systematik enthalten, die das Kind sich eben nicht selbst erschließen kann.” ”
“… vertritt die Ansicht, “dass Kinder sich das Schreiben nicht selbst beibringen können.” Die Grundschrift einzuführen bedeute die Schreibschrift abzuschaffen. Das setze “leichtfertig eine Kulturtechnik aufs Spiel …” ”
“Die Grundschrift ist eine modulare Schrift, das bedeutet die Buchstaben werden nebeneinander gesetzt.”
Wenn ich mir das kleine “k” in dem Beispiel rechts oben ansehe, dann kann ich nur konstatieren: um das zu schreiben, wird man wohl normalerweise mehrmals den Stift neu ansetzen, evtl. dreimal. Bei der Version, die ich mal gelernt habe, setzt man nicht ab, sondern schreibt das “k” zusammenhängend in einer Schleife. Aber auch die will geübt sein, damit sie nicht verrutscht! Für die meisten Großbuchstaben scheint das erst recht zu gelten. Von alleine wird sich eher ein “Krakeln” einstellen, fürchte ich, dem man dann gegensteuern müsste. Das gilt besonders für diejenigen, die ohnehin zu Unsorgfalt neigen. Das Nichtabsetzen galt früher sogar als Tugend, wenn ich mich recht erinnere. Erst nach Ende eines Wortes pflegte man die Punkte auf i und j und über den Umlauten zu setzen. Konsequent durchzuhalten war das natürlich nicht, es war eine Richtschnur.
@Cavalieri
Nein , Sie und andere sind herzlich eingeladen hier sachbezogen mit zu diskutieren.
Es steht aber nirgendwo, dass die Buchstaben der Grundschrift als erste Schrift von den SuS selbst erschlossen werden müssen.
Die Buchstaben können ebenso wie bei anderen Schriften von der Lehrkraft gezeigt und in Übungen nach und nach trainiert werden.
Der Übergang zur Schreibschrift ist dann der 2. Schritt, der häufig erst im 2. Schuljahr erfolgt, nachdem die Druckschrift erlernt wurde.
Während in einigen Klassen eine verbundene Ausgangsschrift als sozusagen 2. Schrift ebenso Schritt für Schritt oder individuell erschlossen und trainiert wird,
kann man bei der Grundschrift ebenso vorgehen oder den Ansatz wählen, unterschiedliche Verbindungen zwischen den Buchstaben vorzugeben
oder die Kinder selbst das Verbinden ausprobieren zu lassen, sodass sich nach und nach eine verbundene Schrift entwickelt auf Grundlage der Grundformen der Grundschrift.
Die Kompetenzen/ Kenntnisse/ Fertigkeiten sind in den Bildungsstandards der KMK bundesweit vorgegeben:
Ende Klasse 2:
“Die Schülerinnen und Schüler schreiben in einer formklaren, gut lesbaren Schrift.”
“… schreiben die Druckschrift als Ausgangsschrift und
kennen eine verbundene Schrift”
Ende Klasse 4:
“”Die Schülerinnen und Schüler schreiben flüssig eine gut lesbare Handschrift.”
“… schreiben in einer zunehmend automatisierten und
individualisierten Handschrift”
Das Nichtabsetzen wird unterschiedlich beurteilt. Es gab Zeiten, in denen ohne Absetzen genau auf dem ersten Strich zurückgesetzt werden musste, sodass ein Deckstrich entstand, bevor der Buchstabe beendet und ein neuer begonnen werden konnte. Eben diese Deckstriche und die damit verbundenen Richtungswechsel waren aber auch umstritten. Die Lateinische Ausgangsschrift hat mehr Deckstriche, die Vereinfachte Ausgangsschrift kommt mit weniger aus.
Wenn ich diese Schriften hier sehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Schreibschrift
dann frage ich mich als Laie, wieso wir seit 1915 (Einführung der Sütterlinschrift in Preußen) im Schnitt etwa alle 10 Jahre eine andere Schreibschrift benötigten (da gibt’s etwa 10 Schriften, wobei die auf den 1950er Jahren in der DDR und in der Bundesrepublik praktisch identisch sind, eine gesamtdeutsche Besonderheit).
Man will ständig reformieren und verändern mit dem Resultat, dass ständig (d.h. über längere Zeiträume) die älteren Lehrer eine andere Schreibschrift gewohnt sind als die jüngeren, ja dass das sogar für die Kinder unterschiedlicher Jahrgänge zutreffen kann. Wozu das ganze? Vielleicht haben wir bald in jedem Bundesland eine andere Schreibschrift, und manches wird sie ganz abschaffen wie Finnland. Ob das alles wirklich gut ist? Hier deutet sich das Chaos schon an (Tabelle der Bundesländer):
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgangsschrift
Vom Ästhetischen finde ich eigentlich die lateinische Ausgangsschrift am besten, weil sie (maßvoll) rund ist, verbundenes Schreiben nicht nur erlaubt, sondern nahelegt und andererseits eine gewisse Klarheit und Lesbarkeit ausstrahlt, selbst wenn nicht perfekt geschrieben wird (Textbeispiel hier):
http://www.schulkrempel.de/Eltern/VA3.pdf
Bei der deutschen Sütterlinschrift (Textbeispiel im obigen Link) kann ich das so nicht finden. Bei ihr ähneln sich zu viele Buchstaben (e, m, n, r, u), was die Lesbarkeit erschwert, wenn nicht sehr präzise geschrieben wird (da habe ich leidvolle Erfahrungen mit alten Briefen aus der Verwandtschaft). Die allerneuesten Schriften scheinen mir immer mehr in Richtung Druckschrift zu tendieren. Aber war die nicht für den Druck gedacht?
Und was haben all diese Reformen nachweislich gebracht? Hat sich was verbessert?
@Palim vom 26. August 2018 um 22:12
Wenn „mangelnde Klassenführung, mangelnde Anleitung und die Vernachlässigung des Leistungsprinzips“ nur Unterstellungen sind, wie erklären Sie sich dann die abgesunkenen Schülerleistungen von Viertklässlern in den Kulturtechniken und die zunehmende Spreizung zwischen gut und schlecht? Offensichtlich geht der Selbstlern-Trend doch vor allem zu Lasten leistungsschwacher Schüler, die damit schlechter klarkommen als Schüler aus sog. bildungsnahen Elternhäusern.
Außerdem fordern Sie an anderer Stelle immer wieder mehr personelle Hilfe für die Lehrer. Wozu aber braucht es mehr Personal, wenn nicht gerade für mehr Aufsicht, Anleitung und Zuwendung?
Es ist ein Widerspruch, wenn Sie einerseits von Unterstellungen reden, andererseits aber mehr Personal fordern für die Behebung von Mängeln auch im Bereich „Klassenführung, Anleitung und Leistungsprinzip“. Wo Mängel nur Einbildung und Dichtung sind, braucht es kein Zusatzpersonal.
Schließlich noch zur Grundschrift, an der Sie zu Beginn Ihres Kommentars die Unterstellungen festmachen: Der Grundschulverband wirbt für seine Schrift u.a. mit dem individuell selbstbestimmten Lernweg, der ebenso wie die Methode „Lesen durch Schreiben“ das Lesen- und Schreibenlernen leichter, natürlicher und sogar besser machen soll. Einmischungen des Lehrers oder der Eltern gelten nur als begrenzt sinnvoll, oftmals sogar als hinderlich und kontraproduktiv.
Handelt es sich auch hier um üble Nachrede, wenn von „mangelnder Klassenführung, mangelnder Anleitung und der Vernachlässigung des Leistungsprinzips“ die Rede ist? Meiner Meinung nach nicht. Vielmehr werden Mängel zu Stärken gemacht und Kritiker zu Fortschrittsfeinden.
@ U. Prasuhn
“Wenn „mangelnde Klassenführung, mangelnde Anleitung und die Vernachlässigung des Leistungsprinzips“ nur Unterstellungen sind, wie erklären Sie sich dann die abgesunkenen Schülerleistungen von Viertklässlern in den Kulturtechniken und die zunehmende Spreizung zwischen gut und schlecht?”
Sie sind also der Meinung, die schlechteren Ergebnisse seien auf die schlechte Klassenführung, mangelnde Anleitung und Vernachlässigung des Leistungsprinzips zurückzuführen.
Damit geben Sie die Verantwortung dafür allein in die Hand der Lehrkraft. Bedingungen in Schulen und Lernausgangslage der Schüler, Unterstützung durch Elternhaus sowie die überbordenden zusätzlichen Aufgaben der Lehrkräfte bei ihrer Arbeit (Bürokratie) oder Lehrermangel zählen nicht.
„Offensichtlich geht der Selbstlern-Trend doch vor allem zu Lasten leistungsschwacher Schüler, die damit schlechter klarkommen als Schüler aus sog. bildungsnahen Elternhäusern.“
Ich kann nicht erkennen, wo das so dermaßen offensichtlich wird. Haben Sie Studien zur Hand, die Sie zitieren können?
Leistungen verändern sich in vielen Schulen in vielen (Bundes-)ländern. Der Zusammenhang, dass diese Schüler alle auf Grund eingesetzter Selbstlern-Methoden leistungsschwach werden, ist nicht belegt und damit eine Mutmaßung.
„Außerdem fordern Sie an anderer Stelle immer wieder mehr personelle Hilfe für die Lehrer. …Wo Mängel nur Einbildung und Dichtung sind, braucht es kein Zusatzpersonal. „
Gut. Ich brauche Zusatzpersonal an der Stelle, wo die Lernausgangslage tatsächlich so miserabel ist, dass Förderung zwingend notwendig ist. Dies ist weder Einbildung noch Dichtung, sondern z.B. aus den Berichten der Schulärztin deutlich abzulesen, die ihre Kreuze bei Grobmotorik, Feinmotorik, Visuomotorik, Hören, Sehen etc. setzt. Weitere Berichte finden sich immer wieder in den Medien (z.B. https://www.news4teachers.de/2017/09/ein-drittel-aller-schulanfaenger-mit-sprachproblemen-logopaeden-kritisieren-kinderaerzte-und-fordern-fruehere-therapien/)
Auch hätte ich gerne für die Schüler Hilfe, die nicht aus „sog. bildungsnahen Elternhäusern“ kommen, denen nachmittags keiner bei den Aufgaben hilft, die ihre Kindheit nahe der Verwahrlosung erleben.
Wieder weichen Sie vom Thema “Schrift” ab und verknüpfen das Thema mit Individualisierung und Klassenführung. Aber da ja einige meinen, alles gehöre zusammen, und die Schrift als solche nicht losgelöst betrachten können, will ich das auch einmal versuchen:
Der Unterricht zur Lateinischen Ausgangsschrift wurde ebenfalls nie wissenschaftlich evaluiert, die Schrift als solche auch nicht. Die ist in sehr enger Anlehnung an die Deutsche Normalschrift von 1941 entwickelt, die die „Schwabacher Judenlettern“ ablösen sollte, gleichzeitig aber auch eine Angleichung an die Lateinischen Schriften des europäischen Auslandes bedeutete.
Man könnte fast meinen, Peter Petersen habe diese Schrift im Unterricht eingesetzt, aber er war viel früher und nur wenige Jahre als Lehrer an Schulen tätig und hatte offensichtlich als Oberlehrer am Gymnasium nicht mit Erstklässlern und ihrem Erlernen des Schreibens zu tun.
Sehen wir uns den Unterricht zur Lateinischen Ausgangsschrift an:
a) Es ist möglich, die Lateinische Ausgangsschrift Schritt für Schritt einzuführen und Buchstabe für Buchstabe die Schreibrichtung zu trainieren, die Verbindungen zu üben und daran gemeinsam mit allen Kindern im Gleichschritt zu arbeiten. Wurden früher Schreibhefte mit einfachen bunten Linien eingesetzt, in die jeder Schüler gummierte Buchstaben einklebte, gibt es heute Hefte mit farbigem Hintergrund, in die die Buchstaben eingeklebt oder von der Lehrkraft vorgeschrieben werden können. Auch ist es möglich, die Übungen auf eine Seite zu schreiben – per Hand oder PC – und die Vorlage in Klassenstärke zu kopieren.
Das kann man machen und kann dann auch die Förderung der Kinder, die dem nicht schritthalten anderweitig organisieren oder
a2) Förderung einfach sein lassen. Geht beides.
b) Es gibt aber ebenso Arbeitshefte als “Lehrgang” die Seite für Seite abgearbeitet werden, bei jedem Lehrwerk sowie lehrwerksunabhängig. Diese Hefte kann man anschaffen lassen und gemeinsam mit den Kindern im gleichen Tempo Seite für Seite durcharbeiten. Mit klarer Angabe, dass alle Kinder zur gleichen Zeit auf der gleichen Seite schreiben.
c) Auch kann man die Hefte anschaffen lassen und die Kinder arbeiten dann selbstständig im eigenen Tempo in diesen Heften an den immer ähnlichen Schreibübungen, nachdem die ersten Seiten zur Einführung und Erläuterung gemeinsam betrachtet und genutzt wurden.
d) Zudem gibt es eine Menge weiteres Material hierzu, z.B. Karteien, die eine Reihenfolge vorgeben und abgearbeitet werden
d2) oder bei denen die SuS eine eigene Reihenfolge finden und die differenzierten Schreibübungen ausführen, die das Nachahmen der Buchstaben, Üben von Buchstabenverbindungen sowie Übertragen von Wörtern, Sätzen oder Texten aus der Druckschrift (sie können ja bereits lesen) in die Schreibschrift verlangen.
An welcher Stelle ist nun die Schrift selbst mit einer dieser Vorgehensweisen verknüpft?
An keiner. Die Schrift selbst gibt keine Methode vor.
Es kann mit und ohne Anleitung gearbeitet werden, mit enger Kontrolle oder ohne, mit enger Unterrichtsführung oder ohne, mit individuellem, selbstbestimmtem Lernweg oder ohne und tatsächlich gibt es auch noch Möglichkeiten zwischen Schwarz und Weiß, indem man z.B. nach a) vorgeht, aber d2) als Differenzierung nutzt oder c) einsetzt, dabei aber besondere Schwierigkeiten in Kleingruppen oder der gesamten Klasse aufgreift.
Die von Frau Prasuhn gewählte Darstellung ist einleuchtend und klar formuliert.
Sie stellt die Verknüpfung der Grundschrift mit der von ihren Initiatoren , Brügelmann, Brinkmann, Hecker und Barnitzki, so gewollte Methodik des selbstbestimmten Lernwegs der Schüler heraus, ist gut nachvollziehbar und beschreibt sehr genau den Zusammenhang zwischen dem Bildungserfolg von Kindern aus dem Bildungsbürgertum bzw. dem Scheitern der Risikogruppen unter der Enwirkung der selbst gesteuerten Lernwege.
Die Grundschrift dient als ein Vehikel des selbst bestimmten Lernens der Schüler und führt, eben wie LDS/Spracherfahrungsansatz im materialzentrierten Lernen, zu stark Fehler behafteten und eingeschränkten Schreibfähigkeiten, sowie großen Defiziten im Text- und Leseverständnis der Risikoschüler.
Kinder aus dem Bildungsbürgertum bringen deutlich bessere Vorraussetzungen von Hause aus mit, und diese werden noch zusätzlich, gegen den pädagogischen Mainstream, mit altherkömmlichen Methoden von deren Eltern gefördert und unterstützt.
Da helfen auch keine Aufschreie gegen sozioökonomische Ungleichheiten als vermeindliche Ursache für das Scheitern der Risikoschüler, denn der Umgang mit diesen macht den Unterschied im Erfolg der Vermittlung dieser wichtigen Kulturtechniken aus.
Einprogrammierte Fehler im Lernprozess des Schriftspracherwerbs und eine fehlende Leseautomatisierung im Langzeitgedächtnis erschweren und behindern eine weitere Automatisierung auf höherer Ebene.
Sie setzen
Grundschrift =
selbstbestimmtes Lernen der Schüler =
LDS/Spracherfahrungsansatz =
materialzentrierten Lernen.
Ebenso ist es mit jeder anderen Ausgangsschrift/ Schrift möglich,
– selbstbestimmt lernen zu lassen, denn das ist ein methodischer Ansatz bzw. ein Unterrichtsprinzip, sofern dies durchgängig erfolgt.
– den Spracherfahrungsansatz einzusetzen, denn da geht es um eine Möglichkeit des Vorgehens beim Erschließen des Lautsystems,
– materialzentriert zu lernen, denn auch das ist methodisch begründet und lässt sich auf vielfältigste Themen übertragen.
Die Ausgangsschrift selbst gibt den Unterricht nicht vor!
Ebenso könnte man meinen, dass Unterricht über Seehunden immer frontal, zum Alphabet immer singend und zum Häkeln nur selbsterforschend gelingen würde.
@Palim
Lustige Deutungen und Interpretationen über das Gesagte anderer bin ich von Ihnen schon gewohnt.
Bestreiten Sie die im Grundschulverband von den Damen und Herren Brügelmann, Brinkmann, Hecker und Barnitzki dominierten Positionen zur Grundschulpädagogik , wonach Kinder sich weitgehend selbstbestimmt den Weg zur Schrift und zum Lesen erarbeiten sollen ?
Und stammen die Methoden nicht von den ersten Beiden und werden von diesen gegenüber der KM-Konferenz und der Öffentlichkeit vertreten ?
Wo wurden die Methoden und Arbeitsmittel von uns gleichgesetzt, wenn diese zu den Vehikeln einer anderen, dem Kind viel zu früh aufgezwungen Selbstständigkeit dienen und diese in großen Teilen überfordern, was von den Erfindern auch so in Kauf genommen wird ?
Aus der Grundschrift sollen laut Grundschulverband die Schüler eigenständig und selbstbestimmt eine eigene Handschrift entwickeln.
Mit LDS/ Spracherfahrungsansatz sollen sich die Schüler weitgehend selbstständig die Fähigkeiten zum Lesen und Schreiben erarbeiten.
Und Sie als Lehrer sollen den Schülern die individuell zusammengestellten Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen.
Ihre Funktion besteht, bei einer zunehmend heterogener zusammengesetzten Schülerschaft darin, als Lernbegleiter die Schüler mit den individuell zugeschnittenen Materialien vertraut zu machen, teilweise Hilfestellung zu geben, Beurteilungen und Lernstanderhebungen zu erstellen und ständig neue Ideen aus den Kultusministerien umzusetzen. Na, dann mal viel Spaß bei der Lernbegleitung.
Schöne neue Welt, und wundern Sie sich nicht, wenn die Risikokinder bei dieser Art von “Unterricht” untergehen.
Es sind die schlechtesten Didaktiker in der deutschen Geschichte, die diese Pädagogik hervorgebracht haben !
Wie sehen Sie diese von Ihnen im Lernen begleiteten Kinder ?
Sind das alles kleine Erwachsene, die man im Sinne der leitenden Funktionäre des Grundschulverbandes zu einer Selbstständigkeit zwingen kann, obwohl Sie selbst beklagen, dass deren motorische Fähigkeiten, so von Ihnen und anderen selbst so wahrgenommen werden, immer schlechter sich entwickeln, und Sie aber dennoch auf dem selbst gesteuerten Lernprinzip bestehen , obwohl diese durch eine mediale Übersteuerung immer weniger dazu in der Lage sind, diese gesteckten Ziele zu erreichen.
Das muss es doch bei einer zunehmend heterogener werdenden Schülerschaft zunehmend schwieriger werden, die eigenen Ziele einer bildungsgerechten Gesellschaft umzusetzen, da Sie doch eigentliche denen im gemeinsamen Miteinander etwas vermitteln wollen.
Statt dessen gibt es dann Gruppenarbeit, bei der die “Schwachen von den Starken” lernen, tun diese aber nicht. Sie werden mehr und mehr zum administrativen Lernbegleiter; und einen derartigen Job möchte kein angehender Lehrer ausführen, denn die wollen mit den Schülern arbeiten, und nicht im Sinne des Grundschulverbandes nur begleitend tätig werden.
Ich habe jetzt selbst einmal nachgelesen. Der Grundschulverband zählt Argumente für die Grundschrift auf, u.a. dass die “Kinder in ihrer unterschiedlichen Entwicklung unterstützt werden”.
Ich habe auch einmal in der 1. Klasse unterrichtet. Grundsätzlich kann man eine Schrift immer im “Gleichschritt” nacheinander einführen. Was soll an der Grundschrift anders sein? Daducrh, dass sie einfacher ist, bietet sich die Grundschrift an, die Kinder auch individuell arbeiten zu lassen, was bei den schwierigeren Schriften nicht geht. Doch wer das nicht will, macht das auf dem gleichschrittigen Weg.
Ich selbst stehe der Grundschrift auch skeptisch gegenüber, doch mir sind, bevor ich mir ein Urteil darüber erlauben kann, Erfahrungen von den Leuten, die mit der Grundschrift arbeiten, wichtig. Dann erst kann man bewerten.
Sehr interessant wäre für mich auch eine Untersuchung der Gehirnforschung: Gibt es Unterschiede, wenn jemand eine verbundene oder eine abgesetzte Schrift schreibt? Werden durch die Vor- und Rückwärtsbewegungen von manchen verbundenen Schriften die rechte und linke Gehirnhälften aktiviert? Bisher konnte ich nirgendwo etwas darüber lesen.
Weiterhin: Wirkt die Grundschrift der Verkrampfung der Hand entgegen und wird somit lieber geschrieben? Auf der Seite des Grundschulverbandes gibt es da eine Forschermeinung, die so etwas ausführt. Gewinnt man durch die Grundschrift ein leserliches Schriftbild?
Diese Fragen sollten erst einmal neutral mit Hintergrundserfahrungen und Forschungssequenzen beantwortet werden. Für mich ist das bisher aber noch viel zu unerforscht.
Ja, die Schrift ist eine Vereinfachung. Aber was für Lösungen gibt es, wenn die feinmotorischen Voraussetzungen bei der Einschulung immer mieser werden? Das beobachten auch meine Erstklasskolleginnen.
@ysnp
Sie interessieren sich für die Gehirnforschung und die Frage “Gibt es Unterschiede, wenn jemand eine verbundene oder eine abgesetzte Schrift schreibt?”
Ich bin den weiter oben angegebenen Links nachgegangen, die dazu einiges sagen.
https://www.welt.de/kultur/article136378628/Es-ist-gut-fuers-Gehirn-mit-der-Hand-zu-schreiben.html
Bei diesem Link lohnt es sich, die erste PDF-Datei zu öffnen.
https://www.lrs-therapie.de/literatur-downloads/aktuelle-beitr%C3%A4ge/
@Palim
Frau Prasuhn ist sichtlich und sachlich auf Ihren Kommentar vom 26. August 2018 um 22:12 eingegangen. Wenn die Antwort nicht gefällt, ist das doch kein Grund, ihr ein Abweichen vom Thema “Schrift” vorzuwerfen.
Gehören Antworten nicht zu Diskussionen? Es stellt sich außerdem die Frage, inwieweit Sie nicht bereits selbst vom Thema abgewichen sind, wenn Sie Frau Prasuhns Antwort auf Ihren Beitrag als themenverfehlt kritisieren.
“Sie weichen vom Thema ab” kommt mir (ehrlich gesagt) oft wie eine hilflose Zurechtweisung vor, wenn die Argumete ausgehen oder nicht mehr verfangen.
@Palim
Mit dem Vergleich der Lateinischen Schrift und Vereinfachten Ausgangsschrift hat sich wissenschaftlich Herr Prof. Topsch (Uni Oldenburg) in seinem Buch “Die Vereinfachte Ausgangsschrift, das Ende einer Legende” sehr ausgiebig beschäftigt, ebenso wie eine Professorin der Uni Regensburg.
Die Schriftbilder bei Schülern, die die Vereinfachte Ausgangsschrift lernten, sind sehr hakelig, krakelig schlecht lesbar. Das hängt mit der ungenau ausgeführten Umsetzung der Aufstrich- und Verbindungslinien zusammen, die von vielen Schülern nur flüchtig ausgeführt werden. Hinzu kommt, dass die Buchstaben an der Mittellinie aufgehängt sind, die in Schreibheften ab der vierten Klasse nicht mehr vorhanden sind.
Die Lateinische Schrift ist dagegen an der Grundlinie aufgehängt, dort setzen schließlich alle kleinen Buchstaben an, sie sind vollständig ohne Verbindungsstriche, haben vielfach gleiche Grundelemente im Buchstaben und ergeben ein deutlich lesbareres Schriftbild.
Mir leuchtet das ein. Die vereinfachte Ausgangsschrift (die ich vorher so gar nicht kannte) hat mich gleich irritiert wegen der seltsamen Aufstriche am Ende (!) eines jeden Buchstabens. Wer bekommt die wohl präzise hin? Bei der lateinischen Ausgangsschrift gab es Aufstriche am Anfang von Buchstaben (falls sinnvoll), z.B. bei “a”, “c”, “d”, “q” usw., vielleicht damit man auf der Grundlinie beginnen sollte.
Ist denn der Grad an “Krakeligkeit” der Schülerschriften wissenschaftlich partout nicht objektiv erfassbar? Eigentlich müsste das möglich sein, auch für den Grundschulverband. Oder ist auch das jetzt eine Glaubensfrage geworden? Der eine findet schön, was der andere krakelig findet?
@Cavalieri
Prof. Wilhelm Topsch wies 1996 in seiner Arbeit “Das Ende einer Legende” nach, dass zur Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift, einzig die von seinem Erfinder Heinrich Grünewald an ca. 2 x 120 Schülern durchgeführten Vergleichsuntersuchungen, als wissenschaftliche Grundlage zu deren Einführung dienten.
Unterstützt wurde die Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift von Herrn Prof. Hans Brügelmann und Herrn Hecker vom Grundschulverband.
Die Aufstriche am Ende der Buchstaben in der VA haben ihren Grund: jeder Buchstabe beginnt an der gleichen Linie.
Dadurch verändert sich der Buchstabe als solcher in der Verbindung mit anderen nicht, denn alle beginnen und enden gleich, sodass das Aneinanderreihen einfacher wird und weniger einzelne Verbindungen geübt werden müssen als in der LA, in der Buchstaben unten enden (a, m,n, s, z), weiter oben enden (o, r, b) oder zusätzliche Verbindungsstriche benötigen (p, q und manche große Buchstaben, wenn sie mit dem nachfolgenden verbunden werden sollen: B, P, D, F, I, O, T).
Eine vereinfachte Gegenüberstellung der beiden Schriften findet sich z.B. hier: http://www.ghs-muehlhausen-ehingen.de/papoo/index.php?menuid=16
einen längeren Vergleich unter http://www.linse.uni-due.de/linse/esel/pdf/va.pdf
Interessant finde ich auch diese Seminararbeit zum Vergleich der Schriften in D und NL
http://www.linse.uni-due.de/esel-seminararbeiten/articles/einfache-oder-vereinfachte-ausgangsschrift.html
Dieses Auftstriche der VA führen in der Realität dazu, dass die Diagonale von links unten nach rechts oben, welche die bei Rechtshändern am stärksten bevorzugte Strichführungsrichtung ist, unterbrochen wird und eine “Stoppkante” bekommt. Dies hemmt die Schreibgeschwindigkeit, zieht die Buchstabenanordnung zumeist zu weit nach rechts und vergrößert so den benötigten Platz pro Wort in der Schreibzeile. In den wenigen empirischen Schriftvergleichstudien zeigt die VA nie (!) einen signifikanten Vorteil gegenüber sonstigen Schriften. Die VA ist eine pädagogische Idee, welche die Vorgängerorganisation des Grundschulverbandes e.V. politisch auf den Weg gebracht hat zum Schaden vieler jedoch keine funktionierende Ausgangsschrift.
Das Gleiche wird gerade mit der Grundschrift versucht, die ebenfalls vorrangig ein ideologisches Konzept aber keine funktionierende Ausgangsschrift darstellt.
@ Götz Taubert
Danke für die Erläuterungen zur “Vereinfachten Ausgangsschrift”(VA) und der vom privaten Verein Grundschulverband e.V. beworbenen Grundschrift.
Bei der Lateinischen Ausgangsschrift (LA) orientieren sich die Buchstaben an der Grundlinie.
Die kleinen Buchstaben a, c, d, e, f, g, h, i, j, k, l, m, n, p, q, s, t, u, und x beginnen und enden an dieser Grundlinie. Lediglich der Übergang von b, o, r, v, w, und z hat einen höheren Übergang oberhalb der Grundlinie. Das Erlernen und Einüben der Übergänge gestaltet sich aber leicht im Gegensatz zu den Übergängen bei der VA (z. B. beim Wort jetzt).
Auch haben die Buchstaben der LA bei den kleinen Buchstaben a, c, d, o, q, g den selben Verlauf mit der selben Rückführung. Das gleiche gilt für die kleinen Buchstaben l, h, k, die aus der großen Schleife in Abwandlung entstehen. Auch haben u und i die selbe Grundstruktur der Welle oder Dachziegelform, und m und n haben ebenso die selbe Schwungkurve der umgedrehten Welle.
Bei der VAS sind die Buchstaben an der Mittellinie aufgehängt, dort befinden sich durch den verbindenden Aufstrich Haltepunkte, die einen flüssigen Schreibfluss der Silben unterbrechen.
Dreht man die mit Tinte geschriebenen Seiten um, so werden diese Haltepunkte der VA sichtbar, weil diese sich durchdrücken.
Erschwerend für das Schriftbild der VAS kommt hinzu, dass ab der vierten Klasse die orientierende Mittellinie wegfällt, wodurch das Schriftbild bei ungenügender Schreibstabilität der Handschreiber in sich zusammenfällt.
Die Einführung der Grundschrift dient zu aller erst dem pädagogischen Dogma des Prinzips der eigenständigen Alphabetisierung der Schüler.
Verbundene Schrifttypen erfordern dagegen einen sehr viel intensiveren direkten Austausch zwischen Lehrer und Schülern mit einer sehr viel direkteren Anleitung und schriftlichen Übungen, sowie eine deutlich stärkere Strukturierung des Unterrichts in den ersten beiden Schuljahren.