Mord an Sechsjähriger – Lehrerin: Habe nie ein unglücklicheres Kind gesehen

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ESSEN. Eine Mutter bringt ihre kleine Tochter um. Die Tat ist brutal. Auch die Richter sind fassungslos. Jetzt ist die 46-Jährige verurteilt worden. Das Verbrechen war aufgefallen, weil die Lehrerin des Kindes sich um das Mädchen sorgte.

Das Gericht hat geurteilt. Foto: Shutterstock

Das kleine Mädchen wurde nur sechs Jahre alt. Vor rund acht Monaten ist es grausam getötet worden. Die Täterin: die eigene Mutter. Am Freitag ist die 46-Jährige aus Bottrop am Essener Landgericht dafür verurteilt worden. Die Strafe: 13 Jahre Haft wegen heimtückischen Mordes.

Es war die Nacht auf den 28. Januar 2022, als die Angeklagte ihrer Tochter eine Überdosis Beruhigungsmittel verabreichte. Was danach passierte, bezeichnete Richter Jörg Schmitt als «katastrophale Tat». Laut Urteil hatte die 46-Jährige zunächst versucht, die Sechsjährige in der Badewanne zu ertränken. Anschließend hatte sie dem kleinen Mädchen mit einem Küchenmesser mehrfach in den Hals gestochen. Die Tochter hatte keine Chance.

Eine Lehrerin hatte die Polizei alarmiert. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil die Grundschülerin nicht im Unterricht erschienen war

Als die Sechsjährige am nächsten Tag gefunden wurde, lag sie tot im Bett der Mutter – mit einem Kuscheltier im Arm. Eine Lehrerin hatte die Polizei alarmiert. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil die Grundschülerin nicht im Unterricht erschienen war. Vor Gericht hatte die Lehrerin später gesagt: «Ich habe noch nie ein so unglückliches Kind gesehen.»

Die Angeklagte hatte die Tat im Prozess gestanden, sich dabei aber auf Erinnerungslücken berufen. Sie habe nur noch vereinzelte Bilder im Kopf, hieß es in einer von ihren Verteidigern verlesenen Erklärung: Sie mit einem Messer in der Hand. Ihre Tochter leblos in der Badewanne, das Wasser rot verfärbt. «Ich kann das alles nicht begreifen», hatte sie den Richtern gesagt. Auslöser der Tat waren laut Urteil schwere Depressionen und ein erbitterter Scheidungskrieg. «Es hat ein regelrechtes Gezerre um das Kind gegeben», so Richter Schmitt.

Am Tattag war dem Vater der Sechsjährigen vom Familiengericht ein erweitertes Umgangsrecht zugesprochen worden. Einige Stunden später soll sich die Angeklagte entschlossen haben, ihre Tochter zu töten.

Es gebe Anzeichen dafür, dass sie sich an ihrem getrennt lebenden Ehemann rächen wollte, hieß es im Urteil. Und auch dafür, dass sie nach dem Motto gehandelt habe: Wenn ich meine Tochter nicht ganz für mich haben kann, dann soll sie niemand haben. Das ließe sich aber nicht beweisen. «Im Vordergrund standen die Depressionen», so der Richter.

Die Angeklagte hatte sich nach der Tat Schnittverletzungen an den Armen zugefügt. «Ein völlig dilettantischer Selbstmordversuch», hieß es dazu im Urteil. Auch im Blut der 46-Jährigen war eine Überdosis Psychopharmaka festgestellt worden. Zur Tatzeit galt sie als vermindert schuldfähig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Von Jörn Hartwich, dpa

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49 Kommentare
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Andre Hog
1 Jahr zuvor

Sprachlos…

Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Auf diese Weise den Anfang zu machen ist hilfreich bei einem Tabu-Thema. Immer wieder haben Lehrer und Erzieher ungute Gefühle, sorgen sich und empfinden Ängste, weil Kinder unter depressiven und/oder gewalttätigen Eltern leiden.

In der Kita einer Freundin hat man sich „nur wegen eines unguten Gefühls““ bezüglich einer Mutter ans Jugendamt gewandt. Dort erfuhr man dann, dass bemerkenswerter Weise sich auch frühere Erzieherinnen des Mädchens aufgrund eines massiv unguten Gefühls wegen der Mutter ans Jugendamt gewandt haben. Es kommt so oft vor, dass Fachkräfte etwas intuitiv spüren. Das habe ich als externe Springerin in Kindergärten und Schulen immer wieder mitbekommen.

Die Jugendämter müssten mehr Personal haben und in Scheidungsverfahren öfter eingebunden werden.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

@Angelika

Ich war ebenfalls erst einmal geschockt.

Dann habe ich mal überlegt, bei wie vielen SuS ich definitiv weiß (bzw. über viele Jahre hinweg wusste), dass außer Mama und Papa KEINE Verwandtschaft in der Nähe wohnt. Es waren verdammt viele!
In der Nähe heißt in dem Fall: Nicht in derselben Stadt. Manchmal noch nicht einmal im gleichen Bundesland, manchmal sogar im Ausland.
Und auch in einer Großstadt sind dort wohnende Großeltern, Onkel oder Tanten nicht unbedingt für Kinder oder Jugendliche tatsächlich physisch erreichbar.
Vieles mag man auch als älteres Kind nicht am Telefon erzählen, zu groß ist die Hemmschwelle und die Angst, dass einem nicht geglaubt wird – auch oder manchmal gerade innerhalb der Familie. Für jüngere Kinder gibt es diese Überlegung oder bewusste Entscheidung zum Telefonat gar nicht, weil sie in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind.
Oft erzählen Kinder und auch noch Jugendliche eher unvermittelt von ihren Nöten.
Es kann so viel Übles passieren, dem man auch nicht unbedingt auf die Schliche kommt, denn viele Dinge kann man sich ja selber gar nicht vorstellen!
Und so kommt es, dass sie darauf angewiesen sind, dass irgendjemand „nur wegen eines unguten Gefühls“ erstmals tätig wird und dass dann innerhalb der Zuständigkeiten tatsächlich alles möglichst optimal und zum Wohle des Kindes ineinandergreift …
Das klappt nicht immer, aber in dem Fall von Marvin (Entführungs- und Missbrauchsopfer, „der im Schrank versteckte Junge“, vielleicht erinnern sich hier einige) hat das zu einer Verbesserung der Vorgehensweise bei polizeilichen Ermittlungen geführt. Immerhin. Und jetzt bitte kein Polizei-Bashing, denn zu wenig Personal haben die auch schon seit Jahrzehnten!
Runterscrollen bis „Hinweise nun doppelt geprüft“:https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/marvin-ermittlungen-polizei-duisburg-eingestellt-missbrauch-100.html

Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke für den Link. Von diesem Fall hatte ich noch nichts erfahren. Ein lesenswertes Buch, das lange auf der Bestsellerliste stand und deutlich macht, warum vielen Kindesmisshandlungen nicht früh genug ein Ende gesetzt wird, stammt von den Rechtsmedizinern Michael Tsokos und Saskia Guddat: https://www.amazon.de/Deutschland-misshandelt-Kinder-Michael-Tsokos/dp/342627616X
Wer dieses Buch gelesen hat, wird höchstwahrscheinlich schneller reagieren, wenn ein Anlass zu einem ungeheuerlichen Verdacht besteht. – Die Lehrerin hat im vorliegenden Fall bestimmt so schnell reagiert, wie es ihr möglich war. Wie hätte sie ahnen können, dass eine Entscheidung des Gerichts zur Eskalation führen würde? Es ist ganz furchtbar, auch für sie und alle, die das getötete Mädchen kannten.

Was ich übrigens unbegreiflich finde: Dem Deutschen Kinderschutzbund nahe stehende Autoren haben ein Buch mit dem Titel herausgebracht „Deutschland schützt seine Kinder“. – Nur das zuerst genannte Buch würde ich für den Buchbestand von Kindergärten und Schulen empfehlen. Vom Kinderschutzbund wünsche ich mir, dass er Titel wie „Deutschland misshandelt seine Kinder“ und „Seelenprügel“ von Anke Ballmann ausdrücklich empfielt. „Deutschland misshandelt seine Kinder“ habe ich zuerst wegen des reißerischen Titels nicht kaufen wollen, aber im Nachhinein finde ich für dieses Buch einen Titel angemessen, der für möglichst viel Aufmerksamkeit sorgt. Leider muss ich als Erzieherin auch zugeben, dass Anke Ballmanns Schilderungen das wiedergeben, was in Kitas immer wieder vorkommt. https://www.amazon.de/s?k=seelenpr%C3%BCgel&adgrpid=66433317810&gclid=EAIaIQobChMIr6WL6uO_-gIVj4xoCR1aNgaeEAAYASAAEgL7jvD_BwE&hvadid=352714854228&hvdev=c&hvlocphy=9044697&hvnetw=g&hvqmt=e&hvrand=6376348332219518694&hvtargid=kwd-689925757362&hydadcr=5998_1747210&tag=googhydr08-21&ref=pd_sl_6hshf1lopw_e

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

@Angelika

Danke für den Lesetipp.

Und ich denke auch, dass man nur die Spitze des Eisberges sehen kann, wie in so vielen Lebensbereichen. Es wird leider viel zu sehr auf „die Fassade“ geachtet. Was hinter den Türen stattfindet, sollte selbstverständlich privat sein – und bleiben – bevor da Missverständnisse aufkommen.
Allerdings habe ich mittlerweile den Eindruck, dass viele Menschen mehr Unterstützung bräuchten – damit meine ich – ausdrücklich! – nicht den Ruf nach staatlichen Unterstützungen sondern vielmehr ein „Runterkommen“ auf ein für Mensch und Umwelt „gesundes“ Durchschnittsmaß und mehr Sozialkontakte aka Freundschaften, die diesen Namen auch verdienen weil es nicht um Wettbewerb geht sondern um Gemeinsames, wobei man auch mal gemeinsam entspannen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass man nicht mindestens 2x, besser 3x – 4x pro Jahr verreisen „muss“, damit man „dazugehört“. („Wenigstens“ irgendwo hin mit dem Flieger, aber wenigstens 1 Kreuzfahrt alle zwei Jahre sollte auch schon drin sein – wassn Stuss!) Wenn man dann die gestressten Gestalten am ersten Schultag sieht, die direkt vom Flughafen vor der Schule im Halteverbot aus dem „Suff-„Familientransporter herausstolpern …
Ja, man muss Prioritäten setzen. Aber wenn man erkennt, dass man die falsch gesetzt hat, dann sollte man sie ändern, möglichst rechtzeitig. Es muss ja nicht so aussehen, dass dann alle mit dem Zelt in den Wald gehen um dort naturnah zu leben, ein allmähliches „Runterfahren“ tut ja viel weniger weh. Vielleicht tut es sogar ganz gut, denn Neujahrsdiäten nach Art von „10 Kilo in 5 Tagen“ führen ja auch nicht zum Erfolg, sonst gäbe es weltweit keine Gewichtsprobleme mehr …
Dass es in nächster Zeit (und vielleicht für längere Zeit) bei vielen Menschen finanziell knapp wird, wird die emotionale „Wetterlage“ nicht verbessern. Richtig schlimm wird es aber für die, die außer dem Konsum keinen anderen Lebensinhalt kennen und sich oft noch nicht einmal selbst beschäftigen können (jenseits von Arbeit/Geld ranschaffen um wieder am Konsum teilhaben zu können). Die können es dann auch nicht mit anderen Menschen, schon gar nicht mit Kindern, die sich entwicklungsbedingt noch nicht im Griff haben (können).
Ich fürchte, da kommt noch einiges auf uns alle zu. 🙁

Heute bin ich auf „Zeitreise“:
https://www.zdf.de/kinder/film-ab/zwischen-uns-die-mauer-104.html
Der Film spielt 1986 und fast auf den Tag genau vor 36 Jahren bin ich selbst auch nach Berlin-West gereist, inklusive Tagesausflug nach Berlin-Ost.
Das war ein beinahe absurd anmutendes Kontrastprogramm und in Sachen Konsum hat es bei mir und auch bei einigen anderen aus der Reisegruppe den Blick geschärft. Natürlich will ich mich von der einen oder anderen Konsum-Eskapade in meinem Leben gar nicht freisprechen, aber die Grundhaltung ist eine andere geworden, bis heute. (Eskapade ist ja etwas anderes als Eskalation!) Ich setze meine Prioritäten so, dass ich nicht mit den Nachbarn oder anderen Menschen in materiellen Wettbewerb trete, ich wüsste gar nicht wozu. Und ich merke durchaus, dass ich da weniger unter Druck stehe als Menschen mit vergleichbarem Einkommen.
Und um ein weiteres Mal Missverständnissen vorzubeugen – ja, ich Spielverderber, ich 😉 – möchte ich sagen, dass mir durchaus klar ist, dass viele Menschen jetzt nicht wissen, wielange sie sich ihre Wohnung noch leisten können und dass andere noch dreckiger dran sind, weil sie schon ab dem 20. im Monat die Nudeln ohne Soße essen. Btw: Letzteres kenne ich noch aus dem Referendariat, war sch****, aber wenigstens war klar, dass da – so oder so – eine Änderung nach einem bestimmten Stichtag erfolgen würde. Diese Hoffnung haben viele Menschen jetzt nicht und das ist schlimm!
Ich mache mir da wirklich Sorgen, denn mit albernem Dummplapper Marke „Doppel-Wumms“, Lüftungsanleitungen und „Wir fahren auf Sicht!“ wird man diesen Problemen und auch dem Vertrauensverlust in Regierungen (den es offensichtlich auch in anderen Ländern gibt) nicht beikommen.
Da sind Kinder und Jugendliche gleich mehrfach in einer üblen Situation. Allerdings brauchen sie konkrete Angebote – kein Mitleid oder Herbeireden von Untergangsszenarien. (Dazu findet sich ja unter einem anderen Artikel schon eine Diskussion:
https://www.news4teachers.de/2022/09/lebenszufriedenheit-von-abiturienten-ist-in-der-corona-krise-eingebrochen-risiko-von-ausbildungs-oder-studienabbruechen-steigt/
Zusammengefasst: Was Kindern und Jugendlichen helfen würde, sind konkrete niedrigschwellige Angebote (auch einfach Freizeitangebote ohne Pseudo-Bildungs-Effekt!) z.B. in Sport und Natur(schutz), beides wäre draußen machbar, außerdem kostengünstig was die Ausstattung angeht. Kostenfaktor ist und bleibt halt das Personal.
Und ansonsten mal mehr „machen (lassen) = Selbstwirksamkeit“ als ständige Problem-Stuhlkreise, denn die können auch gewaltig runterziehen und sind für Kinder und Jugendliche, die eh schon leidvolle Erfahrungen haben eine zusätzliche Qual, weil sie so sehr darauf „trainiert“ sind, den Schein zu wahren und das bestimmt kaum auszuhalten ist.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Ach, Pit, möchte deine im Laufe deines Lebens gewonnenen, hier beschriebenen Erkenntnisse nur allzu gern unterschreiben, könnte noch so einiges ergänzen.
Auf alle Fälle sind viele auch meiner Gedanken dabei, daher von mir in nachdrücklicher Anerkennung die Erteilung eines (fetten) grünen Daumens an dich.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Hallo Pit,

ein spätes danke für den gehaltvollen Beitrag. Ich brauchte etwas Zeit für die verlinkten Beiträge. Schön, dass du dir so viel Zeit nimmst für Ausführungen. Ich sehe es auch so und zu den von dir genannten Freizeitangeboten mit Pseudo-Bildungseffekt möchte ich noch diese vielen unseligen Benimmtrainings hinzufügen.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

@Angelika Mauel

„diese vielen unseligen Benimmtrainings hinzufügen.“

Die sind ohnehin eher sinnfrei, weil sie im „künstlichen“ Setting durchgeführt werden.
Besser ist das

  • „klassische“ Bitte
  • „klassische“ Danke
  • „klassische“ Mitteilen von Erwartungen und Wünschen.

Mit „klassisch“ meine ich: Ich drücke in einer ganz alltäglichen Situation aus, was ich erwarte. (So lernt man „echt“, denn die Kinder wissen in der Trainingssituation oft ganz gut was von ihnen erwartet wird und machen es – in genau dieser Situation und unter Beobachtung – damit sie rasch „ihre Ruhe“ haben.)
Wird die Erwartung erfüllt folgt ein ehrliches „Danke.“ (Oft tut es auch ein freundlicher Blick, gerade bei Kleinigkeiten muss man nicht immer ausdrücklich mit vielen, vielen Worten danken, weil sich das dann auch irgendwann abnutzt und als übertrieben wahrgenommen wird. Und Mimik wird ohnehin oft unterschätzt, schade, denn man kann sich damit viel leeres Gerede sparen. Bei weniger Worten erhält das einzelne Wort dann wieder mehr Gewicht und das ist wieder gut für Kinder, die sich nicht gut konzentrieren können!)
Wird die Erwartung nicht erfüllt, gibt es ebenso eine kurze Rückmeldung mit wenigen klaren Worten (s.o.).

Im Grunde ist es nicht nur kräfteschonend sondern auch recht einfach, nämlich ein Kontrastprogramm zur ständigen Dauerberieselung mit Informationen … oder … eigentlich ist es mittlerweile eher ein „Wolkenbruch“ an Informationen. 😉

Hoffentlich gibt es jetzt keine Schelte, weil wir uns vom Ausgangstext entfernt haben …
Aber haben wir das eigentlich? Immerhin geht es um einen wertschätzenden Umgang unter Menschen aller Altersklassen, denn das ist ja keine Einbahnstraße!

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Wenn wir weiterdenken ist das sogar pädagogisch sinnvoll. Man stelle sich mal vor, die Schüler von heute würden später als Erwachsene einander in etwas lauteren Diskussionen den „Schweigefuchs“ zeigen. Entweder sie brechen in schallendes Gelächter aus – oder aber …

Das harmlose „Piepvögelchen“ scheint den „Leise- oder Schweigefuchs“ zu überleben. (So jedenfalls mein Eindruck von meinem letzten Vormittag in einer Schule.)

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

@Angelika Mauel

Bei dem Link geht es auch zur Leseprobe, das passt wieder genau zu Thema „Schweigefuchs“ (Von wegen „Schweigen ist Gold“, haha …) u.a. in Ihrem Post und auch zum Thema des Ausgangsartikels.
Ich denke ich werde es bald mal lesen.
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1036423277

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Habe vergessen, volle Zustimmung zu bekunden. Aber das versteht sich ja von selbst.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

@Angelika Mauel

Danke. 🙂

Kaizen2035
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

Hallo,
halte gerade Ausschau nach dem Buch 2014 „Deutschland misshandelt seine Kinder“.
Und fand auf meinen Wegen als ersten Treffer hier diese Kommentierung.
Die Autoren des Buches konnten 2014 das Thema auch in Nachrichten und Talks präsentieren.
Ich bin kein Lehrer.
Meine Frage: In wieweit hat Lehrerschaft Kenntnis von Europas größtem (Gewalt-)Präventionskongress?
Name Kongress: „Deutscher Präventionstag
https://www.praeventionstag.de/nano.cms/jahreskongress?gclid=EAIaIQobChMIzdTJodWe-wIVjtrVCh2Oqgx1EAAYASAAEgKT5_D_BwE
Schwerpunktthema 27. Deutschen Präventionstag: „Kinder im Fokus der Prävention“
Und wie konnte es dazu kommen, dass das Thema von Prof. Tsokos so versanden konnte?

Leisetreter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

Sollen Jugendämter nur mehr Personal haben oder auch bessere Arbeitsbedingungen (Personal-Fall-Relation) und vielleicht auch besser verdienen (A 13?)? Wer setzt sich dafür ein? Wer geht dafür auf die Straße? Es sollen Tausende fehlen? Warum will das keiner machen?

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Das macht mich einfach nur unendlich traurig.

Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

„Nur traurig machen“ sollten uns die todtraurigen Vorfälle nicht. Wir können uns unsere Gefühle zwar nicht aussuchen, aber es ist wichtig, dass wir Gewalt und Verbrechen nicht grundsätzlich ausschließen, sondern uns vorstellen können, dass Menschen auch zu grausamen Taten fähig sind.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

Was soll dieses unsinnige Zerreden einer Emotion und De-facto-Beileidsbekundung. Muss man aus allem eine Diskussion machen?

Lakon
1 Jahr zuvor

Die postmoderne Einstellung zu Ehe und Familie führt nicht immer zu solchen schrecklichen Taten, aber sie hindert das Erlernen und Einfordern sozialer Grundregeln.

Leisetreter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lakon

Hä?

Jetzt versucht jemand, hier sein eigenes Süppchen zu kochen und zu suggerieren, das wäre alles nicht passiert, wenn die Frauen sich noch auf Kinder, Küche, Kirche beschränken würden?!?

Und sowas ist in alter Zeit alles nicht passiert? Belege!

Last edited 1 Jahr zuvor by Leisetreter
Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leisetreter

Ein kürzlich verstorbene ältere Dame, die früher – nach ihrem Studium! – mit den Müttern am Spülstein gestanden hat und sich mit ihnen über die gesamte Situation unterhalten hat, hat mir auf eine glaubwürdige Weise versichert, dass bei ihnen früher nicht so viel hätte übersehen werden können. Wer vom Jugendamt betreut wurde, kam nicht zum Kaffee ins Büro sondern wurde stets auch daheim aufgesucht.

In „Deutschland misshandelt seine Kinder“ wurden tragische Fälle geschildert, die ohne mangelnde Lebens- und Berufserfahrung nicht passiert wären. – Es reicht nicht, Eltern, die ein Kind misshandelt haben, vor dem Krankenhaus mit ihrem Kind aus dem Auto steigen zu lassen. Damit das Kind sicher behandelt wird, hätte man mitgehen müssen. Ein Studium ersetzt keine Lebens- und Berufserfahrung. Berufsanfänger, die meinen, sie wären „Experten“ – die scheinen mir ein echtes Problem zu sein.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

Das ist ja noch so eine unsinnige, wohlfeile Argumentation. Ein kürzlich verstorbener älterer Herr berichtete mir von den Straßenkämpfen in der Weimarer Zeit und hat mir auf glaubwürdige Weise nicht nur berichtet, wie dabei dutzende Menschen zu Tode kamen, sondern wie in den Elendsquartieren der damaligen Zeit Missbrauch und Misshandlung blühten, ohne das Medien das so intensiv wie heute wahrnahmen und geißelten. Kinder zu schlagen, galt damals noch als normal – Frauen übrigens auch.

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor

Ach du von Edlem Wesen, niemand muss meine Beiträge lesen. Ich fand es wichtig. Dass die Sozialarbeiterin gestorben ist, hätte ich tatsächlich weglassen können, aber wegen so einer Lappalie würde ich niemanden gekünstelt anpampen. Noch dazu „wohlfeig“ unter Nick.

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Ob Ihr Name ein echter ist, wissen auch nur Sie. Ich finde auch den Verweis darauf, jemanden zu kennen, der etwas gesagt hat, nicht stichhaltig. Ich finde nämlich auch grundfalsch, dass „früher hätte nicht so viel übersehen werden können“!!! Weil eine ältere Dame das gesagt hat?

Dass wir heute so viel Missbrauch und dergleichen wahrnehmen, hat meiner Meinung eben diese zwei Gründe:
(1.) Es wird viel mehr angeprangert als früher. Kinder zu schlagen, ist inzwischen verboten.
(2.) Jeder hat ein Handy usw. Es kommt daher viel mehr raus und wird öffentlich (soziale Medien).

Ich lebe und verkehre in Kreisen, in denen es noch nie einen Missbrauch usw. gab, ich hätte ohne heutige Medien nichts davon mitbekommen und hätte womöglich im hohen Alter auch gesagt, sowas hätte es in meiner Jugend nicht gegeben. Würde das als Beweis genügen?

Angelika Mauel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

Hallo „Honigkuchenpferd!“
Im freien Interpretieren meiner angeblichen Aussagen sind Sie recht forsch, voreilig und liegen daneben. Was meinen Namen angeht, wissen einige, dass ich von meinem Vornamen zum vollen Namen wechsle, wenn ich jemandem, etwas schärfer die Meinung sagen möchte. Übrigens habe ich sowohl hier und in Zeitschriften einiges unter meinem Namen veröffentlicht. Für jemand der sich freiwillig „Honigkuchenpferd“ nennt, mag das vielleicht schwer zu verstehen sein, aber warum sollte ich lügen???

Mir ging es nicht darum, etwas über die Häufigkeit von sexuellem Missbrauch zu sagen. Es gab ihn schon immer und obwohl heute Sexualität nicht mehr so tabu ist wie früher (Strafbarkeit von „Kuppelei und Homosexualität wurde abgeschafft) und stattdessen ist endlich Gewalt gegenüber Kindern verboten, gibt es Gewalt und sexuellen Missbrauch immer noch.

Im Gegensatz zu Ihnen halte ich Diskussionen über Gewalt und Missbrauch für wichtig, Kinder, die aus den Medien etwas von den Diskussionen mitbekommen, glauben nicht mehr, dass es „normal“ sei, was mit ihnen geschieht. Außerdem bleiben tragische Fälle wie der vorliegende lange im Gedächtnis. Viele Pädagogen werden sich nun schwerer tun, nichts zu unternehmen, wenn ihnen ein Kind ganz besonders traurig vorkommt. – Ich unterstelle jetzt mal, dass dieser Wusch zu helfen, weit verbreitet ist. Belege habe ich keine dafür. Und das ständige Fordern nach Belegen mancher User empfinde ich als kleingeistig. Keiner von uns ist das Bundesamt für Statistik – und wir wissen doch sowieso, dass Statistiken auch nicht alle stimmen…

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika Mauel

Meiner Meinung nach gibt es das also nicht mehr als früher. Aber was soll die Diskussion darum? Es macht nichts besser und hilft niemandem weiter!

Pit2020
1 Jahr zuvor

@Aleidis, von edlem Wesen

Also dann:
https://www.youtube.com/watch?v=40buvgyBxVs

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Ebenfalls sprachlos… die Schulen brauchen dringend Unterstützung bei der Umsetzung präventiver Maßnahmen zum Kinderschutz. Die Anzahl der Schulpsychologen reicht bei Weitem nicht aus, um den großen Bedarf zu decken.

Leisetreter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Nee, die Jugendämter müssten besser ausgestattet werden, personal, finanziell … siehe mein Kommentar oben. Erster Schritt Gehaltserhöhung? Bei den Lehrern wird das jedenfalls immer so gefordert.

Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Leisetreter

Der erste Schritt ist nicht die Gehaltserhöhung. Sie mag verdient sein, aber wer nicht für wenig Geld ebenfalls engagiert und sorgfältig seine verantwortungsvolle Arbeit bewältigen würde, hat im Beruf nichts verloren.

Und bitte stellen Sie sich mal vor, dass Pädagogen maches Mal Eltern in Krisen helfen konnten, ohne das Jugendamt zu bemühen.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Angelika

Der erste Schritt ist nicht die Gehaltserhöhung. Sie mag verdient sein, aber wer nicht für wenig Geld ebenfalls engagiert und sorgfältig seine verantwortungsvolle Arbeit bewältigen würde, hat im Beruf nichts verloren.“

Gilt das auch für Lehrer? Wenn nein, warum nicht?

Angelika
1 Jahr zuvor

Selbst weiterdenken ist möglich.

Alx
1 Jahr zuvor

Volltreffer.

Aleidis, von edlem Wesen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alx

Wieso? Weil es auch für Lehrer gilt?

Ken Haddorf
1 Jahr zuvor

Ja, gilt es, schon seit Jahren, denn die Kolleg*innen müssten schon seit Umstellung der Studienordnung auf Bologna A13 erhalten.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Eine Geschichte von 1989:

Ich bin ziemlich mutig! Ich kletter auf Bäume und ich heul nicht bei nem Kratzer, genau so wie Bummi in dem Buch von Martha Schlinkert. Und ich mag echt keine Pingelliesen, so wie Bummis Cousine eine ist.

Meine Geschwister mögen es auch nicht, eine Pingelliese oder Heulsuse als kleine Schwester zu haben. Sie wollen lieber eine coole kleine Schwester.

Papa holt uns alle 14 Tage, weil es sich so gehört und natürlich will er uns auch mal sehen aber sonst sieht er den Umgang mit uns nicht als seine Männeraufgabe. Auch nicht während des Wochenendes.

Papas Frau sagt, sie ist Karrierefrau und wir Kinder wären nervig und hat wegen uns immer Migräne.

Meine Geschwister sind schon älter und wissen, wie man sich als „unerwünschte“ Gäste im Haus des Vaters verhält und sind höflich und zurückhaltend. Ich aber war anfangs noch zu klein und habe mich einfach wie ein Kleinkind benommen. Dadurch wurde ich das schwarze Schaf.

Papa und seine Frau schauen gerne Bud Spencer und Terence Hill und Papas Frau findet es cool, wie die jemanden am Hals hochheben. Das man jemanden damit das Genick brechen kann, weiß sie nicht und in Kinder kann sie sich schon garnicht hinein versetzen. Außerdem kann man die so leicht heben, wie eine Puppe, da ist doch eh kein Gewicht dran.

So schnappt sie mich, als wäre das ein lustiges Spiel immer wieder und hebt mich am Hals hoch. Ich halte mich jedes Mal krampfhaft an ihren Händen fest und versuche mir das Gewicht an meinem Hals zu erleichtern.

Das schlimmste : Das ist mir echt peinlich!

Wie blöd ich wohl aussehe, wenn ich da so gequält hänge und hoffentlich merkt die nicht, dass ich davor Angst habe… dann blamieren ich mich ja völlig.

Also versuche ich ihr aus dem Weg zu gehen, obwohl ich doch echt keine Pingelliese bin. Aber manchmal merk ich garnicht schnell genug, dass sie hinter mir steht.

Papas Frau hat tatsächlich keine Ahnung, was sie da macht. Denn sonst käme sie wohl nicht auf die Idee, das auch noch Papa vorzuführen. „Guck mal“ sagt sie zu ihm und hebt mich am Hals hoch wie ein Spielzeug. Vor Papa ist mir das noch peinlicher aber es gelingt mir trotzdem nicht, etwas cooler zu wirken.

Papa allerdings sieht von vorne mein gequältes Gesicht und mein krampfhaftes festhalten und da hat er einmal in seinem Leben seinen großen Auftritt und setzt sich doch tatsächlich für mich ein: „Das darfst du nicht machen!“ sagt er streng zu seiner Frau und geht dann in seine Küche zum Zeitung lesen. „Sie hält sich doch fest…“ erwidert seine Frau noch relativierend hinterher und kann die Reaktion garnicht verstehen.

Ich flitze schnell Richtung Wohnzimmer wo sich mein von Zuhause mitgebrachtes Spielzeug befindet, denn das Zimmer in dem wir drei Kinder bei Papa schlafen beherbergt nur ein großes Ehebett und einen Schrank, wo Haushaltsgeräte gelagert werden und ist außerdem zu kalt. Nun spiel ich also erleichtert im Wohnzimmer und weiß, dass ich jetzt, wo Papa gemeckert hat, meine Ruhe haben werde.

Ich will die Sache auch ganz schnell vergessen, am besten für 20 Jahre oder länger und schon garnicht, dass Andere davon etwas wissen.

Ich muss ja echt blöd ausgesehen haben, wie ich da so ängstlich hing und ich bin ansonsten ja wirklich mutig und keine Pingelliese. Diese Geschichte in meinem Leben übergeh ich einfach!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ergänzung:
Eigentlich wollte ich ja auch garnicht hin. Manchmal habe ich deswegen ein großes Theater gemacht. Aber dann hatte ich dolle ein schlechtes Gewissen, weil Mama und meine Schwestern meinten, Papa wäre ganz traurig, wenn ich ihn nicht besuchen fahre. Und Papa sollte auch nicht immer meinen, wir drei wären von Mama beeinflusst worden, wenn wir nicht zu ihm wollten oder was gegen seine Frau hatten oder anderes. Manchmal hat mein schlechtes Gewissen aber auch nicht gereicht und ich war noch knatschig, wenn ich bei Papa im Auto saß. Das ich nicht zu Papa wollte, war wohl sowohl für Papa als auch für Mama als auch für meine Schwestern irgendwie unangenehm und sie sind zu dem Schluß gekommen, dass ich wohl krank sein muss und irgendeine Erkältungsgrippe ausbrüte. So saß ich dann entsprechend mit Decke und Schlafanzug im Auto.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Suchen Sie sich bitte eine Selbsthilfegruppe. In einem Bildungsforum sind Sie definitiv falsch.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Wollen Sie diese Geschichte nicht nutzen, um zu hinterfragen
– wie hätte das Kind das eingeordnet, wenn es damals schon derlei Themen in der Schule gegeben hätte?
-was genau der Grund für das Schweigen ist? Abgesehen von mutig sein wollen stehen da auch noch Würde und Demütigung im Raum, wofür Kinder idR aber keine Worte haben.
-warum die Würde des Erwachsenen relevanter scheint? Stichwort „schlechtes Gewissen“.

Das sind alles wichtige Anhaltspunkte, Emil. Sie tragen hier nur etwas bei, indem Sie schimpfen, dass Eltern und Erzieherinnen mal ihren Job machen sollen. Das hilft niemandem weiter. Ob die Erzählung anekdotisch, persönlich oder was auch immer ist, ist nebenbei völlig irrelevant.

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Eigene Nase nicht griffbereit?

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter

Langeweile gehabt?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Mir stellt sich einfach auch die Frage: Hätte man das nicht verhindern können – verhindern müssen? Welchen Beitrag muss die Schule dazu leisten? Der Schutz der Kinder vor jeglicher Art von Gewalt muss höchste Priorität haben. Immer wieder habe ich den Eindruck, dass auch Lehrkräfte nicht ausreichend geschult sind, wie sie mit Verdachtsmomenten umgehen sollten.

Angelika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Auf menschliche Dramen kann man nicht konkret vorbereitet werden wie auf einen Brandfall. Auch eine Intervention von wohlmeinenden Dritten hätte im falschen Moment zur Ursache einer Eskalation werden können. Deshalb wären spezielle Fortbildungen bestimmt sinnvoll. Das Schweigen würde gebrochen.

Pädagogen, die selbst in schwierigen Verhältnissen groß geworden sind, können vermutlich früher Anzeichen für einen Gewaltausbruch erkennen. Kindheitserfahrungen sind diesbezüglich bereichernd. Es gibt auch eine Reihe lesenswerter Biographien, die unsere Sensibilität erhöhen können.

Stromdoktor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Sicherlich kann man da etwas tun.

Mir ist jedoch schon häufiger aufgefallen, dass solche Taten im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit Gerichtentscheidungen stehen.

Ich lese / interpretiere den Artikel so, dass sich die Eltern schon längere Zeit vorher getrennt haben und die Tochter bei der Mutter lebte. Sicherlich abgestimmt mit dem Jugendamt und in der Regel zu Lasten der Väter.

Der Vater erstritt dann erfolgreich ein erweitertes Umgangsrecht.

Damit „verschlechtert“ sich die rechtliche Ausgangslage für die Mutter und „verbessert“ sich für den Vater.

Die Mutter verübt im zeitlichen Zusammenhang mit dem Urteil die Tat.

Demnach ist für mich zumindest zu diskutieren, ob man die Kinder im Zusammenhang mit Gerichtsurteilen nicht gesondert schützen muss – zumindest zeitlich befristet.

In der Regel gibt es eine lange und eskalierte Vorgeschichte. Einfach auseinander zu gehen, wenn das Gericht sein abschließendes Urteil spricht, ist aus meiner Sicht nicht zielführend.

Aus meiner Sicht kann eine Verantwortung in diesem Fall kaum bei den LK liegen. Das Jugendamt war sicherlich schon zuvor involviert und hat die Familien begleitet bzw. im Vorfeld entsprechende Entscheidungen getroffen.

Vielleicht wäre das Kind in diesem Fall beim Vater besser aufgehoben gewesen…

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Nein, das finde ich falsch. Aber Lehrer, die bei Schlägereien auf dem Schulhof lieber wegschauen oder sagen, die Kinder sollten das unter sich ausmachen, von diesen Lehrern erwarten Sie mehr Engagement, indem sie besser geschult werden?!?

Wovon träumen Sie nachts?

447
1 Jahr zuvor

In meiner gesamten Dienstzeit habe ich 5 mal „Gewaltgeschichten“ in Kombi mit Drogen und einmal (während Corona) einen sehr konkreten Verdacht auf sexualisierte Gewalt gemeldet.

Wer jetzt so naiv ist wie ich (zuerst) und glaubt:
– dass da Türen auffliegen, Polizei und JA mal richtig durchgreift
– Dinge OHNE vorherige Info von Täterkreisen durch das JA geschehen
– durch das JA Dinge gemacht werden, die Dealer, Schläger oder ihre „Eltern“ NICHT wollen

Der möge sich meine Erfahrungen ersparen und einfach beim melden nix erwarten
Besonders vom JA nicht.

Natürlich meldet man (besonders konkrete) Verdachtsmomente – man sollte sich nur wenig bis nix erwarten.

Hilfe
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Das kann ich nur bestätigen. Vom JA sollte man nichts erwarten.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hilfe

Vielleicht ist es an sich auch ein Problem, dass das Jugend-„Amt“ eben ein Amt ist, dass diese schwierigen Fälle in gewisser Weise eben auch verwaltet. Nur ist es mit dem Verwalten eben nicht getan. Es braucht insgesamt mehr Personal, Vernetzung mit den Schulen und Kitas und einfach wahrscheinlich einen völlig anderen Ansatz.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ich habe leider ähnliche Erfahrungen gemacht. Als es einmal einen Fall von starker Vernachlässigung und psychischem Missbrauch gab, hat der JA-Mitarbeiter lapidar gesagt, dass das Kind und die Familie dem JA bekannt sei, es nicht geschlagen werde und damit die Sache fürs JA erledigt sei. Man habe schließlich viel schwierigere Fälle.

Pampelmuse
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Ich hatte als Referendarin an meiner Schule Borschüren zum Thema Kindesmissbrauch ausgelegt. Im Lehrerzimmer. 10 Stück.

Nach zwei Wochen lagen dort immer noch 10 Stück. Null Interesse.