Amtsärzte fürchten, dass Förderbedarf bei Erstklässlern unerkannt bleibt – mangels Schuluntersuchungen

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Der Amtsärzte-Verband warnt vor unerkannten Entwicklungsdefiziten bei Schulanfängern, weil die Schuluntersuchungen teils ausfallen. In Köln sei bei jedem vierten Schulanfänger vorher die Tauglichkeit nicht überprüft worden, auch andere Gesundheitsämter hätten nicht alle Untersuchungen geschafft, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. med. Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Die Amtsärzte fürchten „verpasste Chancen“. Foto: Shutterstock

«Unsere Sorge ist groß, dass aktuell immer noch viele Kinder mit Förderbedarf nicht oder viel zu spät erkannt werden», erklärte Nießen. Das betreffe etwa das Sehen, Hören, die Motorik oder Sprachfähigkeit.

Als Grund für die Lücken nannte Nießen den Personalmangel in den Gesundheitsämtern, Ausfälle von Terminen durch Erkrankungen der Familien und Mitarbeiter, aber auch den größeren Zeitaufwand durch die coronabedingten Hygienevorschriften. «Früher konnten wir acht bis neun Kinder pro Team am Vormittag untersuchen, heute nur sechs.» Die fehlenden Untersuchungen hätten erhebliche Folgen: «Wenn man es nicht schafft, kann das für das Kind verpasste Chancen bedeuten. Wenn niemand erkennt, dass ein Kind nicht gut sehen oder hören kann, kann das Folgen für die ganze Schulkarriere haben.» News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Förderbedarf nicht zu ermitteln ist nur konsequent.

Auch wenn es niemand Ausspricht, die KMK hat sich stillschweigend von den Begriffen Bildung und Erziehung (mit den Eltern gemeinsam!) verabschiedet.
Dazu reichen die Mittel und das Personal so wie so nicht.

Das Motto der Stunde lautet: “ Verwahrung der Kinder zum Wohle der Wirtschaft“.

Wer die Kinder nur noch verwahrt um die Eltern als Arbeitnehmer los zu eisen, der braucht auch kein Geld und kein Personal für die Ermittlung des Förderbedarfs zu verschwenden.

Klingt übel entspricht aber den momentanen Gegebenheiten in den Schulen.

Nur zugeben will das bei der KMK natürlich keiner.

Forumsleserin
1 Jahr zuvor

Ich sehe auch die Vorteile: Kinder werden womöglich weniger in Schubladen gesteckt.
Die AmtsärztInnen zeigen übrigens beim Infektionsschutz weniger „Fürsorge“.

Lera
1 Jahr zuvor

Die maximal mögliche Konsequenz dieser immer läppischer werdenden Untersuchungen besteht darin, dass ein Jahr später ein Förderlehrer einmal pro Woche im Lehrerzimmer den Kaffee wegschlürft.

Kann ich drauf verzichten.

Früher ging es ja mal um Schulfähigkeit, aber das ist heute politisch unkorrekt.