Seit Langem wieder weniger Einschulungen in Deutschland – außer an Förderschulen

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WIESBADEN. Jahrelang stieg die Zahl der Schulanfänger und Schulanfängerinnen. Nun wurde ein Rückgang registriert – außer an Förderschulen. Als Grund für den allgemeinen Kinderschwund wird die geringere Zuwanderung aus der Ukraine angegeben.

Die Zahl der Schulanfänger sinkt. Foto: Shutterstock

Erstmals seit neun Jahren sind vorläufigen Ergebnissen zufolge in Deutschland wieder weniger Kinder eingeschult worden. Die Zahl sank nach Angaben des Statistischen Bundesamts zu Beginn des Schuljahres 2024/2025 um 0,5 Prozent auf rund 827.500 Kinder. Im Vorjahr war noch der höchste Stand seit dem Jahr 2003 erreicht worden. Das Bundesamt führte den aktuellen Rückgang unter anderem auf die geringere Zuwanderung ukrainischer Kinder zurück.

Die Zahl ausländischer Kinder im einschulungsrelevanten Alter lag Ende 2022 noch 19 Prozent über dem Vorjahresniveau. Ende 2023 betrug der Anstieg nur noch 0,3 Prozent, wie das Bundesamt mitteilte. Insgesamt lebten Ende 2023 0,2 Prozent weniger Kinder im Alter von 5 oder 6 Jahren in Deutschland.

Größter Rückgang in Thüringen

Die Zahl der Einschulungen liegt den Angaben zufolge im aktuellen Schuljahr in fast allen Bundesländern unter dem Vorjahresniveau – bei den Zahlen handelt es sich teils noch um vorläufige Ergebnisse oder geschätzte Werte. Der größte prozentuale Rückgang wurde demnach in Brandenburg mit minus 4,4 Prozent registriert, gefolgt von Thüringen mit minus 3,9 Prozent und Sachsen-Anhalt mit minus 2,1 Prozent. Einen Anstieg verzeichneten Bayern mit plus 0,4 Prozent, Niedersachsen mit plus 0,3 Prozent und Baden-Württemberg mit plus 0,1 Prozent.

Mit 93 Prozent bundesweit startete der überwiegende Teil der Kinder die Schullaufbahn an einer Grundschule. 3,3 Prozent wurden an Förderschulen eingeschult, 2,5 Prozent an Schularten mit drei Bildungsgängen sowie 0,9 Prozent an Freien Waldorfschulen. Die Zahl der Schulanfängerinnen und Schulanfänger an Förderschulen stieg um 2,5 Prozent und sank an Grundschulen (minus 0,6 Prozent) sowie an Freien Waldorfschulen (minus 0,4 Prozent). An Schularten mit drei Bildungsgängen blieb es in etwa beim Vorjahresniveau.

Deutlich mehr Jungen in Förderschulen eingeschult

51 Prozent der eingeschulten Kinder waren den Angaben zufolge Jungen, 49 Prozent Mädchen. Während das Geschlechterverhältnis in Grundschulen, Schularten mit drei Bildungsgängen und Freien Waldorfschulen weitgehend ausgeglichen war, wurden mit 69 Prozent deutlich mehr Jungen in Förderschulen eingeschult. Die Vereinten Nationen hatten Deutschland im vergangenen Jahr dafür gerügt, praktisch keine Anstalten zu treffen, das Förderschulsystem aufzulösen (News4teachers berichtete). Die UN-Behindertenrechtskonvention, die von Deutschland schon 2009 ratifiziert wurde, schreibt ein “integratives Schulsystem auf allen Ebenen” vor. News4teachers / mit Material der dpa

Studie: Lehrermangel an Grundschulen schneller überwunden als gedacht – wegen Kindermangel

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lehrer002
23 Tage zuvor

Da haben viele Eltern wohl doch gemerkt, dass die Förderschulen nicht der Stigmatisierung, sondern der Förderung dienen. Und Ressourcen haben, von denen andere Schulen nur träumen.

uwe
22 Tage zuvor
Antwortet  lehrer002

Mag in anderen Bundesländern so sein, hier in NRW sind die Förderschulen auch schon bei Klassenstärken von 16 bis 20 Schüler*innen angekommen (und unterscheiden sich damit nur noch wenig von den Hauptschulen),

447
20 Tage zuvor
Antwortet  uwe

Das übergeordnete Ziel ist ja auch die Zerstörung der Förderschulen.
Wir hatten doch neulich das Interview hier auf n4t – offener als “können wir uns nicht leisten” kann es jemand aus dem Politikbetrieb wohl kaum ausdrücken.

Marie
19 Tage zuvor
Antwortet  uwe

16 bis 20 ist eben allemal deutlich besser als Grundschulklassen mit 25 bis 29 Kindern.

uwe
19 Tage zuvor
Antwortet  Marie

An einer Förderschule , an der der Anteil verhaltensorigineller Schüler*innen bei 50% und höher liegen dürfte? Deutlich besser? Eine Lachnummer.

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  lehrer002

Nope, aber die Inklusion ist sehr viel schlechter aufgestellt – ist gesellschaftlich so gewollt 😉

Indra Rupp
22 Tage zuvor

Die Gesellschaft muss lernen, Jungs nicht für behindert zu halten, nur weil sie Jungs sind!

Ingrid
22 Tage zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Oder die Gesellschaft muss lernen, Mädchen nicht ohne die für sie notwendige Förderung in Regelschulen zu schicken, nur weil sie so lieb sind und nicht stören…

447
20 Tage zuvor
Antwortet  Indra Rupp

“Waaaatt?”-Meme bitte hier einfügen.

In meinem Kollegium sind diverse bekennende Feministinnen – nicht mal die reden oder handeln gg. männlichen SuS so.

Aber so ist das halt mit dem Zeitgeist:
Gestern war “Disziplin” noch toxisch-männlich, heute ist dann “nicht in den Klassenraum brüllen, keine Stühle werfen” eine urweibliche Sache?

“Jungs” können genau so still sitzen / arbeiten wie Mädchen oder sonstige Geschlechter.

Die Frage ist eher, warum sie es tun sollten. 😉

Pensionist
19 Tage zuvor
Antwortet  447

Sehr schön: männliche SuS

447
18 Tage zuvor
Antwortet  Pensionist

Ich bin erfreut, dass es jemandem aufgefallen ist. 🙂

Sandra
19 Tage zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Die Gesellschaft muss wieder lernen, ihre Kinder zu erziehen!

Defence
22 Tage zuvor

Wieso Förderschule?
Also eine gute, engagierte und ideologische Lehrkraft macht das doch gleich mit.
Haben diese Eltern denn noch nie von der tollen inklusiven Beschulung gehört?
Vor allem funktioniert sie so toll! Und Förderschullehrkräfte kommen im Durchschnitt ganze 3 Stunden mit in den Unterricht. Das ist so schön.

Die Lehrerin erfreut sich, dass sie endlich mehr Arbeit hat, das Kind kommt sich gar nicht mehr ausgeschlossen vor (Hust), die Eltern haben endlich ein Kind in der Regelschule und man spart sich die Kosten für Förderschulen.

Eine Win-win-win-win- Situation.

Defence
22 Tage zuvor
Antwortet  Defence

* Idealistische

Rainer Zufall
20 Tage zuvor
Antwortet  Defence

Genau. Und so lange wir den Eltern von der besseren Förderschule erzählen, müssen wir bei der Inklusion nichts leisten 😀

Warum wir bloß von der UN abgemahnt wurden…?

Lisa
22 Tage zuvor

Eine gute Nachricht. Das bedeutet doch, dass es nun für den einzelnen Erstklässler mehr Ressourcen gibt und er individueller gefördert werden kann….die Klassen werden kleiner, Personalüberhang für DaZ, oder?….

Lisa
21 Tage zuvor
Antwortet  Redaktion

Milchmännchen….jetzt brachten Sie mich zum Lachen 🙂

A.J. Wiedenhammer
20 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Milchmä*en (m,w, d, i).

Walter Hasenbrot
19 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Wie entnehmen Sie das den Zahlen? Bis 2035 steigen die Schülerzahlen, nur etwas weniger als nach den bisherigen Prognosen?