Drohmails erreichen Schulen in Ostdeutschland – kommt wieder eine bundesweite Welle?

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ERFURT. Offensichtlich versucht jemand, Chaos zum Schuljahresbeginn zu stiften: Erneut wurden zahlreiche Schulen in Ostdeutschland Ziel von Drohmails. Betroffen war wieder Thüringen, nun aber gingen auch in anderen Bundesländern solche Schreiben ein. Kommt wieder eine Welle wie im vergangenen Herbst?

Bildungseinrichtungen in Deutschland werden zunehmend zur Zielscheibe von Trollen und Hackern. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

An zahlreichen Schulen in Ostdeutschland sind erneut Drohmails eingegangen. So in Thüringen (wo bereits in der vergangenen Woche Schulen geräumt werden mussten, News4teachers berichtete): In Erfurt wurden am Morgen zwei Schulen evakuiert, wie die Polizei mitteilte. Die Polizei suchte sie ab – gab aber am Mittag Entwarnung. Auch in Jena ging laut Polizei ein Drohschreiben ein. Dort fand der Unterricht regulär statt, die Polizei war vor Ort. Auch hier wurde nichts gefunden.

Eine der betroffenen Erfurter Schulen ist das Gutenberg-Gymnasium, das 2002 durch einen Amoklauf in die internationalen Schlagzeilen gelangte. Dort sei ein Sprengstoffhund im Einsatz gewesen, sagte eine Polizeisprecherin. Der Unterricht könne am Donnerstag wieder aufgenommen werden, weil nichts gefunden wurde.

Auch an der Staatlich Integrierten Gesamtschule in Erfurt ging eine Drohmail ein. Ob sich die Schreiben inhaltlich gleichen, müsse noch geklärt werden, so die Sprecherin. Die Schule sei ebenfalls überprüft und die Schülerinnen und Schüler seien evakuiert worden. Auch hier soll der Unterricht am Donnerstag wieder aufgenommen werden.

Etwas anders war die Lage an der Grete Unrein Gesamtschule in Jena. Dort sei ermittelt worden, dass bundesweit an Schulen gleichlautende Mails verschickt wurden, sagte ein Polizeisprecher. Daher sei die Schule lediglich von Beamtinnen und Beamten abgesucht worden. Ein Sprengstoffhund kam nicht zum Einsatz.

Der Unterricht habe regulär stattgefunden, die Taschen der Schüler seien kontrolliert worden. Die Polizei bliebe bis Unterrichtsende am Mittag vor Ort. «Die Erwartung, dass das in der Mail angekündigte schädliche Ereignis eintritt, ist relativ gering, wenn bundesweit mehrere solcher Mails eingehen», sagte ein Sprecher. Schlussendlich sei nichts vorgefallen.

«Nach ersten Ermittlungen geht die Polizei nicht von einer Ernsthaftigkeit der Drohung aus»

Auch in anderen Bundesländern gab es wegen Bombendrohungen Einschränkungen im Schulbetrieb – so an vier Schulen in Ostsachsen. Die Polizei rückte am Mittwochmorgen zu Einsätzen an zwei Schulen in Görlitz und je einer in Bautzen und Lauta aus. Nach Angaben der Polizeidirektion Görlitz gingen die Drohungen in der Nacht per E-Mail ein, die Polizei erhielt gegen 7.00 Uhr Kenntnis davon. Der Inhalt war laut Angaben eines Sprechers in allen vier Fällen gleichlautend. Die Schulen wurden durchsucht. Danach gab die Polizei Entwarnung. Lehrkräfte hatten die Schülerinnen und Schüler bereits in Sicherheit gebracht.

«Nach ersten Ermittlungen geht die Polizei nicht von einer Ernsthaftigkeit der Drohung aus», hieß es. Ein Teil der betroffenen Schulen habe den Betrieb dennoch zunächst eingestellt. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. In Sachsen hatte die Schule erst am Montag nach den Ferien wieder begonnen.

Auch in Sachsen-Anhalt gingen Drohmails ein. Betroffen waren die Dessauer Grundschulen Friederikenschule und Geschwister Scholl. In der Landeshauptstadt Magdeburg kam es zu einer Bombendrohung an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Regine Hildebrandt.

In der Friederikenschule ging die Drohung per E-Mail ein. 27 Kinder waren bereits im Hort, einige wurden vom Hortpersonal nach Hause gebracht, andere außerhalb des Gebäudes betreut, wie die Stadt Dessau-Roßlau mitteilte. Es waren Suchhunde im Einsatz. Die Grundschule Geschwister Scholl wurde evakuiert. Um 9.30 Uhr sei für beide Schulen Entwarnung gegeben worden, hieß es. «Bomben wurden nicht gefunden.» Der Unterrichtsbetrieb wurde wieder aufgenommen.

In Magdeburg durften die Schüler das Schulgebäude kurzzeitig nicht betreten, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Für eine Untersuchung habe bei der Drohung die nötige Ernsthaftigkeit gefehlt. Seit 9.00 Uhr läuft der Unterricht demnach wieder.

Bereits im vergangenen Jahr hatte eine Welle von Bombendrohungen Schulen in ganz Deutschland überzogen. Diese ging offenbar nicht von politischen Extremisten aus, die einen Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt haben (wie zunächst vermutet wurde) – sondern von sogenannten Internet-Trollen, Leuten also, die in der Vergangenheit bereits damit aufgefallen sind, dass sie zum Beispiel falsche Notrufe im Netz verbreitet haben, um Polizei- oder Feuerwehreinsätze auszulösen (News4teachers berichtete).

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