Schule als Notbetrieb: “Uns erreichen immer mehr Klagen überlasteter Lehrkräfte”

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POTSDAM. Die Lücke an voll ausgebildeten Lehrkräften an Schulen werde größer und größer, warnen Experten. Nun legt ein Bildungsbündnis in Brandenburg einen Katalog mit konkreten Forderungen vor.

Immer mehr Lehrkräfte kapitulieren vor den Bedingungen (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Ein breites Bündnis von Verbänden und Initiativen aus dem Bildungsbereich fordert ein entschiedeneres Vorgehen der Brandenburger Politik gegen den Lehrermangel. «Die bisher von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Absicherung der Ausbildung und Einstellung vollständig ausgebildeter Lehrkräfte reichen nicht ansatzweise aus», erklärte das Bündnis «Gemeinsam für eine Schule mit Lehrkräften».

Ändere sich hier nichts, werde 2030 nur die Hälfte der Stellen an den Schulen mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein. Dieser Mangel gefährde einerseits die Gesundheit von Lehrkräften und andererseits die Schulbildung der Kinder.

Bündnis fordert mehr Studienplätze und Praxisbezug in der Ausbildung

Dem im Sommer gegründeten Zusammenschluss gehören unter anderem Vertreter des Brandenburgischen Pädagogen-Verbands, der GEW, des Landeseltern- und Landesschülerrates und der Universität Potsdam an. Sie legten einen Forderungskatalog an die Landesregierung vor, der etwa mehr Studienplätze im Lehramt, eine bedarfsgerechtere Ausbildung in einzelnen Fächern und mehr Praxisbezug dieser Ausbildung umfasst.

Zu den Forderungen gehören zudem eine zeitnahe Erfassung des Bedarfs in den einzelnen Schulen und eine bessere und aktivere Personalgewinnung. Dringend nötig seien auch mehr Qualifizierung und Weiterbildung gerade für Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf.

Selbst bei raschem und entschiedenem Handeln sei der Schulbetrieb bereits stark eingeschränkt, stellt die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, fest. «Uns erreichen aus den Schulen erschreckende Rückmeldungen: Teilweise werden Studierende als Klassenleitungen eingesetzt, einige Kinder können beim Übergang in die weiterführenden Schulen keine Schreibschrift. Über lange Zeit werden Klassen zusammengelegt oder mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut, ohne dass unterrichtet wird. An manchen Schulen sind bereits 40 Prozent der Lehrkräftestellen mit Seiteneinsteigenden besetzt oder unbesetzt. Als Folge fällt immer mehr Unterricht aus, der nicht nachgeholt wird. Wir sind schon jetzt in einem Notbetrieb, und die Bildungsdefizite verstärken sich noch weiter.»

Hartmut Stäker, Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes, betont: «Uns erreichen immer mehr Klagen überlasteter Lehrkräfte. Die wollen einen guten Job machen. Aber auch die können nicht dauerhaft die Seiteneinsteiger coachen oder für Zwei arbeiten.»

«Die Bildungspolitik muss endlich ein Schwerpunkt der Arbeit der Landesregierung werden», sagt der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs – auch mit Blick auf die nach der Landtagswahl langsam anlaufenden Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung. Bisher sei das leider nicht der Fall gewesen. Zurzeit sind in Brandenburgs Schulen etwa 20.000 Lehrerinnen und Lehrer unbefristet beschäftigt. Bis 2032 werden nach Darstellung des Bündnisses mehr als 10.000 von ihnen aus Altersgründen ausscheiden.

Lehramtsstudium kann Bedarf aktuell nicht decken

«In diesem Zeitraum sind jährlich mindestens 1.300 bis 1.700 Neueinstellungen notwendig, um den Unterricht für die Schülerinnen und Schüler abzusichern», hatte das Bündnis schon im Sommer erklärt. In den vergangenen Jahren hätten in Brandenburg allerdings jährlich nur 300 bis 400 Absolventinnen und Absolventen das Lehramtsstudium an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlossen.

«Wir Studierende möchten praxisnah und ohne Verzögerung zum Abschluss kommen. Derzeit geht das nicht: Die weiterhin sehr theorielastige Ausbildung sowie Zugangshürden zum Studium und zu den Kursen und Seminaren stehen dem entgegen», sagt Philipp Okonek, studentischer Vertreter der Universität Potsdam.

Der Mangel an Lehrkräften hatte sich auch zum Auftakt des neuen Schuljahres gezeigt. Laut Bildungsministerium waren zum Start Anfang September 455 Vollzeitstellen in den Brandenburger Schulen unbesetzt. News4teachers / mit Material der dpa

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31 Kommentare
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RainerZufall
11 Tage zuvor

“Ändere sich hier nichts, werde 2030 nur die Hälfte der Stellen an den Schulen mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein.”

Schade, offensichtlich kein Wahlkampfthema =(

Hermine Schulz
11 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Also an meiner ehemaligen Schule ist das schon seit 2 Jahren so. 13 von 23 Lehrern sind dort Seiteneinsteiger.
Es ist eine Grundschule in Brandenburg, also bis Klasse 6.

Marianne
11 Tage zuvor

Ja, und die wenigsten machen den Mund auf.
Mein Nachbar sitzt im homeoffice und hat eine 34 Stunden Woche bei einem Unternehmen und ich fahre jeden Tag und habe irgendwas mit 40 Stunden, oft 58 in Hochzeiten.
Wir brauchen die 4-Tage Woche

Realist
11 Tage zuvor
Antwortet  Marianne

In Wirlklichkeit ist es noch viel schlimmer.

Was meinen Sie, wer alles ein Pro-Abo von ChatGPT abgeschlossen hat und sich damit die “Arbeit” im “Homeoffice” erleichtert? Bei all dem Stuss, der mittlerweile veröffentlicht, kalkurliert oder gePowerpointed wird, dürfte das ein ziemlich großer Anteil sein:

Für 34 Stunden kassieren, dabei 17 Stunden effektiv arbeiten und (fast) keiner merkst. Und das Ganze für 20 Dollar im Monat.

Se Länd
11 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Dienstwagen und Assistenten für die Klausurkorrekturen, sowie eine Servicehotline für Eltern wäre auch super.

GBS-Mensch
11 Tage zuvor
Antwortet  Marianne

Immer dieser Homeofficequark hier. Mein Gott, dann machen Sie doch irgendetwas in Homeoffice!
Die meisten Homeofficejobs sind irgendwelche Sachbearbeitertätigkeiten…wenn Sie damit glücklich sind, dann bitte…und dann dürfen Sie sich auch noch in zwei bis fünf Jahren durch Digitalisierung ersetzen lassen.

Dass diese kognitive Verzerrung hier zum running gag geworden ist, als ob jeder Arbeitnehmer hochbezahlt bei einem Großkonzern übertariflich in Vier-Tage-Woche im Homeoffice hockt und die halbe Arbeitszeit mit Blumengießen und Einkaufen verbringt.

Lisa
11 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Gehen würde es ab Mittelstufe schon, da müsste Schule nur anders strukturiert sein.
Einen Tag in der Woche online mit Konferenz, Supervision, Besprechungen in den Fachschaften, Fortbildung, während die Schüler Selbststudium haben, könnte ich mir vorstellen. Das würde die Maßnahmen aller Kollegen beispielsweise bei Sanktionen besser verzahnen.

Empfehlung von Thorsten
10 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

ja, 1 Tag pro Woche so als Lerntag geht das sehr gut

GBS-Mensch
10 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wenn man die Dinge so organisiert, dann braucht man Sie nicht mehr oder wesentlich weniger von Ihnen.

Von den ganzen praktischen Problemen nicht zu sprechen und letztlich würde man Ihnen das sowieso vom Deputat abziehen.

Schule ist kein Fernstudium.

Monika, BY
9 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Doch, Schule ist wie ein Fernstudium geworden, mit der Ausnahme, dass die Schüler trotzdem dort jeden Tag erscheine müssen.

Samson
10 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Sanktionen besser verzahnen.
Das klingt gut.
In der Realität an der Schule meiner Kinder gibt es weder das eine oder andere geschweige denn das dritte.
Nein. Ich glaube nicht dran, dass irgendwas besser wäre, wenn die Schule an noch einem Tag leer wäre.
Eher ein entzerren wie es beim Wechselunterricht mal versucht wurde. Gut war das aber auch nicht.

Monika, BY
9 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Das kann ich mir auch vorstellen, wenigstens in Bayern und seinen Gymnasien. Die Kinder müssen ohnehin alles sich alleine beibringen und bearbeiten, in der Schule bekommen meistens nur Stichpunktartig, was sie alles wissen müssen. Nur ist die Zeit dafür mit – die Pflicht in der Schule zu sitzen – zu kurz.

Hans Malz
10 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Öhm, nein. Es gibt viele Unternehmen, die in internationalen Team arbeiten. Da läuft der überwiegende Teil per Videokonferenz oder über Kollaborationstools. Oftmals sind das Bereiche, in denen seltene Fachleute eingesetzt werden, die deutlich über meiner Gehaltsklasse liegen.

Allerdings ist das eher ein Märchen, dass die alle 35 Stunden in einer 4 Tage Woche arbeiten. Auch Erreichbarkeit am Wochenende wird ab einer gewissen Gehaltsklasse vorausgesetzt, man ist ja schließlich für Projekte oder Kunden verantwortlich.

GBS-Mensch
10 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Und welches Promill aller Arbeitnehmer ist das?

Auch wenn Einiges über Videokonferenz läuft, ist das lange nicht deckungsgleich mit 100 Prozent Homeoffice.

Und wie Sie bereits feststellten:

Niemand oder die wenigsten, die komplett remote oder im Homeoffice arbeiten, kommen auf ein A13 oder A14 Netto.

Valerie
10 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Ich arbeite 100 remote. Ich habe einen 30 Stundenvertrag, arbeite im Schnitt aber 42 Stunden. Meine Teams sind auf 3 Kontinente verteilt. Ich habe Glück, in Europa zu sitzen. Mein US Team und mein AP Team hat es hier schwerer, die gemeinsamen Meetings unter einen Hut zu bringen.
Unser Hauptkommunikationstool ist Videokonferenz. Wir kennen unser aller Wohnzimmer und Haustiere ebenso wie die lokalen Büros.
Mein Gehalt läge – würde ich Vollzeit (was vermutlich bei ca 50 Stunden läge) arbeiten – läge ich vermutlich bei einem A13 Nettogehalt.
Ich habe studiert und leite ein Team mit insgesamt 15 Personen. Ich habe Budgetverantwortung.
Ich bin froh, im HO arbeiten zu können, ich bin nach dem Tod meines Mannes alleinerziehend. Reisen muss ich nur gelegentlich, einmal pro Jahr je nach AP und US, das sind jeweils 5 Tage vor Ort, ein Tag An- und ein Tag Abreise. Diese Zeit läuft natürlich auf mein Arbeitszeitkonto, wird aber nicht berücksichtigt. Ich bin tarifungebunden angestellt und habe 28 Tage Urlaub.
Ich liebe meinen Job, bin froh meine Sprach- und Fachkenntnis einsetzen zu können und von zuhause arbeiten zu können.
Ich bin gut bezahlt, aber hinke vermutlich hinter A13 (knapp) und A14 hinterher, wenn man aufs Netto schaut.
Und nein: ich habe keinen Easyjob.
Von daher gebe ich Ihnen Recht: sehr wenige kommen auf ein A13/A14 Gehalt. Aber nicht wegen der Verantwortung oder der notwendigen Ausbildung sondern ganz einfach deshalb, weil A13/A14 ganz schön viel Geld ist.

Empfehlung von Thorsten
10 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

an GBS-Mensch. Ist leider so, sie haben das noch nicht gemerkt, weil sie nur mit ihrem Kollegium rumhängen und nicht woanders reinschauen 🙁

Monika, BY
9 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

“Die meisten Homeofficejobs sind irgendwelche Sachbearbeitertätigkeiten…”

Leider falsch. Die Meisten sind ganze Unternehmen + Führungskräfte heute in Homeoffice. Mehr und mehr Firmen betreiben reboot.

Waranga
8 Tage zuvor
Antwortet  Monika, BY

ganze Schulleitungen und Koordinatoren stecken im homeoffice, also da gibt es sehr viele und viele nehmen sich das raus.

Daniel
11 Tage zuvor

Ja gut, bin selbst vor dem Referendariat aus dem Lehrer da sein raus und weiß auch warum. Und selbst wenn das Studium umgebaut wird sind die ersten die kommendes Jahr anfangen erst nach 2030 in Regelstudienzeit und dem Referendariat fertig. Also eine für den momentan Mangel absolut ungenügende und unpassende Lösung!
Aber mit Mathematik haben die es sowieso nicht so, sonst hätte man dieses Problem schon vor 15 Jahren erkennen und reagieren können…..

Denkedoch Noch
11 Tage zuvor

Also unser RP und KuMi (BW) arbeitet größtenteils im Homeoffice. Offiziell bis 50% … und das sind die gleichen, die behaupten, wir würden bei der Arbeitszeit übertreiben, was zu Hause so anfällt. Derzeit erreichte man keinen, die Beförderungen und Versetzungen kamen Ende der Ferien. Toll für die Planung, wenn man nicht weiss, wer noch da sein wird im nächsten Schuljahr.

Pauker_In
11 Tage zuvor
Antwortet  Denkedoch Noch

Na, da simmer doch dabei! 50% Unterrichten, 50% Homeoffice mit Korrekturen usw.
Im Übrigen:
https://www.schulstiftung.de/lebensraum-schule
Also – Schule=Lebensraum, Dienstort=Wohnort, ergo: Unterricht im Klassenzimmer: HOMEOFFICE!
Damit wären wir bei satten 100% Heimarbeit. Wat willste mehr!

Se Länd
11 Tage zuvor
Antwortet  Denkedoch Noch

Eine Frechheit se Länd of se Länds zu kritisieren.

Reibeisen
11 Tage zuvor
Antwortet  Denkedoch Noch

RP, KuMi und Lehrkräfte sind alles Beamte mit Staatsexamen. Aber hören dann die Gemeinsamkeiten nicht schon auf?
Ich bezweifle, dass es Sinn macht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Herr Gesangsverein
11 Tage zuvor
Antwortet  Denkedoch Noch

Ich verstehe den Kommentar nicht.
Wird hier angenommen, dass die RP und KuMi zuhause nichts arbeiten, oder dass sie die zuhause anfallende Arbeit effizienter erledigen?
Oder finden Sie, Lehrer arbeiten zu viel im Home Office (–> Forderung nach Arbeitsplätzen in der Schule)?
Können Sie ein wenig expliziter werden?

Empfehlung von Thorsten
10 Tage zuvor

meine Güte, herr Gesangsverein. Die sind da 3-4 Tage einfach zuhause und sparen sich das Auto etc.

Empfehlung von Thorsten
10 Tage zuvor
Antwortet  Denkedoch Noch

freitags ist da keiner mehr 😀
so unverschämt, sie haben das nur noch nicht gemerkt.
machen sie eine 4 Tage Woche!!!

Anders Leo Castor
10 Tage zuvor

Das glauben auch nur Sie.

Ich hab noch das Wehklagen im Ohr, das KM würde aus purer Boshaftigkeit seine Erlasse immer am späten Freitagnachmittag über die RPen an die Schulen senden, die dann bis Montag umzusetzen seien.

Mika
10 Tage zuvor

Sie wissen aber schon, dass man einstellen kann, wann eine fertig geschriebene Email versendet wird?

Anders Leo Castor
9 Tage zuvor
Antwortet  Mika

Klar. Eigentlich ist sind Aktenvermerke in der Regel spätestens am Donnerstagmorgen fertig und von der Amtsleitung mitgezeichnet. Sie werden dann lediglich aus purer Gehässigkeit noch zurückgehalten und erst am Freitag nicht vor 17 Uhr versandt. Und damit das verlässlich klappt, gibt es regelmäßig Outlook-Schulungen in der Schulverwaltung.

447
9 Tage zuvor

Das wird gemacht, damit Schulen keine Rückfragen stellen können und durch die Bugwelle des Montags möglichst “compliant” (=folgsam) vorangetrieben wird, was immer in den jeweiligen Mails steht.

Philine
11 Tage zuvor

Der Lehrermangel wird auf dem Rücken des “Bestandspersonals” ausgetragen werden, bis die Schwarte kracht. Angesichts dieser Zukunftsperspektive sollten sich Aspiranten sehr gut überlegen, ob sie in dieses Boot wollen.