HANNOVER. Ärger mit den Kindern, Streit mit deren Lehrern, Haushalt, Überlastung im Job, finanzielle Engpässe, Konflikte mit dem Partner – alles zu viel: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse stehen fast 40 Prozent der Eltern sehr häufig bis häufig unter Stress. Tendenz: steigend. Es gibt Indizien, dass der Dauerdruck in den Familien sich auch belastend auf die Kinder auswirkt. Und auf deren Verhalten in der Schule.
Ob selbst gemacht oder auferlegt: Die größten Stressfaktoren für Mütter und Väter sind die Erziehung und Betreuung der Kinder (insgesamt 41 Prozent) sowie der Stress im Job (40 Prozent). Für knapp ein Drittel ist die Belastung im Haushalt zu hoch. Die größte Herausforderung ist es, Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Kein Wunder, denn anhaltender Dauerstress in Familien hängt häufig mit der zunehmenden Berufstätigkeit beider Partner zusammen. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes von 2018 sind mittlerweile bis zu 85 Prozent der Väter und bis zu 75 Prozent der Mütter mit Kindern unter 18 Jahre in Voll- oder Teilzeit berufstätig.
Die psychische Gesundheit leidet unter dem Dauerdruck
Job, Haushalt und Kinder verlangen gleichermaßen die volle Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft der Eltern. Hinzu kommt der selbstauferlegte Perfektionismus. Schuld am Dauerdruck sind vor allem die hohen Ansprüche an sich selbst: Das sagt die Hälfte der befragten Mütter und Väter. Schließlich will man als Eltern, als Partner und im Beruf gleichermaßen perfekt sein. Rund jeder Fünfte findet allerdings, dass der Druck, besonders gut sein zu müssen, aus der Gesellschaft kommt.
Der Stress hat Folgen – unter anderem für die psychische Gesundheit: Eine Datenanalyse der KKH zeigt, dass die Fehlzeiten im Job aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind – von durchschnittlich 35,4 Tagen im Jahr 2015 auf 39,1 Tage im vergangenen Jahr. In der Umfrage sagten darüber hinaus knapp ein Drittel der stark gestressten Eltern, dass sie wegen des hohen Drucks schon einmal niedergeschlagen beziehungsweise sogar depressiv waren.
Bevor es zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen kommt, macht sich der Stress zunächst im Verhalten und körperlich bemerkbar: extreme Anspannung, niedrige Frustrationsgrenze, Ungeduld, Schlafmangel, Schmerzen. Laut Umfrage stehen Erschöpfung und Burnout klar an erster Stelle: 79 Prozent der dauergestressten Eltern gaben an, unter Druck darunter zu leiden. 77 Prozent nannten Nervosität und Gereiztheit und 75 Prozent Müdigkeit oder Schlafstörungen als Folgen von Stress. Jeweils knapp die Hälfte hat darüber hinaus mit Kopf- bzw. Rückenschmerzen zu kämpfen und 29 Prozent der stark gestressten Eltern schlägt der Druck auf den Magen. Gut zwei Drittel der Mütter und Väter gaben außerdem an, sich bei Stress mindestens hin und wieder schlecht konzentrieren zu können. Rund jeder Zweite sagte, unter Druck schnell aggressiv zu reagieren. Ebenfalls die Hälfte erklärte, in Stresssituationen hin und wieder traurig zu sein oder sich zurückzuziehen.
Jeder vierte Schüler zeigt psychische Auffälligkeiten – auch in der Schule
Um sich aus der Stressfalle zu befreien, hätten Eltern vor allem eines gern: mehr Zeit. Drei Viertel von ihnen denken, dass sie weniger gestresst wären, wenn sie ausreichend Raum für sich selbst hätten. Fast ebenso viele wünschen sich mehr Zeit mit der Familie. Auch das Verlangen nach innerer Gelassenheit (72 Prozent) steht bei den Müttern und Vätern ganz hoch im Kurs. Gut die Hälfte wünscht sich zusätzliche finanzielle Unterstützung wie ein höheres Kindergeld, und bei knapp jedem Zweiten trügen flexiblere Arbeitszeiten oder Homeoffice zum Stressabbau bei. 42 Prozent der Befragten hätten darüber hinaus gern mehr Unterstützung im Haushalt.
Dass der zunehmende Stress der Eltern auf die Kinder abstrahlt, lässt eine aktuelle Untersuchung der DAK-Krankenkasse unter ihren Versicherten vermuten (News4teachers berichtete). Alles in allem zeigt jedes vierte Schulkind psychische Auffälligkeiten, was sich in der Schule häufig in unangepasstem Verhalten äußert. Bei 1,9 Prozent der Schüler diagnostizierten Ärzte sogar eine zumeist mittelschwere depressive Episode und bei 2,2 Prozent eine Angststörung . Agentur für Bildungsjournalismus
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