GEW ruft (jetzt doch wieder) zu Warnstreik für kleinere Klassen auf

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BERLIN. Die Gewerkschaft GEW ruft in Berlin – doch wieder – zum Warnstreik auf. Lehrkräfte, Schulpsychologen und Sozialpädagogen an Schulen sollen die Arbeit niederlegen. Bereits seit drei Jahren macht die Gewerkschaft auf diese Weise Druck, um kleinere Klassen zu erzwingen. Zuletzt schien es, als hätte die GEW aufgegeben.

Die GEW macht mobil. Illustration: Shutterstock

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Berlin ruft Beschäftigte an Schulen für Donnerstag nächster Woche zu einem Warnstreik auf. Gewerkschaftsmitglieder unter den Lehrkräften, Sozialpädagogen und Schulpsychologen sollen von Dienstbeginn bis Dienstschluss die Arbeit niederlegen. Das teilte die GEW mit, die so den Druck auf den Senat erhöhen will, einem sogenannten Tarifvertrag Gesundheitsschutz zuzustimmen. Auch Erzieherinnen an staatlichen Schulen seien zum Unterstützungsstreik aufgerufen.

«Die schwarz-rote Koalition muss jetzt Farbe bekennen: Ist Bildung für die Koalition ein gesellschaftlich relevantes Zukunftsthema oder nur ein beliebig zu melkendes Sparschwein?», sagte der Berliner GEW-Vorsitzende Gökhan Akgün.

Gewerkschaft pocht auf Tarifregelung

«Wir fordern nach wie vor kleinere Klassen und besseren Gesundheitsschutz für Berliner Lehrkräfte. Gegen den Rasenmäher, mit dem der Haushalt gekürzt werden soll, hilft nur eine verlässliche tarifliche Regelung.» Der erneute Aufruf zum Warnstreik sei nötig, weil Finanzsenator Stefan Evers (CDU) nach wie vor Verhandlungen ablehne, argumentiert die Gewerkschaft.

Der Senat vertritt den Standpunkt, Berlin könne nicht über solche tarifvertraglichen Festlegungen verhandeln, weil das Land Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) sei. Die TdL müsse über solche Vorhaben entscheiden.

In der ersten Jahreshälfte hatte es bereits eine Reihe von Warnstreiks von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter städtischer Kitas gegeben, die damit für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren wollten. Einen unbefristeten Streik in den kommunalen Kitas hatte das Landesarbeitsgericht im Oktober untersagt (News4teachers berichtete).

Seit Oktober 2021 ruft die GEW immer wieder Lehrkräfte zu Warnstreiks auf, um einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz durchzusetzen – bislang ohne Erfolg. Innerhalb der Gewerkschaft hatte es deshalb Streit gegeben, in dessen Gefolge der bisherige Vorsitzende Tom Erdmann (ein Verfechter der Streiks) zurücktrat. News4teachers / mit Material der dpa

GEW-Landeschef Erdmann stolpert über Umgang mit illegalem Mitschnitt – Gewerkschaft zerstritten

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sagenHAFT
11 Tage zuvor

Ich finde gut, dass sie nicht aufgeben, denn man darf nicht aufgeben und ich finde doof, dass sie es fortsetzen, denn es macht eh kaum jemand mit.

Federfuchs
8 Tage zuvor

Es machten von Mal zu Mal weniger mit. Traurig, aber wahr?! Aber das heißt dann doch wohl, die Berliner Lehrer wollen und brauchen das nicht. Wieso wird es dann fortgesetzt?

Martin Schmidt
7 Tage zuvor
Antwortet  Federfuchs

Ich denke, dass das auch damit zu tun hat, dass das sinnlose Forderungen sind.
Es gibt nun einmal eine Anzahl X Schüler und eine Anzahl Y Lehrer und Berlin hat, nach meinem Kenntnisstand, immer noch einen massiven Lehrermangel.

Weniger Schüler pro Klasse bedeuten mehr Klassen.

Wer soll diese zusätzlichen Klassen unterrichten?
In welchen Gebäuden sollen diese Klassen unterrichtet werden?

Das sind Fragen, deren Beantwortung doch schon vorhersehbar, auch von der GEW, nicht zufriedenstellend ausfallen wird können.

Was soll dann, aufgrund dieser Aussichtslosigkeit, dieser Unsinn der GEW?

Warum keine Forderungen, die ebenfalls Entlastungen und/oder Verbesserungen schaffen könnten, deren Umsetzung aber realistischer sind? Da würde mir so viel mehr einfallen z.B. Einführung Arbeitszeitmessung, Stundenreduzierung, Aufgabenentlastung, Entbürokratisierung

Kohlrabi
3 Tage zuvor
Antwortet  Martin Schmidt

Sie sollten aber auch wissen, wenn Sie so argumentieren, dass die Forderung nach kleineren Klassen erstens nur 1 von mehreren Forderungen der GEW für bessere Arbeitsbedingungen ist und zweitens auch laut GEW nicht sofort umgesetzt werden soll.

Nicht alle tariflichen Forderungen werden bei Abschluss des Tarifvertrages sofort umgesetzt werden können. Aber der Tarifvertrag soll auch in die Zukunft wirken und so eine Grundlage zur weiteren Planung sein. Bei Regelungen im Tarifvertrag muss der Arbeitgeber schrittweise für die Umsetzung sorgen. Damit wäre eine echte, verlässliche Perspektive für Arbeitsentlastung geschaffen. Das ist übrigens auch ein kräftiges Argument im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Zu erwarten ist auch, dass eine Verkleinerung der Klassen dazu führt, dass der Krankenstand sinkt, weniger Lehrkräfte frühzeitig aus dem Beruf ausscheiden und weniger Lehrkräfte in Teilzeit gehen.”
https://www.gew-berlin.de/tarif/faq-tv-gesundheitsschutz

Aber wenn die Berliner Lehrer das selbst nicht wollen, frage ich mich, warum sollen es dann die Erzieher für sie erstreiken?

Kohlrabi
3 Tage zuvor
Antwortet  Martin Schmidt

Entschuldigung, Sie argumentieren gegen kleinere Klassen, weil dann mehr Lehrer gebraucht werden, die nicht da sind. Stundenreduzierung hätte doch das gleiche Problem, man bräuchte mehr Lehrer, die nicht da sind.

(Es sei denn, Sie wollen die Stundentafel der Schüler kürzen. Was kann weg? Lassen Sie uns darüber reden.)

gehtsnoch
3 Tage zuvor
Antwortet  Kohlrabi

“Minus mal Minus ergibt Plus” mal einfach erklärt von der Gewerkschaft vielleicht?

Tigerente
3 Tage zuvor

Schlau war es schon, dass die GEW diesmal auch die Erzieher zum Streik aufgerufen hat. Aber was hat dieser Streik denn im Angebot für die Erzieher außer Solidarität mit den Lehrern, von denen kaum jemand am Streik teilnimmt (auch kaum jemand von den immer noch mehrheitlich angestellten Lehrern in Berlin)? Oder warum sollen die Erzieher für Lehrer streiken? Streikten (angestellte) Lehrer jemals für die Erzieher?

In der Corona-Zeit, ich weiß es noch genau, blieben die Lehrer bei uns zuhause, als die Schulen geschlossen waren, keiner kam freiwillig, um die Erzieher bei der Notbetreuung zu unterstützen, als die danach fragten.