DÜSSELDORF. Wegen der zunehmenden Probleme von Grundschulkindern in Mathe und Deutsch fordert die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen die Einberufung einer Bildungskonferenz. Schüler-, Lehrer- und Elternverbände sowie die kommunalen Spitzenverbände und Wissenschaftler sollten «in einem langfristig angelegten Prozess und im gemeinsamen Dialog ein gemeinsames Konzept zur Verbesserung der Zukunftsfähigkeit unseres Bildungswesens» erarbeiten, heißt es in einem am Dienstag von der SPD-Fraktion beschlossenen Antrag.
Im Fünf-Jahres-Vergleich sind die Viertklässler in NRW – wie in den meisten anderen Bundesländern – in ihren Kompetenzen in Deutsch und Mathe deutlich zurückgefallen, wie der kürzlich von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgestellte aktuelle IQB-Bildungstrend zeigt. In NRW sind die Probleme allerdings besonders groß: Beim Lesen schafft inzwischen etwa jeder Fünfte nicht den Mindeststandard, mit der Rechtschreibung hat jeder dritte Viertklässler erhebliche Probleme. Rund 28 Prozent der Schüler in NRW haben so große Probleme mit der Mathematik, dass sie den Mindeststandard nicht vorweisen können.
In den Grundschulen würden die Grundlagen für die weiteren Bildungskarrieren der Kinder gelegt, heißt es in dem SPD-Antrag. Defizite, die sich bereits im Primarbereich manifestiert hätten, könnten in den weiterführenden Schulen derzeit kaum aufgefangen werden. «Nicht nur Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kinder mit internationaler Familiengeschichte verlieren so den Anschluss», so die SPD. Auch bei Kindern ohne Zuwanderungshintergrund und bei Kindern aus sozial besser gestellten Familien konnte der IQB-Bildungstrend erhebliche Kompetenzeinbußen feststellen. News4teachers / mit Material der dpa
Wie innovativ! Wir sollten aber IQB, Wirtschaftsverbände, Kinderärzte usw nicht vergessen, die haben sicher auch etwas beizutragen. Die Idee sollte auch anders formuliert werden: ein „kick-off meeting der stakeholder um innovativen digitalen content für einen restart des systems zu kreieren“ befreit von der Gefahr, nachprüfbare Ergebnisse hervorzubringen.
Einfach mal etwas machen statt reden? Vorschläge gibt es viele, es gab dazu schon ein oder zwei Arbeitsgruppen. Nur so eine Idee…
” etwas machen “- wieso, läuft doch ? Einer schiebts auf die Politik des anderen . ( s. Frau Prien )
Nach Doppelwumms auf 160 Zehen
( ohne Ministeriumsschutzkappen und anschließender Rekonvaleszenzdauer von ? Jahren)
könnte, befürchte ich, trotzdem ein reset nach einem kick-16-offandout nötig werden.
Ganz ehrlich…… Das Schulsystem muss dringend überarbeitet werden. Wenn die Erstklässler schreiben, wie sie hören, kann da ja nichts Gutes bei rumkommen. Es fängt direkt in der Grundschule an und wenn ich mir anschaue, was mein Sohn in der 12. Klasse in Deutsch macht, stellen sich meine Nackenhaare auf. Er analysiert seit der 9. Klasse Texte. Unheimlich wichtig im Leben. Selbst auf einem Berufskolleg wird man heutzutage nicht mehr auf den Beruf vorbereitet, hauptsache ich kann Gedichte von 1753 analysieren. Gruselig!!!!
Wer die Sprache in Gedichten von 1753 versteht und deren Inhalt deuten kann, der ist tatsächlich gewappnet fürs Leben: Steuererklärungen, Mietverträge, Texte mit komplexen Sätzen und Inhalten dürfen da keine Schwierigkeiten mehr bereiten.
Die Formulare für die Steuererklärung sind doch neuerdings digital (ELSTER). Also fällt das unter “Digitalisierung”. Soll in der Schule also auch geübt werden, wie man irgendwas im Internet bestellt, etwa eine Pizza bei einem Lieferdienst? Was soll man eigentlich noch ohne schulische Unterstützung schaffen? Wer Lesen und Schreiben kann, der kann im Prinzip auch jedes Formular ausfüllen. Manche sind sprachlich sperrig, aber das ist doch kein Grund, alles zu vereinfachen, im Gegenteil.
Ja. Sag ich doch.
Nur Gedichtanalysen, tatsächlich? Was sollte er besser in Kl. 12 in D machen?
Aber auch die Gedichte können Sie nicht analysieren, geschweige denn “Texte”, die länger als 150 Zeichen sind verstehen und zusammenfassen.
Eine allgemeinbildende Schule und in Teilen auch die Berufsschule haben einen Allgemeinbildungsauftrag. Das, was Sie sich wünschen, z.B. Steuererklärung, Kochen, Erziehung künftiger eigener Kinder, gehört ausdrücklich nicht dazu, sondern ist Eigen- oder Elternverantwortung.
Nichts dagegen, wenn SuS lernen, Formulare auszufüllen. Allerdings sind diese so schnellen Änderungen unterworfen, dass ich mich gefühlt jedes Mal neu einlesen muss!
Interessant, wie die Methode “Lesen durch Schreiben” als immer noch vorherrschende Lernmethode durch die Köpfe der Bevölkerung spukt!
In allen BL verboten, in vielen schon seit Jahren!
Mein Neffe (35) hat leider noch mit dieser Methode “gelernt”, mein Sohn (34) und mein anderer Neffe (32) nicht. An den allermeisten GS in meinem Bundesland war diese Methode nie ein Thema, es sei denn, dass es von Referendaren (durch besonders woke Studienleiter) gefordert wurde. Aber das ist schon lange her! Fast jede gestandene Deutschlehrkraft konnte diesen Unsinn nicht mit gutem Gewissen unterstützen!
Diese Methode war nie verpflichtend (wie z.B. die Mengenlehre) und konnte deshalb auch von der Fachkonferenz Deutsch “gecancelled” werden, was auch in allen 4 GS unserer Kleinstadt rechtzeitig passiert ist! Da konnten dann auch die Studienleiter nichts machen….
An den heutigen Methoden ist eigentlich wenig auszusetzen. Nur die für die Rechtschreibung benutzte FRESCH- Methode (Lernen durch Regeln) bringt nur sehr guten SuS etwas. Bei den meisten GS-Kinder ist das Abstraktionsvermögen noch zu unterentwickelt.
Wir setzen deshalb immer noch auf zusätzliches Üben des Grundwortschatzes durch wöchentliche Wortdiktate und kurze Texte. Dazu braucht es nicht einmal elterliche Unterstützung, nur die Kontrolle, dass die tägliche Übung gemacht wurde!
Dafür werden dann halt ein paar “Elfchen”, “Avenida-Gedichte” und Lapbooks weniger geschrieben.
Liegt vielleicht auch daran, dass unser Kollegium überaltert ist, aber ein Großteil der Eltern steht hinter uns.
Wenn ich mich nicht irre, ist NRW schulpolitisch jahrzehntelang sehr stark SPD und GRÜN geprägt. In den Rankings war NRW immer beim Schlusslicht zu finden. Wie kommt jetzt die Opposition darauf, dass sie es plötzlich viel, viel besser machen würde? Halte ich für unglaubwürdig….
War aber auch ein liberales Intermezzo dabei.
Im Gesamtergebnis zutreffend, aber nicht immer Schlusslicht:
War vorgesehen, dass das IQB Probleme sichtbar macht oder wurde dies übersehen?
Nein, es sollte unserem tollen System auf die Schulter klopfen. Hat nur leider nicht ganz geklappt
Wäre irgendwie geiler, wenn die SPD das einfach da machen würde, wo sie an der Regierung ist. Machen statt labern. So ist das halt Mal wieder nur heiße Luft.
“Mach mal” ohne Geld und ohne Macht
38 Jahre! Von 1966 bis 2005 war das NRW-Schulministerium durchgängig (!) SPD-geführt.
Nun ist sie auch mal wieder NRW-Opposition und man vernimmt den Schrei nach Bildungskonferenz mit ohne Finanzmittel direkt zum Alarmplan.
In NRW legen erste Kommunen dringende Sanierungen von Schulsanierungsprogrammen für die Zukunft nun auf Eis und rechnen statt mit Jahren mit Jahrzehnten. Lösungen der Raumkonzepte ab 2026 für weiterführende Schulen der heutigen Erstklässler kommen dann wohl über die bewährte und praxiserprobte Übergangslösung oder bereits heute bestehende Zügigkeitsfestlegung nicht hinaus.
Denke, da sind Stühle (dazustellen) weiterhin die preiswerteste und denkbarste NRW-Bildungsproblemsofortlösung.
Wie wäre es denn, wenn die SPD mal ihre eigenen Kultusminister befragen würde, warum die Leistungen denn so schwach sind? Und vielleicht auch noch die der mitregierenden Linkspartei dazu (Thüringen und MV).
Und wozu eine “Bildungskonferenz”, wenn wir schon die KMK mit ihrer neuen Ständigen Wissenschaftlichen Kommission haben? In dieser Bildungskonferenz würden doch wieder nur die gleichen Multifunktionärsexperten landen.
Die KMK mitsamt ihrer StäWiKo ist gefragt, weil die Probleme eben auch unabhängig von der Couleur der Landesregierung auftreten.
Und an die Adresse derer, die immer nur die Armut als Ursache sehen: So schlecht hat sich die Wirtschaft in den letzten 10 Jahren nun auch wieder nicht entwickelt, die Arbeitslosenzahlen gingen runter, die sozialen Gründe müssten also mal anders präzisiert werden. Warum fehlen eigentlich so viele Fachkräfte nach 50 Jahren massenhafter Zuwanderung NACH den ehem. Gastarbeitern? Warum wollen die Leute keine Fachkräfte mehr werden, z.B. auch die Nachkommen der ursprünglichen Einwanderer? Lässt man sie nicht?
Was soll eine Bildungskonferenz bringen, wenn deren Beschlüsse bzw Reformen der letzten 15 Jahre zu dieser Entwicklung geführt haben.
Ein neuer Arbeitskreis, ein neues gut klingendes Förderprogramm und Gelder, die dafür fließen werden, die die meisten Schulen sicherlich an anderer Stelle sinnvoller einsetzen würden, wenn sie denn dürften. Vor Ort sieht man die Probleme und kann über die vielfältigen Maßnahmen von oben oft nur den Kopf schütteln. Einiges ist „nice to have“, aber der wirkliche Verbesserungen sind nicht erkennbar (Evaluation?) während für sinnvolle Maßnahmen kein Geld da ist und Lehrer weiter fehlen …
Aus dem Kommentar von Alan Posener (Welt, 18.10.2022)
Zitat: “Gäbe es so etwas wie politische Verantwortung, müssten die für die Schule verantwortlichen Minister folgender Länder sofort zurücktreten: Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Denn in diesen Ländern ist das miese Niveau der deutschen Grundschulen in den vergangenen vier Jahren noch mieser geworden als im Bundesdurchschnitt.
Noch mehr Kinder als schon 2016 und 2011 erfüllen nicht einmal die Grundvoraussetzungen in Deutsch und Mathematik. So die Ergebnisse des IQB-Bildungsberichts für 2021.
In vier dieser fünf Länder ist die SPD für das Debakel verantwortlich. Für die Partei des Aufstiegs durch Bildung ist das ein vernichtender Befund. Er ist umso vernichtender, wenn man bedenkt: In Deutschland hängt der Schulerfolg überall, aber erst recht dort, wo die Sozialdemokraten regieren, vom Bildungsniveau des Elternhauses ab. […]
In der Theorie führt der Bildungsföderalismus zu einem Wettbewerb der Länder um die beste Schule. In der Praxis haben sich die Sozialdemokraten nie gefragt, warum ihre Konzepte regelmäßig scheitern. Im Zweifel sind die Verhältnisse schuld.”
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article241641629/IQB-Bildungstrend-Ausgerechnet-die-Konzepte-der-SPD-machen-die-Bildungspolitik-ungerechter.html?icid=search.product.onsitesearch&fbclid=IwAR0zoY69-5lL6MY90gbA2sOtY2BHPZKOGA4qrjWPEBz0mYdGlCWv18cy4qw
Ein schon immer angewandtes probates Mittel: der Stuhlkreis, hier Bildungskonferenz. Immer wieder nur Blabla, es werden Ansätze gewälzt, die schon längst in der Öffentlichkeit kursieren, aber nie ernsthaft angegangen werden. Nach jahrelangen Diskussionen (in der Zeit hat sich die Lage evtl. schon wieder geändert) wird wohl ein “Reförmchen” herauskommen, das die Beteiligten eher belastet als dass es ihnen hilft. Deja Vu, sag ich mal.
Und diese Underperformer stranguliert dann das Lernen der Übrigen, die eigentlich könnten und wollten, wenn man sie denn ließe.
Die Antwort kann nur heißen: noch mehr gemeinsames Lernen, noch mehr Gemeinschaftsschule, noch mehr Stuhlkreis, Sozialarbeiter und Psychologen. Verpflichtende Dauerevaluation zur Beschäftigung der Kollegen, mehr Inklusion, größere Klassen (= cool viele helfende Mitschüler), mehr Methodentraining, Verbot von Noten, Sitzenbleiben, freiem Schreiben, dazu Einführung von viel Technik, digitalen Mappen und Klassenbüchern. Auf geht’s!
Wir wissen alle, was in der Vergangenheit rausgekommen ist, wenn die KM oder eine Partei versucht haben, irgendwas zu ändern…
Was?
Mehrarbeit mit weniger Ertrag als vorher und das vorhersagbar, aber entgegen aller Vernunft aufoktruiert.
Ja, wir brauchen sicherlich sowas wie einen runden Tisch.
Da müssen aber noch andere dran als die KM und Lehrer.
Man sollte ehrlich sein und sich klar machen, dass das beste Schulsystem auch mit idealer Ausstattung nicht gegen die allgemeine Stimmung anstinken kann:
Anstrengung ist doof. Erziehen ist zu viel Arbeit. Analog ist langweilig. Einen Schritt nach dem anderen machen ist zu mühsam.
Die Gesellschaft will doch eigentlich
Kinder abgegeben, sie beschäftigt wissen (mit was ist den meisten egal), “fun” statt Arbeit oder Mühe, digital auf Teufel komm raus (egal ob es Sinn macht) – und am besten mit dem Abschluss anfangen und gleich fertig sein.
Die Wirtschaft braucht vordergründig
Konsumenten, Leute die wenig nachdenken und schnell wieder neu entscheiden, Leute die auf jeden “Mist” anspringen und ihn kaufen, “digital natives” die nicht mehr auf die Idee kommen, sowas wie ein Buch zu kaufen…
Gegen viele Einflüsse “der Gesellschaft” und “Einflussnahmen” der Wirtschaft können Bildungsanstalten nicht anstinken!
Da muss sich mehr ändern als Schule.
Angefangen mit dem Wert von Schule und Bildung in der Breite der Gesellschaft.
Langfristig braucht die Wirtschaft aber auch Fachkräfte, die sich nicht zu schade für Arbeit sind. Die bereit sind, sich reinzuhängen und durchhalten und den Laden am laufen halten.
Wird sie eben nur bekommen, wenn sich die Einstellung der Gesellschaft zu Bildung – und zu dem, was man früher “ehrliche Arbeit” nannte, die durchaus mit echter Anstrengung zu tun haben kann – bekennen würde.
Solange allen alles egal ist außer dem eigenen Vorteil, der eigenen Bequemlichkeit, dem nächsten Urlaub in Übersee, so lange wird es leiben wie es ist und dann wird nichts bleiben wie es war…
Wird nur schlimmer werden, solange das Lohnabstandsgebot, das Leistungsprinzip und echte Strafen für Vergehen nicht zurückkehren.
Mehr hast du nicht zu bieten Boomer? So wird das wohl nichts mehr