MÜNCHEN. Kinder sind mitunter sehr gemein: Sie können eine Mitschülerin oder einen Klassenkameraden hänseln, lächerlich machen, drangsalieren, oder aus ihrer Gruppe bewusst hinausekeln. Nach aktuellen Erhebungen ist fast jedes dritte Schulkind von derartigen systematischen Schikanen, Mobbing genannt, in der Schule betroffen, berichtet die in München beheimatete Stiftung Kindergesundheit.
Mobbing, ein Begriff, der sich vom englischen Wort „to mob“ ableitet, bedeutet anpöbeln, attackieren oder fertigmachen. Es beschreibt aggressives Verhalten, das von Einzelpersonen oder Gruppen gezielt gegen eine bestimmte Person gerichtet ist, um dieser zu schaden. Die Formen von Mobbing sind vielfältig.
Beim physischen Mobbing wird Gewalt oder Machtanwendung eingesetzt, wie zum Beispiel beim sogenannten „Happy Slapping“, bei dem Körperverletzungen gefilmt und in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, um das Opfer zu demütigen. Verbales Mobbing hingegen äußert sich durch extreme Beleidigungen, Beschimpfungen, Spott, Imitationen oder andere Arten von Schikanen. Soziales Mobbing erfolgt eher indirekt, etwa durch das Verbreiten von Lügen, einen Vertrauensmissbrauch, gezielte Ausgrenzung aus Gruppenaktivitäten oder das Streuen von Gerüchten und Verleumdungen. Eine besonders perfide Form ist das Cybermobbing, das digitale Medien nutzt, um anderen zu schaden und sie öffentlich bloßzustellen.
Kennzeichnend für diese Handlungen ist, dass sie auf eine Demütigung des Opfers abzielen. Dabei gibt es große Unterschiede:
• Jungen werden hauptsächlich von Jungen, Mädchen eher von anderen Mädchen, häufig aber auch von Jungen gemobbt.
• Mädchen sind signifikant häufiger Opfer von Mobbing als Jungen.
• Auch junge Menschen mit Behinderungen erleben häufiger Mobbing als Jugendliche ohne Behinderungen.
• Kinder aus finanziell benachteiligten Familien sind häufiger von Mobbing betroffen als Kinder ohne finanzielle Sorgen.
Mobbing in der Schule ist ein ernsthaftes Problem, das nicht nur die Kinder, sondern oft auch ihre Familien vor große Herausforderungen stellt: Denn auch die Eltern leiden mit, wenn sie erfahren, dass ihr Kind von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt wird.
Mobbing in der Schule kann schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit und Lebensqualität der Opfer haben, betont Dr. Frank W. Paulus, Leitender Psychologe der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Homburg/Saar.
Paulus, Mitautor des aktuellen „Jugendgesundheitsberichts 2024“ der Stiftung Kindergesundheit, berichtet: „Viele Kinder entwickeln Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen, ziehen sich sozial zurück oder verweigern den Schulbesuch. In extremen Fällen kann die emotionale Belastung zu Selbstverletzungen oder sogar Suizidgedanken führen“.
Die zunehmende Verbreitung der digitalen Kommunikation hat die Möglichkeiten und Folgen des Mobbings deutlich erweitert und intensiviert, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. So entwickelt sich insbesondere das Cyber-Mobbing zu einer immer öfter auftretenden Form des Psychoterrors unter Schulkindern. Dabei werden die Opfer mithilfe des Internets (z.B. über soziale Plattformen wie Facebook, TikTok, Instagram und WhatsApp) beleidigt, belästigt oder beschämt.
Aktuelle Zahlen liefert dazu die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) 2024. Mit dieser Studie werden bereits seit 1998 die aktuellen Trends und Entwicklungen im Medienverhalten von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren untersucht. Im Rahmen der Studie gab zuletzt beinahe jede dritte teilnehmende Person an, dass über sie schon einmal beleidigende oder falsche Aussagen im Netz verbreitet worden sind.
Von beleidigenden Kommentaren im Netz berichten 57 Prozent der Befragten, von „Hate Speech“, also öffentlichen Äußerungen, die Hass gegenüber bestimmten Gruppen zum Ausdruck bringen oder zu Gewalt gegen bestimmte Gruppierungen aufrufen, berichten 40 Prozent der Jugendlichen. Jeder neunte Jugendliche beklagt sich, online auch persönlich beleidigt worden zu sein. Die Hemmschwelle ist dabei sehr gering, da die Täterinnen und Täter auf diese Weise oft anonym bleiben können.
Werden Kinder oder Jugendliche im Internet gemobbt, kann dies besonders belastend sein, weil sie sich den Angriffen kaum entziehen können, betont die Stiftung Kindergesundheit:
• Im Internet veröffentlichte Gerüchte, Bilder oder Beschimpfungen verbreiten sich schnell und sind kaum kontrollierbar.
• Weil Beleidigungen und Fotos online nahezu unbegrenzt lange abrufbar sind, wird es dem Opfer erschwert, über die Angriffe hinwegzukommen.
• Die Nutzung von gefälschten Konten (fake accounts) bietet den Täterinnen und Tätern die Möglichkeit, anonym zu agieren. Das kann die Verfolgung erschweren und Betroffene zusätzlich belasten.
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern: „Reden Sie mit Ihrem Kind über Mobbing. Ermutigen Sie es, Vorfälle in der Klasse anzusprechen, das Opfer zu unterstützen und die Lehrkräfte zu informieren. Betonen Sie, dass dies kein Petzen ist! Geben Sie Ihrem Kind außerdem Strategien an die Hand, wie es mit Konfliktsituationen umgehen kann oder Unterstützung bei Vertrauenspersonen zu suchen.
Bleiben Sie im Austausch mit Lehrkräften und der Schule. Besuchen Sie Elternabende, Sprechtage und Sprechstunden – nicht nur, um nach Noten zu fragen, sondern auch, um das Sozialverhalten und die Integration Ihres Kindes in der Klasse zu thematisieren. Ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Mobbing ist, Kinder so zu stärken, dass sie weder Opfer noch Täter werden. Eltern tragen eine wichtige Verantwortung: Sie können helfen, Mobbing zu verhindern, indem sie ihr Kind zu einem respektvollen und mitfühlenden Umgang mit anderen erziehen. So können sie zum Beispiel
• Werte wie Empathie, Rücksicht und Toleranz vermitteln, indem Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und Kinder für die Gefühle anderer sensibilisieren. Fragen wie ‘Wie würdest du dich fühlen?’ können helfen.
• soziale Kompetenzen fördern, zum Beispiel durch Teamsport oder Gruppenaktivitäten, um Teamgeist, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft zu stärken.
• Konfliktlösungsstrategien lehren, etwa durch Zuhören, Verhandeln oder das Bitten um Hilfe, damit Kinder lernen, friedlich mit Konflikten umzugehen.
• eine gesunde Selbstwahrnehmung fördern, damit Unsicherheiten nicht durch Machtausübung über andere kompensiert werden.
• die eigene Vorbildfunktion wahrnehmen, indem Eltern in Stresssituationen ruhig und respektvoll reagieren, da Kinder dieses Verhalten übernehmen.
• den Umgang mit Gruppenzwang üben und Kinder ermutigen, sich solchen Dynamiken zu widersetzen und eigene Entscheidungen zu treffen.
• Medienkompetenz stärken, damit Kinder verantwortungsvoll mit sozialen Medien umgehen und die Auswirkungen ihres Handelns, wie das Teilen bloßstellender Fotos, verstehen.
• Konsequenzen von Mobbing verdeutlichen und klarmachen, dass Mobbing moralisch falsch ist und ernste Folgen haben kann.“ News4teachers
Die Organisation „Nummer gegen Kummer e.V.“ berät Kinder, Jugendliche und Eltern anonym telefonisch und auch online. Die Anrufe an den Beratungstelefonen sind kostenlos.
Elterntelefon unter 0800 – 111 0 550
Mo. – Fr. von 9 – 17 Uhr
Di. und Do. von 17 bis 19 Uhr
Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111
Mo. – Sa. von 14 bis 20 Uhr
Online-Beratung für Kinder und Jugendliche per Mail und Chat unter
www.nummergegenkummer.de
https://krisenchat.de/de
Und wie reagiert die Politik auf diese Notlage der Kinder und Jugendlichen? Ja genau wir geben den Schülern jetzt auch in den Schulen noch mehr, noch früher digitale Geräte. Dann lernen Sie besser, sind motivierter, werden mehr und besser abgeholt, besser auf die digitale Spaßwelt vorbereitet. Weil die Schule soll ja auf das Leben danach vorbereiten…Oh Moment, wir leben gar nicht in einer Spaßgesellschaft, sondern in einer Leistungsgesellschaft…Arbeiten macht nicht immer Spaß, einen Haushalt führen ist anstrengend, eine Familie zu ernähren ist anstrengend. Partnerschaft bedeutet Empathie, Erziehung ist Arbeit, Grenzen zu setzen macht gar keinen Spaß…Wer kontrolliert eigentlich den Medienkonsum der Kinder und Jugendlichen? Die Eltern sind immer häufiger überfordert oder nicht gewillt diese anstrengenden Grabenkämpfe auszufechten oder auszuhalten. Das soll dann die Schule übernehmen??? Ohne einheitliche Regeln von oben natürlich…man will ja schließlich gewählt werden. Da macht man doch keine Vorschriften…Im Moment sehe ich echt wenig Unterstützung der Lehrer. Besonders belastend ist die Situation in den Förderschulen, Grundschulen und Mittelschulen. Hilfen?- Teilzeit beerdigen… Faule überbezahlte Säcke, die natürlich für das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in voller Verantwortung stehen…ohne Hilfe, ohne Regeln, ohne gesellschaftliche Anerkennung, da ja die monetäre Anerkennung eh viel zu hoch ist. Es wird jedes Jahr belastender und ich bin weder an einer Brennpunktschule, mit 23 Schülern ist meine Klasse auch nicht zu groß, noch muss ich zu viele Defizite auffangen. Ich hatte in 20 Jahren ein paar Schüler denen es psychisch nicht gut gegangen ist. In diesem Schuljahr habe ich in einer Klasse ein paar Schüler, die den Schulalltag nur sehr schlecht bewältigen können und da geht es nicht um die Noten. Hilfen…schwierig. Die Handys und die unkonntrollierte Nutzung von Sozialen Medien muss beschränkt werden, sonst kollabiert ein eh schon sehr strapaziertes System. Beim Arbeiten mit Menschen muss der Mensch im Mittelpunkt bleiben!! Für die Insider ist das selbstverständlich und es ist klar, dafür braucht es mehr Menschen und nicht mehr Digitalisierung…Ich wünsche allen am Schulsystem Beteiligten, dass die Weihnachtsferien die Akkus zumindest wieder ein bisschen aufladen. Allen anderen Berufen natürlich auch 😉 LG aus einer Mittelschule in Bayern.
Ich finde es auch faszinierend, dass Eltern von zehnjährigen Kindern noch immer erlauben, dass ihre Kinder WhatsApp nutzen.
Und ich rate Eltern IMMER zur Beweissicherung per Screenshot und dem Gang zur Polizei. Das ist vielen aber zu anstrengend.
Uns allen würde es aber SEHR helfen, wenn Handynutzung vollständig in Schule verboten würde und Sanktionen konsequent durchgesetzt würden.
Ich erlebe fassungslos, dass Kollegen/ innen im Unterricht gefilmt werden und weder SL noch Betroffene Strafanzeige stellen.
Und wenn sich dann bitte noch jemand um das Lehrer-Cybermobbing in Elternchats und direktem Mail-Cc an die Schulleitung kümmern möchte!
Danke!
Irgendwelche Eltern-Chats konsequent ignorieren. Wenn jemand etwas will, soll er / sie sich persönlich melden (was die meisten nicht tun).
Und Mail-CC an die Schuilleitung? Na und? Sind doch dienstliche E-Mails und viele Eltern stellen sich mit ihren verqeueren E-Mails sellbst ein Bein, was eine intelligente Schulleitung auch so wahrnehmen sollte. Ansonsten kann man sie ja darauf hinweisen.
“viele Eltern stellen sich mit ihren verqeueren E-Mails sellbst ein Bein, was eine intelligente Schulleitung auch so wahrnehmen sollte. Ansonsten kann man sie ja darauf hinweisen”
Landeschulbehörde mit ins CC. Dann spurt der SL.
🙂 soso
Könnte auch sein, dass er/sie Termin mit Ihnen am 23ten ansetzt und natürlich auch einen Ländler dazu einlädt. Das funzt.
Viel Spaß beim Skifahren; Hals und Beinbruch! nützen Sie die Zeit ohne mutlose SL.
Allen ein Frohes Gesundes ERHOLSAMES Fest.
„Landeschulbehörde mit ins CC. Dann spurt der SL“
Kann man machen, aber da geht der Ball zunächst zurück an die zustöndige Bezirksregierung, dann an die zustöndige Schulaufsichtsbehörde und dann an den SL. Wir halten den Dienstweg ein….
Und wenn es sich um einen Puup handelt, dann gibt es einen entsprechenden Brief an die Eltern….nach einigen Monaten….
Vorher hat der SL vermutlich schon lange die Situation geklärt….
Und ja, ich sitze sehr häufig im CC von irgendwelchen Elternmails. Meine erste Frage ist dann immer, möchtest Du das selber klären oder möchtest du Unterstützung? Ganz manchmal nehme ich mir auch die Freheit, dass selber klären zu wollen (immer dann, wenn Eltern mit verqueren Dingen um die Ecke kommen und meinen das Beschwerdemangement umgehen zu müssen)
Danke für den Bericht, wir hatten gemeinsam mit unserer jüngsten Tochter
derartige Erfahrungen machen müssen. Asozial bis menschenverachtend
sind derartige Gruppen von Individuen, die sich gegen Mitschüler in der
Pubertät richten, wenn diese dann emotional reagieren.
Da freut sich die Mobbing-Community. Und wie die ihren Spaß daran haben.
Trotzdem wünsche ich auch diesen eine frohe Weihnacht.