BERLIN. Berlins Regierender Bürgermeister räumt ein, dass die Situation in vielen städtischen Kitas nicht so ist, wie sie sein sollte. Ein Ausscheren aus dem Tarifvertrag der Länder hält er jedoch für falsch. Das betrifft auch die Lehrkräfte.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sieht keine Möglichkeit für Verhandlungen mit den Gewerkschaften über einen Tarifvertrag zu besseren Arbeitsbedingungen in den städtischen Kitas. Berlin sei Mitglied in der Tarifgemeinschaft der Länder, sagte der CDU-Politiker bei einer Veranstaltung im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. «Und dann gibt es die Forderung von Verdi und anderen, das Land Berlin soll jetzt einen eigenen Tarifvertrag machen. Ich kann davor nur warnen», erklärte er.
Auch die Erzieherinnen und Erzieher hätten in der Vergangenheit von der Tarifgemeinschaft profitiert. Wenn Berlin mit anderen Ländern über das Thema diskutiere, sei zu hören, wenn es einen eigenen Tarifvertrag mache, dann fliege es raus. «Ich würde mir das nicht wünschen», sagte Wegner. «Wir sind in Gesprächen, wie wir die Situation vor Ort verbessern können. Wir werden nicht in Tarifverhandlungen gehen», betonte er. «Das kann ich nicht machen, weil es negative Auswirkungen hätte.»
“Es ist doch nicht so, dass wir nicht einstellen wollen, sondern es gibt keine Bewerbungen”
«Dass die Situation in den Kitas für Erzieherinnen und Erzieher alles andere als befriedigend ist, das wissen wir doch auch schon sehr, sehr lange, leider», ergänzte er. Er habe in Gesprächen mit Verdi auf die schwierige Situation am Arbeitsmarkt hingewiesen. «Es ist doch nicht so, dass wir nicht einstellen wollen, sondern es gibt keine Bewerbungen», so der Regierende Bürgermeister. «Und dann müssen wir gucken: Wie können wir die Situation verbessern?»
Wegner kündigte weitere Gespräche mit der Bildungsverwaltung und der Finanzverwaltung zu dem Thema an, über die er informiert werde. Die Gewerkschaften Verdi und GEW haben für Donnerstag zu einem weiteren eintägigen Warnstreik an den städtischen Kitas und zu einer zentralen Kundgebung vor dem Roten Rathaus aufgerufen. Sie fordern einen sogenannten Entlastungstarifvertrag, der bessere Arbeitsbedingungen in den Kitas garantieren soll. Um den Druck zu erhöhen, soll bei einer Urabstimmung über einen unbefristeten Streik entschieden werden.
Die Berliner GEW hatte in den vergangenen Jahren mindestens 15-mal zu Warnstreiks in Schulen aufgerufen, um für die Beschäftigten dort einen Tarifvertrag zu besseren Arbeitsbedingungen (insbesondere kleineren Klassen) zu erstreiten, immer wieder vergeblich. Auch hier verwies der Senat auf die Zuständigkeit der Tarifgemeinschaft der Länder. Der Streit um die Frage, ob weiter gestreikt werden soll, führte zuletzt in der GEW zu Querelen. Der bisherige Landesvorsitzende der Gewerkschaft Tom Erdmann, der in dieser Frage als Hardliner gilt, kündigte daraufhin seinen Rücktritt an. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht es zu einem Bericht über den GEW-internen Streit:
GEW-Landeschef Erdmann stolpert über Umgang mit illegalem Mitschnitt – Gewerkschaft zerstritten
“Er habe in Gesprächen mit Verdi auf die schwierige Situation am Arbeitsmarkt hingewiesen. «Es ist doch nicht so, dass wir nicht einstellen wollen, sondern es gibt keine Bewerbungen»”
Was passiert denn üblicherweise auf einem freien Markt, wenn das Angebot knapp und die Nachfrage hoch ist?
Man sollte von einem Politiker einer marktwirtschaftlich orientierten Partei eigentlich erwarten können, dass er die logische Verknüpfung dieser beiden Aspekte selbst hinbekommt.
Danke!
Zudem ist es auch fraglich, inwiefern die schlechte Planung der Länder als Trost für die nächsten 10 Jahre herhalten soll -__-
Eben.
Hier, Herr Lehrer, ich weiß was!
Wenn die Nachfrage hoch und das Angebot knapp ist …
1) macht man ein Sondervermögen auf
2) bezahlt das Angebot weiter schlecht
3) vergrössert die Verwaltung, um das Angebot besser zu besteuern zu kontrollieren und zu überwachen
4) beschwert sich über zu wenig Angebot
5) versenkt das Sondervermögen in mehr Verwaltungs- und “N”GO-Kräften
und
6) sagt Corona/Ukraine/Putin/Tiktok/AfD/Populisten/Querdenker haben das Problem verursacht.
Darf ich jetzt die Differenzierungsaufgabe machen?
Da sich die meisten angestellten Lehrer in Berlin an den Streiks nicht beteiligen (und die Beamten sich hinter Nicht-Dürfen verkriechen), sondern brav weiter zur Arbeit gehen, ist das Vorhaben gescheitert.
Somit müssen diese Streiks beendet werden, aber das allgegenwärtige Gejammer über schlechte Arbeitsbedingungen auch.
Der Rücktritt von Tom Erdmann als GEW-Vorsitzender war folgerichtig. Er war ein “König ohne Land”, ein General ohne Armee.
Ist halt so.
Als ehemals in Berlin als Angestellter tätiger Lehrer, der dort auch mal an einem Warnstreik teilgenommen hat: Ja, der erste Punkt war schon damals ein Problem. Meinen verbeamteten Kolleg*innen konnte ich allerdings keinen Vorwurf machen, die haben uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten (keine Vertretung für streikende Kolleg*innen) solidarisch unterstützt. Ich habe allerdings nicht verstanden, warum wir nicht während der MSA oder Abiturprüfungen gestreikt haben. Hier war und ist die GEW viel zu zaghaft.
Für die einen war die GEW zu zaghaft (ich würde zustimmen), für andere war sie zu forsch. Ich hörte etliche Kollegen, die schimpften, dass kurz vor oder während Prüfungen gestreikt wurde. Ich las, prominente GEW-Mitglieder (wer sollte das sein?) deswegen ausgetreten waren.
Letztlich fehlt es vor allem an großer Beteiligung. Zu viele haben sich weggeduckt.
Die GEW ist halt letztlich eine Organisation des politischen Vorfeldes (SPD, Linkspartei) und keine Gewerkschaft.
So wie Philologenverband für CDU/FDP.
Ernsthafter Konter ist von denen niemals zu erwarten –> Dampfventilfunktion
Traurig, aber wahr.
Ich persönlich empfinde meine Arbeitsbedingungen für völlig akzeptabel. Ich würde mich einem Streik direkt anschließen, wenn es beispielsweise um die versprochenen und von der Katharina und vom Kai unterschriebenen Leistungen für die angestellten Lehrkräfte gehen würde. Da war ja unter anderem von einer zusätzlichen Altersvorsorge die Rede. Auch würde ich mich einem Streik anschließen, wenn es um Zulagen für angestellte Lehrkräfte gehen würde. Darunter könnten beispielsweise Zulagen für Familien oder Miete eine Rolle spielen.
Auch solche Demos/Kundgebungen gab es. Die Beteiligung auch daran war gering. Sie wären wohl die löbliche Ausnahme, die für die Rechte anderer auf die Straße geht. Die meisten gehen nicht mal für die eigenen Rechte auf die Straße.
Der TVL ist doch ein großer Teil des ganzen Problems. Im Vergleich zum TVöD ist dieser nun mal totaler Schrott. Wahrscheinlich wird man diese Lücke auch nie wieder aufholen können. Jedes Bundesland, welches wirklich an Bewerbern interessiert ist, sollte sofort austreten und einen eigenen Vertrag aushandeln. Konkurrenzkampf belebt das Geschäft.
Und der TV-H ist jetzt besser als der TV-L?
In Teilen ja. Z.B. gibt es einen Kinderzuschlag auch für Angestellte.
In mancherlei Hinsicht schon. Zum Beispiel gibt es da das Landesticket Hessen sowie die Kinderzulage.
Bei Nebentätigkeiten wird man aber wie ein Beamter behandelt, was nicht so toll ist.
Vorhandenes nutzen und einfach wie in anderen Tarifwelten auch die ÜZ (Übertarifliche Zulage) für Leistungsbereitschaft etc. nutzen. Entgeltzulagen, Pflegezulagen, Funktionszulagen und Vorarbeiterzulagen sieht TV-L bereits vor.
Kein Ausscheren vom Tarifvertrag? Dann frage ich mich, weshalb es in Berlin keine Ausgleichstage gibt, die in anderen Bundesländern erstreikt wurden?!
Herr Wegner beklagt allen Ernstes, dass es keine Bewerber*Innen gibt.
Hm, woran das wohl liegt….
Das müssen diese Hutbürger (gut, Böhrlin, also eher Basecap-Börger) doch verstehen:
Der gute Mann kann da als kleines Licht der Lokalpolitik einfach nix machen!
Diese großen, finsteren Kräfte hindern ihn.
Wenn er mal wenigstens Bürgermeister wäre oder sowas und damit quasi Chef des Ladens, Chef der Verwaltung und alles, gut, dann vielleicht!
Und wenn er -als CDUler- mit den anderen Parteienspektren so gut vernetzt wäre, dass er etwa auf CSD-Paraden auf dem Wagen mitfahren und sich inszenieren dürfte, dann vielleicht.
Aber so?
Was soll er denn machen?
Echt schon fast populistisch, diese Forderungen!