Stark-Watzinger kündigt „strukturveränderndes“ Bildungsprogramm an – für 2024

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BERLIN. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat beklagt, dass Deutschland im Bildungswesen gerade diejenigen Kinder und Jugendlichen verliere, „die die Unterstützung aus verschiedensten Gründen nicht haben können“. Die Herkunft entscheide immer noch „so stark“ über den weiteren Bildungsweg, erklärte die FDP-Politikerin in der Talkshow von Markus Lanz. Die Bundesregierung will deshalb auch handeln, hat aber offenbar keine Eile: Ein im Koalitionsvertrag angekündigtes Schul-Investitionsprogramm soll erst 2024 starten.

Bettina Stark-Watzinger an einem Rednerpult
„Wir wollen es jetzt wirklich gut machen“: Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Foto: photocosmos1 / Shutterstock

Deutschland müsse bei der Bildung den Durchbruch schaffen, so die Bundesbildungsministerin – weswegen sie gemeinsam mit den Ländern ein „Startchancenprogramm“ plane. Beginnen soll das aber erst mit dem Schuljahr 2024/25. Man brauche einen gewissen Vorlauf, betonte Stark-Watzinger: „Wir wollen das wissenschaftlich aufsetzen. Die baulichen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Wir wollen es jetzt wirklich gut machen. Es soll strukturverändernd sein.“

Vorgesehen sei, für 4.000 Schulen – von insgesamt rund 30.000 – mit ein bis zwei Milliarden Euro von Bundesebene zu starten. Stark-Watzinger: „Dann muss man schauen, wie man das sukzessive aufbaut und was von den Ländern noch dazukommt.“ Das Programm stehe auf drei Säulen. Zunächst bräuchten Schulen „eine super bauliche Substanz“. Zusätzlich zum regulären Budget sei ein „Chancenbudget“ geplant, „dass die Lehrerinnen und Lehrer vor Ort speziell fördern können, um auch die soziale Teilhabe zu ermöglichen.“ Die dritte Säule sei die Schulsozialarbeit. News4teachers

Brennpunktschulen finanziell unterstützen: Verschläft die Bundesregierung ihr Versprechen?

 

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Ron
1 Jahr zuvor

Ein Programm, das 2024 anlaufen soll und dann 4.000 von 30.000 Schulen zugute kommt, heißt, dass in 2 Jahren Budgets gebildet werden, die in vielleicht 5 Jahren erste Erfolge zeigen könnten – allerdings nur an 13 Prozent aller Schule, die durchschnittlich mit ca. 300.000€ gefördert werden, was pro Schüler dann vermutlich so um die 500€ macht.

Anonymous
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Das sehe ich genauso. Wie dieses Programm dann wirklich „strukturverändernd“ sein soll, erschließt sich mir nicht. Die Substanz scheint nicht zu halten, was die Rhetorik verspricht …

Ojemine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anonymous

Die Struktur wird sowieso immer verändert. Ob mit G8/G9 oder mit der baldigen Änderung, dass die Q4, ein kurzes HJ vor den Abi Prüfungen, auch noch prüfungsrelevant sein wird.
Quatsch wird mit noch mehr Quatsch bekämpft.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

@Ron

Nicht zu vergessen: Das alles muss ja auch ordentlich verwaltet werden …
Und wir wissen alle aus Erfahrung, dass Verwaltung am besten funktioniert, wenn gut Ding Weile hat – und kostet. 😉

Da wird pro (Schüler-)Nase weit weniger als so um die 500€ übrigbleiben.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Vermutlich haben Sie Recht mit dem Betrag und man könnte besser zeitnah den auserwählten Schulen die straßenseitige Fassade neu streichen. Das ist dann ja auch strukturverändernd.

Georg
1 Jahr zuvor

Harte Leistungsorientierung mit finanziell schmerzhaften, falls der Grund selbst verschuldet ist, wozu ich Desinteresse der Eltern an der Schulbildung zähle, dürfte mehr bringen als das Programm, von dem in erster Linie Studien, externe Berater, Nachhhilfeinstitute usw. profitieren dürften.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„Harte Leistungsorientierung mit finanziell schmerzhaften, falls der Grund selbst verschuldet ist, wozu ich Desinteresse der Eltern an der Schulbildung zähle, …“

Schnell darhergesegt aber in der Praxis nicht zu leisten: Selbst beim Bürgergeld sollen die Sanktionen praktisch abgeschafft werden, weil die Kontrolle durch die Agenturen für Arbeit nicht rechtssicher zu leisten ist. Und dort arbeiten Vollzeitkräfte, die sich NUR mit solchen Dingen beschäftigten… und Lehrkräfte sollen das dann wieder „nebenbei“ machen? Rechtssicher versteht sich? Unmöglich, wir haben jetzt schon für alles Mögliche, was vielleicht sinnvoll ist, einfach keine Zeit!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Jedes Elterngespräch aufgrund von Bildungsferne jeglicher Art kann man kostenpflichtig machen, Disziplinarkonferenzen sowieso. Dafür kommen, den Überstundensatz bei Lehrern angesetzt, schnell hunderte Euro pro Fall an. Bei Nachprüfungen müssen die Eltern nachweisen, dass es nicht am fehlenden Fleiß lag.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Das Schulsystem ist gereizt und entzündet wie ein kranker Blindarm…jetzt müssen wir den Durchbruch schaffen.

Ich bin da ganz pessimistisch….die kriegen das hin!!

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog

Sehr treffend – leider. 🙁

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Es tut gut, wenn man mal alles rauslässt, was sich angestaut hat … danach kurz die Bauchhöhle durchlüften lassen.

Ojemine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Zur Genesung von Teilen des Darms wird in naher Zukunft ein Aderlass empfohlen.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ojemine

Ja, nach der guten und bewährten Art des Doktor Eisenbart – widde-widde-wid-bum-bum…. 😉

Hellus
1 Jahr zuvor

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-16-november-2022-100.html
Sehr sehenswerte Sendung. Wem die Brisanz der Lage noch nicht klar war…

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellus

Mal wieder eine Sendung ohne Praktiker: Poltikerin , Soziologe, Ökonomin, Journalist. Also die üblichen Geschwätzwissenschaften…

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ja, aber mit einer unfassbar selbstentlarvenden StarkWatzinger – fern von jeglicher Praxis, schwebend im elfenbeinturmähnlichen Habitat des Bundesbildungministeriums, klar erkennbar das Problem – nicht die Lösung unserer Probleme im Bildungssektor … und v.a. „immer ganz nah bei Ihnen“ … wie sie ständig ihren Mitdiskutanden versichert hat.

Wer so jemandem die Rekreation des bundesrepublikanischen Schulwesens anvertraut, der nimmt auch ein Stachelschwein mit aufs Schlauchboot, um sich und seine Lieben beim Untergang der Titanic zu retten.

Erzieherin
1 Jahr zuvor

„Wir wollen es jetzt wirklich gut machen. Es soll strukturverändernd sein.“

Ich stand kurzzeitig vor einem Tränenausbruch, hab mich dann aber doch für herzhaftes Lachen entschieden. Vorerst.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Erzieherin

Ging mir genauso!!!! Bei gleichzeitig zartem Biss in die Kante des Couchtisches. 😉

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Lachen ist gesund! Ich lache herzhaft mit!

Last edited 1 Jahr zuvor by mama51
DieElfe
1 Jahr zuvor

Angeblich hat unser KM- Niedersachsen für den BBS-Bereich etwas Neues in der Pipeline für 2024! Eine Umstrukturierung der Berufsfachschulen ohne beruflichen Abschluss. Diese sollen am Anfang des Schuljahres erstmal in einer Orientierungsphase zusammen beschult werden, um dann nach den Herbstferien erst einer beruflichen Fachrichtung, z.b. Sozialpädagogik, Wirtschaft u.a. zugeordnet zu werden. Sehr geile Planbarkeit für die BBS-en!

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  DieElfe

Ah noch mehr Stuhlkreis. Aber kennen die Beschulten ja bereits aus den vorgelagerten Schulen.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Jahr zuvor

Vielleicht beruft man sich bei Bildungsplänen mal mehr auf Lehrkräfte in den Klassen und weniger auf Professoren und „Bildungsexperten“. Was ich von den Lehrern meiner Kinder und befreundeten Lehrkräften in Bezug auf Bildungspläne so zu hören kriege, lässt mir die Haare zu Berge stehen.

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

Wieder eine neue Sau im Dorf.
Wer Lanz gesehen hat, muss spätestens jetzt wissen, dass und wie sehr es brennt – und dass genau gar nichts gegen die grundlegend maroden Strukturen getan werden wird außer einmal mehr heiße Luft durchzublasen zu Lasten derer, die wieder Anträge schreiben und Projekte konzipieren, viel Arbeit und vermutlich in bester Hoffnung auf Besserung der Lage und womöglich sogar in dem Glauben an echte Änderungen einmal mehr pesönliches Engagement investieren – um am Ende zu sehen, dass spätestens nach Ablauf der Projektzeit oder Abnutzung neuer Türklinken unterm Strich genau gar nichts Richtung Verbesserung passiert ist.
Vielleicht erkennt man anschließend, dass sogar noch mehr Rückschritte gemacht wurden, weil alle wie gebannt auf die Erfolge starren, die da nicht kommen (können) und glauben, man habe ja alles Mögliche getan und müsse nur noch auf die Ernte warten.
All das geschieht wieder einmal nicht unter Einbezug der Praxis und aller Schulen, schafft keine grundlegend gesünderen und tragfähigeren Strukturen, fängt nicht alle Kinder auf, verspricht allerdings wieder einmal unerfüllbre Wunder.
Die Öffentlichkeit wird einmal mehr den Eindruck haben, jetzt geschehe ja so richtig etwas, die Ministerin kümmere sich…
Am Ende kommt dann der Offenbarungseid: wieder einmal Jahre verschenkt und nichts ist passiert. Statt dessen werden Eltern noch mehr Erwartungen an Schule haben – die wird ja jetzt gut ausgestattet; wenn’s nicht funktioniert, können es dann wieder mal nur die Lehrer verbockt haben…).

Und wer wieder mal konstruktive Vorschläge vermisst:
Schule auf das mit dem vorhandenen Personal Leistbare zurückfahren.
Grundlagen vermitteln statt pädagogische Kopfstände.
Erziehung durch Eltern und Gesellschaft als Grundlage für Schulfähigkeit einfordern.
Gesellschaft und Wirtschaft mit in die Pflicht nehmen, um Betreuung sicherzustellen wo notwendig.

Vielleicht will dann in ein paar Jahren sogar wieder mal jemand Lehrer werden…

Ron
1 Jahr zuvor

Das haben Sie schön gesagt.