Kultusministerin Hamburg: „Wir haben riesige personelle Herausforderungen. Aber auch so viele Lehrkräfte wie noch nie“

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HANNOVER. Am Montag startet für Hunderttausende Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen das neue Schuljahr. Einige Probleme bleiben weiterhin akut. Wie Kultusministerin Hamburg gegensteuern will und was sich nun ändert.

„Stellen mit Hochdruck ein“: Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Foto: Simona Bednarek / Julia Hamburg

Das neue Schuljahr in Niedersachsen bringt Probleme mit sich. Wieder gibt es mehr Schülerinnen und Schüler – gleichzeitig fehlen Lehrkräfte. Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) zeigt sich dennoch zuversichtlich. «Wir haben deutlich mehr Schülerinnen und Schüler, wir haben mehr Aufgaben und riesige personelle Herausforderungen», sagte sie und fügte hinzu: «Aber wir haben auch erneut deutlich mehr Lehrkräfte, nämlich so viele wie noch nie in Niedersachsen.» Zudem will die Ministerin mit drei Maßnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.

Eine Übersicht zum neuen Schuljahr

Schülerinnen und Schüler: Zu Beginn des neuen Schuljahres wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler erneut steigen. Das Kultusministerium rechnet mit 840.000 Schülerinnen und Schülern zum neuen Schuljahr. Das sind rund 19.000 mehr als im vorherigen Schuljahr. Angesichts steigender Geburtenzahlen und Migration rechnet Kultusministerin Hamburg in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Zahlen. Für rund 82.000 Kinder geht es in die erste Klasse. Das sind etwas mehr als im vergangenen Jahr (80.871). Die Einschulung findet am 10. August statt.

Lehrkräfte: Mehr Schülerinnen und Schüler erforderten auch mehr Personal. «Jede weitere Lehrkraft hilft uns angesichts steigender Schülerzahlen dem Abwärtstrend entgegenzuwirken», sagte Hamburg. Seit Jahresbeginn wurden nach Angaben des Kultusministeriums 2.191 Lehrkräfte eingestellt. Allerdings habe es auch 1.764 Abgänge gegeben – folglich ein Plus von gut 400 Lehrkräften. Dies sei ein Beitrag, um die Situation bestmöglich zu stabilisieren. Klar sei aber auch, der Mangel bleibe erhalten.

Von 1.467 ausgeschriebenen Stellen seien 1.220 besetzt worden. Das ist ein Wert von etwa 83 Prozent – etwas besser als im vergangenen Jahr (81 Prozent). «Wir stellen die nächsten Wochen weiter mit Hochdruck ein», sagte Hamburg. Mit dem Haushaltsentwurf 2025 wolle man in diesem und im nächsten Jahr 2.460 weitere Stellen bereitstellen. Die Krux: 876 dieser Stellen wurden bereits besetzt, bleiben nur noch 1.584 für das nächste Jahr.

Mit Blick auf die Besetzung von ausgeschriebenen Lehrerstellen teilte der Verband niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) mit, dass insbesondere Schulformen abseits von Gymnasien sowie die ländlichen Regionen Zahlen verzeichneten, die unter dem Durchschnitt liegen würden. «Die Folgen können verheerend für die weitere schulische Laufbahn aller Schülerinnen und Schüler sein», warnt Verbandsvorsitzender Torsten Neumann.

Die GEW sprach von einer hohen Belastung für Lehrkräfte. Krankenstände würden steigen, viele würden vorzeitig in Pension gehen oder ihre Arbeitsstunden reduzieren. «All das sind offensichtliche Faktoren eines um sich greifenden Flächenbrandes», sagte der GEW-Landesvorsitzende Stefan Störmer. Laut GEW hat sich die Zahl der Krankentage von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen im Land deutlich erhöht – waren es im Schuljahr 2019/20 durchschnittlich noch neun Krankheitstage, so waren es im Schuljahr 2022/23 schon im Schnitt 14 Fehltage pro Lehrkraft.

Mehr Geld für Lehrer

Gehalt: Das Land will unter anderem mit einer höheren Bezahlung dem Lehrkräftemangel gegensteuern. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird das Gehalt vieler Lehrkräfte angehoben, die dann in eine höhere Besoldungsgruppe kommen. Laut Kultusministerium profitieren davon rund 35.500 Lehrkräfte. Mehr als 71.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten an Niedersachsens allgemeinbildenden Schulen.

Bei einer Vollzeitbeschäftigung bedeutet der Sprung ein Plus von mehreren hundert Euro im Monat. Wie hoch das Einkommen ist, lässt sich laut Ministerium nur schwer pauschal beantworten. Das hängt etwa davon ab, ob die Lehrkraft verbeamtet ist oder nicht und darüber hinaus Zulagen erhält. «Die Besoldungsanpassungen waren längst überfällig und werden Niedersachsen langfristig vor einer Abwanderungswelle bewahren», betonte GEW-Chef Störmer.

Unterrichtsversorgung: Die Unterrichtsversorgung ist in Niedersachsen seit Jahren ein Streitthema. Zuletzt lag dieser Wert bei 96,9 Prozent und stieg damit leicht an. Je nach Schulform ist der Wert höher oder niedriger. An Gymnasien lag die Unterrichtsversorgung mit Stand August 2023 bei fast 100 Prozent, an Förderschulen hingegen waren es nur 91,6 Prozent. Laut GEW wären 1.300 weitere Stellen notwendig, um im neuen Schuljahr einen Wert von 100 Prozent erreichen zu können.

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Schulen: Zum Beginn des neuen Schuljahres wurden laut dem Kultusministerium 41 neue Ganztagsschulen genehmigt. Demnach sind 75 Prozent aller öffentlichen, allgemeinbildenden Schulen Ganztagsschulen; bei Grundschulen beträgt die Quote 70 Prozent. Ganztagsschulen können an Tagen mit einem offenen Angebot zusätzlich zu den bereits bestehenden Abholzeiten weitere Zeiten einführen. Mit den flexiblen Abholzeiten leiste das Land einen wichtigen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mehr Bildungsgerechtigkeit: Kultusministerin Hamburg will mit Beginn des neuen Schuljahres den Startschuss für mehr Bildungsgerechtigkeit geben. Dafür sollen drei neue Maßnahmen sorgen, die ineinander greifen: der Sozialindex, das Startchancenprogramm und die sogenannte Lernzeit «Sichere Basis».

Sozialindex: Wenn an Schulen Kinder und Jugendliche mehr Förderbedarf haben als an anderen Schulen, sollen dort verstärkt Lehrer oder weiteres Personal eingesetzt werden. Um herauszufinden, wo dieser Bedarf besonders groß ist, wurde der Sozialindex entwickelt. Darin werden verschiedene Parameter berücksichtigt – etwa der Schüleranteil mit Migrationshintergrund oder Sprachfördermaßnahmen.

Startchancenprogramm: Rund 122.000 Kinder und Jugendliche sollen von dem Programm profitieren, das die Bildungsgerechtigkeit erhöhen soll. Über einen Zeitraum von zehn Jahren soll an landesweit 390 Schulen die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die Mindeststandards in Mathematik und Deutsch verfehlen, halbiert werden.

Lernzeit «Sichere Basis»: Ein Viertel aller Schüler erreicht Angaben des Kultusministeriums zufolge nach der vierten Klasse nicht die Mindeststandards. Deshalb will man den Fokus nun auf Grundschulen legen. Die Lernzeit soll die Vermittlung von Basiskompetenzen verbessern, um Kindern sichere Grundlagen für ihr weiteres Lernen zu ermöglichen.

Kritik: Trotz einer höheren Bezahlung vieler Lehrkräfte sieht die GEW zahlreiche Probleme für das neue Schuljahr. Eine deutliche Verbesserung der Unterrichtsversorgung sei trotz der Anhebung der Bezüge vieler Pädagogen nicht in Sicht, sagte GEW-Chef Störmer. Kritik kam auch aus der CDU: Seit ihrem Amtsantritt habe die Kultusministerin bestehende Probleme in Schulen zwar angesprochen, aber keine effektiven Maßnahmen ergriffen, um diese zu lösen, kritisierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner. Die Situation habe sich verschärft. «Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine entschlossene Offensive zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung», sagte Lechner. News4teachers / mit Material der dpa

Keine Entspannung: Pensionierungswelle schiebt Lehrermangel in neue Höhen

 

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Katze
1 Monat zuvor

„Die GEW sprach von einer hohen Belastung für Lehrkräfte. Krankenstände würden steigen, viele würden vorzeitig in Pension gehen oder ihre Arbeitsstunden reduzieren. «All das sind offensichtliche Faktoren eines um sich greifenden Flächenbrandes»“
Die Fläche (Hütte) brennt in 16 Bundesländern. Sicherlich auch, weil man so wertschätzend und motivierend mit Bestandslehrkräften umgeht.

Neue Maßnahme Lernzeit «Sichere Basis» Hä? In Oldschool war ein Vormittag im Unterricht immer Lernzeit (manchmal sogar anstrengend) zum Schaffen einer sicheren Wissensbasis. Lustbetonte Spielzeit mit dienstleistenden Animateuren macht natürlich mehr Spaß. Leider wollen die Animateure auch nicht mehr, denn als die meisten von uns Lehrer wurden, war Schule noch ein Lernort, an welchem angestrengt gelernt und gearbeitet wurde.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Wer hat denn etwas von „Spielzeit“ gesagt?
Bevor man meckert, könnte man sich auch zuerst mit den Erlassen beschäftigen.

Niedersachsen hat bisher eine niedrigere Anzahl Stunden in der Stundentafel der Grundschule als andere Länder. In der Übersicht der KMK vom SJ 21/22 ist eine Spanne von 92-108 Unterrichtsstunden verzeichnet, also über 4 Jahre insgesamt 16 Wochenstunden Unterschied.
In anderen Ländern werden Leseprogramme verpflichtend eingesetzt und im Rahmen der Stunden durchgeführt, es ist aber ein Unterschied, ob ich tägliche 15 min Lesezeit von 92 oder von 108 Stunden nehme.

Niedersachsen macht auch Vorgaben, was umzusetzen ist, dazu gibt es aber nun auch mehr Unterrichtszeit, die speziell für diese Inhalte sein soll und „Sichere Basis“ genannt wird, im Laufe der nächsten Jahre kommen insgesamt 4 Stunden hinzu, die Stundentafel wird also erweitert, Niedersachsen hat dann 98 Stunden.

Ich hätte es richtig gefunden, wenn es einheitliche Standards für die Stundentafel gäbe, die KMK hat das neulich tatsächlich abgestimmt, sich dabei aber auf den niedrigsten Wert geeinigt. So muss kein Land zusätzliche Stunden umsetzen. Niedersachsen erhöht jetzt dennoch die Anzahl der Unterrichtsstunden, meiner Meinung nach ein richtiger Schritt.

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Die blumige Formulierung Lernzeit «Sichere Basis» als eine neue Maßnahme hat mich verwirrt. Ich bin davon ausgegangen, dass Lernzeit zur Vermittlung von Basiskompetenzen, um Kindern sichere Grundlagen für ihr weiteres Lernen zu ermöglichen, das Kerngeschäft jeder Grundschule in Deutschland war und ist.
Sollte es in der Vergangenheit didaktische und bildungspolitische Maßnahmen gegeben haben, die 2024 Lernzeit als neue Maßnahme in Grundschulen propagieren und notwendig machen, finde ich dies wie so vieles andere mehr sehr befremdlich.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Sie haben sich also mit dem Konzept und den Inhalten gar nicht beschäftigt, stören sich aber an dem Namen, der „Sichere Basis“ heißtu d mit „Lernzeit“ umschrieben wird?

„Lernzeit“ beschreibt es vielleicht, weil die Inhalte fächerübergreifend gewählt sind und man nicht 2 Stunden Deutsch und Mathe in die Tafel gesetzt hat. Vielleicht soll der Begriff auch darstellen, dass es sich nicht um weitere 2 Stunden Betreuung handelt, die es in NDS weiterhin gibt, um ohne Ganztag 5 Zeitstunden verlässliche Betreuung zu gewähren, und dass es nicht um Förderangebote außerschulischer Anbieter oder anderes geht, im Erlass steht zudem explizit, dass die Stunden von Lehrkräften zu erteilen sind.

vhh
1 Monat zuvor

Laut statista (2023) gibt es in Niedersachsen rund 78500 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen. +400 ungefähr 0,5%, Schülerzuwachs (821T + 19T) ca 2,3%. Das alles, ohne die regionale Verteilung oder die Schulform zu berücksichtigen, die Realität dürfte an vielen Orten schlimmer sein.
Gestern standen wir vor dem Abgrund, aber dieses Jahr machen wir einen Schritt nach vorn?
Fehlendes Personal kann man nicht herbeizaubern, aber müssen Politiker aus ‚die Lücke wird größer‘ unbedingt die Erfolgsmeldung ’so viele Stellen wie nie zuvor‘ machen? Große Herausforderungen, aber auch mehr Lehrkräfte als jemals vorher, alles super – typisch, die Lehrer jammern trotzdem, faule S…

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Zum Glück erteilt Niedersachsen in der Grundschule nur 94 Unterrichtsstunden. Wie groß wäre dort der Lehrermangel wohl erst, wenn es wie in Bayern 104 h wären oder gar 108h wie in HH?

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Bei 10h Unterschied für jede Klasse über 4 Jahre wären es an kleinen Schulen schnell 2-3 Vollzeitstellen, also mehr Unterricht und mehr Lehrkräfte, die sich die vielen außerunterrichtlichen Aufgaben teilen.

Schotti
1 Monat zuvor

Das Problem ist doch, dass die Lehrkräfte ohne Gymnasiallehramt immer noch weniger verdienen als die Kollegen und sich weiterhin in der schlechteren Laufbahn befinden. Bedeutet, dass fast jeder, der ein Studium beginnt, natürlich lieber die Laufbahn mit der besseren finanziellen und entwicklungstechnischen Perspektive wählen wird. Daran wird sich auch niemals etwas ändern, so lange dieser Umstand so bleibt. Das sind ganz einfache Mechanismen eines freien Marktes.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Niedersachsen setzt ja nun immerhin A13 für GHR-Lehramt um.

Lanayah
1 Monat zuvor
Antwortet  Palim

Damit wurde schon ein wichtiger Schritt gemacht.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Ich glaube nicht, dass die Angleichung des Einkommens an den mittleren Schulformen ohne Oberstufe viel ändern wird. Sogar die viel attraktivere Verbeamtung hat den Mangel nicht behoben.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Ich glaube nicht, dass bei der Entscheidung, für ein Lehramt zu studieren, finanzielle Überlegungen zum späteren Einkommen den Ausschlag geben.
Für mich war es damals die Realschule, da ich sie In bester Erinnerung hatte, und meine Fächer hatten mich begeistert.
Ein Unterschied zwischen A 12 und A 13 war mir nicht bekannt und wäre mir wurscht geblieben.

Ragnar Danneskjoeld
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Diese Beobachtung kann ich nur bestätigen. Würde A13 (was ich allen Kollegen gönne!) einen derart signifikanten Unterschied ausmachen, dann hätten die beruflichen Gymnasien und die Gemeinschaftsschulen in THE LÄND keine Versorgungsprobleme.

dickebank
1 Monat zuvor

Wobei haben die denn Probleme, bei der Besetzung der A12- oder der A13-Stellen?
Sind in BaWü die beruflichen Gymnasien keine SekII-Schulen? In NRW sind alle beruflichen Schulen Schulen der Sekundarstufe II, da die SuS dieser Einrichtungen die Vollzeitschulpflicht ja bereits erfüllt haben.

Was Gemeinschaftsschulen sowie alle anderen integrierten Schulformen angeht, Die SekII-Kolleg*innen machen höchstens die Hälfte ihrer Unterrichtsverpflichtung in der SekII. Alle anderen Stunden unterrichten sie in der SekI – und das nicht besser oder schlechter als die SekI-Lehrkräfte.

An GY ist die Unterrichtsverpflichtung in der Oberstufe sogar bei weniger als 50%, da die anderen Jahrgangsstufen ja ebenfalls unterrichtet werden müssen und an GY – Ausnahmen bestätigen die Regel – keine SekI-Lehrkräfte eingesetzt sind.

Btw haben die Kolleg*innen mit Lehrbefähigung GHR und die mit Lehrbefähigung für GY an Gemeinschaftsschulen in THE LÄND die gleichen Wochenstundendeputate wie hier in NRW?

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  RSDWeng

Klar, früher war das so. Früher war A12 von der Kaufkraft her auch ein Gehalt, welches für ein Eigenheim reichte. Heute bewegen wir uns in Akademikerkreisen damit jedoch in dem Bereich eines Zuverdienergehaltes für den Ehepartner, der halt schlechter verdient. Meistens eben die Frau. Meine Grundschullehrer waren damals übrigens in der Mehrheit Männer, heute kenne ich noch einen Einzigen.

Lena Hauenstein
1 Monat zuvor
Antwortet  Schotti

Mir fehlt in der Diskussion immer ein Punkt. Woher kommen angehende Lehrer und Lehrerinnen? Hinweis, die haben alle Abi, also vermutlich nicht von der Hauptschule. Und dann überlegt man sich eben, was man kennt und mit wem man seine Zeit verbringen will. Klar, es gibt Kolleginnen und Kollegen die richtig Lust auf Sozialarbeit haben, aber der Großteil ht eben Lust auf Wissensvermittlung und nette Kinder und nicht so sehr auf die Leute, vor denen sie an der Bushaltestelle Angst hatten. So plakativ, aber sicher nicht nur falsch.

Schotti
1 Monat zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt. Nur deshalb müsste man ja gerade die anderen Schulformen finanziell attraktiver gestalten und nicht so schlecht, wie sie nun mal sind.

Naja, da nun in vielen Bundesländern Kinder deutlich mehr Geld einbringen als Qualifikationen und Besoldungstufen, hat sich die Möglichkeit Geld als Stellschraube für schlecht versorgte Bereiche zu verwenden ohnehin für viele Jahrzehnte erledigt.

Teacher Andi
1 Monat zuvor

Schau mer mal, wieviel angehende Lehrkräfte dem Beruf treu bleiben. Wir mussten damals mangels Planstellen im Beruf umsattleln, trotz guter Befähigung, heute sattelt man um, weil man den Ansprüchen nicht mehr gewachsen ist.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Oder keine Lust auf die Arbeitsbedingungen hat.

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Keine Lust mehr auf die derzeitigen Arbeitsbedingungen und die an uns Fachlehrer gestellten oft wenig sinnvollen, leistungs- und bildungsfeindlichen, blumig formulierten Ansprüche und „Herausforderungen“ vom Elfenbeinturm haben auch unzählige Bestandslehrkräfte, welche sich ungern zum woken Bildungscoach und Lernbegleiter degradieren lassen.
Das sind diejenigen unter uns, welche nicht der Meinung sind, dass es egal ist, ob Unterricht sachgemäß ist, solange er ideologisch und methodisch gefällt.
Also schau mer mal, wie viele Bestandlehrkräfte dem Beruf bis zur wertschätzenden Angestelltenrente treu bleiben oder vorher zumindest innerlich gekündigt haben.

GBS-Mensch
1 Monat zuvor

„Angesichts steigender Geburtenzahlen und Migration rechnet Kultusministerin Hamburg in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Zahlen.“

Angesichts steigender Geburtenzahlen infolge von Migration und Migration steigen die Zahlen…wäre präziser.

RainerZufall
1 Monat zuvor

„Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine entschlossene Offensive zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung“

Die CDU scheint die Abwesenheit eines Problems mit dessen Lösung gleichzusetzen…
1500 leere Stellen fürs nächste Jahr sind ein Brocken, aber Besserbezahlung oder work-life-Balance zur Steigerung der Attraktivität des Berufs scheinen doch zunächst keine falschen ERSTE Schritte zu sein, um das Problem anzugehen

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die Schulformen stehen noch sehr in Konkurrenz zueinander und die Bezahlung ist nicht der einzige Unterschied. Auch die Unterrichtsverpflichtung differiert stark. Solange Gymnasien die Schulform sind, in der die höchste Bezahlung, die geringste Unterrichtsverpflichtung, perspektivisch die „einfachere Schülerklientel“ und die bessere Unterrichtsversorgung (Stichwort Arbeitsplatzattraktivität) angeboten werden kann, werden sie auch mehr Nachwuchs in diesem Bereich haben.

Das die Opposition immer die vermeintlich einfachen Antworten hat ist ja nichts Neues – in Regierungsverantwortung reden sie sich dann wieder raus. Solange keine grundsätzliche Übereinstimmung darüber hergestellt wird, dass Bildung eines der wichtigsten Themen ist für das deutlich mehr Geld investiert werden muss, werden wir den Lösungen für viele gesellschaftliche Probleme weiter hinterherlaufen…

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Work Life Balance heißt Teilzeitarbeit, also gerade nicht eine Besserung. Weder personell und erst recht nicht finanziell.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Es ist eine Herausforderungen, aber wir haben Lehrkräftemangel, da muss man attraktive Angebote machen

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Das ist doch „Gurkenlogik“. Wenn Sie die Attraktivität des Lehrberufs auf diese Weise steigern wollen, kann das doch gar nicht funktionieren, denn würde das nicht bedeuten, dass der Mangel noch größer wird? Ich würde annehmen, dass solche Maßnahmen die Situation der Lehrkräfte perspektivisch eher verschlechtert. Arbeitsplatzatrraktivität ist sicher ein großes Thema, dass sich auf diese Art und Weise nicht umsetzen lässt. Die sächlichen und personellen Strukturen müssen verbessert werden – eine Stärkung präventiver Maßnahmen und den konsequenten Aufbau multiprofessioneller Teams (z. B., Klassenassistenzen).

Das die GEW offensichtlich dem Irrglauben angehangen hat, dass die Anhebung der Besoldung von nichtgymnasialen Lehrkräften (die aus meiner Sicht überfällig war) die UV in diesem Bereich spürbar verbessern könnte ist schon skurril…

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Frau von Bose, wenn die Schülerzahlen stärker steigen als die Zahl der Lehrkräfte, nimmt die Belastung der Lehrkräfte automatisch zu. Dazu die ganzen „Zusatzaufgaben“ (Intergration, Inklusion, Ganztag, Flüchtlingskinder ohne Sprachkenntnisse, deutlich mehr Verhaltensauffälligkeiten und kognitiver Probleme dank „sozialer“ Medien), die in den letzen 15 Jahren ohne ensprechende personelle Ausstattung auf die Schule zugekommen sind, senken die Attraktivität des Lehrkräfteberufs zusätzlich. Dazu die faktischen Reallohnminusrunden der letzten Jahre, da nützt auch keine 5+%-tige Lohnerhöhung, wenn die Inflation drei Jahre vorher einen deutlich 15+% Reallohnverlust prodzuziert hat. Akademiker steigen woanders mit mind. 2-3 garantierten Homeoffice-Tagen pro Woche ein, während Lehrkräfte tagaus tagein über die Dörfer pendeln müssen um bei ständig steigenden Mobilitätskosten auch das letzte Dörflein zu beschulen. Da nützt das vielgepriesene „Deutschlandticket“ genau gar nichts, es sei denn man will im Dorf selbst wohnen, aber wer will das schon?

Auf ihre multiprofessionellen Teams und die „Stärkung präventiver Maßnahmen“ warten wir ebenfalls schon viele Jahre. Wenn man die Politikerversprechen dazu gehört hat, müsste schon jede Klasse ein multiprofessionelles Team haben, wenn man Glück hat, hat aber vielleicht eine Schule irgendwo in der Nachbarschaft einen Sozialpädagogen ergattert, den man sich dann teilt.

Und ihr Gymnasiallehrerbashing können Sie sich auch sparen, jede Studie zeigt, dass diese die höchste Arbeitsbelastung im Schuljahr haben. Man darf nicht nur die Unterrichtsverpflichtung sehen. Klassengrößen, Klausuren und das Abitur zeigen hier ihre Wirkung.

Nein, die Politik muss JETZT handeln. Deutlich mehr Geld und deutlich weniger Unterrichtsverpflichtung bei einem garantierten unterrichtsfreien Tag (= echtes Homeoffice) pro Woche für jeden. Sonst wird auch in Deutschland der Lehrkräfteberuf zur Resteverwertung: Wenn du es nirgendwo anders schaffst, werde ein paar Jahre Lehrer, bis du etwas besseres findest (= angelsächsisches Modell). Der Beamtenstatus zieht für die meisten auch nicht mehr (es sei denn dauerkrank oder mindestens drei Kinder, am besten natürlich beides), da für die heutige Zeit zu unflexibel: Wer will sich schon ewig an den selben Arbeitgeber auslieferen und dabei auf vieles verzichten (z.B. Bezahlung nach Leistung und nicht nach „Familienstand“).

An die hohlen Versprechnungen der Politik glaubt hier niemand mehr.

Gen Z erst recht nicht.

Besseranonym
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Danke @ Realist für die gnadenlos richtige Darstellung aus dem Lehreralltag

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Ich betreibe kein Gymnasiallehrerbashing, sondern halte mich an die Fakten. Und die Fakten liegen genauso auf dem Tisch, wie ich sie beschrieben habe:
Thema Unterrichtsverpflichtung:
GS: 28 Stunden
HS:m 27,5 Stunden
RS: 26,5 Stunden
OBS: 25,5 Stunden
Förderschulen: 26,5 Stunden
Gym: 23,5 Stunden
IGS: 24,5 Stunden
Thema Unterrichtsversorgung:
GS: 98,8 %
GYM: 98,2 %
Gesamtschulen: 95 %
Realschulen: 94,7 %
OBS: 93,1 %
HS: 91,8 %
Förderschulen: 91,2 %

Und das Gymnasien hier in Niedersachsen den kleinsten Anteil der inklusiven Beschulung übernehmen ließe sich auch belegen. Die Gymnasien genießen ein hohes Ansehen und leiden auch am Mangel, aber im Vergleich zu anderen Schulformen steht diese Schulform gut da.

Das Gymnaisien perspektivisch die „einfachere Schülerklientel“ beschulen halte ich auch für korrekt.

Das Schulformen, die eine der besten UV haben, die höchste Besoldung und die im Vergleich zu anderen Schulformen geringste Unterrichtsverpflichtung, weniger Probleme mit dem Nachwuchs haben ist doch auch logisch und faktisch richtig.

Die Studie, dass Gymnasieallehrkräfte die höchste Arbeitsbelastung haben, würde mich interessieren. Die kenne ich nicht.

Also nochmal ich betreibe weder Lehrerbashing oder gar „Gymnasiallehrerbashing“, sondern versuche immer unser Bildungssystem im Ganzen zu sehen und mich dabei an die Fakten zu halten. Ich nehme wahr, dass Sie nur einen Teil sehen – nämlich den Teil der Gymnasien – und Sie sorgen sich um deren Privelegien und stellen dann mal schnell die These auf, dass Gymnasiallehrer die höchste Arbeitsbelastung haben.

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Können Sie alles hier nachlesen (wissenschaftliche Studien):
https://kooperationsstelle.uni-goettingen.de/projekte

Statt hier Nebenschauplätze aufzumachen, die niemandem helfen, denn die Arbeitsbelastung ALLER Lehrkräfte muss gesenkt werden, sollten wir uns nicht gegenseitig zerfleischen, denn das spielt nur der Politik mit ihrem bewährten „divide et impera“ in die Hände. Ein halbvolles Glas bleibt ein halbvolles Glas, egal wer daraus wieviel trinken darf!

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Die Studie ist jetzt etwa 10 Jahre her, zum Zeitpunkt der Erhebung fing die Umsetzung der Inklusion gerade erst an und die FöS Lernen hatte in NDS noch Bestand.

Anschließend gab es noch die Arbeitszeitkommission, die alles geprüft hat und die Überlastung ebenfalls festgestellt hat.
Es gab auch Vorschläge zur Entlastung, aber davon wurde so gut wie nichts umgesetzt.
Vorgestellt wurden schöne X-Punkte-Pläne, von denen einzelne Maßnahmen wieder zurückgenommen wurden, im Gegenzug gab es weitere außerunterrichtliche Aufgaben.

Letztlich braucht es die nach europäischem Recht vorgeschriebene Arbeitszeiterfassung für alle Lehrkräfte und entsprechend dazu Ausgleichsmöglichkeiten für die vielen Überstunden.

Tim Bullerbü
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Ich möchte anmerken, dass ich es für absolut falsch halte, immer wieder die eine Schulform gegen die andere auszuspielen.
Die Arbeitsbedingungen müssen sich an allen Schulformen verbessern.
An allen Schulformen brauchen wir kleinere Klassen und gutes Personal.
Ich würde mir von den Journalisten/innen mal kritische Fragen wünschen, z. B. wie viele von den eingestellten Lehrkräften FakultasOberstufe haben oder überhaupt Abschlussprüfungen abnehmen dürfen.
In Nds.stellen die immer wieder Studierende ein, um die akutwn Lücken zu stopfen.
Die dürfen nicht in die Oberstufe, kein Abitur abnehmen usw.= mehr Arbeit für die anderen.
Und wieso dürfen Schwangere und Lehrkräfte in Elternzeit in die Statistik eingezählt werden, obwohl die gar nicht da sind?

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  Tim Bullerbü

Falls Sie mit Ihrem Statement mir unterstellen wollen, dass ich mit meinen Ausführungen Schulformen gegeneinander ausspielen würde, empfiehlt sich ein Blick auf die vorangegangene Kommunikation. Ich habe zunächst festgestellt, dass die Schulformen mit ihren unterschiedlichen Vorraussetzungen sehr in Konkurrenz zueinander stehen und das auch im Hinblick Nachwuchs zu finden. Und es werden nun mal deutlich mehr Gymnasiallehrkräfte ausgebildet, als andere Lehrkräfte. Und das liegt auch an den attraktiveren Bedingungen. Das ist nun mal Fakt.

Realo
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

Ihre Vorschläge für verbesserte Arbeitsbedingungen für Lehrer sind nicht nur sehr gut, sie schaffen auch Möglichkeiten, junge Menschen für den Beruf zu begeistern!!! Wir müssen an den Nachwuchs denken!
1 Homeofficetag pro Woche für Lehrer, d.h. 4 Tage Woche mit einer anständigen Inflationsausgleichsanhebung 17 % sind ein richtiger Weg.
Manche Stunden können auch im homeoffice gemacht werden.
Nicht jeder muss für 2 Stunden weite Wege auf das Land pendeln.

RainerZufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Meine Gurkenlogik entspringt der Logik des Arbeitsmarktes: wir müssen gute Angebote mache, sonst suchen sich die wenigen Fachkräfte bessere…

Welche Maßnahmen für angemessen erachtet werden kann ja gerne debattert werden – der Bildungs- und Finanzpolitik zufolge ist ja noch Zeit =/

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ihr Vorschlag würde das System und diejenigen die darin lernen und arbeiten wollen noch mehr belasten, daher die Umschreibung „Gurkenlogik“. Dieser Vorschlag schafft mehr Probleme, als er löst.

Bildung braucht mehr verlässliche Ressourcen in Form von Multiprofessionalität – ich weiß das „Multiprofessionalität“ bisher mehr als politisches Schlagwort verwendet wird. Und das muss aufhören!

Ich bin es auch leid und es ärgert mich maßlos, dass Bildung nicht mit der notwendigen Priorität behandelt wird. Viele unserer gesellschaftlichen Probleme gehen darauf zurück. Und in der politischen Debatte – vor allem vor Wahlen – wird immer viel versprochen, es werden Koalitionsvereinbarungen geschlossen, die toll klingen, die aber nicht mehr als eine reine unverbindliche Absichtserklärung sind und auch so behandelt wird. Und es ist egal welche Parteien die Regierung stellen.

Palim
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Work-Live-Balance hieße zunächst einmal Arbeitszeiterfassung und entsprechenden Ausgleich bei Mehrarbeit, die die Arbeitsstudien belegen. Die anerkannte Studie aus Niedersachsen ist 10 Jahre alt.

Dass es Teilzeit bedeute, ist genau das, was derzeit die Kolleg:innen machen, die ihr Deputat reduzieren, um die Belastung überhaupt stemmen zu können. Aber eine Vollzeitstelle muss in den Aufgaben so bemessen sein, dass es zeitlich in den angesetzten 40 Stunden machbar ist und bleibt. Das ist im Lehramt nicht gegeben.

Dazu kommen andere Maßnahmen, die die Attraktivität steigern, so wie es in anderen Berufen auch umgesetzt wird, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten und gesund zu erhalten.

Dejott
1 Monat zuvor

Dass die Kinder unserer Zeit wesentlich mehr Probleme mitbringen und dass sich dadurch der Personalbedarf signifikant erhöht, bemerkt offenbar niemand in den Kultusministerin.