MÜNCHEN. Um mehr Lehrerinnen und Lehrer für Grund- und Mittelschulen zu gewinnen, pocht der Lehrerverband BLLV auf gleiches Gehalt für die Pädagogen verschiedener Schularten. «Niemand versteht mehr – und viele Bundesländer haben es verändert – warum die Grundschullehrerin und der Mittelschullehrer weniger verdienen als der Kollege an der Realschule oder die Kollegin am Gymnasium», sagte die Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbands (BLLV), Simone Fleischmann, am Dienstag in München.
Beispielsweise in Thüringen wurden Grundschullehrer vergangenes Jahr mit ihren Kollegen an den Gymnasien gleichgestellt, in Nordrhein-Westfalen ziehen derzeit zwei Lehrerinnen für eine gleiche Besoldung vor das Oberverwaltungsgericht.
In Bayern war die Angleichung vergangenen Herbst von der Opposition zum Thema im Landtag gemacht worden. Ein entsprechender Antrag wurde aber laut BLLV von den Regierungsfraktionen CSU und Freie Wähler abgelehnt. Kultusminister Michael Piazolo von den Freien Wählern hatte den «Nürnberger Nachrichten» damals gesagt, dass seine Fraktion eigentlich seit Jahren für eine Angleichung sei, aber innerhalb der Koalition unterschiedliche Auffassungen bestünden.
«Wir fahren auf Sicht und wissen jetzt noch nicht: Wie viele Kinder haben wir nächstes Schuljahr?»
«Die Gräben zwischen den Koalitionspartnern» seien für ein überzeugendes Gesamtkonzept zur Stärkung der Grund- und Mittelschulen anscheinend zu tief, monierte am Dienstag der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Matthias Fischbach. Die Opposition mühe sich seit Jahren mit Anträgen und Gesetzesentwürfen ab, bekomme von Regierungsseite aber nur Ablehnung.
Die Forderung nach der Besoldung ist nur ein Punkt, mit dem der BLLV am Dienstag Ministerpräsident Markus Söder (CSU) aufforderte, Bildungspolitik zur Chefsache zu machen. Ganz allgemein müssten attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen werden, sagte Fleischmann. «Sonst interessiert sich ein junger Mensch nicht für das Lehramt.» Und man müsse die Ausbildung flexibilisieren – zum Beispiel sollten sich Studierende erst später für eine Schulart entscheiden müssen.
Dass in Bayern ein immer größerer Mangel an Lehrerinnen und Lehrern herrscht, bestreite inzwischen niemand mehr. Andererseits stünden die Schulen aufgrund der Pandemie und durch die Ukraine-Krise vor einem schwierigen Herbst und Winter. «Wir fahren auf Sicht und wissen jetzt noch nicht: Wie viele Kinder haben wir nächstes Schuljahr? Wie viele Kinder aus der Ukraine kommen an die Schulen? Wie entwickelt sich die Corona-Situation? Dürfen schwangere Lehrerinnen doch wieder in Präsenz unterrichten?», so Fleischmann.
«Auf die Selbstausbeutung der Lehrkräfte zu setzen – das ist keine Lösung!»
Das Problem: «Wir brauchen Menschen, um die Stellen zu besetzen, und die gibt es nicht.» Dabei gehe es schon lange nicht mehr nur um Lehrerinnen und Lehrer, sondern um eine Vielfalt von Spezialisten, Helfern und Quereinsteigern, die heute an den Schulen tätig sei. Insgesamt 17 Berufsgruppen arbeiteten heute an den Schulen, um die Herausforderungen vor Ort gemeinsam zu meistern. Die Klassen würden heterogener und es brauche eine individuelle Förderung, um in der Inklusion und der Integration allen Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden.
Fleischmann: «Wir brauchen Planungssicherheit! Durchwurschteln ist dabei keine Lösung. Auf die Selbstausbeutung der Lehrkräfte setzen und dass deren Berufsethos als Pädagogen sie schon dazu treiben wird, das irgendwie zu schaffen – das ist keine Lösung!»
Notwendig sei es in jedem Fall, jetzt den Lehrerinnen- und Lehrermangel substanziell anzugehen. Simone Fleischmann stellte klar: «Wenn die Staatsregierung wirklich will, dass mehr junge Menschen den Lehrberuf ergreifen, dann müssen Lehrkräfte an der Grund- und Mittelschule dasselbe verdienen wie an anderen Schulformen. Sie müssen im Studium lernen, was sie brauchen, und sie müssen einen Beruf mit guten Arbeitsbedingungen vorfinden.» News4teachers / mit Material der dpa
A13 für alle ist überfällig, gerade auch in Bayern, wo die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch sind. NRW und NDS befinden sich auch endlich auf dem Weg, nachdem Norddeutschland und Ostdeutschland Vorreiter waren.
A13 ist auch ein Zeichen der Wertschätzung. Es zeigt, dass GrundschullehrerInnen genauso qualifiziert sind wie Lehrkräfte an weiterführenden Schulen.
In Sachsen-Anhalt hat man noch nichts angeglichen. Auch ein Ost-Bundesland. Das bald keine Grundschullehrer/innen mehr hat, wenn es so weiter geht. Quereinsteiger wollen bei der Bezahlung auch nicht zu uns.
Wozu angleichen? Den Lehrermangel an Grundschulen löst man in Bayern ganz einfach durch angeordnete Mehrarbeit, die man zur Verarsche der Betroffenen dann auch noch frech “Arbeitszeitkonto” nennt, dass irgendwann am St. Nimmerleinstag ausgeglichen werden soll.