Das Schuljahr beginnt mit einer Lernstandserhebung – wo stehen die Schüler?

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SCHWERIN. Als erstes Bundesland startet Mecklenburg-Vorpommern am kommenden Montag ins neue Schuljahr. Neugierig wird auch anderswo geschaut, wie der Nordosten den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen organisiert.

Macht die Schulen als erste Kultusministerin in Deutschland weit auf: Bettina Martin, Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Regierungsportal M-V / Ute Grabowsky

In Mecklenburg-Vorpommern sollen mit Beginn des neuen Schuljahrs am Montag (3. August) alle Schüler wieder jeden Tag Unterricht in der Schule bekommen. Für die Grundschüler ist anschließend die Hortbetreuung sichergestellt, wie Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Dienstag in Schwerin sagte. Mecklenburg-Vorpommern ist das erste Bundesland, in dem die Schule wieder startet, während in Baden-Württemberg am Donnerstag die Sommerferien erst beginnen. In einer Pressekonferenz beantwortete die Ministerin wichtige Fragen zum bevorstehenden Schuljahresbeginn.

Wie viel Unterricht wird es in den Schulen geben?

Die Schulen sollen in der Grundschule jedem Schüler mindestens vier Stunden Unterricht am Tag garantieren, an den weiterführenden Schulen mindestens fünf. «Das ist die absolute Mindestgarantie», sagte Martin. «Wir gehen davon aus, dass die meisten Schulen vor Ort mehr schaffen werden.» Auch «kleine» Fächer wie Sport, Musik und Religion sollen gegeben werden.

Ergänzt werde der Präsenzunterricht, wo nötig, durch digitales Lernen. Dafür sollen auch die Lehrer eingesetzt werden, die im Homeoffice arbeiten. Im Distanzunterricht soll es mehr Verbindlichkeit als vor den Ferien geben, sagte Martin weiter. Die Leistungen sollen auch bewertet werden, was vor den Ferien nicht der Fall war. Derzeit laufe die Beschaffung von Leih-Laptops und -tablets für bedürftige Schüler durch die Schulträger. Das sind bei öffentlichen Schulen in MV die Kommunen. Allerdings sei die Nachfrage bundesweit sehr hoch, es könnten Lieferschwierigkeiten auftreten.

Werden alle Lehrer wieder in der Schule sein?

Mehrere hundert Lehrer werden wegen der Corona-Gefahr weiter im Homeoffice arbeiten und damit für den Präsenzunterricht ausfallen. Bislang hätten sich rund 500 Pädagogen mit Vorerkrankungen beim Betriebsarzt gemeldet und nach jetzigem Stand werde mit etwa 400 gerechnet, die nicht vor der Klasse eingesetzt werden könnten, sagte die Ministerin. Rund 3500 der 13.000 Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern zählen demnach aufgrund von Alter und/oder Vorerkrankungen zur Corona-Risikogruppe. Dazu gehören Menschen, bei denen das Risiko erhöht ist, im Fall einer Infektion einen schweren Verlauf von Covid-19 zu erleiden.

Wie sollen Rückstände aus dem letzten Schuljahr aufgeholt werden?

In den ersten zwei Wochen des neuen Schuljahrs sollen die Lehrer herausfinden, wie es um den Lernstand der Kinder bestellt ist. Dann soll in den einzelnen Schulen entschieden werden, wo Schwerpunkte gesetzt werden müssen und wo Stoff nachgeholt werden muss. «Im Bildungsministerium werden wir die Lernstandserhebung evaluieren», versicherte Martin. Dies geschehe auch mit Blick auf Gespräche mit anderen Ländern über das Abitur im nächsten Jahr. Noch ist demnach offen, wie die Prüfungen erfolgen sollen. Bisher wird Wert auf eine möglichst große Vergleichbarkeit des Abiturs in den Bundesländern gelegt.

Was passiert, wenn es eine Corona-Infektion in einer Schule gibt?

Die Kinder werden in Gruppen eingeteilt, die sich möglichst nicht begegnen sollen. Innerhalb der Gruppen ist der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern aber aufgehoben. Die einzelnen Gruppen umfassen die Klassenstufen eins bis vier sowie fünf/sechs, sieben/acht, neun/zehn und elf/zwölf. Sollte ein Corona-Fall in einer Gruppe auftreten, könne mit der zeitweisen Schließung einer Gruppe oder auch einer ganzen Schule reagiert werden. «Das entscheidet die Gesundheitsbehörde vor Ort», sagte Martin. «Mir ist wichtig, dass wir nicht mehr zu einem vollständigen Lockdown kommen.» Von Iris Leithold, dpa

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