DÜSSELDORF. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Schulministerin Dorothee Feller (beide CDU) haben mehr als 100 neue Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter (LAA) für die Grundschule bei ihrer Vereidigungsfeier im historischen Plenarsaal der Bezirksregierung Düsseldorf begrüßt. Die jungen Frauen und Männer sind offiziell am 1. November 2024 nach dem Abschluss ihres Lehramtsstudiums in ihren Vorbereitungsdienst gestartet. Insgesamt beginnen in diesen Tagen weit mehr als 3.000 LAA in ganz Nordrhein-Westfalen ihr Referendariat. Auch in Hessen gab es eine offizielle Begrüßung von neuen Lehramtsanwärter*innen durch den Kultusminister persönlich.
Ins Referendariat startet beispielsweise Carlotta Reibiger, 24 Jahre jung. Sie hat ihre Grundschulzeit selbst noch in bester Erinnerung. Mit ihrer einstigen Grundschullehrerin steht sie immer noch im häufigen Kontakt und bekam von ihr die Einschätzung, dass sie sehr gut mit Kindern umgehen und ihnen Wissen vermitteln könne. Nun bereitet sich Carlotta Reibiger für eine Tätigkeit als Grundschullehrerin mit dem Drittfach Sachkunde vor. Ebenfalls in Düsseldorf dabei war Fabian Bless, 28, der seit vielen Jahren Schlagzeugunterricht gibt und dabei gemerkt hat, wie sehr es ihm liegt, Kindern Dinge beizubringen. Jetzt wird er Grundschullehrer mit dem Drittfach Sport.
„Die beiden stehen stellvertretend für so viele andere junge Menschen und ihren Entschluss, einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten“, betonte Ministerin Feller. „Der Lehrermangel ist etwas, für dessen Beseitigung wir einen langen Atem brauchen – und junge Menschen wie Sie hier im Saal!“ Sie prophezeite, „mit Ihrem Tatendrang und Ihrem Wissen werden Sie unsere Schulen bereichern und können sich auf tolle Menschen und spannende Arbeitsorte freuen. Sie haben sich für den richtigen Beruf entschieden!“
„Gute Bildung braucht engagierte Lehrkräfte, lebendigen Unterricht und eine positive Lernatmosphäre“
Ministerpräsident Wüst erklärte: „Bildung ist der Schlüssel für die Entfaltung der eigenen Talente und zu einem selbstbestimmten Leben. Bildung ist unerlässlich für eine starke Demokratie und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter leisten einen entscheidenden Beitrag, indem sie Wissen vermitteln und junge Menschen auf die Anforderungen von morgen vorbereiten.“
Und weiter: „Gute Bildung braucht engagierte Lehrkräfte, lebendigen Unterricht und eine positive Lernatmosphäre. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Lehrerberuf noch attraktiver zu machen. In den vergangenen knapp zwei Jahren haben wir über 7.000 Menschen neu an unsere Schulen gebracht, davon mehr als 5.600 Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und Schulpsychologinnen und -psychologen. Ich danke allen Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern, die sich für diesen wichtigen Beruf entschieden haben. Sie gestalten die Zukunft unserer Gesellschaft.“
In Hanau begrüßte unterdessen Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU), selbst Lehrer von Beruf, 44 neue Referendarinnen und Referendare – stellvertretend für rund 1.300 Studienabsolvent*innen, die landesweit in den Vorbereitungsdienst gestartet sind. „Wir heißen die angehenden Lehrkräfte nach ihrer erfolgreich bestandenen Ersten Staatsprüfung im Schuldienst willkommen. Sie haben einen wunderbaren und vielseitigen Beruf von hoher gesellschaftlicher Bedeutung gewählt. In den kommenden Jahren werden sie zahlreiche Schülerinnen und Schüler begleiten, ihnen Wissen vermitteln, ihre Stärken fördern und die Entwicklung zukünftiger Generationen mitgestalten“, sagte Schwarz.
„Unser Vorbereitungsdienst bereitet sie mit umfangreichen Unterstützungsangeboten auf ihre kommenden Tätigkeiten vor“
In Nordrhein-Westfalen und Hessen werden, wie in anderen Bundesländern auch, zweimal im Jahr neue „LAA“ eingestellt (am 1. Mai und am 1. November). Der Vorbereitungsdienst dauert in Nordrhein-Westfalen 18 Monate und findet an 33 Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) mit 106 lehramtsbezogenen Seminaren statt. Er verbindet umfassende Lern- und Unterrichtselemente mit Praxisphasen in einer Ausbildungsschule. „Unser Vorbereitungsdienst bereitet sie mit umfangreichen Unterstützungsangeboten auf ihre kommenden Tätigkeiten vor“, sagte Ministerin Feller. „Darüber hinaus haben wir regelmäßige Gesprächsformate mit den ZfsL- und Seminarleitungen sowie den Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern begonnen, um zu schauen, wie wir die Ausbildung weiter verbessern können.“
In Hessen dauert der Vorbereitungsdienst 21 Monate. Die pädagogische Ausbildung erfolgt an Studienseminaren sowie an Ausbildungsschulen. „In der pädagogischen Ausbildung werden die während des Studiums erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten in Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften im engen Bezug zum erteilten Unterricht vertieft und erweitert“, so heißt es beim Kultusministerium. News4teachers
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“Allem Anfang wohnt ein Zauber inne”:)
Warten wir einmal ab, wie viele den Vorbereitungsdienst erfolgreich abschließen und wie viele frei Planstellen zur Verfügung stehen, wenn sie in den Beruf einsteigen wollen
“Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.”
Behaltet euren Optimismus solange es geht. Verändert die Welt und führt junge Menschen.
Aber achtet dabei auch auf euch und eure Gesundheit – bevor es zu spät ist.
And then one day you find ten years have got behind you
No one told you when to run, you missed the starting gun
Und freut Euch auf 70-80-Stunden-Wochen, zerbrechende Beziehungen und intransparente Leistubgserwartungen der Lehrerausbilder.
Klar. Alles ist schlecht in diesem Beruf.
Früher sagte man “Die Klage ist des Kaufmanns Gruß”.
Hier und heute: “Das Schwarzmalen ist des Lehrers Gruß”?
Es gibt natürlich auch bemühte Fach- und Seminarleiter, sowie Schulen, wo es anders läuft. Sie sind aber leider immer noch in der Minderheit.
Ist das so? Worauf stützen Sie Ihre Meinung?
Empirische Validierung.
Man trifft nur selten jemand, der sein Ref wiederholen möchte.
Diese Datenbasis (eigenes Ref) ist anekdotisch, nicht empirisch.
Nicht, dass ich nur super FL gehabt hätte, aber eben auch.
Ihre Erfahrung ist ebenfalls anekdotisch.
Es gibt genügend Berichte, Erfahrungsberichte, Blogs, Videos usw.
Es gibt sogar Berufsbereiche, welche sich im Bereich Coaching genau auf Lehramtsausstieg spezialisiert haben …
Dazu hat unser Arbeitsamt einen Angestellten, der rein für Lehreramtaussteiger (Studium, Ref, Beruf) zuständig ist. Genug zu tun hat er. Und ja … Ich hatte auch persönlich schon mit ihm gesprochen und Kontakt.
Zudem gibt es eine Broschüre mit “Lehramtsalternativen”, da die Nachfrage jetzt nicht so gering ist und die Frage immer wieder kommt.
Sogar an der Uni gab es bei uns ein “Gastbeitrag” zum Thema “Alternativen zum Lehramt” …
Die Abbruchquoten sprechen auch nicht gerade dafür.
Der Ruf sowieso nicht.
Spricht man mit einigen Ärzten und Nerventherapeuten, dann scheint das Phänomen auch nicht soo ungewöhnlich zu sein. [Gleiches gilt bspw. für Bundeswehrsoldaten und Polizisten]
Worauf stützen Sie denn Ihre “Meinung”?
Meine Meinung, ohne die von Ihnen lächerlicherweise angeführten Anführungszeichen, stütze ich auf eigene Erfahrung. Auf rein anekltotischer Evidenz beruht meine persönliche Erfahrung, dass man nicht alle FL über einen Kamm scheren darf: “Nicht, dass ich nur super FL gehabt hätte, aber eben auch”.
Das liegt doch auf der Hand und beantwortet hoffentlich höflich genug Ihre dumme Frage.
Lieber Hendrik,
das Bild, das wir da sehen müssen, erschreckt mich:
Ich sehe da außer Ihnen nur zwei Personen, die ich dem (biologischen) Geschlecht “männlich” zuordnen würde. Außerdem fehlt es an der ethnischen Diversität, das ist doch nicht NRW, oder?
Warum wollen so wenige (bilogische) Männer Lehrkraft werden, warum so wenige von denen, die “noch nicht so lange” hier leben? Liegt’s an den Arbeitsbedingungen? Fast nur “schon länger hier lebende” (biologische) Frauen. Idealismus? Naivität? Unkenntnis des “wahren Lebens”? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall so gar nicht divers!
Stimmt, man kann das Foto auch gut als Wimmelbild nutzen:
“Haben Sie die Mause, nein sorry, die Männer gefunden?”
Die Erklärung ist wahrscheinlich die Schulform:
“Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter (LAA) für die Grundschule”
Über die Nationalitäten bzw “Hintergründe” der jungen Frauen könnte ich nur auf Grund des Fotos keine Aussage treffen. Wenn sie Beamtinnen auf Widerruf werden ” vereidigt werden” sind es wohl Deutsche, ja.
Für so eine krasse Verarschung von jungen Menschen müsste man den Wüst eigentlich sofort einsperren.
Er macht einer umworbenen Berufsgruppe Mut.
Dafür Knast?
Das halte ich für maßlos übertriebenen Quatsch!
§123 BGB – der genannte Tatbestand kann auch strafrechtliche Konsequenzen haben. So kann er den Tatbestand des Betrugs nach § 263 StGB erfüllen. Der Betrug setzt voraus, dass der Täuschende in der Absicht handelt, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Die Strafe kann von Geldstrafe bis zu Freiheitsstrafe reichen.
Muss Satire sein
Immerhin so ein bisschen Brimborium und Wertschätzung. Wir haben Abschlusszeugnisse und Einberufung zur zweiten Ausbildungsphase einfach mit der Post zugestellt bekommen.
Ich wünsche den jungen Kollegen viel Erfolg. Hoffentlich können Sie sich an jemanden im Ministerium wenden, wenn es schlecht läuft.
Genau! Wenn die Anwärter in der Mühle drin sind, gibt‘s zumindest von ganz oben keine Wertschätzung mehr. Deshalb sollten sie den Augenblick wahnsinnig genießen!
“Wir erwarten, dass sie als Lehrperson authentisch sind, nur so können sie die SuS erreichen.”
Ungesagt:
Wie sie authentisch erscheinen, sagen wir ihnen. – Und wenn sie das nicht umsetzen wollen oder können, sind sie raus!
Den wenigsten Seminarausbilder*innen gelingt es, einen Unterrichtsentwurf und dessen Durchführung zu analysieren und zu kritisieren, ohne die Persönlichkeit des “Auszubildenden” anzugreifen. Hinzu kommt – und das habe ich in einem anderen Vorbereitungsdienst so nicht erlebt -, dass die durch den Hochschulabschluss nachgewiesene Befähigung von den Fachleiter*innen infrage gestellt wird
Sie unterstellen hier kurzerhand den meisten Seminarleitungen eine generelle Unfähigkeit sachlich reflektieren zu können, schade.
Bin mir relativ sicher, dass sich bei uns niemand persönlich verbiegen musste.
Bis heute verspüre ich mehr Dankbarkeit als Groll gegenüber den Fachleitungen im Referendariat.
Die von mir mit der Einschränkung “die wenigsten …” versehene subsumierte Aussage, ist aber die am häufigsten geäußerte Kritik von Anwärter*innen und Referendar*innen und letztendlich das, was im Vorbereitungsdienst mit Fokus auf die Unterrichtsbesuche geäußert wird.
Btw meinen Vorbereitungsdienst habe ich Anfang des Jahrtausends in einem Alter um Mitte 40 absolviert …
Von den vielen Personalentwicklungsgesprächen, an denen ich teilnehmen konnte, waren es die schlechtesten, die ich erlebt habe.
Ob es die meistens sind … Müsste man prüfen. Schwierig.
Allerdings betrifft es schon ziemlich viele … Auffällig viele …