Saarländische Schülerinnen und Schüler können künftig in Leistungsnachweisen auch digitale Geräte mit Internetzugang, Programme zur Textverarbeitung, Zeichensoftware oder Anwendungen nutzen, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Das sieht seit dem 1. August ein neuer Erlass vor, den Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot (SPD) vorstellte.
Es gebe nun die Möglichkeit, digitale Werkzeuge in das Arbeiten einzubeziehen. Dazu gehöre insbesondere die medien- und materialgestützte Arbeit, die in jedem schriftlichen Fach mindestens einmal im Schuljahr zu schreiben sei. Es gelte, Antworten auf ein sich veränderndes Lernverhalten der Schüler zu finden und sich den Herausforderungen durch Digitalisierung und KI zu stellen, sagte die Ministerin.
«Entweder, man kann sagen, man verhindert das komplett und steigt um auf das Arbeiten mit Papier und Stift. Oder man sagt ganz bewusst: Wir lassen diese Hilfsangebote zu»
«Wir wissen, dass Prüfungsleistungen von jungen Menschen früher vom Elternhaus unterstützt wurden. Heute werden dazu auch Instrumente der KI genutzt», sagte Streichert-Clivot etwa mit Blick auf das KI-gestützte Programm ChatGPT. Daraus ergäben sich zwei Wege: «Entweder, man kann sagen, man verhindert das komplett und steigt um auf das Arbeiten mit Papier und Stift. Oder man sagt ganz bewusst: Wir lassen diese Hilfsangebote zu.»
KI sei für viele Schüler heute schon etwas Selbstverständliches. Bei den Prüfungsformaten ließe sich dazu auch ein Bewertungsprozess abbilden. Im Fach Deutsch könne man sich beispielsweise Grundlagen für einen Aufsatz liefern lassen und beurteilen, auf welcher Basis die KI dies erstellt habe und was ergänzt werden müsse.
Mit dem neuen Erlass sei man im Ländervergleich «an der Spitze der Umsetzung digital gestützter Prüfungsbewertungen». Das Saarland könne dies jedoch selbstbewusst tun, weil es die technologischen Grundvoraussetzungen dafür geschaffen haben. Bei der Ausstattung mit digitalen Endgeräten sei es als Flächenland bundesweit an der Spitze.
Zudem kündigte Streichert-Clivot eine Entlastung für Schüler und Lehrkräfte an: So würde die Anzahl der großen Leistungsnachweise (GLN) in den Klassen 5 bis 10 in den schriftlichen Fächern um einen Nachweis pro Jahr verringert. News4teachers / mit Material der dpa
Richtig so. Wichtig ist für mich, dass der Arbeitsprozess transparent wird und dass das Endergebnis sachlich korrekt ist. Daran hapert es in der Regel trotz (oder wegen) LLM-Einsatz derzeit sehr oft. Dementsprechend fällt natürlich auch die Bewertung aus.
Pressemeldungen:
Sommer 2025 im Saarland: In diesem Jahr haben 97,3% aller Abiturienten des Saarlands ihr Abitur mit der Traumnote 1,3 bestanden. Streichert-Clivot verkündet stolz, dass dies auf ihre kluge Bildungspolitik zurückzuführen sei.
Sommer 2026: Ein nicht unerheblicher Teil saarländischer Studierender des Abiturjahrgangs 2025 hat das Studium wieder abgebrochen. Grund dafür ist, dass die rückständigen Universitäten und Hochschulen in Klausuren keinerlei Hilfsmittel außer nicht programmierbaren Taschenrechnern zulassen. „Darauf hat mich niemand vorbereitet“ sagt Ansgar G., der sein Abitur mit 1,0 ablegte.
“Traue keiner Pressemeldung, die du nicht selbst erfunden hast ” 🙂
In den Medien meldete sich darauhin Herr S. aus P. assistierend zu Wort:
“Die deutschen Lehrkräfte haben wieder einmal gezeigt, dass sie durch ihren unreflektierten Einsatz neuer Technologien trotz der hervorragenden durch die Bildungspolitik geschaffenen Rahmenbedingungen den Karren wieder einmal gegen die Wand gefahren haben. Unter diesem Aspekt müsse man endlich einmal das Thema Verantwortung auf die Tagesordnung setzen und die im Vergleich zu afrikanischen OECD-Länder unverschämt hohe Besoldung deutscher Lehrkräfte endlich vom Lebenserfolg der ihnen anvertrauten Schüler abhängig machen. Schließlcih ende die Verantwortung der Schule nicht mit der Übegabe des Abschlusszeugnisses. Hier müssten die Lehrkräfte ihre Mentalität aus dem 19. Jahrhundert ablegen, die Schulbehörden können ihnen schließlich nicht alle Arbeit abnehmen.” Angesprochen auf Frau Streichert-Clivot ergänzte Herr S. aus P.: “Diese vorbildlichen politischen Vorgaben werden wir sicherlich in die nächsten P-Tests übernehmen. Allerdings nicht für Deustchland, hier müssen erst einmal die Defizite der Lehrkräfte aufgearbeitet werden, hier bleibt es bei den klassischen Tests”.
So wird es wohl ablaufen, wenn die frei laufende Phantasie der einzige Ankerpunkt zu diesem Thema zu seien scheint 😉
Ich binde seit über einem Jahr LLMs in meinen Unterricht ein, seit ca. 8 Monaten auch frei zugänglich für meine SuS unter anderem über Fobizz. Ich weiß also, worüber ich rede.
Von Ihnen hingegen kommen substanzlose Kommentare…Berichten Sie doch mal über Aufgabenstruktur und Prüfungskultur im Abitur unter Einbindung von LLMs aus Ihrem Unterricht! Ich lerne gern dazu!
“In diesem Jahr haben 97,3% aller Abiturienten des Saarlands ihr Abitur mit der Traumnote 1,3 bestanden.”
Wir dürfen gespannt sein, wie viel Gewicht Ihre Fachmeinung haben wird 🙂
Verhindern wird man das vermutlich nicht mehr. Im Gegenzug müsste man dann aber die Prüfungsaufgaben so gestalten, dass sie nur durch die KI nicht lösbar sind. Insbesondere müssten sie sehr deutlich anspruchsvoller werden und / oder so lang, dass eine KI-Recherche zu zeitaufwändig wäre.
Das ist korrekt. Ich selbst, durchaus geübt im Umgang mit LLMs und anderen KIs, sehe mich jedoch nicht in der Lage, solche Aufgabenstellungen in der notwendigen Qualität und Anzahl zu erstellen. Oder sollte ich das einer KI überlassen?
Stellen Sie einem LLM mal die Aufgabe, die Anzahl der “R” in dem Wort “Erdbeere” zu zählen. Oder Sie verteilen die Arbeitsblätter digital und fügen mit transparenter Schrift die Anweisung hinzu, alle Aufgaben falsch zu beantworten. Mit solch einfachen Mitteln kann man derzeit noch sehr leicht die faulsten SuS überführen.
Das mit der transparenten Schrift funktioniert tatsächlich? Gefällt mir.
Ich habe es schon mehrfach erfolgreich eingesetzt. Interessant ist, dass die Schüler felsenfest von der Korrektheit ihrer Lösung überzeugt waren. Ich musste sehr nachdrücklich deutlich machen, dass ChatGPT offensichtlichen Nonsens produziert hat.
Gerade an GPT-4 den Prompt geschrieben: „ Kannst du bitte zählen, wie oft der Buchstabe „r“ im Wort „Erdbeere“ vorkommt?“
Antwort:
„Im Wort „Erdbeere“ kommt der Buchstabe „r“ zweimal vor. Das Gleiche mit dem Großbuchstaben R versucht. Antwort: „Der Großbuchstabe „R“ kommt im Wort „Erdbeere“ nicht vor.“
Was genau wollten Sie jetzt damit zeigen?
Das mit der überlagerten Aufgabenstellung ist albern: in dem Moment, wenn der Schüler seine Prompts selbst schreibt, hat sich Ihr „Trick“ erledigt.
chatgpt wird laufend verbessert…
Klar. Und JoEs Aussage einfach falsch.
Ob Sie es glauben oder nicht, vor ein paar Tagen ging das eben noch nicht. Nur weil man jetzt eine Schwäche mühsam gefixt hat, ändert das nichts an der grundsätzlichen Aussage. So war ChatGPT bis zu einem ähnlichen Fix nicht in der Lage, Dezimalzahlen zuverlässig nach ihrer Größe zu ordnen. Auch das „Alice im Wunderland“-Problem und ähnliche Logikaufgaben konnte ChatGPT in Tests nicht verlässlich lösen. Das wird dann immer wieder für jede dieser Aufgaben “händisch” gefixt, aber das Grundproblem bleibt.
Im Übrigen ist das nicht albern, sondern realitätsnah. Die Schüler*innen sind viel zu faul und laden die Arbeitsblätter einfach hoch.
Mit der Weiterentwicklung der KI wird es keine Aufgaben mehr geben, die die KI nicht alleine lösen kann. Auch den “Bewertungsprozess” wird die KI selbst vornehmen können.
Die neue Prüfungsform im Saarland macht das zu einer Farce.
Dafür bräuchten wir erstmal so etwas wie eine KI. LLM scheitern derzeit noch an grotesk einfachen Aufgaben wie dem Zählen eines Buchstabens in einem Wort, weil sie eben mit KI im eigentlichen Sinne wenig zu tun haben.
Nö, ich hab grad Buchstaben zählen lassen, GPT4 beherrscht das perfekt. Vielleicht war Ihr Prompt einfach schlecht.
Nein, OpenAI hat einfach nur einen Fix bereitgestellt. Geben Sie ChatGPT doch mal eine Aufgabe, einen Text mit einer bestimmten Wortanzahl zu verfassen. Der Versuch wird in den meisten Fällen scheitern. Das ist prinzipbedingt und zeigt klar, dass es sich eben um ein LLM und keine KI handelt.
Immerin reduziert sich bei Verwendung eines LLM die Anzahl der Rechtschreib-, Grammatik- sowie Zeichensetzungsfehler. Auch ein Zugewinn.
Wir bleiben im Ländle beim wissenschaftlichen Taschenrechner, den uns der verehrte Herr Stoch (SPD) beschert hat. Immerhin ist der Funktionsumfang dieses WTR mit dem vergleichbar, den ich bei meinem Abitur verwenden durfte.
Schön wäre es, wenn die Lösungen digital vorlägen, hätten es die Lehrer leichter mit der Korrektur: https://www.zerogpt.com/
Die Vergleichbarkeit des Abiturs ist damit dann wieder ein Stück ausgehöhlt.
Sehr lesenswert ist auf nzz die Serie „künstlich dumm“.
Schon jetzt geht der AI der Rohstoff (Texte, Daten) aus. Also lernt die AI künftig von sich selbst und produziert im Bereich Text und Bild irgendwann nur noch Blödsinn. Das habe ich jetzt schon in jeder Klausur.
“Experten“ sprechen davon, dass das Internet demnächst am Ende sei.
Im Saarland sieht man das anders. Ein Hoch dem Föderalismus. Schaun mer mal und die Wahrheit liegt am Ende auf dem Platz. Stichwort mündliche Prüfung, Vorstellungsgespräch etc.
Kann ich bestätigen. Wenn man die KI bittet, Bilder aus dem Mittelalter oder Antike zu suchen, findet sie vermehrt ihre selbsterstellten, die aber oft nicht stimmen.
Der Erlass scheint den Verbänden nach nicht wirklich durchdacht und reflektiert:
https://vlw-saar.de/2024/07/03/stellungnahme-zum-entwurf-eines-erlasses-zur-leistungsbewertung-in-den-schulen-des-saarlandes-externe-anhoerung/
“Die Einführung von Medien- und materialgestützten Leistungsnachweisen versucht den Leistungsbewertungserlass modernen Kommunikations- und Unterrichtsmitteln anzupassen. Es gibt jedoch Landkreise, die auf den Tablets der Schülerinnen und Schüler keine Office-Pakete bereitstellen. Wie soll der Schüler bzw. die Schülerin dann Textverarbeitungsprogramme oder ähnliches benutzen? Die digitale Ausstattung muss gegeben sein, sonst können die im Entwurf formulierten und in 4.3 vorgeschriebenen modernen Formen der Leistungsnachweise nicht adäquat umgesetzt werden.”
Vermutlich gibt es dann auch noch Fortbildungen von selbsternannten Gurus, die nach A14 oder A15 streben ..
“Es gibt jedoch Landkreise, die auf den Tablets der Schülerinnen und Schüler keine Office-Pakete bereitstellen.
Bei iPads ist Pages kostenlos dabei, auf Tablets mit Windows kann man Libre Office kostenlos nutzen (falls nicht ohnehin MS Office dabei ist) und für Android gibt’s Google Docs (und andere) kostenlos. Also daran sollte es wirklich nicht scheitern.
Das Saarland ist bestimmt gespannt auf die Empfehlungen der KMK-Arbeitsgruppe zur KI 😛
Ja, genau. Gerade erfahre ich von ChatGPT, dass ein Abschluss dieser Arbeitsgruppe mit einer Empfehlung an die KMK nicht vor 2038 vorliegen wird.
Wunderbar, dass das Saarland das ausprobiert! Wir werden in wenigen Jahren die Auswirkungen sehen und dann Schlüsse daraus ziehen.
egal, wie die Erfahrungen sind, andere Länder wollen dieselben machen. Die Referenten brauchen ja etwas zu tun.