NRW-Prognose: Lehrermangel verschlimmert sich bis 2031 um 4.500 fehlende Kräfte

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Nordrhein-Westfalen muss einer neuen Prognose zufolge bis zum Schuljahr 2031/22 rund 79.000 Lehrerinnen und Lehrer einstellen, um den Bedarf über alle Schulformen hinweg decken zu können. Zur Verfügung stehen in dem Zeitraum voraussichtlich nur rund 74.500 grundständig ausgebildete Lehrkräfte, wie das Schulministerium am Mittwoch mitteilte. Es müssten also zusätzlich 4.500 Lehrkräfte eingestellt werden, um die Lücke zu füllen.

Das Loch wird größer. Illustration: Shutterstock

Der Lehrkräftemangel sei «bundesweit die mit Abstand größte Herausforderung für unsere Schulen», sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Die schwarz-grüne Landesregierung hatte angekündigt, bis 2027 zusätzlich 10.000 Lehrkräfte an die Schulen zu bringen. Schon jetzt ist der Lehrkräftemangel eklatant. Im Dezember waren nach Daten des Ministeriums rund 8000 von insgesamt etwa 165 000 Lehrerstellen in NRW nicht besetzt.

Um die bestehenden Lücken möglichst schnell zu verkleinern, setze das Land kurz- und mittelfristig auch auf Seiteneinsteiger, sagte Ministerin Feller. Zudem sollten Alltagshelfer die Lehrkräfte entlasten. Die Landesregierung sei auch in Gesprächen mit Hochschulen über einen weiteren Ausbau der Studienanfängerplätze in den Lehrämtern für die Grundschulen und die sonderpädagogische Förderung. Denn langfristig würden vor allem mehr grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer benötigt, um die Unterrichtsversorgung dauerhaft zu verbessern.

Zuletzt war 2018 eine Lehrkräftebedarfsprognose veröffentlicht worden. Künftig soll die Prognose alle drei Jahre aktualisiert werden. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Kommission sagt 20 Jahre Lehrermangel voraus – sie empfiehlt: Mehrarbeit für Lehrkräfte, Hybridunterricht, größere Klassen

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PaPo
1 Jahr zuvor

Kalkulationen, die keinerlei Vertretungsreserve einplanen, die mit absurden Klassenteilern bei gleichzeitig viel zu vielen Kerngruppen für die einzelnen Lehrkräfte operieren, die nicht bedenken, wieviele Lehrkräfte in den ersten paar Jahren den Dienst quittieren… die einfach nur den untragbaren, miserablen Status Quo konservieren, aber von den grundlegenden Problemen nichts lösen sollen, damit den Lehrermangel weiter kräftig vorantreiben werden.

Oder: Das Ministerium rechnet mit Zahlen zum kurzfristigen Erhalt der Verwahrfunktion(!) von Schule, vom Ziel flächendeckend qualitativen Unterrichts hat man sich längst abgesagt. Aber es wird reichen, für die eigene Legislaturperiode, da stehen dann auf dem Papier die erhofften Wette für die Versorgung mit „Unterricht“, wo eigtl. keiner stattgefunden hat.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

4500 … ah ja … die Sache mit der Dunkelziffer kennen nun alle, oder?

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Ist schon interessant wie Häppchenweise und trocken die aktuellen Zahlen aus dem MSB veröffentlicht werden.
Amtliche Schuldaten sind nur vom Schuljahr 2021/2022 einsehbar.

Es wurden für allgemeinbildende Schulen und BK insgesamt 171.914 Vollzeitlehrereinheiten (Seite 240) bei insgeamt 198.040 (bei 70,9 % weiblich) hauptamtlichen/ hauptberuflichen Lehrkräfte ausgewiesen.
Nun sollen es in 12/ 2022 nur noch 165.000 sein?

In den kommenden acht Jahren müssen 79.000 Lehrkräfte (Ø 10.000 jährlich) eingestellt sein. Nur NRW!
Aktuell fehlen nur 8.000? und wo sollen die Seiteneinsteiger eigentlich herkommen?

Da die finanzielle Sache noch gar nicht dabei angesprochen wurde (A13 für Alle- – 10,5 % mind. 500 € etc.), mal über 1 € Jobber nachgedacht (-Ironie)?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Aber in NRW gibt’s auch ca. 765.000 Studenten, 10.000 entsprechen also 1,3 %, für ein 5-jähriges Studium könnte man also mit 6,5 % rechnen. Das könnte doch rechnerisch reichen. Was machen diese vielen Studenten nur alle?

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Studium Lehramt in NRW eingeschrieben:
2018/19 9.722
2019/20 9.514
2020/21 10.303
2021/22 8.826
2022/23 8.703 (-1,4 % zu Vorjahr)
Würden alle durchhalten und bestehen reicht das für NRW einfach nicht.

Btw. besonders gut (motivierend) finde ich diesen Hinweis:
Besonderheiten für tarifbeschäftigte Lehrkräfte:

Für Lehrerinnen und Lehrer gilt grundsätzlich die wöchentliche Arbeitszeit des öffentlichen Dienstes für Beamte (zurzeit 41 Stunden).

Im Rahmen dieser wöchentlichen Arbeitszeit erteilen sie die gesetzlich festgelegte oder im Einzelnen bestimmte Anzahl der wöchentlichen Pflichtstunden. Die über die Unterrichtsverpflichtung hinausgehende Arbeitszeit gilt als Vor- und Nachbearbeitungszeit.

Die Umrechnung zur Ermittlung erfolgt wie folgt:

Vereinbarte Unterrichtsverpflichtung / Pflichtstunden der jeweiligen Schulform x 41.

Beispiel:
Beschäftigung mit 18 Stunden an einer Grundschule: 18/28×41 = 26,36 Wochenstunden

Hier ist die zulässige 20 Stunden-Grenze für Studenten überschritten und eine Berücksichtigung als Werkstudent nicht möglich.

Bei Berücksichtigung als Werkstudent ist zu beachten, dass die Vorlage von Studienbescheinigungen für den Zeitraum der Beschäftigung zwingend erforderlich ist.

ginny92
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Rechnet man jetzt die ca. 16% Abbruchrate mit ein kommt man bei 7.311 Studierenden raus die 2028 dann in etwa in das Referendariat starten wo noch mal welche verloren gehen. Es einfach nur noch zum weglaufen.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Quer einsteigen bei den goldenen und rosigen Aussichten?

Kritischer Dad*NRW
1 Jahr zuvor

Ich werde es nie verstehen, warum die Fachlehrer in Abi-Jahrgängen die mehrstündigen Klausuraufsichten abhalten. Vielleicht ist dies ja auch nur ein den Beamten vorbehaltenes Aufsichtsrecht ohne Rücksicht, was dafür in anderen Kursen an Unterrichtsstunden mangels Vertretungskräften ausfallen muss.

Der Schlüssel: 1 Klausur = 3 – 5 UE-Ausfall an Fachunterricht

Christabel
1 Jahr zuvor

Wer sollte das in der Schule sonst machen? Und ich darf als angestellte Lehrkraft auch alles bis einschließlich Abi prüfen, werde nur anders bezahlt.
Ich habe 2 schriftliche Prüfungsfächer und mache in diesen fast alle Aufsichten. Dadurch fällt mein sonstiger Unterricht auch immer aus. Sind einfach zu wenig Leute da.

O. Birkenstock
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christabel

Argumentativ wird das so aber nichts ändern an Schulen. Der selbständige Handwerksmeister fährt auch nicht selbst während der reg. Arbeitszeit alle Firmenwagen durch die Waschanlage, der Abteilungsleiter leert die Papierkörbe oder ein Geschäftsführer holt selbst beim Postfach die
Geschäftsbriefe, oder …
Pensionäre könnten diese stundenlangen Aufsichten sicherlich auch als Minijobber übernehmen. Klausurpläne werden über Monate im voraus terminiert.
Lehrermangel, bekanntes Problem aber irgendwo sollte man mal das Problem in wenigstens Kleinstschritten angehen.

ginny92
1 Jahr zuvor

Blöde ist das natürlich. Aber es hat im Gegensatz zu vielen anderen Dingen wenigstens ein bisschen Logik. Denn sollten Fragen aufkommen muss man die auch beantworten können.

Kritischer Dad*NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  ginny92

Bei Abfragen von gelehrtem Wissen in anspruchsvolleren Klausuren statt Klassenarbeiten sollten Aufgaben vorher klar formuliert sein. Nachfragen oder Erläuterungen zu Aufgabenstellungen haben nach meinem Empfinden bei Klausurterminen nichts verloren und könnten bei mehreren Kursen verschiedener Fachlehrkräfte doch ein wenig die Ergebnisse beeinflussen.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Es soll schon vorgekommen sein, dass während einer Matheklausur entdeckt wurde, dass eine Aufgabenstellung verfehlt war. Nur Fachlehrer können das beurteilen und ggfs. mit einer Notmaßnahme reagieren. Hilfskräfte verstehen ja die Aufgaben nicht.

Ureinwohner Nordost
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das kam auch in Abiturprüfungen Fach Chemie vor.
Ich nahm es gelassen. Meine Absolventen weniger.
Aber es gab keinen „Rechtsstreit“.
Waren ja „meine“ Absolventen.
(Unter diktatorischer Vorherrschaft 🙂 )

Kann ja mal vorkommen, wir sind doch Menschen 🙂

Kritischer Dad*NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Stellt eine verfehlte Aufgabenstellung nicht eine Minderleistung der Vorbereitung der Lehrkraft dar?
Hat nach meinem Empfinden bei Klausuren nichts verloren. Auch wird in jedem Jahrgang das Rad kaum neu erfunden. Daher werden Lehrkräfte auf einen gewissen Fundus der Vorjahre bei Klausurthemen und Fragestellungen zurückgreifen und routiniert die Aufgaben lediglich variieren.

dickebank
1 Jahr zuvor

Befassen Sie sich doch mit der Stundenplanorganisation. So schwer ist die Einarbeitung in Untis nun auch nicht. Die schriftlichen Abi-Prüfungen sind einschließlich Flur- und Toilettenaufsicht auch nicht so schwierig zu organisieren. Spannend wird es dann bei den mündlichen Prüfungen, da die Prüfungsausschüsse mit jeweils drei Fachlehrkräften zu besetzen sind.
Und aufgepasst, Lehrkräfte mit der Befähigung für die SekI dürfen allenfalls zur Aufsicht der Flure und der Vorbereitungsräume eingesetzt werden. Die teilnahme der sekI-Lehrkräfte bei den Prüfungen führt zur Aberkennung der Prüfungsleistung.

Marianne
1 Jahr zuvor

Andernorts gibt es „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Programme. Bei Lehrern scheint es eher „Kollegen vergraulen Kollegen“ zu sein. Durch Klagen und Schimpfen werden junge Menschen vor dem unmenschlichen Beruf gewarnt. Referendare werden durch entwürdigende Behandlung demotiviert und gedemütigt. Seiten- und Quereinsteiger werden als unfähig, schlecht ausgebildet und ungeeignet stigmatisiert. Aktive Lehrkräfte machen Dienst nach Vorschrift oder sind als Kollegen wenig greifbar.
Ist hier irgendwer verwundert?
Aber falls es beruhigt: auch andere Bereiche haben sinkende Bewerberzahlen. Man munkelt, diese „Demographie“ steckt dahinter. Weniger junge Menschen –> weniger Azubis und Studierende.
Wer weiß, vielleicht passt sich der Lehrerbedarf nach einem jahrelangen Tal der Tränen wieder dem realen Bedarf an, wenn die geburtenschwache Jahrgänge schulpflichtig werden.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marianne

Über gute Freunde (ich mir mit meinem neu aufgelegten Emotions- und Lotterdidaktik-Stundendurchführen auch besser gewogen halten kann) habe ich Einblick in diverse Betriebe, ganz unterschiedliche Ausrichtung.

Eines haben sie aber alle gemeinsam:
Sobald aus der Lohndrücker-Lüge „Fachkräftemangel“ (siehe uralten, auf YouTube verfügbaren Monitor-Bericht) ein ECHTER Fachkräftemangel würde, geschah innerhalb von Wochen(!) bis maximal 2 Monate folgendes:
– sofortige, substantielle Anhebung des Mitarbeiterkomforts (Pausenräume, Obstbuffets und Co. waren das mindeste)
– win-win-Sachprämien über echte Gutscheinprogramme (nix ALDI 10% auf Ranzbutter, eher so Osprey 50% auf die Premiumlinie)
– Anwerbeanreize ohne Ende – Extremstern Fall: Ein guter Freund von mir hat insgesamt 6K steuerfrei erhalten für zwei Anwerbungen von MA (wie gesagt: Extremster Fall, bei den anderen waren es aber auch echte Anreize substantiellen Höhe)
– freche und/oder menschlich unfähige Teamleiter im Mittelbau (die MA unnötig vergraulen) –> ausgesiebt
– substantielle Gehaltssteigerungen auch da, wo die Arbeit gemacht wird (nicht nur bei Chefchefs)

Natürlich machen die Firmen das nicht freiwillig, klar.

Aber sie tun es.

Und der mit dickem Steuergeld und tausenden Akademikern gemästete Staat kann das nicht?
Nö.
Der WILL es nicht.