SCHWERIN. Weniger Pflichtstunden und mehr multiprofessionelle Teams, das fordert der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Mecklenburg-Vorpommern. Angesichts absehbarer Löcher im Landeshaushalt warnt dieser vorsorglich davor, den Rotstift auch in der Bildung anzusetzen. Möglichen Sparideen hält der Verband einen 16-Punkte-Plan für gute Schule entgegen – und fordert zur Not ein Sondervermögen.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Mecklenburg-Vorpommern hat vor Einsparungen im Bildungsbereich gewarnt und einen 16-Punkte-Plan für gute Schule vorgelegt. Die Fehler der Haushaltsschieflage vor etwa 20 Jahren mit gravierenden Folgen für den Schulbetrieb dürften sich nicht wiederholen, mahnt der VBE-Landesvorsitzende Michael Blanck.
Auch angesichts der Bedrohungen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung dürften Investitionen in Bildung nicht dem Diktat einer Schuldenbremse unterliegen. «Wenn es nicht anders geht, muss es eben über einem Sondervermögen gehen», so Blanck. Eine ähnliche Forderung hatte auch schon die oppositionelle CDU erhoben.
Verband fordert Entlastung der Lehrkräfte
Der VBE, der im Juni aus Protest gegen die aktuelle Bildungspolitik und geplante Änderungen im Lehramtsstudium (News4teachers berichtete) den Bildungspakt für MV verlassen hatte, fordert insbesondere eine Stärkung der Regionalen Schulen. Vor allem dort sollen mehr Lehrkräfte eingestellt und der Wert der Mittleren Reife erhöht werden.
«Wenn wir es zulassen, dass bis zu neun Prozent eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss verlassen, müssen wir uns über den Fachkräftemangel nicht wundern», sagt Blanck. Multiprofessionelle Teams, zu denen auch unterrichtsbegleitendes Personal, Gesundheitsfachkräfte und Sonderpädagogen gehören, sollten die Inklusion in zunehmend heterogenen Klassen voranbringen und Entlastung für Lehrer:innen bringen.
Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, soll perspektivisch die Unterrichtsverpflichtung für Pädagogen wieder gesenkt werden. Mit 27 Pflichtstunden müssten Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern derzeit bundesweit mit am meisten arbeiten. «Für junge Lehrer ist das oft ein Grund, sich für ein anderes Bundesland zu entscheiden», so Blanck. Dem könne unter anderem mit der Einführung von Arbeitszeitkonten und der späteren Absenkung der Pflichtstunden bei rückläufiger Schülerzahl begegnet werden.
Älteren Lehrer:innen soll durch Zulagen sowie weniger Pflichtstunden der Verbleib im Beruf erleichtert werden. Nach Angaben Blancks scheiden derzeit viele Lehrkräfte vorzeitig aus dem Schuldienst aus. «Sie sind ausgebrannt. Viele gehen mit 63 oder früher. Es stört nicht der Unterricht, sondern das drumherum.»
Großer Bedarf an Nachwuchslehrkräften
Früheren Angaben des Bildungsministeriums zufolge scheidet in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030 etwa die Hälfte der rund 12.600 Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen altersbedingt aus dem Dienst aus. Jährlich sind etwa 1.000 Neueinstellungen erforderlich, um das zu kompensieren und Zusatzbedarfe zu decken. Deshalb stellt das Land zunehmend auch Lehrkräfte im sogenannten Seiteneinstieg ein und sorgt für eine berufsbegleitende Qualifizierung in Pädagogik und Didaktik.
Blanck fordert verstärkte Anstrengungen auch im Schulbau. Trotz der millionenschweren Programme verschiedener Landesregierungen sei der Nachholbedarf noch immer immens. «Die Linke hat 2019 den Investitionsstau auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt. Das können die Kommunen allein nicht leisten.» Der VBE-Landesvorsitzende richtet an das Land die Forderung, trotz angespannter Haushaltslage weitere Mittel für die Sanierung und Digitalisierung der Schulen locker zu machen. News4teachers mit Material der dpa