Ann-Charlott Meinen leitet eine Grundschule, für sie ist das eine Berufung. Sie liebt es, Schule zu gestalten, Verantwortung zu übernehmen oder Projekte mit Partnerschulen im Ausland zu planen. Für all das, was sie an dem Beruf so mag, bleibt ihr im Alltag aber wenig Zeit – erst recht in der Corona-Pandemie. Denn: Sie muss die Corona-Tests organisieren, Unterrichtsausfälle für kranke Kollegen ausgleichen, sie arbeitet an Statistik und Verwaltungsaufgaben, kümmert sich um den Datenschutz, bereitet Konferenzen vor und führt Elterngespräche. Und ganz nebenbei muss sie unterrichten: 15 Unterrichtsstunden pro Woche.
Die 51-Jährige leitet die Christophorus-Grundschule in Bad Zwischenahn im niedersächsischen Landkreis Ammerland, eine katholische Bekenntnisschule mit nur 57 Schülerinnen und Schülern. «Bei kleinen Schulen geht es bis zum Schneeschippen, was ein Schulleiter alles machen muss», sagt Meinen lachend.
Aber bei der hohen Belastung, mit der viele Schulleiter kämpfen müssen, dürfte den meisten wohl eher nicht zum Lachen zumute sein. Nach Angaben des niedersächsischen Schulleitungsverbandes haben schon einige Schulleiterinnen und Schulleiter in der Pandemie ihren Job geschmissen. Eines der Hauptprobleme sei die Bezahlung, meint Verbandschef René Mounajed. Vor allem an Grundschulen liege die Bezahlung der Schulleitung nur geringfügig über der einer normalen Lehrkraft – und damit mehrere Gehaltsstufen unter der einer Gymnasialschulleitung. «Schulleiter wird man nicht des Geldes wegen», sagt Mounajed, der selbst eine Gesamtschule in Hildesheim leitet.
«Eine Grundschulleitung hat teilweise noch 20 Stunden selber Unterricht. Das kann nicht wahr sein»
Das Gehalt einer Grundschulleitung in Niedersachsen beginnt laut Kultusministerium bei rund 4.200 Euro brutto und endet bei knapp 5.500 Euro. Eine Gymnasialleitung erhält zu Beginn ihrer Karriere mindestens 1.000 Euro mehr als an einer Grundschule und kann monatlich bis zu rund 7.600 Euro verdienen.
Ein weiteres Problem sei, dass es oft an Zeit fehle, um wichtige Leitungsaufgaben zu erfüllen. «Eine Grundschulleitung hat teilweise noch 20 Stunden selber Unterricht. Das kann nicht wahr sein», kritisiert der Verbandschef. Immerhin müssten Grundschulleitungen in der Pandemie vier Unterrichtsstunden weniger unterrichten. In Anbetracht der vielfältigen Aufgaben reiche das aber hinten und vorne nicht.
Die Grundschullehrerin Katja Tank könnte wahrscheinlich ein Buch darüber schreiben. Sie leitet seit fünf Jahren die Hinrich-Wolff-Schule in Bergen. Ihre durchschnittliche Wochenarbeitszeit: ungefähr 70 Stunden. «Ein Wochenende besteht bei mir in der Regel aus einem Tag für Familie und Haushalt und der andere Tag ist schon wieder Schule», sagt die 50-Jährige. Sie mache das aus Überzeugung. Im Gegensatz zur Lage an anderen Schulen habe sie immerhin das große Glück, eine Konrektorin zu haben.
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Einer ganzen Reihe von Schulen in Niedersachsen fehlt die Schulleitung völlig. Anfang Februar teilte das Kultusministerium mit, dass derzeit 150 Schulleiterstellen nicht besetzt seien, vor allem im ländlichen Raum sei dies ein Problem. In Niedersachsen gibt es rund 3000 Schulen.
«Erst wenn du ein Jahr auf dem Posten bist, kriegst du eine Gehaltserhöhung»
Wenn ein Schulleiter fehlt, kann eine Lehrkraft vorübergehend die Stelle besetzen. So wie Jutta Bauer, die kommissarische Leiterin einer Grundschule auf dem Land in Niedersachsen ist. Bauer heißt eigentlich anders, möchte aber anonym bleiben. Seit einem Jahr ist die Stelle an ihrer Schule nicht besetzt, im vergangenen Sommer übernahm sie übergangsweise die Funktion. Mehr Geld bekomme sie aber nicht: «Erst wenn du ein Jahr auf dem Posten bist, kriegst du eine Gehaltserhöhung.» Die personelle Lage an ihrer Schule sei generell schlecht. «Wir sind komplett unterbesetzt», sagt die Pädagogin. Daher leiteten drei Kollegen jeweils zwei Klassen gleichzeitig.
Besonders mühselig findet die kommissarische Schulleiterin die Verwaltungsaufgaben: «Man bräuchte fast ‘ne halbe BWL-Ausbildung, um das zu verstehen.» Sie könne gut nachvollziehen, dass das auf viele Lehrer abschreckend wirke und die Nachfrage nach den entsprechenden Stellen gering sei.
Bauer, Meinen und Tank kritisieren, dass es in Niedersachsen (anders als etwa im benachbarten Nordrhein-Westfalen) bislang keine spezielle Ausbildung für Schulleitungen gibt. Die erforderlichen Qualifikationen müssten demnach nach Antritt der Stelle eigenständig oder durch Fortbildungen erarbeitet werden. Zumindest das soll sich in Zukunft ändern, das Kultusministerium kündigte Mitte Februar an, eine berufsbegleitende Vorabqualifizierung in die Wege zu leiten. Damit sollten interessierte Lehrkräfte bestmöglich auf ihre Rolle vorbereitet werden.
Trotz der hohen Belastung eint Meinen, Tank und Bauer die Leidenschaft für ihren Beruf. «Als Schulleiterin braucht man sehr viel Herzblut», betont Meinen. Deswegen machen alle drei weiter. Für Bauer gibt es in diesem Sommer Entlastung, dann wird endlich eine neue Schulleiterin eingestellt. Verantwortung möchte Bauer aber weiterhin tragen: Sie bewirbt sich nun auf die Konrektorenstelle. Von Mia Bucher, dpa
Schulleitungskongress: Frust über Corona-Politik, Anerkennung vom Bundespräsidenten
Wow. Einfach wow. Kommissarische Schulleitung an der Grundschule verdient ein Jahr lang weiter A12.
A12!!!
Es macht einen einfach fassungslos wie mit Lehrkräften außerhalb von Gymnasium und BK umgegangen wird.
Am Gymnasium und BK gibt es aber auch keine Extrawurst. Ein Kollege übernimmt bei uns kommissarisch die Bildungsgangleitung mit rund 250 Schülern in diesem Schuljahr. Da Quereinsteiger und nicht verbeamtet bekommt er dafür E13. Höhergruppierung ist da genauso ausgeschlossen. Also bitte lieber Marc unterlassen Sie die Grabenkämpfe, sie haben es doch letztens erst abgestritten.
Bildungsgangleitung ist die mittlere Leitungsebene. Also keine SL. Oder bin ich da falsch informiert. Ich will mich da nicht aus dem Fenster lehnen, glaube aber, dass es schon noch Unterschiede hier gibt.
Auf dem Papier ja, deswegen auch mit A15 besoldet, jedoch mit gänzlich anderen Anforderungen. Am BK gibt es quasi eine zusätzliche Ebene im Vergleich zu den weiterführenden Schulen. Das lässt sich nicht mit z.b. einer Oberstufenkoordination an einem Gymnasium vergleichen. Der Verantwortungsbereich ist größer. Da ist man dann auch 24/7 erreichbar und kann den obigen Beitrag quasi unterschreiben.
Ich wollte jedoch die Höhergruppierung ansprechen. Die gibt es nirgends bei einer Befristung auf einem Jahr, unabhängig der Funktion. Bei Funktionsstellen ist es sogar noch extremer. Da macht man eine Tätigkeit ohne ein genaues Datum zu erhalten, wann man für diese Tätigkeit auch entsprechend besoldet wird.
@Marc – die Besonderheit liegt im Zulagenbereich. Neben der Grundbesoldung gibt es eine Zulage in Abhängigkeit von der Schulgröße (Schülerzahl). Und da sehen die Schulleitungen – auch die kommisarischen – von kleineren Systemen eben deutlich schlechter aus als die der größerem GY, GE und BK.
GS, HS und RS sowie SekS haben eben nicht so viele Nasen in der Schülerschaft.
Das, was @Derdiedas als Gräben bezeichnet, sind vielmehr Schluchten mit Ausmaßen des Mariannengrabens.
Da gibt es nur eine Lösung: Es schlicht nicht machen. “Nein” sagen, im Zweifelsfall eine Überlastungsanzeige stellen, im Notfall krankmelden. Dieses System wird mitgetragen durch Selbstausbeutung der (gerade im Grundschulbereich) häufig weiblichen Schulleitungen.
Konrektorinnen an größeren GS (ab 250 SuS) müssen sogar 2 Jahre auf A13 warten.
Da sich meist keine Anwärterin findet, wird die dienstälteste Kollegin “verhaftet”. Meist weit über 60 Jahre, arbeitet sie dann 2 Jahre mit A12, weitere 2 Jahre muss sie mit A13 arbeiten, damit das für die Pension anerkannt wird. Hat sie nur noch 3 Jahre dann, naja, Pech gehabt.
4 Ausgleichsstunden werden ihr zugestanden für das Erstellen des Stundenplans und der täglichen Vertretungspläne, das Führen der Statistiken, den Vorsitz bei den Zeugniskonferenzen, den Einstellungsgesprächen für ständig wechselndes Personal, wobei der Stundenplan immer wieder umgeschrieben werden muss, um den nicht-pädagogischen Aushilfskräften entgegenzukommen (“ich kann nur dienstags ab 9 und donnerstags bis 11Uhr und mittwochs von 8 bis 10 Uhr, da ich mich ansonsten fortbilde”) usw.
Selbstausbeutung ist leider ein gutes Stichwort! Im Hinblick auf die “armen Kinder, die ja für die verfahrene Situation auch nichts können” neigen viele, insbesondere ältere Kolleginnen, dazu, alles mit sich machen zu lassen!
Ist wohl so ein “Frauending”, leider aber wenig hilfreich. Sich auf die Hinterbeine stellen, nicht mit dem Kopf unterm Arm in der Schule zu erscheinen, mal “Nein” sagen, Dienst nach Vorschrift zu machen, all das wäre letztendlich hilfreicher, als diese “Ich opfere mich auf”- Mentalität.
Wer immer am Rande der Überforderung arbeitet, oft auch darüber hinaus, leistet KEINE gute Arbeit!
Irgend etwas fällt immer hinten rüber!
Die jüngeren Kolleginnen machen es uns vor! Sie arbeiten um zu leben, nicht umgekehrt! Sie achten auf ihre “Work-Life-Balance”.
Ein kaputtes System sollte man nicht unterstützen, Defizite nicht durch Selbstausbeutung ausbaden! Niemand dankt es einem, im Gegenteil! Jeder beschwert sich, wenn man mal eine Aufgabe nur teilweise erledigt!
Es wäre an der Zeit, von den Jüngeren zu lernen!
Korrektur: das ist kein Frauending, das ist ein Lehrerding. Nennt sich Helfersyndrom. Und wer nicht mitmacht wird gerne von solchen KuK auch mal als unkollegial oder als Kinderhasser abgetan.
“Da sich meist keine Anwärterin findet, wird die dienstälteste Kollegin „verhaftet“. Meist weit über 60 Jahre, arbeitet sie dann 2 Jahre mit A12, weitere 2 Jahre muss sie mit A13 arbeiten, damit das für die Pension anerkannt wird. Hat sie nur noch 3 Jahre dann, naja, Pech gehabt.”
Im Umkehrschluss heißt das aber auch:
Bis kurz vor 60 ne ruhige Kugel schieben, dann vier Jahre etwas ranklotzen und 30 Jahre lang eine höhere Pension genießen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung träumt man von solchen Möglichkeiten. Da findet die Selbstausbeutung ab Tag 1 seines Berufslebens statt. 2 Jahre mehr Gehalt haben so gut wie gar keine Auswirkungen auf die Rente.
Ähnliche Beispiele könnte man für Teilzeit-Beschäftigungen konstruieren.
Nix für Ungut…hat alles zwei Seiten.
@Stromdoktor
“Im Umkehrschluss heißt das aber auch:
Bis kurz vor 60 ne ruhige Kugel schieben, dann vier Jahre etwas ranklotzen und 30 Jahre lang eine höhere Pension genießen.”
Selten so einen Bullshit gelesen.
Nix für Ungut … oder doch:
Hätten Sie VOR dem Tippen nachgedacht, hätte Ihnen auffallen können, dass das wohl
– rechnerisch nicht aufgehen KANN ( im Sinne von “Können ALLE Indianer auch mal Häuptling werden?” oder sind es dafür nicht einfach ZUVIELE Indianer? )
– nicht garantiert ist.
Vielleicht “denkt” aber auch gar nicht jeder so ( “ehrenwert” ) wie Sie?!
Konstruieren Sie ruhig weiter
– Beispiele für Teilzeit-Beschäftigungen
– dumme Provokationen ( Manchmal muss es raus, gell? )
– …
Und nochmal: Nix für Ungut … 😉
Arbeitszeiterhebung? Muss man ja nicht lesen.
Teilzeit-Beschäftigung und Deckeneffekt? Will man nicht wahrhaben.
Das Land Nds hat gerade Mehrstundenbelastung veröffentlicht, nach Anfrage im Landtag. Muss man ja nicht mitbekommen.
Ihre Einlassungen sind alles andere als realitätsnah,
man kann es auch schlicht “unverschämt” nennen.
Im weiterführenden System, zumeist männlich, und auch dort selbes Bild. Es ist eine absolute Selbstausbeutung. Das Problem ist doch, dass es die falschen trifft mit ihrem Vorgehen: Schüler, Eltern und Kollegen. Das Problem lässt sich nur durch gesellschaftlichen Druck verändern.
Wie werden eigentlich Schulleitungen an Privatschulen bezahlt? Weiß das jemand? In der sog “freien Wirtschaft” gilt immer das Prinzip, dass Leitungsfunktionen erheblich höher bezahlt werden als diejenigen, die da “geleitet” werden.
Ersatzschulen oder reine Privatschulen? SL Ersterer werden genauso wie im ÖD vergütet (OStD i.E.). Bei reinen Privatschulen wird das über einen Geschäftsführungsvertrag oder zumindest einer außertariflichen Vereinbarung geregelt werden, die individuell mit dem privaten Schulträger ausgehandelt wird. Die tariflichen Entgeltregelungen des ÖD dürften dabei allenfalls eine Untergrenze in Bezug auf die Vergütung darstellen.
Bin im SL-Dreierteam einer Ersatzschule (Klassen 1-13) in NRW. Bekomme TV-L Gruppe 10 Stufe 5 fürs Unterrichten (20 Std.) und bekomme für die SL 4 Funktionsstunden, meine Mit-SLer ebenso.
Nur kein Neid 🙂
” Immerhin müssten Grundschullehrer in der Pandemie vier Unterrichtsstunden weniger unterrichten.”
In diesem Satz steckt ein Fehler, es soll vermutlich “Grundschulleiter” heißen.
Die regulären Lehrkräfte an Grundschulen müssen in der Pandemie immer noch 28 Unterrichtsstunden unterrichten, Schulleitungen erhalten seit ca. einem Jahr 4 Stunden erlassen.
Allerdings kam die Ankündigung nachdem die Stundenpläne zum Halbjahr erstellt waren und natürlich ist die Stundenreduzierung nur dort möglich, wo die Schule genügend Lehrkräftestunden hat. Ansonsten müsste ja Unterricht ausfallen.
Danke für den Artikel, der aus 3 unterschiedlichen Grundschulen Gleiches berichtet und darlegt, dass es in vielen weiteren Schulen ebenso aussieht.
150 vakante Stellen bedeutet auch, dass 150 Lehrkräfte die Aufgaben übernehmen müssen.
Arbeitszeiterfassung, Ausgleich? Gibt es nicht.
Liebe/r Palim, danke für den Hinweis – der Fehler ist korrigiert. Herzliche Grüße Die Redaktion
Die Stunden werden im Sommer wieder eingespart. Die Pandemie ist vorbei, da brauchen die SL die Stunden nicht mehr und können wieder mehr Unterricht erteilen.
So ist dann die Quote der Unterrichtsversorgung auch gleich wieder viel besser.
4200€ brutto für vielleicht eine 60 Stunden-Woche? Das sind dann ca. 16 Euro brutto pro Stunde. Der Mindestlohn soll dieses Jahr auf 10,45€ steigen.
Wer sich diese Verantwortung und diesen Stress für dieses Kleingeld antut, der hat wirklichen einen an der …
Falsch, der Mindestlohn steigt auf 12 Euro!!!!
Ich behaupte einmal als ganz normale Grundschullehrkraft, die strikt Dienst nach Vorschrift macht und abends noch Pizza ausliefert, hat inkl. Tringeld netto mehr in der Tasche bei bedeutend weniger Stress und bedeutend weniger Arbeitszeit…
Ja die freie Wirtschaft…
zumindest ist dort der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Januar 2021 auf 9,50 € erhöht und zum 1. Juli 2021 nochmals auf 9,60 Euro worden.
Seit dem 01.01.2022 ist der Mindestlohn auf 9,82 € gestiegen. Zum 1. Juli 2022 steigt er planmäßig auf 10,45 € und so ist es angedacht, soll dann ab 01.10.2022 der gesetzliche Mindestlohn noch auf 12 € steigen.
Wer sich mit 4.200 € brutto nicht zufrieden geben mag, kann ja mit Theologiestudium als Kardinal antreten. Dafür gibt es dannn 13.800 €, sogar im Monat.
16€ pro Stunde (Grundschulleitung mit fünfjährigem Hochschulstudium, zweijährigem Referendariat und x-Jahren Berufserfahrung) im Vergleich zu 12€ pro Stunde (Mindestlohn, den demnächst jeder Schüler im Ferienjob bekommt): Ganz großes Kino.
Für so eine hochqualifizierte Tätigkeit mit Personalverantwortung(!) sollte eine Grundschulleitung (ebenso wie jede andere Schulleitung) mindestens das Dreifache bekommen, also ca. 50€ pro Stunde. Dann sind noch nicht ganz beim Kardinalsgehalt aber in der Größenordnung eines mittelmäßigen Abteilungsleiters in einem mittelständischen Unternehmen aus der “freien Wirtschaft”.
@W.
Sehr dünn, Ihre Argumentation dagegen.
Manchmal hilft auch alles Nachdenken nichts…
Am Ende verbleibt aber zum Glück noch die persönliche Ebene.
Ich nehme es Ihnen nicht übel!
Insofern: Nix für Ungut.
@Stromdoktor
“Sehr dünn, Ihre Argumentation dagegen.
Manchmal hilft auch alles Nachdenken nichts…”
Da müssen Sie wohl aus Erfahrung sprechen.
Sie halten sich bestimmt für kritikfähig.
Also lesen Sie Ihren Post “Stromdoktor 3. März 2022 um 17:13” noch einmal. Wenn es hilft lesen Sie ihn so, als wäre er von jemand anderem, dann passt es vielleicht.
Zum Thema “persönliche Ebene”:
Immerhin wissen Sie was “getroffene Hunde” tun.
PS.:
Ich kann Ihnen auch nichts übel nehmen. 😉
Dafür mag ich Ihren schon oft demonstrierten “mild verständnisvollen” und “wohlüberlegten” Duktus wirklich viel zu gerne. 😉
PPS.:
Sie dürfen Ihre Meinung gerne behalten.
Wirklich.
Dann bedarf es auch keiner scheinbar seriösen “Diskussion”. ( Schön, was? )
@W.
Ich beabsichtigte eine seriöse Diskussion darüber. Dass Sie beim Lesen meiner Nachrichten bereits mit einer “gewissen” Einstellung an die Sache herangehen, scheint ggf. das eigentliche Hindernis zu sein. Kombiniert mit Ihrem Einstieg: “Selten so einen Bullshit gelesen”, wird es dann schwierig.
Insofern haben wir zumindest eine Sache gemeinsam. Eine Meinung über den jeweils anderen. Was wir nicht geschafft haben, uns über meinen Eingangskommentar zu unterhalten. Ihre einziges “Argument” diesbezüglich, “es können nicht alle Indianer einmal Häuptling werden, und meine Rechnung ginge daher nicht auf”, hat inhaltlich keine Anknüpfungspunkte zu meinen Ausführungen.
Gerne möchte ich noch ein paar Hintergründe zu meinem Beitrag liefern:
1. Aus der “freien Wirtschaft” kenne ich es, dass zumeist monetäre Überlegungen bei der Bewerbung um eine Stelle als Führungskraft (FK) keine Rolle spielen. “Chef” sein, bietet soviel Anerkennung im sozialen Umfeld, dass die Selbstaufgabe billigend in Kauf genommen wird. Zumeist sogar als Nachweis der besonderen Eignung und Leistungsfähigkeit vor sich hergetragen wird. Man gehört zu einer kleinen Gruppe, die “es geschafft hat”. Da ich dieses grundsätzliche Verhalten beobachte, wüsste ich nicht, warum das bei der Besetzung von Schulleiter-Posten anders sein sollte. Gibt bestimmt auch dort selbsternannte Nachwuchstalente, die unbedingt den Job ausführen wollen. Ich habe schon eine Lehrerin kennengelernt, die sich selbstbewusst mit Konrektorin vorgestellt hat. Ohne dass ich zum damaligen Zeitpunkt wusste, was diese besonderen Menschen ausmachen. Kannte eigentlich bis dato nur stolze Studienräte, Oberstudienräte…
2. Wie oben beschrieben, das Monetäre ist bei der Besetzung von Führungspositionen häufig nur zweitrangig. Die andere Fraktion kommt eher aus dem Bereich Optimierung. Aufwand/Nutzen oder Work-Life-Balance. Hier wird eher mal geschaut, was denn die Konsequenzen einer solchen Entscheidung sind. Vielleicht wird sogar der Stundenlohn ausgerechnet und in Erwägung gezogen, zusätzlich abends Pizza auszuliefern, wenn man sich wirtschaftlich optimieren möchte (meiner Meinung nach noch die gesündeste Einstellung). Hier kann es durchaus vorkommen, dass man “strategisch” denkt. Den Zeitpunkt für die Bewerbung nach individuellen Präferenzen wählt. Beispielsweise, wenn die eigenen Kinder aus dem Haus sind, wenn man ggf. einen anderen Kandidaten verhindern möchte…oder wenn man zum Ende seiner Laufbahn noch in der Besoldungsgruppe aufsteigen möchte. Jede Motivation für sich genommen legitim.
Auf den zweiten Teil bezog sich meine ursprüngliche Antwort. Ggf. wird man in eine solche Rolle zum Dienstzeitende reingedrängt, vielleicht sogar kommissarisch ernannt (bin mir diesbezüglich nicht sicher, ob man da “Nein” sagen darf?). Das ist dann maximal unglücklich…ich “behaupte” aber auch, dass es LuL gibt, die für den Wechsel in eine höhere Besoldungsgruppe zu vielem bereit sind. Und wenn dieser dann maximal wirksam für die Pension ist, dann sogar alles richtig gemacht.
Im letztem Punkt unterscheiden sich die Möglichkeiten. ArbeitnehmerInnen müssen die Gehaltsmaximierung bereits früh im Berufsleben erzielen, um einen bedeutenden Einfluss auf die Rente zu erreichen.
Ähnliche Überlegungen gelten für Teilzeit. In der Wirtschaft ist es gar nicht mal so selten, dass man die Arbeitszeit zum Ende reduziert. Wenn die Entgeltpunkte soweit zusammen sind und das Gehalt das Maximum erreicht hat. Häufig bekommt man in guten Jobs auch mit einen anteiligen Gehalt noch vergleichsweise viele Entgeltpunkte heraus. Dann ist eine Teilzeittätigkeit noch nicht einmal besonders rentenschädlich. In jedem Fall ist zum Ende des Erwerbslebens die Rente nicht mehr groß beeinflussbar.
Nach meiner Einschätzung gelten in Bezug auf Besoldung und Pension an dieser Stelle andere Zusammenhänge, die man ggf. ist seine persönliche Überlegungen einbezieht.
Bullshit wäre mein Beitrag dann, wenn die Wirkzusammenhänge andere wären (und ich diese inhaltlich falsch ausgeführt habe) und/oder ein solches Verhalten unter Beamten völlig undenkbar wäre und dort grundsätzlich nicht mit “Ellenbogen” bzw. im Eigeninteresse gearbeitet wird.
Tatsächlich beschreibe ich diesbezüglich meine Meinung bzw. meine Sicht auf die beiden Bereiche. Einmal aus der Innenperspektive (freie Wirtschaft) und einmal aus der Beobachterrolle heraus.
Da ich persönlich “einigermaßen über die Runden komme”, nicht zu denen gehöre, die den Arbeitsumfang von LuL in Frage stellen und Beamte per se nicht als privilegiert beneide, unterstelle ich mir eine gewisse Objektivität.
Dass man sich als “Außenstehender” zu solchen Themen hier jedoch nicht äußern sollte, ist mir nicht neu und wurde eindrucksvoll von Ihnen aufgegriffen. Nichts verbindet mehr als ein gemeinsames Feindbild…
Es ist in den Bundesländern unterschiedlich, wann man SL werden kann, es gibt aber auch Länder, in denen man nur die Hand heben muss, schon ist man es.
Es sind nicht umsonst so viele SL-Stellen vakant, die Aufgabe ist so unvorteilhaft, dass es kaum jemand machen möchte. Wer es aus Prestige-Gründen übernimmt, fällt gerne auf die Nase, man kann es nur mit sehr viel Idealismus schaffen.
Kommt es zu einer unbesetzten SL-Stelle oder zu einer unerwarteten Vertretungssituation an Schulen ohne Konrektorin, regelt es das Kollegium für die ersten Tage/ Wochen oft selbst. Natürlich gibt es dazu überhaupt keinen Ausgleich, das Kollegium teilt sich die wichtigsten Aufgaben ohne Vergütung/Entlastung, also zusätzlich zum Deputat und allen anderen Aufgaben.
Fällt die SL länger oder vollständig aus, wird gefragt, wer aus dem Kollegium es denn machen will.
Wenn die übergeordnete Behörde einen dazu einteilt, kann man zwar nein sagen, das hilft aber nicht, man muss die Aufgabe dennoch übernehmen, ohne Aussicht auf Ablösung, ohne Aussicht auf angemessene Entlastung/ Vergütung, ohne Aussicht auf eine bessere Ausstattung, Unterrichtsversorgung etc. der Schule.
Man darf dann auch gleich auf die nicht erfüllbare Suche nach einer Vertretungskraft gehen und das komplizierte Beantragungszeremoniell durchlaufen, da einem noch mehr Unterrichtsstunden fehlen, als ohnehin schon, und muss abwägen, welchen Unterricht man ausfallen lässt, unter Wahrung der Notbetreuung, die aufrecht zu erhalten ist.
Vielen Dank, Palim!
Durch Ihren Beitrag habe ich viel gelernt!
Es scheint so, dass es doch einige Unterschiede in Bezug auf die Motivationslage gibt. Vielleicht ist es damit zu erklären, dass in der freien Wirtschaft zumeist ein großer Gehaltssprung mit einem Aufstieg verbunden ist und das Anreizsystem an der Stelle in der Schule “versagt”. Im großen Unternehmen erkauft man sich die Selbstaufgabe schlichtweg. Verbunden mit einer “Anerkennung im sozialen Umfeld”.(Bsp. Werbung für Mitarbeiter-Leasing großer Automobilhersteller).
Ich sehe die Entwicklung jedenfalls in allen Bereichen kritisch – vor allem auch in der freien Wirtschaft. Immer höher, schneller, weiter, effizienter…und viele Leute, die das bereitwillig mitmachen oder mit sich machen lassen. Freue mich über jeden, der hier Grenzen zieht und standhaft bleibt.