DÜSSELDORF. Steigende Schülerzahlen, unbesetzte Lehrerstellen: Viele Bundesländer suchen händeringend nach Schulpersonal. Für Nordrhein-Westfalen meldet das Ministerium nun Tausende Neueinstellungen. Lässt aber offen, in welchem Umfang sie tätig sind.
In den öffentlichen Schuldienst in Nordrhein-Westfalen sind innerhalb von rund anderthalb Jahren laut Schulministerium 11.995 Personen neu eingestellt worden. Dabei handelte es sich mit Stand vom Juli um 8.872 Lehrkräfte, 1.165 Seiteneinsteiger, 1.786 Sozialpädagogen oder weitere Fachkräfte für multiprofessionelle Teams sowie in kleinerer Zahl anderes Personal wie Werkstattlehrer:innen. Das geht aus einem Bericht des Ministeriums für eine Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch im Landtag hervor. Dieses zusätzliche Personal sei seit Dezember 2022 unbefristet neu eingestellt worden.
Unter dem Strich – etwa ausscheidendes Personal abgerechnet – sei in dem Zeitraum die Personalausstattung um rund 7.100 Stellen erhöht worden. Darunter sind etwa 1.500 Alltagshelferinnen und Alltagshelfer, die an den Schulen tätig sind, wie weiter in der Antwort auf eine SPD-Anfrage geschildert wird. Bei den anderen 5.600 Stellen handele es sich «weit überwiegend um Lehrkräfte», so ein Sprecher des Ministeriums.
Die SPD-Fraktion monierte mit Blick auf Unterrichtsausfälle, dass das Schulministerium unter anderem keine Angaben dazu liefern könne, wie viele Unterrichtsstunden das zusätzliche Personal erteile. Die Zahlen seien «mindestens erklärungsbedürftig».
Finanzielle Anreize für schwer zu besetzende Stellen greifen kaum
Mit Blick auf schwer zu besetzende Stellen – zum Beispiel in herausfordernden Stadtteilen oder Teilen des ländlichen Raums – scheint das Instrument der Sonderzuschläge und Zulagen keine größere Rolle zu spielen. Seit 2020 habe man 203 Lehrkräfte mit dieser Maßnahme gewonnen, heißt es in einer Antwort der schwarz-grünen Regierung auf eine Anfrage der FDP. Seit einigen Jahren können Lehrkräfte unter bestimmten festgelegten Bedingungen einen Zuschlag von monatlich 350 Euro befristet für zweieinhalb Jahre erhalten, um sie damit in schwer besetzbare Stellen zu holen.
«Die Erfahrung zeigt, dass finanzielle Anreize allein nicht in ausreichendem Maße dazu führen, dass Lehrkräfte für Schulen mit dringendem Personalbedarf gewonnen werden können», bilanzierte die Landesregierung. Man setzte auf ein umfangreiches Handlungskonzept aus kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen, um die Unterrichtsversorgung der Schulen zu verbessern und Lehrkräfte zu unterstützen.
Nach früheren Angaben des Schulministeriums geht die Zahl der unbesetzten Stellen an den knapp 4.800 öffentlichen Schulen in NRW trotz steigenden Lehrerbedarfs allmählich zurück. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hatte im Juni von rund 6.000 vakanten Lehrerstellen landesweit berichtet.
Kritik auch von der Bildungsgewerkschaft GEW
Ebenso wie die SPD-Landtagsfraktion kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dass bei den Zahlen des Schulministeriums zu zusätzlichen Lehrerstellen aber Angaben fehlten, ob es sich dabei um Teilzeit- oder Vollzeitkräfte handele. Die GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik betonte in einer Mitteilung: «Die Frage ist und bleibt, wie wir zu einer Politik kommen, die endlich mehr in Bildung investiert, um den Fachkräftemangel und die schlechte Ausstattung zu kompensieren.» News4teachers / mit Material der dpa
Umfrage unter Schullleitungen zeigt leichte Entspannung beim Lehrkräftemangel – trotzdem…
Auch ein Seiten/Quereinsteiger ist eine Lehrkraft… ich trau den Zahlen der Kultusminister genau soweit über den Weg wie ich ein Klavier werfen kann…
Kommt ja immer darauf an, wie viele ausscheiden.
Wo haben sie die Lehrer her? Sie können sie ja nicht backen….. für die Lehrkraftaquise Brennpunktschulen schlage ich ein Modell vor, welches ich in Kolumbien kennen gelernt habe, das der “Roten Zonen”.Das waren Schulen in Problemvierteln und jedes Jahr dort auf einer Vollzeitstelle zählte als doppelte Dienstzeit.
Nun, mir scheint, tatsächlich existierende Lehrkräfte haben inzwischen begriffen, dass Geld nicht alles ist und dankend abgelehnt.
Richtig so!
Das würde ich mir auch im Blick auf unseren Lebensraum wünschen – die Erkenntnis, dass Geld nicht alles ist.
Irgendwie scheint NRW den goldenen Gral der Lehrerversorgung gefunden zu haben, also quasi den goldenen Esel, wo statt Münzen Lehrer herauspurzeln…
Bin ich der Einzige, der das merkwürdig findet?