Aus für “Werkrealschulen”: Land will Schulsystem aufräumen – Gemeinden dagegen

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STUTTGART. In Baden-Württemberg beginnt in diesem Schuljahr der letzte Jahrgang, der noch den sogenannten “Werkrealschulabschluss” ablegen kann. Die Landesregierung lässt die Schulform, die es so in keinem anderen Bundesland gibt, auslaufen. Der Gemeindetag befürchtet ein Ausbluten der Standorte.

Gegen ein Durcheinander hilft: aufräumen! Foto: Shutterstock

Die Gemeinden in Baden-Württemberg üben scharfe Kritik an der geplanten Abschaffung des Werkrealschulabschlusses im Südwesten. Man lehne die Pläne, ab dem kommenden Schuljahr an den Werkrealschulen im Land nur noch den fünfjährigen Hauptschulabschluss anzubieten, klar ab, sagte Gemeindetagspräsident Steffen Jäger in Stuttgart. «Ein großer Teil der 224 Werkrealschulstandorte wird sowohl hinsichtlich der dort erzielten pädagogischen Erfolge als auch im Hinblick auf die Schulraumressourcen dringend benötigt», so Jäger.

Eine Herabstufung der Schulen zu reinen Hauptschulen dürfte deren Ausbluten bedeuten, befürchtet der Verbandschef. «Durch den Wegfall des Werkrealabschlusses ist zu befürchten, dass die Anmeldezahlen an den Werkrealschulen rückläufig sein werden und Standorten die Schließung droht, weil die Mindestanmeldezahlen nicht mehr gegeben sind.»

Aus Sicht des Gemeindetags sind jedoch die Anmeldezahlen in der fünften Klasse nicht aussagekräftig, weil viele Schüler erst später an die Werkrealschulen wechselten. «Häufig sind Werkrealschulen zwar in Klasse 5 einzügig, spätestens in Klasse 7 jedoch zweizügig», sagte Jäger.

Letzter Jahrgang startet – Eine Möglichkeit zur Wiederholung

An den Werkrealschulen im Land startet mit Beginn des Schuljahres am Montag der letzte Jahrgang, der noch den Abschluss ablegen kann. Im Schuljahr 2030/2031 soll der Abschluss laut Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zum letzten Mal angeboten werden – damit hätten Schülerinnen und Schüler des letzten Jahrgangs einmal die Möglichkeit, den Abschluss zu wiederholen.

Die grün-schwarze Koalition hatte sich darauf geeinigt, den Werkrealschulabschluss (den es so nur in Baden-Württemberg gibt) abzuschaffen – mit dem Ziel, das Schulsystem im Land zu vereinfachen. Bestehende Werkrealschulen sollen aber als Standorte erhalten bleiben und entweder Verbünde mit Realschulen oder Gemeinschaftsschulen eingehen oder sich zu solchen weiterentwickeln.

Das wird aus Sicht des Gemeindetags im ländlichen Raum eher nicht helfen. «Die Möglichkeit, Verbünde von Werkrealschulen mit Real- oder Gemeinschaftsschulen zu gründen, wird im ländlichen Raum aufgrund der Distanzen in vielen Fällen eher nicht geeignet sein, um die Schulstandorte zu erhalten», sagte Jäger. News4teachers / mit Material der dpa

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Konfutse
28 Tage zuvor

Schulsystem „aufräumen“? Es geht um eine Zweiklassengesellschaft bilden: Die Gymnasiasten und der Rest. Diese Agenda ist bis jetzt zufriedenstellend gelungen….

Unfassbar
28 Tage zuvor
Antwortet  Konfutse

Die Gemeinschaftsschulen werden interessanterweise nicht aufgeräumt …

AlterHase
28 Tage zuvor
Antwortet  Konfutse

Wer die Ungerechtigkeit unseres Schulsystems mit einer “Zweiklassengesellschaft” beklagt, sollte sich vor Augen führen, wie man das in der DDR gemacht hat. Um in die “Erweiterte Oberschule” (EOS) aufgenommen zu werden, mussten “hervorragende Leistungen der Eltern beim Aufbau des Sozialismus” als offizielles Kriterien erfüllt sein (unabhängig von Schulnoten). Quelle:
https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/230382/wie-der-sozialistische-staat-die-bildungseinrichtungen-praegte/
Als Resultat hatte eine neue “Oberschicht” von Funktionären bevorzugt Zugang zu Abitur und Studium, umgekehrt konnten die Kinder politisch verdächtiger Leute ausgeschlossen werden, ohne dass die Kinder etwas dafür konnten. So richtig gerecht kann ich diese “Sippenhaft” nicht finden.

RainerZufall
28 Tage zuvor
Antwortet  Konfutse

Wohl mehr in Richtung Studium und Handwerk.
Sonst weinen immer alle los, dass die “kleineren” Abschlüsse nichts mehr wert seien, aber aufgeben will sie niemand.

Die WRS sind ein bisschen die 1Cent-Münze des Bildungssystems 😉

Konfutse
27 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die Realschule wird ja jetzt quasi zur WRS umgewandelt. Die Realschulen werden also „weggeräumt“…

RainerZufall
27 Tage zuvor
Antwortet  Konfutse

Inwiefern verschwindet die Realschule?

Rüdiger Vehrenkamp
27 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Stimmt. Im Grunde ist sie bereits verschwunden, da mittlerweile auch Haupt- und Förderschüler mangels Alternative in der Umgebung die Realschule besuchen.

Ceterumcenseo
28 Tage zuvor

Nach den Werkrealschulen kommen die Realschulen dran. Egal ob die sich bewährt haben und eine Durchlässigkeit mit Leistung gewährleistet ist (Berufliche Gymnasien). Die Grünen wollen ihr bildungspolitisches Lieblingskind die Gemelnschaftsschule! Egal ob es was bringt, was es kostet oder oder. Mich wundert es nur, dass der Koalitionspartner das so mitmacht…

Der Zauberlehrling
28 Tage zuvor
Antwortet  Ceterumcenseo

“der Koalitionspartner” sollte eher “die Koalitionspartner” heißen – der Erfolgsbericht der Gemeinschaftsschule wurde mit der Einführung derselben geschrieben. Lange vor der derzeitigen Regierung.

Ceterumcenseo
28 Tage zuvor
Pädagogische Fachkraft
28 Tage zuvor

Bitte “Erfolgsbericht” in Anführungszeichen! Bisher wurde die Lernleistung an den GMS nicht evaluiert, und die VERA 8- Ergebnisse sprechen Bände: verglichen mit den Schülern an den differenzierten Schularten – auf gleicher Niveaustufe – stehen die GMS deutlich schlechter da. Aber das ficht die Grünen, die während der letzten 12 Jahre seit Einführung der GMS die Landesregierung anführen, nicht an. Nur sind seltsamerweise die Kinder der führenden Grünen nicht in GMS zu finden.

Adele Horn
28 Tage zuvor
Antwortet  Ceterumcenseo

Fängt schon an, mit den Realschulen: BaWü ohne Mitte? Katastrophale Bildungspolitik schadet unserem Land! (bildungsklick.de)
Ich habe Freunde in BW, die ihr Kind mittlerweile in Bayern zur Schule schicken. (Die Grenze ist zum Glück nicht weit.)

Lisa
28 Tage zuvor
Antwortet  Ceterumcenseo

Wurden in S-H trotz Schüler – und Elterndemonstrationen für ihren Erhalt schon abgeschafft.
Und hat dafür gesorgt, dass jetzt noch mehr Schüler aufs Gymnasium wollen als zuvor.

Lisa
28 Tage zuvor

Komisch, sonst ist Diversität doch ein Wert an sich. Warum gilt das nicht für die Schullandschaft?

RainerZufall
28 Tage zuvor

“Durch den Wegfall des Werkrealabschlusses ist zu befürchten, dass die Anmeldezahlen an den Werkrealschulen rückläufig sein werden”

Klingt schlüssig.
Sollten die (dann ehemaligen) WRS dann nicht ein neues Programm anbieten, zu dem Schüler*innen angemeldet werden?

Rüdiger Vehrenkamp
27 Tage zuvor

Mein Sohn geht in die 9. Klasse der Realschule, meine Tochter besucht nun ein berufliches Gymnasium.

Und mal ehrlich: Wenn ich genau diese Bildungspolitik eines Zwei-Säulenmodells nicht will, welche Partei soll ich nun bitte wählen?

Rüdiger Vehrenkamp
27 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Die fällt ohnehin raus, aber CDU, SPD, Grüne und Linke bildungspolitisch wohl auch… FDP? Freie Wähler? BSW? Wollen alle Parteien nur noch zwei Säulen?

Rüdiger Vehrenkamp
26 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

In BW hat sich nach Einführung der GMS und übernahme einer damals grün-roten Bildungslandschaft genau nichts verbessert, im Gegenteil. Man fuhr ein gut funktionierendes Schulsystem an die Wand, gerne hier nachlesen:

https://www.news4teachers.de/2023/08/der-absteiger-kein-anderes-bundesland-hat-sich-im-bildungsmonitor-so-verschlechtert-wie-baden-wuerttemberg-warum/

Deutschlandweit verschlechterte man sich in den letzten Jahren insgesamt. Ob das mit immer mehr Einheitsschulen und Abschaffung verschiedener Schularten zu tun hat? Sachsen ist auf Platz eins? Dann ist Sachsen der Einäugige unter den Blinden.

dickebank
26 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Das Lustige ist ja, dass der Begriff “Einheitsschule” aus den schulpolitischen Grabenkämpfen in NRW stammt, als es um die Einführung der KOOP-Schule als Schulform ging.

Die integrierte Gesamtschule ist ja erst durch die Verhinderung der kooperativen Gesamtschule an den Start gegangen. Sie war zur damaligen Zeit als Schulversuch gestartet worden, da man den Versuch zum Scheitern bringen wollte. Letzteres ist aber nicht gelungen, da eine Vielzahl betroffenen Eltern dies durch ihr Engagement verhindert haben.

Im Prinzip sollte eine Schulform entwickelt werden, die der bayrischen Mittelschule entspricht, allerdings mit eigener GOSt. Letzteres war selbstverständlich den Philologen ein Dorn im Auge, sollten doch die Weihen der höheren Schulbildung aka Hochschulreife von anderen Schulformen vergeben werden dürfen. – Ja, wo kommen wir denn dahin …

In den späten 60ern betrug der Anteil von Abiturienten (gendern muss man da wirklich nicht) weit unter 10% der Gesamtschülerschaft eines Jahrgans. Ingenieur- und Betriebswissenschaften wurden da noch als akademische Studiengänge von den Althumanisten stark in Frage gestellt.

Wie rückwärtsgewandt können heutige schulpolitische Diskussionen eigentlich noch geführt werden? Zurück in die Kaiserzeit, die feuerzangenbowle lässt grüßen. Aber jeder nur einen winzigen Schluck:)

Konfutse
26 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Da muss ich widersprechen!
U.a. aus dem Wahlprogramm der AfD Baden-Württemberg:
„Die AfD fordert ein leistungsorientiertes und differenziertes Schulsystem mit klaren Profilen und mit klaren Lernzielen.“

Wenn ich bei der Landtagswahl in BW den Schwerpunkt nur auf die die bildungspolitischen Forderungen der Parteien legen würde, käme für mich nur die AfD in Frage.
Bevor ich angefeindet werde: Ich verwendete den Konjunktiv irrealis.

dickebank
26 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Eben AfD – Alles für Doofe.

Konfutse
25 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Nein, das kommt für mich nicht infrage. Wie Sie merken, verwende ich nun den Indikativ. Aber das, was Sie als Beispiel am Ende anführen, steht auch nicht im baden-württembergischen Parteiprogramm der AfD. Ich lebe in BW und sprach auch von BW. In diesem Artikel geht es auch um BW. Herr Vehrenkamp bezog sich ebenfalls auf BW.
Ich schaue in die Parteiprogramme, die die Parteien für mein Bundesland herausgeben. Und Schulpolitik ist Ländersache. Da interessiert es mich nicht, was andere Parteien in anderen Bundesländern bildungspolitisch vorschlagen.
Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir zu erklären, was Populismus ist. Also fast hatte ich den Eindruck, dass Ihre Antwort polemisch gemeint war.

Pädagogische Fachkraft
27 Tage zuvor

Kommt auf das Bundesland an: In BW die CDU oder noch mehr die FDP. Grüne und SPD sind die bekennenden Freunde der GMS – außer für die eigenen Kinder (!), und über die AfD (die in BW das differenzierte Schulsystem unterstützt) reden wir lieber nicht – sollte sowieso nicht in Frage kommen, wenn uns die Zukunft unseres Landes und unserer Kinder etwas wert ist!.