BERLIN. Angesichts von Problemen bei der Stellenbesetzung unter anderem im Pflegebereich will sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey für eine Aufwertung der sozialen Berufe einsetzen. Das sei für sie Teil des modernen Arbeitskampfes des 21. Jahrhunderts, sagte die SPD-Politikerin im Gespräch. «Es geht hier um Berufsfelder, die gerade in Zeiten der Digitalisierung eine besondere Bedeutung haben – weil sie eben gerade nicht automatisch ablaufen können, sondern weil hier der Mensch unersetzlich ist.»
Es werde immer Menschen brauchen, die sich um die Bildung der Kinder kümmern sowie Ältere und Kranke professionell versorgen. Giffey verwies darauf, dass mehr als fünf Millionen Menschen in dem Bereich tätig seien. «80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, die eine hochqualifizierte Arbeit leisten, aber häufig für die Ausbildung Schulgeld mitbringen müssen, nicht entsprechend bezahlt werden und wenig Karriereperspektiven haben.»
Im neuen Jahr sind im Pflegebereich Verbesserungen geplant. Eine Reform der Ausbildung tritt in Kraft. Damit werde endlich überall in Deutschland das Schulgeld abgeschafft und sichergestellt, dass eine angemessene Ausbildungsvergütung flächendeckend gezahlt werde, sagte Giffey. Mit der Reform verbindet die Regierung auch die Hoffnung, dass sich mehr junge Menschen für Pflegeberufe entscheiden.
In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt rund 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Drei Viertel davon werden von Angehörigen zu Hause versorgt. Wegen der Alterung der Bevölkerung dürfte der Anteil der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren weiter steigen. Nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gibt es derzeit im Pflegebereich je nach Schätzung 50.000 bis 100.000 offene Stellen. Nach einer aktuellen Befragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), über die der «Tagesspiegel» (Freitag) berichtet hatte, haben inzwischen vier von fünf Krankenhäusern Probleme, offene Pflegestellen zu besetzen. dpa
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