Einmal Karibik und zurück: Unterricht mit 33 Schülerinnen und Schülern auf hoher See – eine Lehrerin berichtet

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KIEL. Liebe Lehrerinnen und Lehrer, wie wäre es wohl, wenn Sie Ihr Klassenzimmer für ein halbes Jahr mit dem Deck eines Segelschiffs tauschen würden – um dort mit Zehntklässlern zu arbeiten? Wenn dann immer wieder Wale an ihrem Schiff vorbeischwimmen und Sie das zum Anlass für eine packende Unterrichtseinheit in Biologie nehmen können? Wenn ein Vulkanausbruch von Bord aus beobachtet werden kann, was das Fach Geografie ungemein belebt? Die  Berliner Pädagogin Anna Mehlhorn hat diese Erfahrungen gemacht – sie reiste über den Atlantik auf dem Schulschiff „Thor Heyerdahl“. News4teachers sprach mit ihr.

Musste beim Segelsetzen in den Masten mit anpacken: Anna Mehlhorn. Foto: privat

Eigentlich ist Anna Mehlhorn Sonderpädagogin und unterrichtet an einer inklusiven Gemeinschaftsschule in Berlin. Als Kind hat sie schon diverse Urlaube auf dem selbstgebauten Segelschiff des Vaters verbracht. Auch als Erwachsene lässt sie das Meer nicht los. Gern verbringt Segelurlaube mit Freunden oder der Familie. Im Oktober 2020 war es wieder soweit. Urlaub auf dem Schiff mit Freunden in Griechenland. Da kam sie auf die Idee, dass sich segeln und unterrichten gut miteinander verbinden lassen.

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„Das Schiff ist ein guter Lernort und nebenbei kann man Natur, Länder und Kulturen erleben“, sagt Anna Mehlhorn. Angesteckt von dieser Idee begann sie im Internet zu recherchieren, ob es eine Möglichkeit gäbe, auf einem Segelschiff zu unterrichten. Prompt fand sie das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und war begeistert. Sie bewarb sich und wurde als Lehrerin auf dem Segelschiff „Thor Heyerdahl“ angenommen. Nicht nur für die Lehrkräfte, sondern auch für die Schülerinnen und Schüler, die sich für das Projekt bewarben, gab es strenge Auswahlkriterien. Die Schülerinnen und Schüler sollten bereit sein, sich weiterzuentwickeln und Verantwortungsbewusstsein mitbringen. Außerdem wurde Wert darauf gelegt, dass verschiedene Persönlichkeiten an Bord kommen. „Es sollten nicht nur Alphatiere dabei sein“, erklärt Anna Mehlhorn. „Den Organisatoren war eine gute Mischung wichtig, zum Beispiel dass auch kreative und handwerklich begabte Jugendliche dabei sind. Genauso wichtig ist aber, dass Jugendliche mit guten organisatorischen Fähigkeiten mitfahren.“ Um die zukünftige Besatzung unter die Lupe zu nehmen, gab es einen einwöchigen Probesegeltörn. Dort bekamen Schüler*innen verschiedene Aufgaben, die bewältigt werden sollten. Aufgrund von Corona fand dieser Probetörn online statt.

„Die Gruppen haben sich abgewechselt, sodass alle jeden zweiten Tag Unterricht hatten. Auch wir Lehrer waren beim Segeln dabei“

Im Oktober 2021 ging es dann endlich los. Die „Thor Heyerdahl“ startete mit 33 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10, mehreren Lehrkräften und einer im Segeln erfahrenen Schiffscrew von Kiel aus in Richtung kanarische Inseln. Schüler*innen und Lehrkräfte kamen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Schiffsbesatzung umfasste insgesamt 48 Mann.  Die erste Etappe der Reise dauerte rund 3 Wochen. Unterricht fand in dieser Zeit noch nicht statt, denn Schüler*innen und Lehrkräfte mussten zuerst in die Geheimnisse des Segelns eingeweiht werden. Die professionelle Segelcrew vermittelte allen Neulingen an Bord nautische Grundkenntnisse, sodass ab der zweiten Segeletappe alle Lehrkräfte und Schüler*innen immer selbstständiger das Schiff steuern konnten. Ab der zweiten Etappe wurde die Gruppe geteilt. Die eine Hälfte erhielt Unterricht und die andere Hälfte war für das Segeln verantwortlich.

„Die Gruppen haben sich abgewechselt, sodass alle jeden zweiten Tag Unterricht hatten. Auch wir Lehrer waren beim Segeln dabei“, erzählt Anna Mehlhorn. „Ich war oft als Wache eingeteilt. Das war sehr interessant, aber auch anstrengend, da man auch mitten in der Nacht auf Wache gehen musste. Wenn man nachts um 2 Uhr für den Wachdienst geweckt wird, ist die Freude nicht immer so groß.“ Zum Wachdienst gehört das Umstellen der Segel, regelmäßige Sicherheitsrundgänge, prüfen der Maschinen und schauen, dass der notwendige Abstand zu anderen Schiffen eingehalten wird. Für den Unterricht wurde die junge Lehrerin stundenweise von ihren Wachdiensten befreit.

„Das Schöne an dieser Reise war, dass wir sehr viel lebensnaher unterrichten konnten, als das an der Schule meistens der Fall ist“

Am Anfang der Reise war Anna Mehlhorn skeptisch, ob der Unterrichtsstoff in der vorgegebenen Zeit schaffbar ist. Durch den täglichen Wechsel von segeln und Unterricht kamen weniger Unterrichtsstunden zusammen als in einem gewöhnlichen Schuljahr. „Ich war begeistert wie motiviert die Jugendlichen waren. Wir haben in den sechseinhalb Monaten der Reise viel Unterrichtsstoff durchgenommen“, erzählt sie begeistert. „Das Schöne an dieser Reise war, dass wir sehr viel lebensnaher unterrichten konnten, als das an der Schule meistens der Fall ist. Wenn an unserem Schiff ein Wal vorbeigeschwommen ist, konnten wir dieses außergewöhnliche Ereignis als Inspiration für ein Referat über Wale nutzen. Ich selbst habe an Bord Englisch und Spanisch unterrichtet. Meine Schüler*innen waren motiviert dabei, weil sie die Sprachen direkt bei den Landgängen anwenden konnten.“

Die Seereise führte die 33 Jugendlichen der Klasse 10 und ihre Lehrkräfte von Kiel zu den kanarischen Inseln, von dort aus nach Kap Verde, nach Dominika, zu den Azoren und wieder zurück nach Kiel. Gleich zu Beginn der Reise wurde die Besatzung der „Thor Heyerdahl“ mit einem starken Sturm konfrontiert. Das war sehr spannend für die noch unerfahrenen Segler*innen. „Wir standen beim Segel umstellen bis zur Hüfte im Wasser, so hoch waren die Wellen. Erschwerend kam hinzu, dass einige von uns seekrank waren und nur auf der Bank sitzen konnten“, sagt Anna Mehlhorn. „Die Schüler*innen und andere Besatzungsmitglieder hingen teilweise oben im Mast, um die Segel zu bergen, selbstverständlich mit Klettergurten. Da muss man schonmal seine Komfortzone verlassen. Im Sturm zu segeln ist eine spannende Herausforderung. Wir hatten glücklicherweise eine sehr vorausschauende Segelcrew an Bord, die uns in dieser neuen und schwierigen Situation kompetent unterstützt und angeleitet hat.“

Das geneinsame Abenteuer schweißte die Gruppe zusammen. Foto: privat

Das zweite prägende Erlebnis des Segeltörns ereignete sich ebenfalls in der Nordsee. Eine Schülerin entdeckte ein Flüchtlingsboot auf dem Wasser. Es waren zwei Somalier, die mit einem Schlauchboot unterwegs waren. Die „Thor Heyerdahl“ nahm die beiden Männer auf. Sie waren auf dem Weg von Calais nach Dover gewesen und in die Nordsee abgetrieben worden. Ohne die Schülerinnen und Schüler des Projektes „Klassenzimmer unter Segeln“ wären die beiden Männer verloren gewesen, da sie im Schlauchboot ohne Schwimmwesten unterwegs waren und als Ausrüstung nur ein kleines Paddel mit sich führten. Die Besatzung der „Thor Heyerdahl“ übergab die beiden Somalier der Küstenwache. „Diese Begegnung mit den Geflüchteten hat uns besonders geprägt“, erklärt Anna Mehlhorn. „Wir mussten die Jugendlichen emotional auffangen und haben viel mit ihnen darüber gesprochen.“

Auch die Landgänge mussten wegen des Vulkanausbruchs auf La Palma und einem Erdbeben auf den Azoren flexibel geplant werden. Auf La Palma kamen die Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit Menschen, die durch den Vulkanausbruch ihr Zuhause verloren hatten. Außerdem konnten sie den Vulkan und die Spuren des Ausbruchs aus der Nähe betrachten.

Auf der Reise haben die Teilnehmer*innen des Projektes sehr inspirierende Persönlichkeiten getroffen. Dazu gehörten der Kapitän der „Thor Heyerdahl“ und die Projektleitung von „Klassenzimmer unter Segeln“, die mit viel Engagement dieses Projekt auf die Beine gestellt haben, aber auch beispielsweise ein ehemaliger Politiker aus Dominika. Dieser ist mittlerweile als Sozialarbeiter tätig und unterstützt zahlreiche Projekte in seiner Heimat. So hat er die Schülerinnen und Schüler der „Thor Heyerdahl“ an ein Wiederaufbauprojekt vermittelt.  „Wir haben einer alleinerziehenden Mutter von acht Kindern geholfen, ihr vom Hurricane zerstörtes Haus wiederaufzubauen“, erläutert Anna Mehlhorn. „Diese Möglichkeit war einzigartig. Gerade der Kontakt zu den Einheimischen war für die Jugendlichen sehr wichtig. Ich hoffe, dass sie das soziale Engagement, das sie im Rahmen des Projektes bewiesen haben, für ihr späteres Leben bewahren können.“

„Wir haben in den sechseinhalb Monaten eine  enge Beziehung zu einander aufgebaut und waren am Ende wie eine große Familie“

Zu Beginn der Reise hatte Anna Mehlhorn einige Bedenken und fragte sich, wie sich das Zusammenleben an Bord gestaltet. Würde es auf so engem Raum genügend Rückzugsmöglichkeiten geben? Die Kabine teilte sie sich mit einer anderen Lehrkraft, 3 Monate hatte sie sogar eine Kammer direkt neben den Schüler*innen. „Wir haben in den sechseinhalb Monaten eine  enge Beziehung zu einander aufgebaut und waren am Ende wie eine große Familie“, betont Anna Mehlhorn. „Für die Jugendlichen war es eine gute Möglichkeit, sich von Zuhause abzulösen und die ersten eigenen Erfahrungen in der Fremde zu machen. Am Ende der Reise ist uns der Abschied schwer gefallen.“

Natürlich erfordert das Zusammenleben auf engem Raum einige Regeln, damit eine angenehme und friedliche Atmosphäre herrscht. Ihr Studium der emotionalen und sozialen Entwicklung hat Anna Mehlhorn gerade in Beratungssituationen während des Segeltörns sehr geholfen. Zu Beginn der Tour gab es viele Gespräche zwischen den Schüler*innen und dem Lehrpersonal, damit kleinere Konflikte vermieden werden können. Zudem gab es strikte Bordregeln, die von jedem Teilnehmer der Reise unbedingt eingehalten werden mussten. Die längste Strecke führte die Reisenden von Dominika in der Karibik zu den Azoren. Bei der etwa drei Wochen dauernden Überfahrt gab es keine Landgänge, sodass die Lebensmittel eingeteilt werden mussten. „Da konnte nicht jeder so viel essen wie er wollte“, erklärt die Lehrerin. „Auch die Handynutzung war strikt geregelt. Während der Zeit auf See galt Handyverbot. Nur an Land durften die Jugendlichen ihr Handy nutzen. Auf Helgoland hätten sie das Handy mehrere Tage lang bekommen können, aber die gesamte Klasse entschied sich dagegen. Es war interessant zu sehen, dass die Gemeinschaft zunehmend wichtiger wurde als der Medienkonsum.“ Außerdem sollte ab 22.00 Uhr an Bord nur noch in Flüsterlautstärke gesprochen werden, damit diejenigen, die schlafen wollten, ihre Ruhe genießen konnten.

Die Gemeinschaft an Bord unternahm viel gemeinsam. Jeder war ein Teil des Teams. Tagsüber wurde gemeinsam gesegelt, gekocht und geputzt. Abends gab es Musikworkshops, Vorträge und interessante Gespräche oder es wurden Spieleabende veranstaltet. „Wir haben die Zeit an Bord sehr genossen“, schwärmt Anna Mehlhorn. „Das Schiff war groß genug, sodass wir alle genug Bewegungsfreiheit hatten. So konnte sich kein Lagerkoller entwickeln.“

Auf hoher See hatten die Jugendlichen keinen Kontakt zu ihren Familien. Nur bei den Landgängen konnten sie nach Hause telefonieren. Sie haben regelmäßig einen Blog geschrieben und Fotos gemacht, damit die Angehörigen Zuhause etwas von den Erlebnissen auf der Tour mitbekommen konnten. „Uns als Lehrkräften und der Schiffsbesatzung wurde von seiten der Eltern großes Vertrauen entgegengebracht“, führt Anna Mehlhorn aus. „Die Jugendlichen haben durch die Reise Flügel bekommen, mit denen sie jetzt weiterflattern möchten. Die Eltern schienen sehr dankbar.“

Bei den Jugendlichen und den Lehrkräften hat das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ bleibende Eindrücke hinterlassen. Die Jugendlichen haben gelernt, dass ihr Verhalten Konsequenzen haben kann und dass sie Teamplayer sind. Sie lernen zudem Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen und konnten sich während der Reise sozial engagieren.

Anna Mehlhorn hat während der Reise auch viel über sich selbst gelernt. Es gibt viele Dinge, die sie mit in ihren Unterricht nach Berlin mitnehmen möchte. „Es ist wichtig, den Schülerinnen und Schülern Vertrauen entgegenzubringen, ihnen etwas zu zu trauen“, sagt sie. „Zudem möchte ich, dass meine Schüler mehr Verantwortung bekommen und die Stärken jedes Einzelnen bestmöglich ausschöpfen. Sehr positiv am Unterricht auf dem Schiff war, dass die Jugendlichen viel Freiarbeit gemacht haben und so selbst entscheiden konnten, welchen Themen sie sich widmen möchten. Bei Problemen konnten wir als Lehrkräfte individuell eingreifen. Es war uns ein Anliegen, die Begabungen jedes Einzelnen zu fördern.“ Diese konnten die Jugendlichen gut in die Schiffsgemeinschaft miteinbringen, werden sie aber auch im Leben an Land gut gebrauchen können. Anna Mehlhorn würde sich wünschen, dass auch an Schulen in Deutschland mehr projektbezogen unterrichtet wird und der Unterricht mehr außerhalb des Schulgebäudes stattfindet.

„Ich kann das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ jedem empfehlen, der das Segeln mag und gerne Kontakt zu Schülern hat“, sagt die junge Lehrerin begeistert. „Diese Reise war ein sehr besonderes und prägendes Erlebnis für mich.“

Durch ein Stipendium des KUS-Alumni-Vereins soll die Teilnahme am Segelprojekt für jeden Schüler ermöglicht werden. Verbeamtete Lehrkräfte können für die Teilnahme am Projekt ein Sabbatjahr beantragen. Anna Mehlhorn selbst hat sich für ihr Buchprojekt und den Segelturn ein Jahr Auszeit vom Schulalltag in Berlin genommen. Bald möchte sie bereichert von ihren Erfahrungen wieder an einer Berliner Schule unterrichten. Nina Odenius, Agentur für Bildungsjournalismus

Leben und lernen mit 33 Schülern an Bord: „Klassenzimmer unter Segeln“ kehrt nach Karibik-Törn zurück

 

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TaMu
1 Jahr zuvor

Dieser Artikel hat mir sehr viel Freude gemacht, vielen Dank dafür!

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Schule kann demnach auch ein positives Abenteuer sein…was für eine schöne Perspektive!!

Lehrer_x
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Ich meckere hier ja auch viel, aber was für Menschen wählen so einen neutralen (positiven) Kommentar runter? Sucht euch mal sinnvolle Hobbys… Oo

Alla
1 Jahr zuvor

Tolles Programm!
Meines Wissens nach gab es so etwas schon mal zu Beginn der 2000er! Damals allerdings als Rehabilitationsprogramm für jugendliche (ab 14) „Intensivstraftäter“!
Ich kann mich an die endgültige Evaluation nicht mehr ganz genau erinnern, es wurde aber erst einmal als sehr positiv beurteilt, was Teamfähigkeit, Verantwortung des Einzelnen, Selbstwirksamkeit usw. angeht.
Vielleicht weiß die Redaktion noch davon?

mississippi
1 Jahr zuvor

Das ist wunderbar und sehr beeindruckend!!! Ich verstehe nur nicht, warum man dafür ein Sabbathahr nehmen soll. Erhält man für so ein tolles Projekt nicht einmal Besoldung und wie sieht es versicherungstechnisch aus? Hat so etwas von: Du kannst das gerne machen, aber bitte in deiner Freizeit.

Achin
1 Jahr zuvor

Für die Beteiligten auf allen Seiten war das bestimmt ein einprägsames und nachhaltiges Erlebnis. Generell sind außerunterrichtliche Aktivitäten eine tolle Sache.

Sollte eine erziehungswissenschaftliche Fakultät einer Universität die realistische Umsetzbarkeit eines schulpädagogischen Forschungsvorhabens nicht jedoch wenigstens halbwegs im Blick haben? Warum wurde statt einer interkontinentalen Ausfahrt, die über ein halbes Jahr (!) ging, nicht 28 einwöchige mit verschiedenen Altersstufen und Schularten durchgeführt, die dann für eine realistische Praxis ausgewertet werden. In welcher (Schul-) Welt könnten Eltern einen solchen Trip jenseits einer Studie finanzieren, wenn jeder Lehrerin und jeder Lehrer schon diverse Erlebnisse dabei sammeln konnte, für alle Kinder und Jugendlichen einer Klasse eine Drei-Tages-Fahrt in der Region zu organisieren?
Das ist höchstens für Friedrich März noch Mittelschichtsdidaktik, das ist eine lupenreines Oberschichtsangebot.

Achin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Es muss im letzten Satz natürlich „Merz“ und „ein“ heißen.

Unabhängig davon:
Eine Teilhabe an der „außerunterrichtlichen Veranstaltung“ kostet mehr als 20 000 € (https://kus-projekt.de/klassenzimmer-unter-segeln/elterninformationen/kosten-und-finanzierung/).

Wie war das noch mit der „Bildungsgerechtigkeit“?

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Während Lehrkräfte (ausweislich des Textes) dort im Rahmen eines Sabbatjahres unterrichten.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

An so etwas würde ich viel lieber teilnehmen als an einer normalen Klassenfahrt, weil man den daran teilnehmenden Schülern bedingungslos wird vertrauen können.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich verstehe das so, dass das ehrenamtlich gemacht werden soll. Von großartigen Zuverdienstmöglichkeiten während eines Sabbatjahres ist mir nichts bekannt.
Da ist mir persönlich dann die Spanne zwischen Kosten für die SuS und Entlohnung der LuL zu groß.
Warum dort teilnehmenden SuS bedingungslos zu vertrauen wäre erschließt sich mir nicht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Erstens zahlen die Eltern einen Haufen Geld, um so etwas zu ermöglichen. Zweitens entlassen die Schulen die Schüler für etliche Monate aus dem Unterricht, was nur für begabte Schüler verantwortbar ist, sprich Leistungsträger einer Stufe. Drittens sind Leistungsträger in aller Regel sehr zuverlässig und gewissenhaft und sie halten sich an Anweisungen im unterrichtlichen Kontext.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

War klar, dass so etwas kommt. Es müssen also im Namen der Gerechtigkeit alle Kinder nicht an so etwas teilnehmen dürfen. Guten Klavierspielern bricht man die Hände, guten Sportlern die Beine, damit sie nicht besser sind als die diesbezüglich untalentierten Menschen.

Achin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ein aggressives und schräges Bild verwenden Sie hier, welches einem fachlichen Diskurs jeden Wind aus den Segeln nimmt.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Achin

Es läuft aber faktisch auf so etwas hinaus: Wenn nicht für alle, dann für niemanden.

bogfrog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ist bei uns leider auch oft so.
Wenn wir aggressive, verhaltensauffällige, unzuverlässige Schüler*innen von irgendwelchen Aktivitäten oder Unternehmungen ausschließen möchten, gehen die Eltern auf die Barrikaden, beschweren sich bei der Schulleitung oder gleich bei vorgesetzten Behörden und wir Lehrer bekommen da keinerlei Rückendeckung.
Also gibts mit bestimmten Klassen eben keine Ausflüge, Projekte etc.

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  bogfrog

Genau das.

Quiet Quitter01
1 Jahr zuvor

Ich habe vor 30 Jahren an einer deutschen Schule in Kolumbien gearbeitet. Es war eine sehr aufregende Zeit, die ich bis heute nicht vergessen habe. Kann man nur jedem jungen Kollegen empfehlen.