DRESDEN. Ein neues Pilotprojekt in Sachsen soll schulische Führungskräfte im Umgang mit den zunehmenden Herausforderungen im Schulalltag unterstützen. Das Sächsische Kultusministerium kooperiert dafür mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und dem Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf.
Ziel des Projektes ist es, die Resilienz von Schulleitungen zu stärken, um die psychischen Belastungen und das Fehlverhalten von Schülerinnen und Schülern besser bewältigen zu können. In der Erklärung zur Zusammenarbeit, die am 23. August 2024 unterzeichnet wurde, betonen Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sowie die beiden medizinischen Direktoren Prof. Veit Roessner und Prof. Markus Donix die Bedeutung präventiver Maßnahmen zur Sicherstellung der Lehrergesundheit.
„Psychische Probleme und Fehlverhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen den Schulalltag“
Das Projekt wird als Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen im Schulalltag gestartet. Der steigende Anteil an Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten belastet die Arbeit von Schulleitungen zunehmend. Piwarz hebt hervor, dass psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen langfristige Auswirkungen auf die Berufszufriedenheit und Gesundheit von Lehrkräften haben können. „Unsere Schulen sind mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Gerade psychische Probleme und Fehlverhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen den Schulalltag und wirken sich langfristig auf die Berufszufriedenheit und Lehrergesundheit aus. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir unsere Schulleitungen präventiv stärken“, so der Kultusminister.
Das Programm startet zunächst als Pilotprojekt an 150 Schulen in Dresden und 100 Schulen im Landkreis Bautzen im Herbst 2024. Es soll verschiedene Ansätze zur Schulung und Unterstützung der Schulleitungen erproben, die sowohl digitale als auch personelle Informations- und Betreuungsformen umfassen. Die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse sollen später auf ganz Sachsen übertragen werden. Dabei wird besonders Wert auf eine nachhaltige Implementierung gelegt. Prof. Veit Roessner vom Universitätsklinikum Dresden zeigt sich optimistisch: „Im Gegensatz zu bisherigen Pilotprojekten sind wir als Team davon begeistert, dass von Anfang an die feste Implementierung der hoffentlich vielen positiven Aspekte aus dem Pilotprojekt vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus geplant ist.“
Prof. Markus Donix, Ärztlicher Direktor des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf, ergänzt, dass die regionale Lage seines Krankenhauses eine ideale Ausgangsbasis biete, um sowohl Schulen im städtischen als auch im ländlichen Raum zu erreichen. „Wir freuen uns, breite Expertise bei psychischen Belastungen von Kindern und Erwachsenen sowohl konzeptionell als auch bei der Umsetzung des Programms einbringen zu können. Mit unserer regionalen Lage in Arnsdorf, 20 Minuten von Dresden entfernt, erreichen wir zudem die Führungskräfte in ländlichen und städtischen Schulen“, so Donix.
Das Programm umfasst drei aufeinander aufbauende Etappen:
- Allgemeine Wissensvermittlung: In der ersten Phase wird grundlegendes Wissen über emotionale Probleme und Verhaltensstörungen bei Schülerinnen und Schülern vermittelt. Es geht darum, die Ursachen und Risikofaktoren zu erkennen sowie die systemischen Verantwortlichkeiten zu verstehen. Die Schulleitungen sollen befähigt werden, rechtzeitig die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und die zuständigen Stellen zu informieren.
- Spezifische Wissensvermittlung und Fallbeispiele: In der zweiten Etappe werden konkrete Fallbeispiele und deren Anwendung im Schulalltag behandelt. Hier stehen praktische Handlungsanweisungen im Vordergrund, etwa im Umgang mit Magersucht, sexuellen Übergriffen, selbstverletzendem Verhalten oder Gewalt. Ziel ist es, klare Abläufe zu etablieren, wer in welchen Situationen informiert und involviert werden muss.
- Digitalisierung und Ressourceneinsatz: Die dritte Etappe konzentriert sich auf die Nutzung digitaler Ressourcen. Hierzu gehören Online-Schulungsmaterialien sowie digitale Fallbeispiele, die eine effiziente Erkennung und Intervention bei psychischen Problemen ermöglichen sollen.
Das Programm wird sowohl durch das Kultusministerium als auch durch Stiftungsgelder finanziert. Für die kommenden Haushaltsjahre 2025/2026 plant das Kultusministerium, weitere Mittel für diese Initiative bereitzustellen. Insgesamt sollen durch das Projekt nicht nur die Gesundheit und Zufriedenheit der Lehrkräfte gesichert, sondern auch die langfristige Arbeitsfähigkeit im Schuldienst erhalten werden.
„Diese Unterstützung ist nicht nur für die persönliche Resilienz der Führungskräfte entscheidend, sondern auch für die gesamte Schulgemeinschaft“
Sachsen nimmt nach eigenen Angaben bundesweit eine Vorreiterrolle im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz im Schuldienst ein. Jede öffentliche Schule verfügt über fest zugewiesene Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärzte und Arbeitspsychologen. Diese unterstützen die Schulleitungen in der Umsetzung arbeits- und gesundheitsschutzrechtlicher Regelungen. Zusätzlich werden bereits verschiedene Fortbildungen zur Resilienzstärkung angeboten, die individuelle Faktoren der persönlichen Stärkung und des Kompetenzaufbaus thematisieren. Jährlich investiert das Land 4,4 Millionen Euro in die Lehrergesundheit und den Arbeitsschutz.
Das Pilotprojekt soll einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen im Schulalltag leisten. Laut Kultusminister Piwarz bietet die Zusammenarbeit mit den medizinischen Partnern die Möglichkeit, Schulleitungen praxisnahe und professionelle Unterstützung an die Hand zu geben. Diese Unterstützung sei nicht nur für die persönliche Resilienz der Führungskräfte entscheidend, sondern auch für die gesamte Schulgemeinschaft. News4teachers / mit Material der dpa
Ich bin verwirrt. Klingt irgendwie nach Kinderschutzkonzept.
“(…)und die zuständigen Stellen zu informieren.”
Na, die werden sich freuen, so unausgelastet, wie sie sind.
Schulleitungen, nicht Lehrkräfte, Schulleitungen.
Achtung! Sarkasmus kommt.
Meinen die Verantwortlichen des Pilotprojektes wirklich, dass Schulleitungen, die, laut meiner Erfahrung, nicht vor der Klasse stehen, so etwas brauchen? Wäre es da nicht angebrachter die LuL daran teilnehmen zu lassen, als Schulleitungen?
Oh! Jetzt wriß ich, wieso das der Fall ist. Es gibt ja weniger Schulleitungen als Lehrkräfte, mit anderen Worten, es ist günstiger. Die Schulleitungen können ja ihre Erkenntnisse weitergeben an die Lehrkräfte… Wenn beide Seiten mal Zeit haben. Wenn sie mal Zeit haben.
Einfach die Schulleitungen als “Multiplikatoren” bezeichnen und schon löst sich die Organisation von alleine 😉
“Der steigende Anteil an Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten belastet die Arbeit von Schulleitungen zunehmend.”
Hä? Der steigende Anteil an Schülerinnen und Schülern mit psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten belastet vor allem das Alltagsgeschäft der pädagogischen Frontschweine also von Klassen- und Fachlehrern, welche tagtäglich vor immer größeren Klassen mit immer mehr verhaltensoriginellen und psychisch auffälligen SuS stehen.
“Ziel des Projektes ist es, die Resilienz von Schulleitungen zu stärken, um die psychischen Belastungen und das Fehlverhalten von Schülerinnen und Schülern besser bewältigen zu können.”
Hä und nochmals Hä? Was ist das mit der Resilienz von LuL? Warum ist die Schulleitung psychisch belastet vom Fehlverhalten von SuS, welche diese weder aus dem Unterricht, noch aus der Pausenaufsicht oder von Klassen-und Kursfahrten kennt und sich oft erst einschaltet, wenn die Erste–Hilfe-leistenden Frontschweine schon ausgebrannt und abgekämpft sind oder sich renitente Eltern über das Agieren des Lehrers im Konfliktfall beschweren.
Pilotprojekt bitte für die Piloten und nicht den Tower. Der Pilot muss physisch und psychisch gesund sein, um Abstürze zu verhindern. Das sollte auch das Sächsische Kultusministerium wissen. Ach nee, die haben so vieles nicht auf dem Schirm.
Wieviel Zeit mit Studien und Projekten muss noch vergehen, ehe zielführende Hilfe und Unterstützung die richtigen Adressaten erreicht.
Vielleicht lesen Sie noch einmal, was der Inhalt dieser Fortbildungen sein wird.
Schulleitungen werden damit professionalisiert und können die LuL somit sehr viel besser unterstützen (und somit auch entlasten).
Wenn die SL um Störungsbilder gut Bescheid weiß und Abläufe und Ansprechpartner klar sind, entsteht Sicherheit und Verfahren können effizienter und schneller ablaufen.
Und ja, das hat schon ziemlich viel mit einem Schutzkonzept zu tun, nur geht es hierbei auch um Störungen von Kindern und Jugendlichen, die nicht in einem Schutzkonzept enthalten sind.
Ich stelle immer wieder fest, dass ich in meinen Beratungsgesprächen (runden Tische) bzw. Fallbesprechungen Abläufe immer wieder neu besprochen, manchmal erarbeitet werden müssen. Das kostet extrem viel Zeit und Energie, da jeder Fall vermeintlich anders liegt. Ich hätte mir besonders letztes Schuljahr, in dem wir besonders viele schwierige Fälle beackert haben, mehr klare Abläufe und eine bessere Zusammenarbeit mit den außerschulischen Unterstützungspartner (Jugendamt, Gesundheitsamt, Beratungsstellen!…) gewünscht.
Das Projekt macht sich zum Ziel Kräfte zu bündeln und Abläufe zu automatisieren. Sie versetzt eine SL in die Lage, schnell und effektiv zu erkennen und anhand der Abläufe die Fälle zu bearbeiten. Das wird die LuL sehr entlasten, da sie einen Teil der Verantwortung an die SL abgeben können und sich führen lassen können…
Würde es soetwas bei uns auch geben, ich wäre sofort dabei…..
Mir erschließen sich weder die Betonung der psychischen Belastung der Schulleitungen durch verhaltensauffällige Schüler noch die Erwähnung der Bedeutsamkeit von Resilienz-Stärkung mit Bezug (nur) auf Schulleitungen.
Adressatengerechte Formulierung?????
“Schulleitungen, nicht Lehrkräfte, Schulleitungen.”
(Vgl. auch Testerin)
Wenn Abläufe immer wieder neu erarbeitet werden müssen ist das dann eine Frage der Resilienz? Wäre da nicht eher eine klare organisatorische Struktur hilfreich oder, als Voraussetzung dafür, Zeit für alle Beteiligten, diese zu erarbeiten?
Ich lese da auch eine andere Intention: Aus medizinischer Sicht informieren über typische psychische Probleme, über Verantwortlichkeiten und Hilfen informieren (extrem bedenklich, wenn dieses Wissen noch nicht vorhanden ist), Information aus digitalen Quellen. Ist das wirklich potentiell so entlastend? Oder ist es nur eine Arbeitserleichterung, damit der Berg ‘psychische Probleme’ nach einem Schema abgearbeitet werden kann?
Ich gehe mal davon aus, dass SL ebenso wie KL darunter leiden, betroffenen SuS nicht wirklich weiterhelfen zu können. Die Tätigkeit der Leitungsebene liegt aber nach meiner Erfahrung eher im Organisatorischen (rechtliche Lage, Dokumentation, Rückkehr- und Laufbahnplanung) als in der persönlichen Betreuung. Ich kenne es so, dass die Kommunikation mit Klinik/Tagesklinik, Eltern, Schüler und Ärzten oder Ämtern bei den KL liegt, auch die konkrete Rückkehrplanung. Für mich als KL bedeutet Resilienz, ein sinnvolles Verhältnis von persönlichem Engagement und Pragmatismus zu finden, einen Umgang mit der schwierigen Beziehungsebene. (Kollegiale Fallberatung o.ä. wäre nicht schlecht, haben wir sogar versucht. Bis die SL den dafür vorgesehenen Termin mit Arbeitsgruppen und FaKo verplante…)
Ist das auf SL-Ebene ebenso oder ist doch eher Resilienz gegenüber der Menge an Aufgaben gefragt? Ob da Wissen über die Krankheitsbilder und Strukturen wirklich hilft?
„Wenn Abläufe immer wieder neu erarbeitet werden müssen ist das dann eine Frage der Resilienz? Wäre da nicht eher eine klare organisatorische Struktur hilfreich oder, als Voraussetzung dafür, Zeit für alle Beteiligten, diese zu erarbeiten?“
Genau darum geht es ja. Die Strukturen sollen im obigen Bericht nicht jede Schule für sich erarbeiten, sondern kommunal zur Verfügung stehen. Ich weiß ja nicht, ob Sie bei sich mit der Entwicklung des Schutzkonzeptes beschäftigt waren, das ja von jeder Schule und von jeder Institution selber erarbeitet werden sollte. Dieser Aufwand ist m.M.n. durch nichts zu rechtfertigen und schafft auch keine guten Voraussetzungen, Krisenfälle sicher zu erkennen und zu bewältigen. Es bestehen im Zweifelsfall viel zu viele Unsicherheiten, die ein Handeln nur erschweren.
Zudem können sich potentielle Ansprechpartner gut aus de Veranwortlichkeit ziehen, da sie ja nicht zentral beauftragt worden sind und deren Eingreifen z.T. Auch noch von der Motivation einzelner Personen abhängig ist. Das ist äußerst ungut.
Einheitliche Strukturen, einheitliche Abläufe wären gut, um das System zu verschlanken und auch Verantwortlichkeiten klar zu benennen. Das würde allen helfen.
„Im Gegensatz zu bisherigen Pilotprojekten sind wir als Team davon begeistert, dass von Anfang an die feste Implementierung der hoffentlich vielen positiven Aspekte aus dem Pilotprojekt vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus geplant ist.“
Da kann man jetzt so einiges herauslesen, wenn man möchte: Bisherige Pilotprojekte hatte viel Hoffnung, aber wenig positive Aspekte? Sie hatte auch viele positive Aspekte, diese wurden jedoch (bisher) nicht implementiert? Die feste Implementierung ist zwar geplant, aber die Hoffnung stirbt zuletzt? Wenn es keine positiven Aspekte gibt, werden diese fest implementiert?
Immerhin wird anerkannt, dass die schulischen Herausforderung und Belastungen steigen, einschließlich einiger Ursachen. Gibt es gegen die Ursachen denn auch andere Mittel, als das schulische Pusten auf die Wunde?
Ganz verrückte Idee:
Wenn man schon einräumt, dass Schule heute krank macht …
… könnte man da nicht eventuell Schule so verändern, dass sie den Lehrern die Ausübung ihres Berufes wieder ermöglicht?
Erinnert ihr euch? Gab es mal.
Aber wenn mein Rektor weiß, wen er anrufen muss, wenn die Hütte brennt, ist das natürlich auch toll.
Ja,lobenswert. Ein Anfang….aber Moment! Wird das Pferd nicht völlig von hinten aufgezäumt? Warum brauchen Lehrerinnen und Lehrer-und eben nicht nur Schulleitungen-eine größere Resilienz?
Weil die Probleme immer weiter steigen,die Arbeit immer intensiver wird und die mittlere Ebene der Schulverwaltung vor allem möchte,dass kein Unterricht ausfällt.
Wacht endlich auf in euren Kultusministerien. Es geht vor allem darum, die Arbeit an der Schule emotional zu entlasten….mit der Intensivierung endlich aufzuhören….und nicht darum,die Widerstandskraft zu erhöhen.
“Wacht endlich auf in euren Kultusministerien.”
Die Idee ist gut, wird aber eine snuuzz-Taste werden. Sie werden “bessere” Wecker brauchen.