Philologenverband sammelt für das Kultusministerium 300 ukrainische Lehrer ein

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Mehr als 300 Personen haben in den ersten Tagen beim bayerischen Philologenverband ihre Hilfe für den Aufbau der pädagogischen Willkommensgruppen für ukrainische Schüler angeboten. Die Adressen sollen dem Kultusministerium in München übergeben werden.

Viele Menschen – hier am Bahnhof von Lviv – verlassen die Ukraine in Richtung Westen, darunter viele Kinder. Und so manche Lehrkraft. Foto: Shutterstock

«Wir sind überwältigt von der bisherigen Resonanz. Diese große Bereitschaft lässt uns hoffen, dass an vielen Orten Angebote im Rahmen der Willkommensgruppen gemeinsam mit ukrainischen Lehrkräften realisiert werden können – im Sinne der geflüchteten Kinder und Jugendlichen», sagte der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, am Montag in München.

Am vergangenen Mittwoch hatte der bpv seinen Aufruf an ukrainische Lehrkräfte gestartet. Die ersten Kontaktdaten seien bereits am Freitag an die staatlichen Koordinierungsstellen weitergeleitet worden, die die ukrainischen Lehrkräfte an Schulen in der entsprechenden Region einsetzen. «Wir freuen uns auf weitere Rückmeldungen, denn die Aktion läuft weiter», sagte Schwägerl.

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Am vergangenen Freitag hatte auch das Kultusministerium einen Aufruf gestartet, um möglichst viele ukrainische Lehrkräfte für den Einsatz an Bayerns Schulen zu finden. Im Internet, in Zeitungen, Medien und den sozialen Netzwerken sollen dabei interessierte Personen für eine Tätigkeit als «Willkommenskraft» in den Schulen angeworben werden.

Wie viele Lehrkräfte am Ende benötigt werden, war zunächst noch offen. Bisher hieß es nur, dass bereits mehrere Tausend junge Geflüchtete aus der Ukraine an Bayerns Schulen angekommen seien. Nachdem die Flüchtlingszahlen immer weiter ansteigen, dürfte auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen nach oben gehen, die perspektivisch in den Schulen und Kindergärten des Landes betreut werden sollen.

Bayern setzt bei der Integration an Schulen unter anderem auf sogenannte Pädagogische Willkommensgruppen, die Geflüchteten das Ankommen in Bayern und den Einstieg ins bayerische Schulsystem erleichtern sollen. Wie viele ukrainische Lehrkräfte das Kultusministerium bislang angeworben hat, ist nicht bekannt. News4teachers / mit Material der dpa

Ukrainische Kinder ins deutsche Schulsystem integrieren? Lehrerverbände skeptisch

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7 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

Die „Glorreichen“ werden schon Argumente finden, diese Lehrkräfte nicht zu beschäftigen, und damit zu bezahlen: Kein polizeiliches Führungszeugnis, nicht den richtigen Abschluss, keine Deutschkenntnisse,… alles was der „Basis“ hilft und Geld kostet war noch nie gewünscht.

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Lieber Realist,

Optimismus ist angesagt!
Bedenkenträgerei, Schwarzsehen ist nicht zielführend!

Völlig neuartige, noch nie dagewesene Herausforderung auch an unsere politisch Verantwortlichen, auch die in unseren Kultusministerien, erfordert jetzt Realismus und Pragmatismus, folglich möglichst rasches, d.h. unbürokratisches (!), Handeln!

Unsere Schulleitungen und LehrerInnen sind eh schon längst völlig am Limit, in der Regel bereits schon sehr lange Zeit weit darüber hinaus gegangen, sind total überlastet, mit ihrer Arbeitslast massiv überfordert!

Geeignete, Ukrainisch und Deutsch sprechende „Wunschtraum -Lehrkräfte“ kann man sich nun mal nicht backen.
Und wir haben noch Corona – auch in den Schulen. Vergessen?

Es gilt ja schließlich auch eine Bringschuld einzulösen!
Nachdem vollmundige Versprechen, Ankündigungen von seiten der KultusministerInnen gewisse Erwartungen geweckt haben, muss man jetzt ja auch „liefern“!

Wir erleben gerade eine Krisenakkumulation – wahrscheinlich bisher unvorstellbaren Ausmaßes:
Klima, Umwelt, Corona, Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft mit Infragestellung der vermeintlichen Sicherheit der bisherigen Sicherheitsarchitektur, Energiesorgen, Fluten von Ukraine-Geflüchtete.

Schönwetterreden, Zögern, Zaudern, Aussitzen in all diesen Problemfeldern, all dies geht nur noch sehr bedingt, eigentlich gar nicht (mehr)!

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

@Realist
Das erleben wir gerade. 2 ukrainische Lehrerinnen haben sich gemeldet. Die Papiere, die sie beibringen müssen, müssen erst einmal übersetzt und natürlich notariell beglaubigt werden.
Außerdem ist schon abzusehen, dass einige Papiere fehlen. Wie diese in einem Kriegsgebiet beschafft werden sollen, weiß man nicht.

Aber Hauptsache gaaanz viel DaZ Unterricht, den die nicht vorhandenen deutschen Lehrkräfte erteilen sollen. Dabei können uns allerdings die Ukrainerinnen auch nicht helfen, sprechen sie doch kein Deutsch!

Wo die ganzen Traumatherapeuten herkommen sollen, die ganzen Psychologen usw ist mir auch nicht klar. Schon für deutschsprachige SuS ist die Wartezeit jenseits von gut und böse!
Und eine Therapie, bei der sich Therapeut und Patient nicht einmal verständigen können, erscheint mir wenig zielführend.

Realist
1 Jahr zuvor

Was ist denn die kostengünstigste Art der Beschulung der ukrainischen Kinder? Die Integration in die Regelklassen natürlich, „kostet“ ja nur den Stuhl extra. Und, oh Wunder, genau das ist die Empfehlung der „Experten der Kultusministerkonferenz“:
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/ukraine-kmk-experten-sprechen-sich-gegen-willkommensklassen-fuer-ukrainische-grundschueler-aus-a-74a5e903-0f91-450a-8a5e-be9ff80b26a6

„Willkommensklassen“ würden ja zusätzlichen Lehrkräftebedarf generieren…

Stefan
1 Jahr zuvor

Hallo! Ich hab eine Mama und ihre Tochter Aufgenommen. Mamma, seit 23 Jahren Erzieherin in Lutzk die Tochter 12 Gymnasium Lutzk. Obwohl man Erzieherinnen dringend braucht, laufe ich immer wieder gegen Wände. Ich hab schon 9 Bewerbungen geschrieben. Unzählige Schulen angerufen. Ich höre immer, dass man ukrainische Erzieherinnen suchen würde und auch gerne meine Marga aufnehmen würde, es wurde aber an der legislative scheitern, man warte auf dieses und jenes Gesetz, auf diese oder jene Freigabe. Damit der Aufenthaltstitel und damit der Aufenthaltsstatus feststände etc.
Ich bin erschöpft, mach aber weiter, werde weiter Bewerbungen schreiben und für Schulen anmelden, werde zur 100ten Ukraine Versammlung gehen und 100the Mails beantworten (neben meiner Vollzeitarbeit).
Noch eine Notiz an Gabriele: Komm mal in der Realität an. Nimm dir mal Leute auf, vielleicht, wie ich zwei in München in eine 50 pm Wohnung in dein Wohnzimmer. Ob du dann alles noch so unkritisch positiv siehst?

Liebe Grüße
Stefan

Stefan
1 Jahr zuvor

Zum Kommentar Stefan – Nachtrag

Ich denke, man kann ohne Weiterbildung eine ukrainische Erzieherin ohnehin nicht in einer Kita arbeiten lassen, genau so wie es unverantwortlich ist, ein Kind ohne fundamentale Deutschkenntnisse in eine Schule zu setzen. Das ist nicht nur unverantwortlich, es gefährdet auch das Kingswohl.
Wir Aufnehmenden, die wir tatsächlich im Stich gelassen werden, haben uns bereit erklärt, eine Aufgabe zu übernehmen, die eigentlich unser Staat übernehmen sollte. Jetzt sollte er mal langsam in die Gänge kommen!

Gabriele
1 Jahr zuvor

Lieber Stefan,

aller Anfang ist schwer (Binsenweisheit) und „deutsche Bürokratiemühlen“ mahlen extrem langsam, sind äußerst schwerfällig und normalerweise höchst unflexibel.

Dies mir sehr wohl bekannt, habe es auch am eigenen Leib häufig erfahren.

Dennoch, ich hoffe, dass jetzt kleinerer Paradigmenwechsel, ein Umdenken, in bestimmten Politikfeldern angesichts der ungeheuren Tragweite dieser neuartigen Herausforderung möglich ist.

Im Übrigen, bin auch schon sehr lange im Ehrenamt (u.a. Helferkreis Asyl) aktiv tätig, weiß, wovon Sie sprechen, und woran wir alle leiden, ja oft fast verzweifeln!

Ich beherberge zwar keine geflüchteten UkrainerInnen, kümmere mich aber etwas um die 6-köpfige ukrainische Familie, die in der unmittelbaren Nachbarschaft von einer (berufstätigen) Familie zeitweise aufgenommen worden ist (u.a. als Multiplikatorin von Infos, Hilfe bei Organisation von behördlichen Botengängen etc.).

Also nur Mut, und Durchhalten!
Positiv denken, nichts unversucht lassen, nicht verzagen!
„Die Schere aus dem Kopf nehmen“!
Nicht nachlassen, hartnäckig und unermüdlich weitermachen!
Steter Tropfen höhlt (manchmal wider Erwarten doch plötzlich) irgendwann den Stein – wenn die Zeit gekommen.

Bin also keineswegs idealistische Traumtänzerin, die fernab der Realität lebt.
Bin aber – und bleibe es auch – unverbesserliche Optimistin!