KIEL. Strenger als die Bundesnotbremse, aber mehr Präsenzangebote für Schüler: Die Landesregierung will die Regeln für den Schulunterricht in der Corona-Pandemie transparenter gestalten. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts spielen für Bildungsministerin Prien dabei keine Rolle – sie plant im Inzidenzbereich zwischen 50 und 100 in Grundschulen und in der Unterstufe Präsenzunterricht mit voller Klassenstärke.
Die Landesregierung will die Präsenzangebote an Schleswig-Holsteins Schulen vorsichtig erweitern. Bei weniger als 100 Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen sollen künftig alle Jahrgänge zumindest Wechselunterricht haben, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Mittwoch. Das soll mehr Planungssicherheit für Eltern und Schulen bringen.
Bei einer Inzidenz in den Kreisen und kreisfreien Städten zwischen 50 und 100 soll es an Jahrgangsstufen 1 bis 6 Präsenz- und ab Jahrgangsstufe 7 Wechselunterricht geben. In Einzelfällen kann in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt aber auch an den Grundschulen Wechselunterricht erfolgen. Bei einer Inzidenz von unter 50 soll überall Präsenzunterricht möglich sein. Den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts entspricht das nicht: Diese sehen ab einem Inzidenzwert von 50 für alle Schulen Wechselunterricht vor, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann.
«Wir haben in Schleswig-Holstein mit der strengeren Regelung gute Erfahrungen gemacht»
Der von der Landesregierung beschlossene neue Reaktionsplan sieht vor, dass nach drei Tagen über einer 50er oder 100er Inzidenz zum übernächsten Tag entsprechend zwischen den Unterrichtsmodellen gewechselt werden soll. Sinkt die Inzidenz, wird nach fünf Tagen unterhalb des Grenzwerts entsprechend gewechselt. Bislang seien in einzelnen Kreisen weiterhin nicht alle Jahrgänge wieder im Präsenzunterricht, sagte Prien. «Das bedeutet für diese Kinder und Jugendlichen und deren Eltern eine besondere Härte.» Sie will vor allem Schülern der Mittelstufen auch aufgrund der mittlerweile vorhandenen Selbsttests an den Schulen künftig mehr Präsenzunterricht ermöglichen.
Im Gegensatz zu den Vorgaben der Bundesnotbremse, die Distanzunterricht erst ab einer Inzidenz von 165 zwingend vorschreibt, hält die Landesgrenze in diesem Bereich an ihrem Grenzwert von 100 fest. «Wir haben in Schleswig-Holstein mit der strengeren Regelung gute Erfahrungen gemacht», sagte Prien.
Für die kommende Woche bedeutet das konkret: In Flensburg, Nordfriesland, Plön und Schleswig-Flensburg findet für alle Schüler Präsenzunterricht statt. In Kiel, Lübeck, Neumünster, Dithmarschen, Steinburg, Ostholstein und Rendsburg-Eckernförde gibt es in den Stufen 1 bis 6 Präsenz- und in den Stufen 7 bis 13 Wechselunterricht. In Segeberg sind alle Stufen im Wechselunterricht. In den Kreisen Stormarn und Pinneberg erfolgt Distanzlernen, für die Stufen 1 bis 6 auch eine Notbetreuung. Für die Abschlussklassen gibt es jeweils Präsenzangebote. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg soll die Entscheidung am Freitag fallen.
«Nach dem Lernsommer 2020 hatten Ministerium und Schulen ein Jahr Zeit, sich auf den Lernsommer 2021 vorzubereiten»
Unterdessen hat der Philologenverband ein Impfangebot für Lehrer gefordert, die Aufsicht bei Coronatests von Schülern führen. Nach Angaben der Landesregierung sollen ab der kommenden Woche alle Lehrer und Schulbeschäftigten ein Impfangebot bekommen sollen. «Ab dem 6. Mai können sich in Schleswig-Holstein jetzt alle Lehrkräfte zur Impfung anmelden und ab dem 10. Mai nach und nach geimpft werden», sagte Prien. News4teachers berichtet aktuell ausführlich über das Problem, dass immer noch zu wenige Lehrkräfte in Deutschland geimpft sind.
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat begrüßte zwar, dass bei einer Inzidenz unter 100 Präsenzangebote für alle Schüler geplant sind. Der Oppositionspolitiker warf Prien aber vor, bislang noch kein Konzept für zusätzliche Lernangebote während der Sommerferien vorgelegt zu haben. «Nach dem Lernsommer 2020 hatten Ministerium und Schulen ein Jahr Zeit, sich auf den Lernsommer 2021 vorzubereiten.» Er habe in den am Mittwoch erfolgten Ankündigungen auch Informationen zu Aufholstrategien im kommenden Schuljahr oder zur Beruhigung der Schüler vermisst, die über eine freiwillige Wiederholung des Schuljahres nachdenken. News4teachers / mit Material der dpa
Was für ne sonderbare Ansage – in SH sind die GS seit Wochen in Vollpräsenz zurück, ebenso die Unterstufe, Klasse 5 und 6, der Rest ist im Wechselunterricht.
Was ist daran jetzt neu?
Und mal ehrlich – der sog. LERNsommer entlastet doch auch “nur” die Eltern. Zwei Wochen hatten wir im vergangenen Jahr “Lernsommer” – da hat keiner was Versäumtes nachgeholt – sah nur gut aus.
Die Schüler brauchen Ruhe. Die stehen unter Corona-Strom. Viele machen sich in der “sicheren” Schule Sorgen. Entspannt ist kaum jemand.
Das Schuljahr muss ausgesetzt werden, wir brauchen ein Jahr, um entspannt nachhilen zu können.
Und da sollten sich die Verantwortlichen eher Gedanken um Luftfilter (Covid-19 wird bleiben), kleine Lerngruppen, dann hätten wir keine Abstandsprobleme und weniger Ansteckungsgefahr (Covid 19 wird bleiben), nicht ständig dieses Hin und Her, auf und zu, Präsenz-Distanz-Wechselunzerrichtshopping.
Wir könnten endlich unterrichten, SuS könnten endlich lernen, Schüler, Eltern, Wirtschaft und Lehrkräfte währen entspannter und wir könnten uns endlich viel, viel besser um die Kids kümmern.
Es wäre traumhaft – nicht alptraumhaft.
Was dagegen?
Bei der Aussetzung des Schuljahres muss ich widersprechen, weil dadurch auch die wirklich fleißigen Schüler ohne oder mit vernachlässigbaren Rückständen ein Jahr verlieren. Eher sollte man die Versetzungskriterien verschärfen, damit die mit Rückständen tatsächlich ein Wiederholungsjahr nutzen können.
@Georg:
Das sehe ich genauso!
@Lila und Georg
Ich möchte muss euch da Recht geben – ich habe nicht alles aufgeschrieben, was mich umtreibt. Die Kommentare werden eh schon immer länger, als ich will.
Ich könnte mir in diesem Zusammenhang auch vorstellen, dass die Klassen neu zusammengesetzt werden (ja, ich ignoriere jetzt bewusst Inklusion, Integration und Differenzierung, sowie Freundschaften … – soll ja nur ein Denkanstoß sein).
Die Wissensspanne zwischen Lernern und Nichtlernern – egal, aus welchen Gründen – ist schon groß genug.
Ich sehe Realismus statt Stigmatisierung – die Nichtlerner brauchen mehr Zuwendung, mehr Zeit – kleine Gruppen und dadurch Lernerfolge. Auch wenn diese noch so kleinschrittig sind.
Sie brauchen Selbstvertrauen und Selbstständigkeit – also das, was die Lerner schon entwickelt haben.
Die Lerner könnten aufsteigen, die anderen verbleiben im coronagebeutelten Jahrgang.
Sinnvolles wird vom KuMi ohnehin nicht erlaubt.
Aber man darf doch im Sinne der Kinder und der Gesellschaft noch träumen!
@Georg
In SH gibt es keine Versetzungen.
Jeder, der unfallfrei und mit oder ohne Hilfe den Weg zur Schule und in den Klassenraum findet, steigt auf.
Sieben Sechsen sind kein Problem. Noch acht Fünfen dazu und man freut sich, wenn das Kind einen Stift dabei hat.
So sieht es im echten Norden aus.
Wenn Ihr Gesicht so aussieht, … Wir fragen uns auch oft nach dem tieferen Sinn. Es gab mal die Zeit, da gab der eine oder andere Wackelkandidat Lerngas, wenn es um die Versetzung ging. Der hatte zwar immer noch keinen “Bock”, wollte aber bei seinen Kumpels bleiben.
Heute geht das bequem auch ohne saisonalbedingte Anstrengung.
Ab einer Inzidenz von 50 bis 100 waren die GS im Wechselunterricht. Das soll nun wegfallen. Entweder Vollpräsenz oder Distanz. Wir in RZ haben momentan Distanzunterricht. Uns droht ab nächster Woche die Vollpräsenz, denn die kreisweite Inzidenz liegt um die 75. In unserer Stadt allerdings 200 und, nach den positiven Tests der Notbetreuung, in unserer Schule bei 400. Irgendwie nicht so gut. Aber vielleicht gibt es ja doch noch eine ortsabhängige Lösung.
In unserem Kreis, der seit Ende Oktober nie unter 50 war, waren alle GS Klassen und meist auch die 5 und 6 in Vollpräsenz nach Stundenplan. Außer den 6 Wochen nach Weihnachten, natürlich! Die Notbetreuung war immer auch für lernschwache Kinder geöffnet.
Als die 100 wieder überschritten wurde- vor einer Woche- machte alles dicht. Außer der gut besuchten Notbetreuung, zu der auch leistungsschwache Kinder kommen sollen. Für Kinder mit besonderem Förderbedarf waren die Kleingruppen mit der FörderschullehrerIn immer geöffnet!
Nur die 4. Klassen ( Abschlussklassen )kommen ab Montag wieder alle zusammen in die Schule. Alle anderen müssen noch eine Woche zu Hause bleiben.
Wechselunterricht ist für Klassen 1-6 nicht mehr vorgesehen
Auch Quarantäne gab und gibt es nur für infizierte Kinder! Die Kohorte und Lehrer wurden nicht PCR-getestet!
Der große Vorteil ist natürlich, dass es so gut wie keine Lernrückstände gibt!
Selbstständiges Arbeiten ist bei den stark heterogenen GS-Klassen sowieso selbstverständlich! Die SuS kennen es nicht anders. Jeder arbeitet ja in seinem Tempo an seinen – analogen – Aufgaben.
Deshalb ist es auch nicht so schlimm, dass wir mit der Digitalisierung noch riesige Probleme haben!
Videokonferenzen mit max 8 Teilnehmern, sonst bricht der Raum zusammen, keine eigene Lernplattform, wir nutzen Padlet, nur 25 Laptops und 0 Tablets für knapp 300 SuS….. Da ist noch viel Luft nach oben.
Die Präsenzpflicht ist ausgesetzt, die Kinder, die zu Hause bleiben, werden wie im DU beschult. Ist für uns LuL aber machbar (Überstunden nicht mitgerechnet).
Trotzdem bin ich für Luftfilter!!!!
Ein ausgesetztes Jahr wäre weder personell noch räumlich machbar! Wir müssen die 4.Klässler “loswerden” damit wir die neuen Erstklässler unterbringen und beschulen können. Lehrerstellen sind eh nur zu 91% besetzt!
Da SH nicht auf den Zug A13 für GS-Lehrer aufgesprungen ist, verlieren wir die Profis an die umliegenden BL!
Danke, Philologenverband! Bisher habt ihr es geschafft, uns die gerechte Besoldung zu verweigern!!!
Wenn ich jetzt gemein wäre, würde ich sagen: “Ätsch, Bätsch, dafür haben schon einige GS-Lehrer ihre Erstimpfung!” Andererseits seid ihr noch meist auf Distanz!
@Riesenzwerg:
Grundsätzlich eine gute Idee. Aber wie soll das “Nachholjahr” in der Praxis ablaufen? Es rücken ja neue Erstklässler nach? Wollen Sie die zurück stellen? Da mache ich mit meinem Vorschulkind nicht mit. Er würde ein weiters Jahr im Kindergarten zusammen mit 3-jährigen nicht gut überstehen – er ist reif für die Schule. Mal abgesehen von den nicht vorhandenen Kapazitäten in der Kita. Oder die Vorschulkinder einschulen und eine 0. Klasse (???) einführen? Gleiche Frage: Kapazitäten in der Grundschule?
@Lila
Ganz ehrlich? Ich würde Geld und Lehrkräfte in die Grund- und weiterführenden Schulen stecken.
Die Kapazitätenfrage – ich bin sicher, die ließe sich klären. Alleine bei uns im Kollegium sind Mengen guter Ideen vorhanden. Viele ließen sich mit Geld und Lehrkräften umsetzen.
Es liegt nicht an uns, dass es – ungünstig – weiter geht.
Wir haben Ideen, Engagement (trotz des ganzen letzten verkorksten Jahres) und Lust.
Allein – es gibt kein Geld für Schule und Schüler,
KiTa und EuEs.
Sie erwähnen bereits, wie knapp alles bemessen ist – und damit ist auch schon klar, dass es so laufen wird wie vorher.
Traurig? Ja.
Wahr? Auch.
@Riesenzwerg:
Gute Idee, zweifelsfrei. Allerdings eine Mammutaufgabe – deswegen wird keiner das anpacken. Ich stimme Ihnen zu: Es ist wahr und traurig! Und vermutlich Grund für die Resignation vieler Lehrkräfte.
Der Artikel ist fehlerhaft. Im Kreis SE sind ab 3.5. Klssse 1-6 in voller Klassenstärke im Präsenzunterricht, ebenso Klasse 11. Wechselunterricht für Stufen 7-10. Und Festungen müssen alle LuL beaufsichtugem/anleiten, die eibe Gruppe in der jeweils 1. Stunde des Tages unterrichten.