Der Unterricht ist vorbei, die Schüler sind raus, die Nachmittagssonne scheint durch die Fenster. Auf den Bänken sitzen nun Lehrerinnen und Lehrer, vor sich Laptops, Handys, Tablets und das gute alte Notizbuch. Und eine riesige digitale Tafel. Wie sie die im Unterricht sinnvoll einsetzen können, wollen sie heute erfahren und testen.
Die Lehrer werden im Laufe der Stunde begeistert «Aaaah» bei Erfolgsergebnissen rufen, über Schriftgrößen und dicke Finger klagen und gleich mitdenken, wie sie Störenfriede unter ihren Schülern stoppen können. Zwei Digitalassistenten sind für den Workshop an die Sekundarschule in Zörbig gekommen.
Um die Digitalisierung an den Schulen voranzubringen, wurden in den vergangenen Jahren viele Millionen Euro ausgegeben. Nun gibt es in den Klassen digitale Tafeln, Laptops und Tablets. Das Land Sachsen-Anhalt will, dass die Technik im Unterricht eingesetzt wird. So wurde ein Pool von Digitalassistentinnen und -assistenten eingerichtet, die dabei helfen sollen. Inzwischen sind es laut Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt 60 Digitalassistentien in 13 Teams. Weitere Einstellungen sind geplant.
Der Unterricht soll interaktiver werden
An der Sekundarschule Zörbig waren die Assistenten schon häufiger. Bei den ersten Veranstaltungen zu den Grundlagen der digitalen Tafel sei die Runde größer geworden. Jetzt gehe es schon um speziellere Themen, sagt Antje Wachsmuth, die ihr Wissen weitergibt. Heute zeigt sie im Workshop, wie die Lehrer mehr Interaktivität in ihren Unterricht bringen können. Schüler sollen über ihr Handy bei Ja/Nein- oder Richtig/Falsch-Abstimmungen mitmachen, Wortwolken und Lückentexte füllen.
Erstmal der Lückentext. Mit einem Zugangscode können sich die Lehrer das Tafelbild auf ihr jeweiliges Gerät holen. Das klappt hier und da erst beim zweiten oder dritten Versuch. Antje Wachsmuths Kollege Max Horn schaut mit drauf – die Arbeit im Team hat sich für die beiden bewährt.
Die 36-jährige Wachsmuth ist seit dem Projektstart vor eineinhalb Jahren dabei. Sie betont, wie wichtig es sei, dass die Workshops nicht in einem Seminarraum stattfinden, wo immer alles funktioniert. «Wir arbeiten mit dem, was wir vor Ort haben und machen das Beste draus.» Das sei schließlich die Technik, mit der die Lehrkräfte zurechtkommen müssten. Und selbst wenn eine Schule noch nicht über WLAN verfüge, fänden sich Lösungen – ob mit einem Hotspot oder Offline-Angeboten.
Die Statistik zeigt, dass die Digitalassistenten seit Projektbeginn rund 460 Schulungen, Fortbildungen, Infoveranstaltungen und Beratungen geleistet haben – für die Schulen ist das Angebot kostenfrei. Das Land stellt für das 2023 gestartete Projekt rund 36 Millionen Euro bis Ende 2026 zur Verfügung. Die Experten kommen auf Wunsch an die Schulen und bilden die Lehrer zu den Themen weiter, die sie besonders interessieren – zu digitalen Lerninhalten und zum Umgang mit der Technik, auch zur Schulorganisation.
«Die Unterstützung durch diese Fachkräfte ist von unschätzbarem Wert, um die digitale Schulorganisation und das digital gestützte Lernen voranzutreiben», sagt Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). «Angesichts der positiven Resonanz und des hohen Bedarfs ist es aus meiner Sicht geboten, dieses Projekt zu verstetigen und auszubauen, um langfristig eine moderne und zukunftsorientierte Schulbildung zu sichern.»
Wortwolke im Sexualkundeunterricht
In Zörbig lernen die Lehrer auch, wie Ja/Nein-Abstimmungen oder Falsch/Richtig-Abfragen funktionieren. So können sie schnell den Wissensstand oder Meinungen abfragen. Das Ergebnis erscheint als Balken. Die Möglichkeit kommt bei den Lehrern gut an.
In einer Schlussrunde berichten die Teilnehmer dann, was sie mit dem gelernten Wissen anfangen wollen. Ein Biologielehrer will im Sexualkundeunterricht eine Wortwolke ausprobieren: «Was wünsche ich mir von meinem Partner besonders». Lachen im Kollegium. Hinterher zeigt der Biolehrer, der Quereinsteiger ist und Interessen an Technik hat, eine Zeichnung des menschlichen Auges. Bestandteile und Funktionen müssen die Schüler zuordnen, in dem sie die Textfelder an die richtigen Stellen schieben. Da habe er gerade erst eine Eins verteilen können.
Erst seit einer Woche flächendeckendes WLAN
Ralf Schmeckebier, der Schulleiter der Sekundarschule, sagt, sieben elektronische Tafeln gebe es seit August 2023. Allerdings seien die nur eingeschränkt nutzbar gewesen, weil es erst seit einer Woche flächendeckendes WLAN an der Schule gebe. Und ein weiteres Problem gibt es: Von innen ist die Schule saniert, an den Fenstern gibt es aber keine Jalousien, mit denen sich Schatten schaffen lasse. Das Sonnenlicht blende – und je nach Blickwinkel sei mehr oder weniger auf dem Bildschirm zu sehen.
Thomas Gaube ist Schulleiter am Giebichenstein-Gymnasium «Thomas Müntzer» in Halle, er hält das Projekt der Digitalassistenz für die Schulen für «notwendig und richtig». «Ich habe auch wenig Kritik gehört.»
Gaube ist auch Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt. Seine Schule sei durch Zufall schon seit 15 Jahren mit digitalen Tafeln ausgestattet. Das Vorwissen sei also nicht das schlechteste. Externe Unterstützung habe sich die Schule zum Thema Künstliche Intelligenz geholt und aktuell würden die Tafelsysteme erneuert.
Thekla Mayerhofer vom Grundschulverband Sachsen-Anhalt hält das Unterstützungsangebot des Landes für sehr sinnvoll. Sie selbst hat aber noch keine Erfahrungen mit Digitalassistenten und kennt auch niemanden, der das Angebot schon in Anspruch genommen hat. An ihrer Grundschule in Halle gebe es noch nicht einmal Dienstrechner. Es seien jetzt zwar Bildschirme angekommen – aber keine Geräte, mit denen man sie nutzen könne. Von Dörthe Hein, dpa
News4teachers-Podcast „Schulschwatz“: Was bringt eine digitale Tafel im Unterricht?
Gute Sache, da nicht so zeitaufwendig, wie das bei uns praktizierte trial-and-error.
Die meisten Kollegen bei uns nutzen die Touchscreens mit 84 Zoll nur als “Bildschirm” für ihre Endgeräte odoer die Dokumentenkamera. Schade drum.
Allerdings – Android 8 ist auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss. Update auf höhere Versionen ausgeschlossen. Apps installieren nur über die APK-Version für fortgeschritte Nutzer.
Da macht das Arbeiten Freude. Kahout soll ganz gut laufen, nutze ich aber nicht.
Keine Updates auf höhere Android-Versionen? Da frage ich mich, welcher Verantwortlicher diese Hardware angeschafft hat. Ich hoffe, ihr bekommt wenigstens Security-Updates, ansonsten ist der Umgang mit schulischen Daten aus technischer Hinsicht sehr riskant und grob fahrlässig.
Da lobe ich mir unser System aus Apple-TVs in allen Räumen und iPads (im Wissen, dass der goldene Apple-Käfig natürlich auch Nachteile hat) – man hat im Durchschnitt ca. 7 Jahre Updates für die Geräte – das spart mir als Informatiklehrer und Verantwortlicher viel Zeit (und Geld), da erst mal keine neuen Geräte angeschafft werden müssen und die Administration per Mobile Device Management-System kabellos geht… man kann alle Hardware also auch von zuhause per WLAN administrieren.
Der Landkreis in Abstimmung mit dem Schulleiter haben beschafft.
Wer entscheidet nutzt nicht, wer nutzt entscheidet nicht.
Die Geräte sind “nur im Schulnetz” eingebunden, der Datenschutz nicht mein Problem. Bedenken äußern? Kann jemand anders, ich bin’s leid.
Von Device-Management-System kann ich nur träumen. Systemupdates gibt es schon, es bleibt aber bei Android 8. Nur muss man die Updates auf jedem Gerät einzeln herunterladen und installieren. Ich hätte noch Erinnerungen an früher zu bieten, als ich sowas mit einer 3,5-Zoll-Diskette bewerkstelligt habe.
Völlig daneben und nicht ins dritte Jahrtausend gehördend.
Ich habe mit den Applegeräten genauso viele Probleme, wie auch mit den Androidgeräten.
Mein altes Ipad 3 (2012) konnte ich schon ab ca. 2016 nicht mehr ganzheitlich nutzen, obwohl die Updates noch ein paar Jahre liefen und die Hardware auch heute noch okay ist. Der SafariBrowser unterstützte irgendwann einfach nicht mehr das aktuelle css und html5. Dank den automatischen Updates war dann auch irgendwann mit der bereits installierten und funktionierenden Software vorbei. Heute kann mein Ipad nicht als mehr mit der hauseigenen Software Photos schießen. Auf dem Gerät läuft nun ein anderes Unixsystem. Probleme gibt es seitdem nicht mehr.
Ähnliches kann ich auch von den Androidgeräten erzählen. Hardware ist bis heute okay. Software naja.
Mein Huawei Mate 20 Pro läuft seit schon knapp 5Jahren problemlos und lässt sich als Desktop PC auch heute noch mit den brandneuen Digitalentafeln verbinden.
Als vernünftige Arbeitsgeräte erkenne ich aber keiner der Geräte an. Die angebotene Software und der notwendige Workflow für mich schlichtweg nicht vorhanden.
Alleine eine stinknormale PDF kann nur auf Umwegen und mit Tricks auf der Digitalen Tafel ausgefüllt werden. Digitale Arbeitsblätter mit digitalem Schnickschnack? Klar funktioniert, ist aber genauso mühselig.
Kahoot ist ganz nett. Aber der Zeitaufwand zum Erstellen von Content im Verhältnis zum Lernzuwachs ist katastrophal. Kann man mal machen zwecks Abwechslung. Irgendwann wird das aber auch den Schülern zu langweilig.
Selbst Geogebra – einer den wenigen überzeugenden digitalen Werkzeuge – kann man nicht 24h sinnvoll einsetzen.
84 Zoll sind gute 2 Meter Diagonale.
Da dürfen die Schüler schon mal nicht so weit entfernt sitzen um auf dem gesamten Bild ohne reinzoomen etwas lesen zu können.
Damit das Teil als Touchscreen genutzt werden kann, muss es so niedrig hängen, dass ich als Lehrer mit meiner Hand die obere Kante erreichen kann. Ich stehe also auch noch permanent voll im Bild.
Solche Geräte sind völliger Quatsch.
Der Hinweis auf fehlende Update-Möglichkeiten verstärkt den Blödsinn noch. Wie lange sollen die Geräte genutzt werden? 3 Jahre und dann auf den Müll damit?
Folgende Fragen habe ich als Lehrkraft, die “nebenher” die Schulhomepage aufgesetzt und administriert, ebenso ca. 400 iPads und für das Windows-Netzwerk der Schule mitverantwortlich ist.
Woher haben die “Digitalassistenten” ihr Wissen für den Schulalltag? Oder zeigen diese “nur” auf, was ein jeweiligen Programm technisch kann? Ich sehe es immer wieder auf Bildungsmessen wie der Didacta, dass Firmen immer mehr Programm auf den Markt werfen, deren Funktionsumfang von Jahr zu Jahr vergrößert wird – aber die Kolleginnen und Kollegen in vielen Fällen im Schulalltag kaum oder nicht nutzen. Hier in Baden-Wü haben gefühlt alle Schulen verschiedene elektronische Tafeln mit verschiedener Software – ich stelle es mir da nicht so einfach vor, als Digitalassistent mit dieser Softwarevielfalt kompetent vertraut zu sein (?)
Die Richtung in Sachsen-Anhalt ist sicherlich schon mal nicht schlecht – nur brauchen Lehrkräfte im Falle eines technischen Problems sofort Hilfe und nicht erst nach X Wochen, nachdem das Problem gemeldet (wo auch immer diese Meldung hingeht) wurde. Wenn an meiner Schule ein Kollege ein technisches Problem hat, wird dieses in den allermeisten Fällen “nebenher” von uns/mir gelöst. Müsste der Kollege wochenlang auf die Lösung warten, würden sehr viele technische Geräte nicht mehr genutzt werden und würden im Schrank verstauben.
So wie ich das mitbekomme sind die Probleme mit den Ausstattungen, der Fortbildung und dem Support vielerorts ähnlich schwierig. Der Plan, die Schulen Konzepte entwerfen zu lassen, um diese dann mit weiteren Akteuren wie Schulamt, Schulverwaltungsamt, Medienberatung etc. abzustimmen, mein TPEK zu erstellen, mit dem dann die bedarfsgerechte Anschaffung stattfindet ist ein Wunschdenken. Um ein Konzept zu erstellen, muss sich die Schule erst einmal über die Möglichkeiten der technischen Ausstattung im Klaren sein und da geht es schon los. Wer kann die beurteilen? Letztlich bleibt die Ausstattung dann an einer Ausschreibung hängen, die Schulverwaltung stemmen muss. Dann werden irgendwelche Touch-Monitore aus Fernost angeschafft, Die im Schulalltag nicht zu gebrauchen sind. Die aktuell bei uns montierten Displays wurden ohne Konzept angeschafft und sind nachweislich von unseren Kindern nicht zu bedienen. Pädagogik vor Technik heißt der Leitsatz. Wir müssen momentan unsere gesamte Vorarbeit mit unseren alten Systemen über den Haufen werfen und uns auf ein dürftig funktionierendes System einstellen. Eine katastrophale Kosten-Nutzen-Rechung
So Leute wie Sie braucht das Schulsystem!
Danke für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz!!!
“Hier in Baden-Wü haben gefühlt alle Schulen verschiedene elektronische Tafeln mit verschiedener Software – ich stelle es mir da nicht so einfach vor, als Digitalassistent mit dieser Softwarevielfalt kompetent vertraut zu sein “!
Weil jeder so sein eigenes Süppchen kocht und dafür auch eine Begründung hat.
Es geht ja nicht darum, dass diese Geräte genutzt werden.
Ich Wette es lief so ab: ein Hersteller solcher Geräte hat das Ministerium angesprochen, dass man den Unterricht “verbessern” können durch diese Assistenten.
So lief es bei uns. Der Hersteller nimmt Kontakt mit dem Schulträger auf und der Schulträger versucht uns diese Dinger anzudrehen. Wir müssen dann stundenlang argumentieren, wieso diese Dinger im Unterricht nicht sinnvoll sind.
Die Digitalassistenten handeln weder im Namen des Herstellers noch empfehlen sie etwas. Sie versuchen genau wie Sie mit der vorhandenen Technik das Beste für den Unterricht zu erreichen. Und ja, das ist mit Sicherheit nicht einfach und noch dazu in der Entwicklung. Allerdings verschafft es Lehrkräften eine Unmenge an Zeit, sich nicht selbst stundenlang mit einer neuen Technik beschäftigen zu müssen, wenn sie die selbe, gebündelte und gut zusammengefasste Information in einem kurzen Workshop (meist für alle Lehrkräfte zeitgleich) bekommen.
Wir haben Ipads, so dass wir mittlerweile manche Stunden als Videokonferenz stattfinden lassen. Kann euch sagen, das ist eine win-win Situation, denn die Schüler müssen dafür nicht in der Schule sein (können sie aber) und jemand, der nur 2-3 Stunden an dem Tag gibt, muss nicht pendeln. Das erleichtert total und klappt, weil wir das geregelt haben.
finde ich sehr gut 🙂
Ich kann die Konferenzen mittlerweile als Vater alle online machen und mal ab und an auch mal einen Oberstufenkurs im online-Modus, aber würde mir etwas mehr auch darunter wünschen!!!
Und wieder wird Methodik über Didaktik gesetzt:
Es werden erstmal Geräte angeschafft und dann geschaut, wie man sie eigentlich einsetzen kann. Anschließend zeigt sich, ob das auch sinnvoll war oder nur eine nette Spielerei…
Wir haben einige Spielereien ausprobiert:
So kann man mit 4 Kollegen z.B. schöne, übersichtliche Mindmaps kooperativ erarbeitet.
Wenn man dann knapp 30 Schüler dran lässt und alle gleichzeitig etwas schreiben, werden die Systeme überlastet und man endet mit einem wilden Wollknäul und keiner übersichtlichen Abbildung.
Fragespiele wie Kahoots finden Kinder gut und es gibt spannende Ideen, dass die Kinder sie selbst erstellen. Aber selbst meine 11. Klässler hatten Probleme, Fragen mit 4 sinnvollen Antwortmöglichkeiten zu erstellen.
“Erklärvideos” als Ersatzleistung für Klassenarbeiten sind auch so eine Unsitte:
Niemand nimmt sich die Zeit, mit den Schülern verschiedene Arten von Erklärvideos zu schauen und explizit die Vor- und Nachteile zu besprechen. Aber im Endeffekt sollen sie ein Lernprodukt erstellen, bei dem mehr Zeit für die Form und Technik aufgebracht wird und der Inhalt den kleinsten Teil ausmacht. Teilweise haben die Schüler schon gesagt, sie wollten lieber Klassenarbeiten schreiben als solche Ersatzleistungen zu erstellen.
Ich bin definitiv nicht gegen den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Aber der Einsatz muss didaktisch sinnvoll sein und sollte einen Mehrwert gegenüber einer analogen Methode haben.
Ein systemadministrator wäre sinnvoller als ein digitalassistent. Leider kostet ersterer ungefähr 10 mal so viel an Gehalt…
Jau, und dann bestimmt einen Systemadministrator von der rechtsradikalen AfD einsetzen…….und dann wird alles gebl….
Woher weiß man denn, welcher Partei der Systemadmin zugewandt ist? Muss der das bei der Bewerbung angeben?
Was mir in diesem Artikel fehlt: Wann ist es im Unterricht denn “sinnvoll”, IT einzusetzen? Lückentexte habe ich schon gemacht, genauso Wortwolken und Abstimmungen. Außer, dass es digital vielleicht ansehnlicher ist, leichter abgespeichert und zum Anknüpfen in der nächsten Stunde noch einmal verwendet werden kann, ist der Lernzuwachs für die SuS denn größer, nur weil es digital präsentiert wird? Ich habe gelesen (Stichwort Lückentexte), dass gerade das Schreiben mit dem Stift lebenslang wichtig bleibt um kognitive Funktionen im Gehirn aufrecht zu erhalten. Haben die SuS einen Lückentext z.B. auf dem Tablet, ziehen sie die Lücken immer groß, um besser reinschreiben zu können, aber verlieren dabei den Überblick über den ganzen Satz-/Textzusammenhang. Alles schön und gut, was da vorgeschlagen wird, aber wo ist der Mehrwert?
Kahoot macht ihnen Spaß und motiviert, aber so ein (gutes, durchdachtes) Quiz zu erstellen, dauert 1-2 Stunden (wenn es auf den eigenen Unterricht abgestimmt sein soll), dafür, dass man das dann 15 min. durchführt – dafür haben die meisten Lehrkräfte schlicht keine Zeit.
Wirklich sinnvoll finde ich das v.a., wenn man z.B. Texte schreibt, diese leicht teilen und diese gemeinsam überarbeiten kann. Das spielt eher bei längeren Lernprodukten eine Rolle, z.B. bei der Hinführung zu Facharbeiten.
Oder wenn man z.B. Plakate digital erstellt und überarbeiten kann, bevor sie tatsächlich gedruckt werden. Bei uns ist das aber auch nur bei Wettbewerben der Fall.
Ein schöner Gedanke ist, dass man digital sehr viel unterschiedliches Material für alle möglichen Differenzierungsstufen bereitstellen kann. Das scheitert aber schon daran, dass man gar nicht die Zeit hat, diese zig individualisierten Arbeitsmaterialien für bestimmte Schüler überhaupt zu erstellen.
Bei uns habe ich manchmal eher das Gefühl, dass es sich Kolleg*innen das Leben sehr leicht machen wollen und direkt Material und Aufträge für mehrere Wochen hochladen. Böse gesagt nennt man das dann selbstreguliertes Lernen und muss sich 4-6 Wochen lang nicht mehr mit den Kindern beschäftigen, die haben ja Aufträge und sitzen an den iPads.
Das hat dann aber nicht mehr viel mit der eigentlichen Aufgabe eines Lehrers zu tun…