In Familien wird selten über die Zeit des Holocaust gesprochen, lautete ein zentrales Ergebnis. Besonders die jüngeren Befragten schätzten die Relevanz des Holocaust für ihre Familien oder ihre eigene Zukunft als eher gering ein. In den Familien, in denen über die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg gesprochen wird, stößt häufig die Generation der Enkel das Thema an, lautet ein weiteres Ergebnis.
Hering: emotionaler Zugang und lokaler Bezug wichtig für Erinnerungsarbeit
An der Studie unter Federführung der Universität Koblenz hatten sich 466 Menschen in einer Online-Befragung beteiligt. Dazu kamen ausführliche Interviews mit zehn Familien, darunter auch welche mit Migrations- oder jüdischem Hintergrund.
«Die Studie liefert uns für unsere Bildungsarbeit eine ganze Fülle an wertvollen Erkenntnissen sowie konkrete Handlungsempfehlungen, um unsere Erinnerungskultur lebendig zu halten», sagte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD). Sie habe auch gezeigt, «dass ein emotionaler Zugang und lokaler Bezug zu den Geschehnissen Erinnerungskultur nachhaltig erfahrbar mache. Die Ergebnisse sollen auch Thema der bundesweiten Arbeitsgruppe der Länderparlamente, des Bundestags und des Bundesrats über die «Zukunft der Gedenkarbeit» sein. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht’s zum Abschlussbericht des Forschungsprojekts.
Ich bin 1976 geboren und hatte niemals etwas mit dem Krieg zu tun!
Warum soll ich meine Tochter mit etwas belasten, was von einem psychisch kranken Österreicher verursacht wurde?
Schaut auf heute ❗
Und wenn sie fragt?
Ich habe meine Eltern gefragt, als wir das in der Schule hatten. Ich fand das Thema so wichtig, dass ich angefangen habe, mich richtig für Geschichte zu interessieren.
BTW: Es geht ja nicht nur um Hitler, sondern darum, dass so viele Menschen das alles mitgemacht haben. Letztendlich kann man sagen, dass ganz normale Leute einem komplett verstrahltem Menschenfeind gefolgt sind und in seinem Namen dann entsetzlichste Verbrechen zugelassen und sogar begangen haben.
Ihre Attitüde ist in meinem Augen falsch. Auch Sie haben eine Verantwortung. Wir alle, nicht nur die Nachfahren jener Nazi-Deutschen, tragen Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht. Nie wieder ist jetzt!
@Schattenfamilie
“Warum soll ich meine Tochter mit etwas belasten, was von einem psychisch kranken Österreicher verursacht wurde?”
Weil man damit gleich mehreren Menschen etwas Gutes tun kann?
Wenngleich das nicht bedeuten muss, dass es angenehm wird … (Aber hey, wenn man laufen lernt, fällt man auch mal hin und hat “aua”.)
Persönliche Entwicklung läuft eben auch mal unbequem ab, gesellschaftliche Entwicklung ebenso.
Das Ergebnis zählt, ergo dieses fest im Blick behalten!
https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/42721-vererbtes-trauma-wie-man-es-loswerden-kann.html
Lieber Pit2020, danke, dass du diesen Link eingestellt hast!
Viele wissen nichts über das Thema der transgenerationalen Traumata.
Als ich zum ersten Mal auf die Beschreibung dieses Phänomens gestoßen war, war ich baff.
So fand ich in einer späteren Psychotherapie zumindest eine Teilerklärung für meine seit meinem 14. Lebensjahr existierenden, immer mal wieder aufflammenden Panikattacken.
https://www.deutschlandfunk.de/seelische-kriegsfolgen-ich-trage-einen-schmerz-in-mir-der-100.html
Weil uns das Geschehene nachhaltig geprägt hat….weil es unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflusst hat….weil es unsere Werte und Haltungen (hoffentlich) auch zukünftig beeinflusst…..weil es (hoffentlich) hilft, dass dies nie wieder passiert…..
Weil es hilft, Dinge, die heute passieren, besser einzuordnen
Ist Ihre Tochter möglicherweise auch vom Geschichtsunterricht freigestellt, falls sie schon eine weiterführende Schule besuchen sollte?
Ich frag ja nur aus Sorge um Ihre Tochter, deren seelische Unversehrtheit und außerdem für eine Freundin….
Nee, nur mit den Kriegsfolgen. Wann erlangte Deutschland als Staat noch einmal die uneingeschränkte Souveränität zurück?
Die Urteile über Nazi-Verbrechen sind also im Namen des Volkes mit Ausnahme der @Schattenfamilie erfolgt – interessante Rechtsauffassung.
“In Familien wird selten über die Zeit des Holocaust gesprochen, lautete ein zentrales Ergebnis. Besonders die jüngeren Befragten schätzten die Relevanz des Holocaust für ihre Familien oder ihre eigene Zukunft als eher gering ein. In den Familien, in denen über die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg gesprochen wird, stößt häufig die Generation der Enkel das Thema an”
Das Thema” Opa, was hast du im Krieg gemacht?” war sogar ein sehr großes Thema für die Enkelgeneration, was die jetzigen Boomer sind. Daher kommt ja: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. So langsam ist die Generation, die bewusst diese Zeit erlebt hat, jedoch verschwunden.
Kein Wunder, dass dies nicht mehr so relevant erscheint. Selbst meine Eltern waren am Ende des Krieges Kleinkinder bzw noch gar nicht geboren, und ich bin 60 Jahre alt.
Wenn die Großeltern nicht einmal in Europa gelebt haben, wird es noch schwieriger. Da gibt es dann ganz andere historische Bezugspunkte.
Meine Erfahrung als Jugendliche war, dass es in den Familien eher ” Familienlegenden ” gab, also da waren alle dagegen und eigentlich im Widerstand gewesen. So gesehen könnte man sich schon fragen, wie Hitler denn an die Macht kommen konnte. Interessanterweise ist das Verklären der Erinnerung nicht nur auf Deutschland beschränkt, auch in Frankreich sind plötzlich alle in der Résistance gewesen.
Dito. Und: Mit meinem Großvater über diese Zeit reden zu wollen, wäre ein Himmelfahrtskommando gewesen. Der ist in die Luft gegangen, wenn das Thema auch nur ansatzweise auf den Tisch kam. Meine Großmütter erzählten mir immer begeistert von ihren Landjahren und den Freundschaften, die sie da geschlossen hatten. Das war’s dann aber auch.
Mein Vater (Jahrgang 1947) berichtete, dass er in der Schule von Lehrern unterrichtet wurde, die teils selber im Krieg gewesen waren und ebenfalls partout nicht darüber reden wollten. Andere teilten den Schülern mit, Hitlers einziger Fehler sei doch wohl der voreilige und schlecht vorbereitete Angriff auf Russland gewesen, sonst hätte er den Krieg gewinnen können.
Mein Vater hat mit mir über seine Eltern oder diese Lehrer gesprochen. Über die Nazizeit an sich konnte er aber gar nichts berichten. Da war er noch nicht einmal geboren. Meine leibliche Mutter (Jahrgang 1940) war an dieser Zeit völlig desinteressiert oder tat mir gegenüber zumindest so.
Meine Stiefmutter (Jahrgang 1938) berichtete immer von der Fabrik ihres Vaters und wie jener immer versucht habe, Kriegswaisen und Obdachlosen zu helfen. Bei einer Recherche zu seiner Firma fand ich erst vor wenigen Jahren heraus, dass er lange Zeit Kriegsgefangene im Betrieb hatte, die unter ziemlich miesen Bedingungen untergebracht waren. Meine Stiefmutter habe ich bis heute nicht damit konfrontiert. Es hätte an diesem Punkt — sie ist ja fast 90 — gar keinen Sinn mehr.
Persönliche Erfahrungen an die Zeit von 1933 können nur noch ganz wenige Leute haben, alle inzwischen so um 100 Jahre alt. Das ist der Lauf der Welt, auch eigene Kriegserlebnisse können nur noch die haben, die jetzt mindestens 85 Jahre alt sind. Diese Untersuchung hätte man vor Jahrzehnten machen müssen.
Mein Onkel, Jahrgang 1918, hat Briefe von der Front (2. Weltkrieg) an seine Frau und seine Mutter hinterlassen.
(Ich habe sie in Kopie zu Hause in einer Mappe und hinterlasse diese mit weiteren Familiendokumenten (Stammbaum etc.) meinem Sohn.)
Daraus geht hervor, dass der Bruder meines wesentlich jüngeren Vaters hochmotiviert durch Hitlers Propaganda in den 2. Weltkrieg zog. Sein erster Brief von der Front endet mit dem Satz: “Der Sieg wird unser sein!”
In einer Beurteilung von 1944 liest man u.a.: ‘Einwandfreie nationalsozialistische Haltung’.
Im Verlauf seiner Korrespondenz verändert sich jedoch deutlich seine Sichtweise, zunehmend äußert er sich desillusioniert und schließlich völlig schockiert darüber, auf was er sich ideologisch und voller Tatendrang eingelassen hatte.
Später geriet er in russische Gefangenschaft.
Meine Mutter, eindeutig kriegstraumatisiert als Teil der Zivilbevölkerung, sprach extrem oft über ihre Kriegserlebnisse.
Für meine Schwester und mich als Kinder war es oft zu viel der sehr detaillierten Schilderungen unterschiedlichster Grausamkeiten.
Mein Englischlehrer, ebenfalls kriegstraumatisiert, u.a. durch ein Verschüttungs-Erlebnis, und alkoholkrank, konnte von seiner rechtsextremen Gesinnung (dennoch) nicht lassen und versuchte mehrfach, uns Schülerinnen (Mädchengymn.) diebezüglich zu indoktrinieren, wogegen meine Feundin und ich uns massiv gewehrt haben.
Ohne Erfolg – damals hatte man eher linksgeneigte Pädagogen im Visier…
Holocaust?? Überall Fehlanzeige.
Davon erfuhr ich erst aus TV-Dokus und im Geschichtsunterricht. Wurde in der Schule, wie auch das gesamte Thema 2. Weltkrieg, jedoch nur sehr kurz behandelt.
Man hatte es da lieber monatelang mit den alten Römern und Griechen….
Das ist interessant. Ich bin Jahrgang 1969 und in NRW zur Schule gegangen. Liegen wir das altersmäßig und/oder geographisch weit auseinander?
Bei uns war die NS-Zeit Thema in fast jedem Fach, zumindest ab der Gymnasialzeit. Und das nicht nur einmal, sondern quasi rotierend in allen Jahrgangsstufen immer wieder. Wir hatten damals viele Mitschüler, die offen sagten, “es langsam nicht mehr hören” zu können. Die haben den Lehrern zwar nach dem Mund geredet, weil die erwünschten Antworten längst bekannt waren, aber interessiert hat es sie irgendwann absolut nicht mehr.
Auch ich bin in NRW zur Schule gegangen, zwischen unserem Jahrgang liegt jedoch grob eine Dekade.
Das alteingesessene Lehrerkollegium, größtenteils älter als meine Eltern, war extrem konservativ (geschmeichelt ausgedrückt) und hat nach den Aussagen vieler Junglehrer mehrfach dafür gesorgt, dass diese die Institution möglichst schnell wieder verlassen wollten.
oh ja, da gab es noch eine hohe Anzahl von Ritterkreuzträgern in Schulleitungen und Kollegien …
Die alten Seilschaften bestanden noch, nicht umsonst hatten die meisten der Kriegsgeneration das Kürzel “NSDAP” schon lange mit “nicht so teuer alter Parteigenosse” assoziiert.
@Mary-Ellen
Meine (Ende der 60iger geboren) Schullaufbahn und Bildung, ebenfalls NRW, und speziell auch an meinem damaligen Gymnasium war geprägt von der letzten großen Lehrer-Einstellungswelle von Berufsanfängern.
Es war also im Kollegium alles nur denkbare vertreten: Von erkennbar immer noch “extrem konservativ (geschmeichelt ausgedrückt)” – wenn ich deine äußerst treffende Formulierung zitieren darf – über die eher stille und tatsächlich neutrale Mitte (etlichen davon bin ich in meinen eigenen Erwachsenenjahren noch mehrfach begegnet, die waren und sind wirklich so ohne politisch desinteressiert zu sein) bis hin zu ebenso verbohrten linksaußen Positionierten.
Wirklich nach vorne gebracht in unserem Denken, dem stetigen Hinterfragen des eigenen Denkens und natürlich aufploppendem Ganzkörperherpes 😉 bei unsinnig-verbohrtem Geschwaller jeglicher extremer Art hat uns vielleicht ganz besonders diese zufällige “Rezeptur” …
An linksaußen im Lehrerkollegium meiner weiterführenden Schule kann ich mich in keinem Fall erinnern.
Die damaligen Junglehrer legten lediglich Wert auf innovativere Unterrichtsmethoden und wurden hierfür von der alteingesessenen Lehrerschaft inklusive Direktorin regelrecht rausgemobbt.
Bleiben durften die überangepassten Mitläufer-Lehrer, die schweigend das Regiment akzeptierten und mittrugen.
Ich und meine Freundin waren damals vergleichsweise unpolitisch bzw. politisch inaktiv, allerdings konnten wir es nicht ertragen, uns täglich diesen “rechtslastigen Dreck” anzuhören.
(Wie ich bei n4t schon einmal schilderte: Pünktlich zur Abiturzeugnisverleihung flog ich aufgrund meiner “Wehrhaftigkeit” von der Schule, hatte Hausverbot und durfte am sog. Schlussball nicht teilnehmen.
Meine Freundin blieb interessanterweise verschont – ihr Vater hatte zu dieser Zeit den Posten des Stadtkämmerers inne….)
@Mary-Ellen
… War bestimmt nur Zufall mit dem Vatta vonni Freundin … 😉
Ja neeee, is klar….. abba wat willste machen!?!! 😉
Letzteres war bei uns gegenteilig ( meine Sekundarstufenzeit ging von 1976′ – 1983) Dritte Reich war Stoff von Klasse 7, 11 und dann nochmal 13. Wir kritisierten eher, dass wir über die Nachkriegsgeschichte zu wenig erfuhren. Ein ganz engagierter Geschichtslehrer hat dann als Wahlthema Israel – Palästina – Konflikt unterrichtet, dafür waren wir alle auch dankbar.
Diese Briefe, von denen Sie sprechen, dürften heute eher als Ausnahme gelten. Vieles dieser Art wurde gewiss bewusst vernichtet, bereits im Zuge der Entnazifizierung. Dass am Anfang des 2. Weltkriegs viele vom Sieg überzeugt waren (so wie am Anfang des 1. Weltkriegs auch) ist doch allein kein Zeichen für eine schlechte Gesinnung. Was wäre wohl passiert, wenn ein Soldat von der Front Negatives oder Skeptisches berichtet hätte? Die Gestapo konnte mitlesen. Gegen Ende des Krieges wurden Zivilisten in der Heimat hingerichtet, wenn sie nur Zweifel am Endsieg äußerten.
Und die Entwicklung von einem überzeugten Nazi hin zu einem desillusionierten ist ja auch keineswegs ehrenrührig. So etwas gab es auch bei vielen überzeugten Kommunisten, heute sogar bei manchen IS-Anhängern. Man kann auch nicht bei allen einen scharfen Durchblick erwarten, es gibt auch heute genug politische Naivität, und Dummköpfe gab es auch immer, und auch die hatten Kinder und Enkel.
Wir sollen uns generell mehr an historisch belegten Tatsachen orientieren als an subjektiven Meinungen aus der damaligen Zeit. Im nachhinein sind die Erinnerungen ohnehin nicht mehr zuverlässig. Die Leute hatten damals keinen Zugang zu gewissen Informationen und wurden durch die Nazi-Propaganda geblendet. Was wussten sie denn über die geplante “Endlösung” bei der Judenvernichtung? Auch diese eingeschränkten Informationen gab es im kommunistischen Machtbereich genauso. Auch heute gibt es ja wieder das Problem der “fake news”.
Mir ging es in meinem Beitrag lediglich um eine persönliche Schilderung, inwieweit über die Nazi-Zeit und den Holocaust in meinem eigenen familiären Umfeld damals gesprochen bzw. nicht gesprochen wurde – bezugnehmend auf den Titel des n4t- Artikels.
Ich habe nicht gewertet und möchte hinzufügen, dass der Bruder meines Vaters, der später unter komplizierten Umständen aus russischer Gefangenschaft freikam, in meiner Kindheit und Jugend eine wichtige Bezugsperson für mich war – ich habe ihn sehr gemocht.
„In den Familien, in denen über die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg gesprochen wird, stößt häufig die Generation der Enkel das Thema an, lautet ein weiteres Ergebnis.“
Ja, stimmt….das ist bei uns tatsächlich so. Ich war etwas irritiert, dass meine Kinder das Thema in der Schule so wenig intensiv bearbeitet haben. Das war zu meiner Schulzeit ganz deutlich anders. Bei uns wurde ab Klasse 9 das Thema sehr intensiv behandelt und im Geschichts LK nochmal intensiver, einschließlich dem Besuch einer Gedenkstätte….
Zeitzeugen – wie meine Großeltern – haben diese Zeit gescheut, wie der Teufel das Weihwasser. Als es damals eine Filmdokumentation (zusammengetragen von einem Archivar des Stadtteils) gab, haben sie sich geweigert, dahin zu gehen….sie wussten wohl schon recht gut, dass es vielleicht beschämend sein könnte….
Mein Opa sagte mir einzig nur mal, als ich eine Studienfahrt nach Petersburg machte, dass ihn keine 10 Pferde nach Russland bringen könnten…. Tja, er lag vor Stalingrad im Schützengraben und kam schwer verwundet zurück….kein Wunder, aber er wollte auf keinen Fall darüber sprechen, nur vergessen!
Buchtipp:
Nesthäkchen und der Krieg von Else Ury
Wer meint, das seien nur kitschige Mädchenbücher , irrt! Das Buch hat Else Ury während(!) des ersten Weltkrieges geschrieben. Während Nesthäkchen’s Welt in den ersten drei Bänden noch heil (und wohlhabend) ist, ändert sich in diesem vierten Teil vieles und es ist eigentlich kein Kinderbuch mehr. Interessant sind auch viele Details, die tatsächlich aus jener Zeit stammen. Klasse 1 sind dort die ältesten Schüler, von Nesthäkchen wird fast laufend als “es” geschrieben und es wird sich um die geplante Zeitumstellung zwecks Kohle sparen lustig gemacht, weil so eine “neue” Idee.
Dies ist kein Buch, das wie im Nachhinein reflektiert wirkt, weil eben nicht im Nachhinein geschrieben. Es beschreibt auch den Euphemisms und den Gruppenzwang. Die Jugendlichen Mädchen beweisen ihre Tauglichkeit und Nützlichkeit, indem sie für die Männer an der Front stricken und grenzen diejenigen aus, die was auch immer nicht mitmachen. Ankommen tut von dem bösen Krieg erstmal nicht viel. Der Onkel an der Front bedankt sich für Geschenke, aber lässt dem Kind ggü natürlich seine schrecklichen Erlebnisse weg. Manche Dinge sickern aber doch durch, zB wenn jmd gestorben ist, oder Nesthäkchens Familie getrennt wird. An Weihnachten kommen plötzlich alle wieder zusammen. Auch das ist nicht ausgedachter Kitsch, sondern etwas, was viele Familien berichtet haben oder ihnen eben besonders bedeutsam war. Interessant auch die Geschichte mit dem Ausländer, der Nesthäkchen immer Schokolade schenkte. In ihrem Wahn um Zugehörigkeit richtete sie sich gegen ihn, obwohl sie ihn immer mochte und sah ihn als Feind. Später, als ihr das Ausmaß des Krieges bewusster wurde, bereute sie dies. Der Ausländer nahm die Entschuldigung an und blieb nach wie vor freundlich, nur Schokolade schenkte er nicht mehr. Hier geht es natürlich nicht um die Schokolade, sondern das Nesthäkchen bewusst wird, mit ihrem Handeln einen Teil ihrer kindlichen Unschuld verloren zu haben.
Interessant auch der Teil mit der obdachlosen Familie, die auf der Straße musiziert und bettelt. Nesthäkchen ist ganz eifrig motiviert, dem Mädchen zu helfen, fühlt sich als guter Mensch dadurch, nimmt unglaublich viele Bemühungen auf sich, ist engagiert und bindet auch ihre Freundinnen dazu ein. Dieses Mädchen ist quasi ihr Zögling, für den sie alles tut. Als sie das Mädchen aber wie ihres Gleichen mit zum Nachmittag zu ihren Freundinnen einladen soll, ist sie ganz perplex und meint, das geht irgendwie nicht. Das Mädchen sei nicht eine von ihnen…
Ausnahmsweise verlinke ich die Welt 😉
https://www.welt.de/geschichte/article135701385/Entsetzliche-Abgruende-eines-Maedchen-Bestsellers.html