Philologen: „Wir kommen mit der Heterogenität in den Lerngruppen an Grenzen“

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MAINZ. Der Philologenverband hat die rheinland-pfälzische Landesregierung für ihren Kurs „einer unterfinanzierten Inklusion“ scharf kritisiert. Die Entwicklung sei katastrophal und verschärfe den Bildungsnotstand im Land dramatisch. Die Schulen kämen bei der Heterogenität der Schülerschaft an ihre Grenzen.

Lehrkräfte unter Druck: Schon jetzt ist die Heterogenität in den Klassenzimmern groß – die Inklusion verschärft den Prozess noch. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Anlass der Erklärung ist die jüngste Landtagsdebatte zum Thema, bei der die Abgeordneten den Antrag der Ampelkoalition „Inklusiven Unterricht an allen Schulen in Rheinland-Pfalz weiter voranbringen“ diskutierten (News4teachers berichtete). Die Landesregierung legt in ihrem Antrag ihre Intention dar, Inklusion an allen Schularten zu etablieren, zieldifferenten Unterricht weiter voranzutreiben und die Lehrpläne entsprechend anzupassen sowie „Exklusionsquoten“ zu verringern. „Offiziell lautet der Untertitel des Antrages zwar ‚Gleiche Bildungschancen für jedes Kind‘; tatsächlich aber ist den Beteiligten an den Schulen schon jetzt klar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden wird“ – meint der Philologenverband.

„Man hat Inklusion auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer, vor allem aber auf dem der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern ständig weiter vorangetrieben, ohne die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Dabei scheint es niemanden zu interessieren, ob Kinder und Jugendliche fit werden für das Leben nach der Schule – Hauptsache, die Inklusionsquote stimmt“, erklärt Landesvorsitzende Cornelia Schwartz.

„Gerne reden Politiker, die die Aufgabe an sich ja nicht selbst stemmen müssen, von ‚Differenzierung‘ und ‚Individualisierung‘ – nur: Wer will den Job in der Schule noch machen?“

„Die an Lehrkräfte gestellten Ansprüche sind trotz hohen Engagements oft kaum zu erfüllen; der Spagat zwischen Kindern in großen und heterogenen Lerngruppen ist nicht zu bewältigen. Gerne reden Politiker, die die Aufgabe an sich ja nicht selbst stemmen müssen, von ‚Differenzierung‘ und ‚Individualisierung‘ – nur: Wer will den Job in der Schule noch machen? Dort, wo wir halbierte oder noch kleinere Lerngruppen haben, kann das gutgehen – aber wie realistisch ist das in der Fläche? Gerade weil wir nur allzu deutlich sehen, dass die Politik aus finanziellen wie auch aus Gründen des Lehrer- und Raummangels kaum in der Lage sein wird, gute Voraussetzungen für Inklusion zu schaffen, können wir vor diesem Vorhaben nur warnen: Lernerfolg und Bildungsgerechtigkeit werden durch unterfinanzierte Inklusion verhindert.“

Bisher traue sich kaum eine Schule, den Ressourcenmangel öffentlich zu machen. Schwartz: „Mit dem Spruch ‚Inklusion ist eine Frage der Haltung‘ hat man Lehrkräfte, die auf Probleme hinweisen wollten, jahrelang mundtot gemacht. Wir sagen: Nein, Inklusion ist nicht nur eine Frage der Haltung; sie ist eben auch eine Frage des Geldes und der Verfügbarkeit von genügend Personal.“

„Die Ampelregierung scheint vom Alltag an den Schulen weit weg zu sein; die Ergebnisse zum Beispiel der IQB-Studien der letzten Jahre an allen Schularten scheinen ungehört verhallt zu sein, obwohl sie ganz deutlich als Warnschüsse hätten aufgefasst werden müssen. Der durch sie festgestellte dramatische Leistungsabfall ist Ausdruck dafür, dass wir bei der Heterogenität innerhalb der Lerngruppen schlicht an unsere Grenzen kommen“, so beschreibt Cornelia Schwartz die Situation. News4teachers

„Schulschwatz, der Bildungstalk!“ Neue Folge des News4teachers-Podcasts: Ist die Inklusion noch zu retten?

 

 

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Realist
11 Monate zuvor

„Wer will den Job in der Schule noch machen?“

Der Artikel zur MINT-Bildung ( https://www.news4teachers.de/2023/05/mint-bildung-maedchen-und-migrantenkinder-fallen-weiter-zurueck-zahl-der-lehramts-studienanfaenger-bricht-ein/ ) liefert schon eine Teilantwort: Potenzielle MINT-Lehrkräfte jedenfalls zu einem Großteil nicht mehr… und ich prognostiziere nach dem wahrscheinlich katastrophalen Ergebnis der kommenden TV-L-Tarifrunde (alleine jetzt schon mind. 15% nicht-ausgeglichener Einkommensverlust im Bereich der Beschäftigten der Ländern, bis Ende 2023 dann voraussichtlich mind. 20%…) auch die Nicht-MINTler nicht mehr…

Aber die Länder greifen ja jetzt schon aus Verzweiflung zu „kreativen“ Maßnahmen: Bachelor-Lehrkräfte (demnächst der „Goldstandard“?), „Null-Fach-Lehrkräfte“, „Nur-Abitur-Lehrkräfte“, „Mathematik-freie Grundschullehrkräfte“…

Gen Z: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Julia
11 Monate zuvor

Welche Schulformen in Rheinland-Pfalz haben die größte Heterogenität in der Schüler:innenschaft? Mich dünkt, es sind die Grundschulen, die Realschulen plus (meist auch Schwerpunktschulen mit Inklusionsschüler:innen), die IGSen…
Und wer beschwert sich zuerst, besonders laut, sieht sich überfordert und will … haben?

mississippi
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Wir haben in den Grundschulen die höchste Heterogenität, die meisten Stunden und das niedrigste Gehalt. Wäre die Geschlechtsverteilung bei den Grundschullehrkräften umgekehrt wie sie jetzt ist, hätte es deswegen schon längst einen Aufstand gegeben. Wir Frauen wehren uns zu wenig und schaffen einfach alles! (Ironie dabei) Wenn wir in den Grundschulen Spezialistinnen für alles wären, gebührte uns längst mehr Anerkennung von allen Seiten. Auch von uns wird erwartet, dass wir alles können. Zum Glück gibt es den google-Übersetzer.

MB aus NRW
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Schon mal geguckt, was den Kindern an den verschiedenen Schulformen in welchen Zeitfenstern vermittelt werden soll?

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Und was soll das aussagen? Welche Schulformen können in Rheinland-Pfalz nochmal Schüler:innen „abschulen“, die das Pensum nicht schaffen?
Ganz nebenbei habe ich selbst in einigen Lehrplankommissionen aller Schulformen der Sek I gesessen. Hab also „schonmal geguckt“.

Katinka
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Das ist sicher so, aber die Grundschulen vermitteln auch viel grundlegenderes Wissen und Fertigkeiten, allen Voran lesen, schreiben und rechnen, sprich, sie haben einen etwas anderen Auftrag als weiterführende Schulen (wie der Name ja jeweils schon sagt). Ein Gymnasium und seine Fachlehrpläne z.B. ist darauf ausgelegt, besonders leistungsstarke Schüler*innen weiter auszubilden und zu fördern. Dort aber alle möglichen Schüler*innen mit einer Bandbreite an unterschiedlichen Voraussetzungen hinzuschicken (und zu immer größer werdenden Teilen nicht gymnasial geeignete!), zweckentfremdet diese Schulart. Dann kann man sie auch gleich ganz abschaffen. Ich kann absolut bestätigen, dass die Schülerschaft in den letzten 20 Jahren massiv heterogener geworden ist und ein gymnasiales Arbeiten in manchen Klassen kaum noch möglich ist, weil es schon daran hapert, dass die eindeutige Aufgabenstellung nicht verstanden wird. Ich frage mich bei manchen Kindern, wie die überhaupt durch die Grundschule gekommen sind, es ist erschreckend manchmal!

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  Katinka

Dann müssen die Gymnasien eben ihre Didaktik und Methodik anpassen. Das verlangt man von den anderen Schulformen schließlich auch. Die Sache mit der Abschaffung wäre zu überdenken- das (gleichwertige!) Abitur kann man auch an anderen Schulformen machen, die das mit der Heterogenität auch wuppen müssen.

Mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Klar kann man die Gymnasien zumachen und alle Schüler von 1-10 gemeinsam beschulen. Die Frage wäre, ob das die Situation verbessert – sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Schüler. Mehr Geld/Personal für das System Schule (egal in welcher Ausprägung) scheint nicht gewollt zu sein: die Leistungsschere wird folglich in den Klassen noch riesiger, die SuS noch extremer unter- bzw. überfordert, die Eltern aufgrund des Leidensdruckes ihrer Kinder noch aggressiver. Wenn das das erklärte Ziel sein soll…

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Es stellt doch niemand in Abrede, dass Ressourcen und Wertschätzung- euphemistisch gesprochen- ausbaufähig sind. Die größere Leistungsbreite und die sozialen und disziplinarischen Probleme sind bekannt. Es ist in den anderen Schulformen seit Jahren nicht anders, und wenn man bedenkt, dass mancherorts mit (mehr) bildungsfernen und/ oder sozial schwachen und/ oder migrationssprachlichen Herkunftsfamilen usf. größere heterogenitätsbedingte Herausforderungen vorliegen, müssen sich alle Schul(form)en etwas überlegen. Die, die das nicht tun, können m. E. in der Tat weg. Abschulen ist dabei keine Lösung.

Davon abgesehen, wird es eine Abstimmung mit den Füßen geben. Das war im Realschulbereich z. B. in RLP nicht anders. Diejenigen, die „echte Realschulen oder Gymnasien zu bleiben“ als Mantra vor sich her tragen/ trugen, haben häufig Standortprobleme. Manche sind bereits weg. Das kann man doof finden- aber wenn die Kunden ausbleiben, muss ein Unternehmen schließen, fusionieren oder sich etwas anderes überlegen. Das ist im Schulbereich nicht anders. Was immer wir davon halten mögen.

Last edited 11 Monate zuvor by Julia
Mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Sie unterstellen den Gymnasien mal so nebenbei, unbeweglich und unfähig zu differenziertem Unterricht zu sein.
Was Sie ignorieren, ist:
(1) Gymnasien haben explizit den Auftrag, die ihnen anvertrauten SuS studierfähig zu machen. Das allerdings kann nur bei SuS funktionieren, welche die dafür notwendigen Voraussetzungen mitbringen: einem Frosch bringen Sie nur in Ausnahmefällen das Fliegen bei, einem Vogel nur in Ausnahmefällen das Schwimmen. Ohne die entsprechenden intellektuellen Voraussetzungen wird ein Kind nach Besuch des Gymnasiums nur in absoluten Ausnahmefällen erfolgreich ein Studium absolvieren können.
(2) In der derzeitigen Situation gibt es weder personell noch finanziell die Möglichkeit, Kinder außerhalb des Mittelfeldes in ein- und derselben Schulform angemessen zu fördern. Wie Sie sicher täglich selbst feststellen, ist die Leistungsschere innerhalb der Grundschulklassen, aber auch innerhalb der Klassen der weiterführenden Schulen, bereits extrem gespreizt. Das führt zu einer massiven Heraus- und auch Überforderung der Lehrkräfte und permanenten Frustrationserfahrungen für die SuS, die sich an diesen Rändern befinden. Noch mehr Spreizung führt unweigerlich zum Bruch.
(3) Soweit ich es in meinem Umfeld mitbekomme, stimmen die Menschen, da wo es möglich ist, tatsächlich mit den Füßen ab: raus aus der Gesamtschule und rein in gegliederte Schulformen, weil da eine Förderung der vorhandenen Fähigkeiten aufgrund des ähnlicheren Fähigkeitsprofils einfacher leistbar ist. Würden gegliederte Schulen dieselbe finanzielle Unterstützung pro Kind wie die Gesamtschulen erhalten, wäre dieser Effekt noch deutlicher sichtbar.
(4) Ich würde es begrüßen, wenn das Gymnasium nur noch von SuS besucht würde, die sowohl die intellektuellen Voraussetzungen als auch den Willen haben, das Abitur abzulegen und zu studieren. Das würde bedeuten, dass nur noch ein Drittel bis die Hälfte der derzeitigen Schülerzahlen erreicht würden. Aus meiner Sicht ist es volkswirtschaftlicher Irrsinn, Schüler irgendwie zur „Studierfähigkeit“ durchzuschleifen, bei denen absehbar ist, dass sie eh nicht studieren wollen. Das eingesparte Geld (2 Jahre mehr) sollte in kleinere Klassen und in die Förderung der SuS aller Schulformen gesteckt werden.
Über eine Gemeinschaftsschule kann man nachdenken, wenn sowohl Gesellschaft als auch Politik begriffen haben, dass „eine Schule für alle“ kein Sparmodell, sondern deutlich teurer (weil personalintensiver) als das gegliederte Schulsystem ist und bereit sind, dieses auch zu finanzieren: damit das dann auch wirklich eine Schule für ALLE ist!

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Ich unterstelle das nicht, sondern lese nur die Verlautbarungen Ihrer Standesvertretung.
Davon abgesehen sind die Aufträge vieler Schulformen andere als das, was sich täglich vor Ort manifestiert. Und? Dem muss man vor Ort begegnen und sich was einfallen lassen. Wir alle müssen mit den Mädels tanzen, die da sind- bildlich gesprochen.

Rüdiger Vehrenkamp
11 Monate zuvor

Um Menschen gezielt zu fördern, braucht es Spezialisten. Deswegen gibt es beispielsweise einen Unterschied zwischen meinem Tun in der sozialen Arbeit und einem Psychologen. Es gibt auch einen Unterschied zwischen einem Chirurgen und einem Internisten. Nur die Lehrkraft soll plötzlich auf alle Schüler gleichzeitig eingehen können, obwohl die Voraussetzungen derer nie heterogener waren als jetzt.

Meines Erachtens braucht es dringend die Rückkehr zu einem gegliederten Schulsystem, zumindest als Option. Was macht BW stattdessen? Schließt immer mehr Haupt- und Förderschulen und schickt die Schülerinnen und Schüler an Real- und Gemeinschaftsschulen, wo in der breiten Masse jeder gleich gut gefördert werden soll – eine komplett utopische Vorstellung. Konsequent ist das Vorgehen eh nicht, denn die Gymnasien bleiben erhalten. So verkommen die anderen Bildungseinrichtungen automatisch zu Resteschulen. Damit wird man nicht nur keiner Schulart mehr gerecht, sondern unsere Kinder bleiben auf der Strecke.

Es ist doch völlig logisch, dass ein Realschullehrer am ehesten Realschüler unterrichten und eine Förderschullehrkraft am ehesten auf Förderschüler eingehen kann. Jetzt soll plötzlich jeder alles machen und alles können. Dahinter stecken am ehesten Spaßmaßnahmen. Doch diese Wahrheit findet sich auf den Hochglanzbroschüren der Kultusministerien nicht.

Realist
11 Monate zuvor

„Dahinter stecken am ehesten Spaßmaßnahmen.“

Das neue Motiv ist pure Verzweiflung, weil es zu wenig Leute gibt, die den Job noch machen wollen. Mit den „Sparmaßnahmen“ und der damit einhergehenden massivsten Verschlechterung der Arbeitsbedinungen hat man zusammen mit dem medialen Dauerbashing der Lehrkräfte (werden an den Pranger gestellt, wenn irgendwo in der Gesellschaft irgendwas nicht klappt; Diffamierungen während der Corona-Zeit; generell „faule S…“ usw. usf.) wurden das Berufsbild des Lehrers dermaßen ruiniert, dass es einfach kaum noch jemand machen will, der einigermaßen intelligent und bei klarem Verstand ist. Nur noch hoffnungslose Fälle und unbelehrbare Idealisten tun sich das an. Die Inflation und Entwertung der Einkommen der Landesbeschäftigten gibt dem ganzen den Rest.

Es den Lehrerberuf kaputtsparen und mit medialem Dauerfeuer belegen und sich jetzt wundern, dass kaum noch Personal nachkommt. Deshalb muss jetzt jeder alles machen, egal ob mit oder ohne Qualifizierung, mit oder ohne geeigneten Fächern, mit oder ohne Uni-Abschluss usw.

moi aussi
11 Monate zuvor

Die Grenze haben wir in BaWü längst überschritten. Wir halten uns nur noch an Jim Kirk: „To go where no man has gone before!“

Ersequell
11 Monate zuvor

Na klar, Binnendifferenzierung – bei gleicher Gruppengröße ohne irgendeine Unterstützung.
Lehrkräfte, ihr macht das schon.
Wundere sich bitte niemand über einen erhöhten Krankenstand und wundere sich bitte auch niemand über schlechtere Ergebnisse.
Die Landesregierung kann auch ins Schulgesetz schreiben, dass die Lehrer für gutes Wetter verantwortlich sind, das ist mit Sicherheit auch gut für das Lernklima.

DerDip
11 Monate zuvor

So ist das nun Mal, wenn die Politik anhand von Haltung, Gesinnung und Moral anstatt anhand von Logik und gesundem Menschenverstand gemacht wird. Das gilt für die Schulpolitik genauso wie für die Energie und Migrationspolitik.

A.J. Wiedenhammer
11 Monate zuvor

Der Rektorin (übrigens in der Lehrerausbildung tätig) der dörflichen – der einzigen und damit quasi alternativlosen – GS ging erklärtermaßen die „normale“ Heterogenität in den Klassen nicht weit genug, da ja nur Kinder von Kindern lernen würden und deshalb ein möglichist breitgefächertes „Kompetenzspektrum“ angestrebt wurde. Das wurde dann – entgegen dem ausdrücklichen Elternwillen („Sie können ja Ihr Kind woanders anmelden.“) – durch jahrgangsübergreifenden Unterricht in den ersten zwei Klassenstufen „realisiert“.
Die Gesamtschule hier wirbt imner noch großmundig mit ihrer heterogenen Schülerschaft, während die viel beliebtere Realschule (privat) in ihrem Schulprofil explizit die homogenen Lerngruppen als Vorteil herausstellt. Die Gesamtschule hat dieses Jahr übrigens bei den knapp hundert Anmeldungen kein einziges „Gymnasialkind“ mehr dabei.

Es freut mich sehr, dass nach Jahren der Lobhudelei auf die ach so bereichernde Heterogenität, es allmählich hoffähig zu werden scheint, diese auch als Problem zu begreifen.

Palim
11 Monate zuvor

Sie beschreiben genau die Segregation, die Schüler:innen, die benachteiligt sind, an Standorte verweist, die ebenfalls schlechter ausgestattet sind.
und denen man dann unterstellt, es würde schlecht gearbeitet.

Dass die einen die guten Bedingungen finden und sich abgrenzen, weil sie darin einen Vorteil für sich sehen und bekommen,
den anderen aber nicht einmal eine ausreichend Grundversorgung zugestanden wird, befeuert, dass auch Politiker immer wieder Bestätigung bekommen, wenn sie Sparmaßnahmen vorschlagen und umsetzen.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Die Segregation verweist also die Schüler… soso… ich dachte immer, dass Menschen – hier Eltern und Schüler – handeln.

Und diese entscheiden sich für und gegen bestimmte Schulen und die damit verbundenen Konzepte – sofern sie denn angesichts der politisch favorisierten Einheitsschulen noch eine Wahl haben.

Wenn sich nun Menschen gegen die Gesamtschule und für z.B. eine Realschule entscheiden, weil sie homogenere Lerngruppen wollen, ist das schlicht ihr gutes Recht.

Und diese Menschen wird es immer geben, egal wie viele Ressourcen man in die Gesamtschulen pumpt und wie sehr man die angeblichen Wunderwirkungen der Heterogenität anpreist.

Einige Menschen sind nämlich der – durchaus nachvollziehbaren – Ansicht, dass die Erwartung, von und mit Kevin sehr viel lernen zu können, gar nicht mal so einleuchtend ist.

A.J. Wiedenhammer
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Erstens wird niemand „verwiesen“ und zweitens ist der Standort (zumindest in diesem Fall) nicht schlechter ausgestattet, im Gegenteil!

Die drei Schulformen liegen alle in Nachbarorten, alle ungefähr gleich weit weg und alle ähnlich mit Bussen erreichbar, also keine Bevorzugung von Eltern mit Möglichkeit zum Taxiberuf.
Die Gesamtschule ist zum Teil um- und zum Teil neugebaut. Die Kosten dafür waren die höchsten, die die Stadt je für ein Projekt ausgegeben hat. Die Schule ist fast nagelneu und hat nach ihrer Fertigstellung den Schulbaupreis NRW bekommen. Alles vom Feinsten; sogar im Lehrerzimmer kursierte ungläubiges Raunen ob der vierstelligen Kosten der beiden dort aufgestellten Pflanzkübel.
Realschule und Gymnasium stammen deutlich sichtbar aus den 60ern, inklusive mit OSB-Platten provisorisch angehängter Bereiche, wenn es für eine Mauer noch nicht gereicht hat.
Die Gesamtschule hat eine teurere, bessere und neuere Ausstattung als Realschule und Gymnasium zusammen.

Jnd ja, Eltern mit Kindern mit Gymnasialempfehlung schicken ihre Kinder trotzdem dorthin, aus hier im Forum schon öfter erwähnten Gründen.

Die Kinder mit uneingeschränkter Realschulempfehlung gehen zur Realschule. Eltern mit Kindern mit eingeschränkter Empfehlung tun ihr Bestes, ihr Kind ebenfalls dort unterzubringen. Dabei spielen homogene Lern-( und Sozial-)Gruppen eine Rolle, ebenso wie Halbtag und ein Schulprofil, ausrichtet an „christlichen Werten“.

Der Rest der Kinder geht zur Gesamtschule.
Ihre Unterstellung, dass diese Kinder automatisch „benachteiligt“ seien, empfinde ich als sehr polemisch.
Inwiefern benachteiligt??? Schon vorher? Oder erst durch den Besuch der Schule? Oder gar intellektuell?

Diese Kinder passen von ihrer Leistungsfähigkeit durchaus gut auf die Gesamtschule. Die Krux ist nur, dass die anderen Eltern nicht vom Selbigen für ihre Kinder ausgehen.
Und das ist ihr gutes Recht!

In allen Belangen sollen Eltern Optimales suchen, angefangen von der lösungsmittelfreien Farbe für die Wickelkommode über den Brei, die gesündeste Nahrung, Cremes, Bücher, Fernsehserien…
Nur bei den Lern- und Sozialpartnern der Kinder sind natürlich alle wunderbar, alle toll, ein jeder unglaublich bereichernd.

Welch‘ Heuchelei!
Wenn ich eine zehnstündige Busfahrt vor mir habe, suche ich mir als Sitznachbarn auch ganz gerne jemanden, mit dem ich in ganzen Sätzen über aktuelle Themen oder Bücher sprechen kann. Und das ist berechtigt.

uwe
11 Monate zuvor

Das die Lehrer*innen die im Philologenverband organisiert sind mit der Heterogenität ihrer Schüler*innenschaft an die Grenzen kommen ist jetzt nicht so überraschend. Liegt nicht an ihrer heterogenen Schüler*innenschaft . Sondern an ihrer didaktischen Unfähigkeit. Vielleicht sollten sie einfach mal an einer Grundschule hospitieren.

Lera
11 Monate zuvor
Antwortet  uwe

Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass sie den Bildungsanspruch noch nicht vollständig aufgegeben haben.

Julia
11 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Ui, da ist aber jemand angefressen. Überheblichkeit löst aber Ihr Problem im Unterricht nicht @Frau Lera!

A.J. Wiedenhammer
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

Sie haben ja so Recht: geben wir den Bildungsanspruch besser komplett auf, frickeln ein wenig an Methodik und Didaktik und am besten noch an den Anforderungen… und schon wuppt das mit der Heterogenität. Heureka…

A.J. Wiedenhammer
11 Monate zuvor
Antwortet  uwe

„Sondern an ihrer didaktischen Unfähigkeit.“

Welch‘ gut begründete und ach so differenzierte Aussage . (Ironie aus.)
In dieser Pauschalusierung ist das schlicht eine Beleidigung.

(Wenn ich etwad poste, steht da immer etwas von Prüfung. Ich wüsste gerne, wie da die Kriterien sind.)