Mehr Geld für Lehrkräfte – GEW rechnet trotzdem mit verschärftem Unterrichtsausfall

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HANNOVER. In wenigen Tagen beginnt für Hunderttausende Schüler in Niedersachsen wieder der Alltag nach den Sommerferien. Mit mehreren Schritten will die Landesregierung die Situation an Schulen verbessern.

Verfängt das Angebot? Foto: Shutterstock

Mit mehreren Maßnahmen will Niedersachsens Landesregierung die Situation an den Schulen verbessern. Eine davon greift zum neuen Schuljahr, das am kommenden Montag startet. Fragen und Antworten zur Situation an Schulen im Bundesland:

Wie ist die Situation ganz generell an den Schulen?

Auch in Niedersachsen fehlen viele Lehrkräfte. Die Unterrichtsversorgung ist in Niedersachsen seit Jahren ein Streitthema. Zuletzt lag dieser Wert bei 96,9 Prozent und stieg damit leicht an. Je nach Schulform ist der Wert höher oder niedriger. An Gymnasien lag die Unterrichtsversorgung mit Stand August 2023 bei fast 100 Prozent, an Förderschulen hingegen waren es nur 91,6 Prozent.

Wie will das Land die Situation verbessern?

Gegensteuern will die Landesregierung unter anderem mit einer höheren Bezahlung von Lehrkräften und mehr Stellen. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird das Gehalt vieler Lehrkräfte angehoben, die dann in eine höhere Besoldungsgruppe kommen. Laut Kultusministerium profitieren davon rund 35.500 Lehrkräfte. Zum Vergleich: Mehr als 71.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten an Niedersachsens allgemeinbildenden Schulen.

Bei einer Vollzeitbeschäftigung bedeutet der Sprung ein Plus von mehreren hundert Euro im Monat. Wie hoch das Einkommen ist, lässt sich laut Ministerium nur schwer pauschal beantworten. Das hängt etwa davon ab, ob die Lehrkraft verbeamtet ist oder nicht und darüber hinaus Zulagen erhält.

Im Landeshaushalt für das kommende Jahr sollen zudem insgesamt 2460 weitere Stellen an Schulen bereitgestellt werden, um allen Lehrkräften, die in diesem und kommenden Jahr in Niedersachsen den Vorbereitungsdienst absolvieren, ein Einstellungsangebot machen zu können.

Wird die Schülerzahl steigen?

Davon ist auszugehen. An Niedersachsens allgemeinbildenden Schulen werden nach den Sommerferien rund 890.000 Schülerinnen und Schüler erwartet. Das prognostiziert das Kultusministerium in Hannover. Damit steigt die Schülerzahl weiter an: Im vergangenen Schuljahr gab es rund 877.000 Schülerinnen und Schüler, vor zwei Jahren gingen etwas mehr als 868.000 Kinder und Jugendliche zur Schule.

Noch im November hatte das Land für dieses Jahr allerdings eine Schülerzahl von 906.000 prognostiziert. Der Anstieg fällt also geringer aus, als erwartet worden war. Bis 2030 rechnete das Land im vergangenen Herbst sogar mit mehr als einer Million Schülern. Dass die Zahl in diesem Jahr niedriger ausfallen dürfte als prognostiziert, erklärte das Ministerium unter anderem damit, dass die Schätzung für geflüchtete Schulkinder im Vergleich zum Herbst nun um rund 10.000 nach unten korrigiert wurde.

Als Erstklässler eingeschult werden dieses Jahr voraussichtlich rund 81.000 Jungen und Mädchen. Die Zahl, die auch davon abhängt, ob Eltern die Einschulung ihrer Kinder hinausschieben, liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres.

Wie viele Lehrerstellen sind besetzt?

Kurz vor dem Start des neuen Schuljahres sind in Niedersachsen mehr als 80 Prozent der ausgeschriebenen Lehrerstellen besetzt. Mit Stand 22. Juli waren es laut Kultusministerium etwas mehr als 1.200 von 1.467 ausgeschriebenen Stellen. Das Ministerium sprach von einem guten Wert. Man sei zuversichtlich, dass weitere besetzte Stellen in den kommenden Tagen hinzukämen. Das Einstellungsverfahren werde zudem auch über den 1. August hinaus fortgeführt, sodass weitere Besetzungen erfolgen könnten.

An welchen Schulformen sind weniger Lehrer?

Für das neue Schuljahr liegen dazu noch keine Daten vor. In der Vergangenheit gab es Unterschiede je nach Schulform. So waren Stellen an Gymnasien zu einem höheren Wert besetzt als etwa an Haupt- und Realschulen.

In welchen Fächern werden mehr Lehrer benötigt?

Auch hierzu gibt es noch keine Informationen für das neue Schuljahr. In der jüngsten Vergangenheit waren etwa Lehrkräfte für Mathe, Naturwissenschaften, Kunst, Musik und Informatik besonders gefragt. Besser sah es hingegen in Deutsch oder Geschichte aus.

Was sagen Gewerkschaften und Oppositionsfraktionen vor dem neuen Schuljahr?

Stefan Störmer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagte auf Anfrage, dass nicht zu erkennen sei, wie die Landesregierung die Situation an den Schulen mittel- und langfristig in den Griff bekommen wolle.

«Die bislang ausgeschriebenen Stellen reichen auch bei voller Besetzungsquote nicht aus, das Unterrichtsfehl auszugleichen. Zudem ist fraglich, ob durch die nach wie vor angespannte Situation auf dem Bewerberinnenmarkt überhaupt alle Stellen besetzt werden können», sagte Störmer. Er rechnete daher mit einer Verschärfung der Situation, die sich regional unterschiedlich ausprägen könne.

CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Lechner kritisierte, dass es seiner Ansicht nach keine Anzeichen dafür gibt, dass sich die Lage an den Schulen nachhaltig verbessert. Die Schulen seien eine der größten politischen Baustellen der rot-grünen Landesregierung. «Seit ihrem Amtsantritt hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg die bestehenden Probleme in den Schulen zwar angesprochen, jedoch keine effektiven Maßnahmen ergriffen, um diese zu lösen.»

Lechner forderte unter anderem vereinfachte Anerkennungsverfahren für Lehrkräfte aus anderen Bundesländern und dem Ausland, weniger bürokratische Hürden für den Einsatz pensionierter Lehrkräfte und Quereinsteiger sowie eine Reform der Lehrkräfteausbildung. News4teachers / mit Material der dpa

Trotz Lehrkräftemangels: Viele Bewerber*innen treten Referendariat nicht an – Wirtschaft wirbt sie vorher ab

 

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Honduraner
11 Monate zuvor

In Berlin haben sie über Jahre hinweg die Lehrergehälter erhöht und geglaubt, damit den Lehrermangel zu beseitigen. Hat aber nicht geklappt. Sogar jetzt nach der Wiederverbeamtung hat Berlin weiterhin einen Lehrermangel. Frau Günther-Wünsch von der CDU lässt den nur eben schönrechnen, indem sie Referendare mehr unterrichten lässt als bisher. Die Versprechungen an die alten Lehrer, die nicht verbeamtet werden, hält sie hingehen nicht ein. Um das alles zu finanzieren, soll das kostenfreie Schulessen in Berlin wieder “gestaffelt kostenpflichtig” werden (nach Einkommen), was ich aber immer schon richtiger gefunden hätte. Nun zahlen sozusagen aber die Kinder für die besseren Gehälter der Lehrer. Ein Hohn.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Honduraner

Ein Hohn ist, wie Sie die Tatsachen verdrehen. Tatsächlich blieben die Gehälter in Berlin schon nach wenigen Jahren Berufserfahrung deutlich hinter anderen Bundesländern zurück. Deshalb ist regelmäßig bis zu einem Drittel der Referendare (inklusive mir) auch in andere Bundesländer abgewandert. Und um die Entwicklung einschätzen zu können: Vor zehn Jahren konnten knapp 1800 Stellen nicht besetzt werden, dieses Jahr sind “nur” etwa 700 noch offen.

Fußballtor
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Stimmt nicht, denn durch die Zulage von bis zu 1600 Euro (vor der Wiederverbeamtung) standen neue Berliner Lehrer gut da. Abwanderung von Referendaren gibt es jetzt genauso. Viele gehen in ihre Heimatorte. Nicht jede Stadt und jedes Dorf in Deutschland hat eine Uni mit Lehrerausbildung.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Fußballtor

Stimmt sehr wohl. Bei mir persönlich beträgt der Unterschied schon nach wenigen Jahren knapp 500 Euro netto, in der höchsten Stufe sind es über 700 Euro pro Monat. Und ja, da ist die “übertarifliche Zulage”, die man uns jederzeit wegnehmen konnte, schon berücksichtigt.

Honduraner
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Es ging doch gar nicht um den Gehaltsunterschied, der sich bei Beamten einstellt. Ja, unfair und keinen interessiert es – außer die angestellten Lehrer, die aber auch gehorsam ihre Arbeit machen und an Aktionen gegen diese Unfairness nicht mal teilnehmen (das sollen andere für sie tun).

Egal, es ging darum, dass DESWEGEN massenhaft Lehrer/Referendare aus Berlin abgewandert seien. DAS wurde immer behauptet und dafür gibt es keine Grundlage. Es geht um MASSENHAFT! Natürlich verlassen auch einige deswegen Berlin. Es gibt rund 36.000 Lehrer in Berlin. Vor der Wiederverbeamtung waren es rund 20.000 angestellte Lehrer. Wie viele verließen Berlin?

Es wurden mal Zahlen von 900 Lehrern im Jahr präsentiert. Kommt Ihnen entgegen? Nur, darunter sollen auch an die 300 Beamte gewesen sein. Verließen Beamte Berlin, um anderswo verbeamtet zu werden? Niemand hatte die Wegziehenden befragt, warum sie Berlin verließen. Zogen manche einfach nur um? Aber immer wurden diese Zahlen genannt. Das ist verständlich, weil es Ihnen nutzt(e), aber die Wahrheit war es nicht.

Und so wird es auch bei den Referendaren gewesen sein. Manche gingen einfach in ihre Heimatorte zurück, weil sie dort leben und arbeiten wollten. Wie wird man denn Lehrer in Neuruppin, in Werder, in Prenzlau? Dort gibt es keine Lehrerausbildung. Und vor allem, nach Ihrer Argumentation dürfte ja nun kein Referendar mehr Berlin verlassen. Ist das so? Ich bitte um einen Faktencheck.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Honduraner

Falls Sie es überlesen haben: Ich bin einer von diesen Berliner Referendar*innen, die das Bundesland gewechselt haben, kann also zu den offiziellen Statistiken (die Sie ja benannt haben) auch meine eigenen Erfahrungen sowie die aus vielen Gesprächen mit Kolleg*innen beisteuern. Zur Statistik: Bundesweit sind Länderwechsel eher selten, deshalb kann man da gut die Zahlen vergleichen. Da sich die Anzahl der Wechsel jetzt fast auf das zwischen anderen Ländern (z.B. Hamburg – Niedersachsen) übliche Maß verringert hat sieht man wohl klar den Erfolg.

Ach und noch etwas: Selbstverständlich gibt es in anderen Bundesländern wie Brandenburg Universitäten (z.B. Potsdam) und in Bernau, Cottbus und Potsdam auch Studienseminare. Fazit: Ihre “Argumentation” ist geradezu lächerlich fadenscheinig.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Und ich bin einer von diesen Referendaren, der in Berlin geblieben ist. Ich kann also zu Ihren Aussagen meine eigenen Erfahrungen aus vielen Gesprächen hinzufügen. Die meisten, die nach dem Referendariat weggingen, gingen einfach in die Orte, aus denen sie kamen. 2-3 gingen weg, um erstmal verbeamtet zu werden und dann nach Berlin zurückzukommen.

Dass es in anderen Bundesländern Unis mit Lehrerausbildung gibt, bedeutet doch aber nicht, dass man immer nur in dem Bundesland studiert, in dem man lebt, oder? Man muss ja auch erstmal einen Studienplatz finden und viele junge Leute bevorzugen Großstädte. Erst wenn man eine Familie gründet, will man lieber ins Ruhige-Ländliche. Auch das kann ich von vielen Gesprächen berichten.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Alles sehr vage, was Sie da schreiben. Ich erkläre es Ihnen aber gerne nochmal, weil Sie mit dem reinen Berlin-Blick da keinen Vergleich haben: Lehrkräfte (und LA-Studierende) sind andernorts so ziemlich die am wenigsten umzugsfreudige Klientel. Von meinem Kommilitonen hat praktisch niemand das Bundesland gewechselt, an meinem jetzigen Arbeitsort (Großstadt) bleiben die Referendar*innen und Junglehrkräfte trotz Familiengründung fast alle sogar in der gleichen Stadt. Dass ein Drittel des Jahrgangs direkt nach dem Abschluss fluchtartig das Land verlässt, gibt bzw. gab es nirgends außer in Berlin.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Wo findet man diese Statistik, auf die Sie sich beziehen?

Federfuchs
11 Monate zuvor
Antwortet  Fußballtor

Ich staune immer, dass so simple Fakten nicht wahrgenommen werden. Wer in Berlin studiert, wird natürlich nicht unbedingt Lehrer in Berlin, sondern vielleicht auch in anderen Orten. Wie kommen sonst Lehrer in Orte ohne Universität, an der man Lehramt studieren kann?!?

Fußballtor
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Bitte belegen Sie Ihre Zahlen und ziehen Sie mal dir Seiteneinsteiger davon ab!

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Fußballtor

Benutzen Sie Google oder schauen Sie hier auf der Seite. Letztes Jahr wurde hier übrigens noch eine reale Lücke von ca.1500 Stellen gemeldet.

Honduraner
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Nein, Sie wissen es einfach nicht, aber Sie behaupten es. Wie richtig gesagt wurde, sind da massenhaft Seiteneinsteiger unter den neuen Lehrern. Und es wurde die Unterrichtsverpflichtung für Referendare erhöht. Schwups, sank der Bedarf an Vollzeitlehrerstellen. Und Lehrer mit nur 1 Fach (meist Ausländer) sollen nun auch unterrichten dürfen, bisher waren normalerweise 2 Fächer obligatorisch. Schon gibt es ein paar Kandidaten mehr.

Das sind alles eher kosmetische Reparaturen. In der Sache selbst hat sich nichts oder fast nichts geändert. Man liest eher, dass weiterhin immer weniger auf Lehramt studieren. Informieren Sie sich bitte unvoreingenommen, bevor Sie etwas behaupten!

https://www.news4teachers.de/2023/10/trotz-lehrkraeftemangels-immer-weniger-angehende-lehrerinnen-und-lehrer-absolventen-und-anfaengerzahlen-brechen-ein/

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Honduraner

Sie sind komplett falsch informiert. Die massenhafte Einstellung von Quer- und Seiteneinsteigern gibt es seit Mitte der Zehnerjahre. Das Feld ist mittlerweile ziemlich abgegrast und da tut sich auch nicht mehr viel, damit können Sie also die tendenzielle Verbesserung aufgrund der Wiederverbeamtung nicht kleinreden.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Aber der Honduraner verwies auf andere Faktoren. Wo kann man herausfinden, um wie viel der Lehrkräftebedarf sinkt, wenn Referendare mehr eigenständig unterrichten müssen und mehr ausländische Lehrer mit nur 1 Unterrichtsfach angenommen werden? Das ignorieren Sie ja auch! Schauen wir einfach nach. Aber wo?

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Die Prämisse ist ja schon falsch. Die Unterrichtsverpflichtung im sogenannten “berufsbegleitenden Referendariat” lag bereits vor über 10 Jahren schon bei 13 Stunden eigenverantwortlich. Dieses “Angebot” wurde vielen damals schon als einzige Möglichkeit gemacht und an der Stundenzahl hat sich bis heute nichts geändert. Und Lehrkräfte aus Polen oder Spanien, die weder auch nur ansatzweise ausreichende Sprachkenntnisse noch die formale Qualifikation haben, hatten wir auch damals schon. Eine dieser Kolleginnen wurde nach 3 Monaten Unterricht in der Sek II “gegangen”, weil sie regelmäßig richtige Wörter/Sätze als falsch angestrichen hat.

Federfuchs
11 Monate zuvor
Antwortet  Fußballtor

Sie sagen es, aber die mit den Verdrehungsvorwürfen schweigen ganz schnell, wenn man Fakten präsentiert. 15% ausgebildete Lehrer in Marzahn-Hellersdorf. (Gleich will jemand schreiben, ja, Marzahn-Hellersdorf, da ist ja alles ganz anders.)

Berlin – Lehrkräfte mit abgeschlossenem Lehramtsstudium sind in manchen Berliner Bezirken inzwischen selten geworden. In Marzahn-Hellersdorf etwa hatten von den 94 im laufenden Schuljahr neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrern nur 14 ein Lehramtsstudium beendet. … Das sind gerade mal 15 Prozent. Zuvor hatte der „Tagesspiegel“ (Montag) über das Thema berichtet.”
https://www.mz.de/panorama/lehrermangel-elternvertreter-ist-gegen-zwangsversetzungen-3799890

Michael K.
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Nur noch 700? Na, wenn das keine Schönfärberei ist. Ich lese:

Die Lücke wird größer: Berlin braucht im nächsten Schuljahr bis zu 5000 Lehrkräfte”

Die Lücke wird größer: Berlin braucht im nächsten Schuljahr bis zu 5000 Lehrkräfte (tagesspiegel.de)

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Michael K.

Ich spreche über die reale Lücke zu Beginn des Schuljahres, nicht über irgendwelche Prognosen des Gesamtbedarfs.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Aber wenn die Verbeamtung den Lehrkräftemangel senkt, warum steigt er dann perspektivisch wieder? Das ist doch ein Widerspruch.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Ich bin ja versucht zu fragen, ob Sie Ihr Abitur in Berlin gemacht haben. Sie müssen hier schon die relative von der absoluten Betrachtung trennen. Wenn insgesamt immer mehr Lehrkräfte in Rente gehen, etwa weil man über 10 Jahre lang fast niemanden eingestellt hat, und gleichzeitig die Schülerzahlen steigen, wird die Lücke auch bei einer relativen Verbesserung der Situation größer. Sollte man sich eigentlich logisch erschließen können.

Falls nicht, kann ich es auch umgekehrt erklären: Bayern hat aufgrund der steigenden Schülerzahlen und der Demografie seit ein paar Jahren ebenfalls Lehrkräftemangel. Aber eben erst seit ein paar Jahren und nicht schon seit 2012 und auf deutlich niedrigerem Niveau als Berlin, was natürlich auch an der besseren Besoldung liegt.

Palim
11 Monate zuvor

Niedersachsen setzt A13 für alle um, was die logische Konsequenz aus gleicher Qualifizierung aus Master und 2. Staatsexamen ist und m.E. auch aus der Einführung der Inklusion, bei deren Umsetzung die Lehrkräfte der Regelschulen besonders viele Aufgaben übertragen bekommen haben, die zuvor die FöS-Lehrkräfte (mit A13) hatten.

Ob es auch dazu führt, dass mehr Lehrkräfte bereit sind, in die Grund- und SekI-Schulen zu gehen, wird sich zeigen, ein Wechsel führt nun aber nicht mehr zu Gehaltseinbußen und könnte die Übergänge zwischen den Schulformen erleichtern.

Honduraner
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Das wurde jahrelang behauptet. A13 für alle würde den Lehrermangel beseitigen. In Berlin wurde das mit als Erstes eingeführt. Es hat den Lehrermangel nicht beseitigt. Weil das nie der Grund für den Lehrermangel war.

(Dass Sie gerne mehr verdienen möchten, kann jeder verstehen. Ich würde auch nie nein sagen. Nur diese Argumentation ist falsch und rein eigennützig.)

447
11 Monate zuvor
Antwortet  Honduraner

Ich lasse mal meine übliche Schalplatte hier:

Die Bezahlung mit grob A13 ist nicht die hinreichende, sondern eigentlich notwendige Bedingung.

Wer hat noch die Anforderung “Abi-Studium-Ex 1- Lehrlingszeit-Ex 2- (Probezeit/Mäßigungsgebot/Wohlverhalten/Wohnorteinschränkung)”?

Riiiiiichtiiiig: Ärzte, Anwälte.

DAS ist unsere Vergleichsgruppe!

Nicht die Pipilotta-Gehälter von “Studium Bachelor im Unterwasser-Korbflechten mit Nebenfach Gefühlstanz”.

Vernünftige Arbeitsbedingungen gehören selbstverständlich ZUSÄTZLICH dazu.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  447

Sehr richtig. Der Unterschied zwischen hinreichend und notwendig scheint hier viele konzeptionell komplett zu überfordern. Natürlich reichen Verbeamtung und A13 alleine nicht aus, um alle Probleme zu lösen, aber der Verzicht darauf macht die Problematik noch schlimmer.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Naja, Sie interpretieren das aber auch nur so, wie es Ihnen passt. In den 1990er Jahren, als alle ostdeutschen Bundesländer nicht mehr verbeamteten, hatte Ostdeutschland einen Lehrerüberhang. Es wurden Jahr für Jahr Lehrerstellen gestrichen. Es gab weiterhin viele Lehramtsstudenten, obwohl sie wussten, dass sie nicht verbeamtet werden. Sicherlich gingen auch einige weg, aber die meisten blieben. Daran kann der Lehrermangel nicht liegen und deshalb beseitigen ihn die Maßnahmen der letzen Jahre alle nicht.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Muss ich Ihnen wirklich etwas über den Arbeitsmarkt und die Demografie der Neunzigerjahre insbesondere in Ostdeutschland erzählen oder kommen Sie vielleicht doch noch selbst darauf?

Schotti
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Das stimmt so aber nicht, ein Wechsel führt weiterhin zu Gehaltseinbußen. Ich bekomme A13z und meine Sek1 Kollegin lediglich A13, weil das immer noch verschiedene Laufbahngruppen sind. Wir haben beide gleich lange studiert, die Ausbildung war gleich lang und wir unterrichten beide im Team die selben Klassen an der selben Schule. Wir haben lediglich verschiedene Amtsbezeichnungen. Studienrat gegenüber Haupt- und Realschullehrerin, die bessere und schlechtere Bedingungen bieten.

Natürlich kann ich mich nicht einfach so dauerhaft auf Stellen an einer Grund- oder Förderschule bewerben. Dazu müsste ich erst aufwendig in die schlechtere Laufbahn wechseln, was natürlich niemand, der noch halbwegs bei Verstand ist, freiwillig tut.

Inselbegabung
11 Monate zuvor

Überall haben die Landesregierungen versucht, den Lehrermangel zu beheben, indem sie die Gehälter erhöht haben. Es ist ihnen ja auch immer gesagt worden, man müsse nur die Gehälter erhöhen, dann würden wieder mehr Lehrer werden wollen und es ist ja auch das Einfachste, etwas Geld zu geben, als Grundlegendes zu verändern.

In Berlin gab es erst eine Gehaltszulage von bis zu 1600 Euro, dann A/E 13 für alle, dann die Verbeamtung. Wir sehen überall, dass mehr Gehalt den Lehrermangel nicht behoben hat. Es nützt nur denen, die bereits Lehrer sind.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Inselbegabung

Blödsinn. Auch Sie sollten den Unterschied zwischen einer notwendigen und einer hinreichenden Bedingung lernen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Gehälter im Vergleich zu alternativen Jobs in der freien Wirtschaft längst noch nicht konkurrenzfähig sind.

Leo Lausemaus
11 Monate zuvor
Antwortet  JoE

Da möchte ich auf meinen Kommentar von eben verweisen. Das mit der notwendigen und hinreichenden Bedingung ist doch Quatsch. Dann kann man auch sagen, ein Dienstwagen für jeden Lehrer sei eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung zur Beseitigung des Lehrermangels. Klar führe ein Dienstwagen nicht unbedingt zur Beseitigung des Lehrermangels, aber er helfe dabei, insbesondere in ländlichen Gebieten. Auf diese Weise kann man alles Schöne begründen und immer sagen, ja klar, das sei eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.

Wer wie in der freien Wirtschaft arbeiten möchte, gehe doch einfach in die freie Wirtschaft. Haben die auch rund 10 Wochen frei (Ferien)? Sind die auch oft am frühen Nachmittag zuhause? Sind die auch verbeamtet (Pension, Privatkasse, Unkündbarkeit)?

Die meisten Lehrer, die ich kenne, sind nicht Lehrer geworden, um viel Geld zu verdienen.

JoE
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Sie sind so nah dran und scheitern immer wieder beim Transfer. Genau das denken sich junge Menschen doch auch und diese Umstände tragen dazu bei, dass die Studierendenzahlen für das Lehramt sinken. Denn in vielen Bürojobs ist man nicht nur mit viel Glück an einem Nachmittag daheim, sondern kann sogar ganze HO-Tage genießen. Oft wird einem dafür sogar vom AG das benötigte Equipment zur Verfügung gestellt.

Schotti
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Ist ja interessant, wie weit da so die eigenen Wahrnehmungen auseinander gehen. Nicht die Wahl zu haben, privat oder gesetzlich versichert zu sein, wird in meinem Umfeld als der größte Nachteil am Beamtentum empfunden. Für junge Menschen, die ja häufig psychische Vorerkrankungen haben, wird es dabei nämlich so richtig teuer.

Kündigen würden momentan übrigens viele gerne können.

Melli
11 Monate zuvor
Antwortet  Leo Lausemaus

Das witzige ist: Lehrer verdienen viel!

dickebank
11 Monate zuvor
Antwortet  Melli

Nur zahlt sich das nicht in barer Münze aus.

Sie kennen den Unterschied zwischen Verdienst und Entlohnung?