Full-Time-Job: Immer mehr Kinder sind mehr als 35 Wochenstunden in Kitas

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WIESBADEN. Immer mehr Eltern setzen auf längere Betreuungszeiten in Kitas. Trotz steigender Fachkräftezahl bleibt die Personalsituation vielerorts angespannt. Dies zeigen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes.

Wann ist Feierabend? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Lange Betreuungszeiten in Kindertageseinrichtungen werden in Deutschland immer häufiger. Die Zahl der Kinder mit einer vertraglich vereinbarten Betreuungszeit von mehr als 35 Stunden in der Woche nahm von 2014 bis 2024 um 30 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) dieser Kinder hatten sogar eine festgelegte Betreuungszeit von mehr als 45 Wochenstunden.

Auch die Zahl von Kindern mit kürzeren Betreuungszeiten stieg an: Demnach gab es 2024 rund 25 Prozent mehr Kinder mit einer Betreuungszeit von 25 bis 35 Stunden pro Woche als noch 2014. Einen Rückgang gab es hingegen bei Kindern mit einer kürzeren Betreuungszeit von bis zu 25 Stunden in der Woche. Deren Zahl nahm von 2014 bis 2024 um 8 Prozent ab.

Die durchschnittlich vereinbarte Betreuungszeit stieg damit in den vergangenen zehn Jahren von 35,3 auf 36,1 Stunden pro Woche. Im selben Zeitraum wuchs auch die Zahl der betreuten Kinder – von 3,29 Millionen auf 3,94 Millionen.

Mehr Personal, doch Engpässe bleiben

Mit der Zahl der Kinder steigt auch der Personalbedarf in Kindertagesstätten. Die Zahl der pädagogisch tätigen Menschen in Kitas stieg deshalb in den vergangenen zehn Jahren. Rund 724.000 Betreuungskräfte arbeiteten 2024 in Kindertageseinrichtungen, im Jahr 2014 waren es noch gut 494.000. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl somit um 46 Prozent.

Dennoch gilt die Personalsituation in vielen Einrichtungen als angespannt. Das Statistische Bundesamt nennt den Anteil der Vollzeit-Betreuungskräfte als einen Grund dafür. 67 Prozent des pädagogischen Kita-Personals im Jahr 2024 arbeiteten weniger als 38,5 Stunden pro Woche (2014: 65 Prozent), erklärten die Bundesstatistiker.

Fachkräfte aus dem Ausland

Im Jahr 2023 schlossen mehr als 55.000 Menschen eine Ausbildung als Erzieher, Sozialassistent oder sozialpädagogischer Assistent beziehungsweise als Kinderpfleger ab. Das war laut Bundesamt ein neuer Höchststand – obwohl für Schleswig-Holstein die Zahl nicht vorlag. Im Jahr 2013 hatten bundesweit noch etwa 44.000 Absolventinnen und Absolventen eine Ausbildung in einem dieser Erziehungsberufe abgeschlossen.

Für die Kinderbetreuung wird auch auf Fachkräfte aus dem Ausland gesetzt. 2.778 Verfahren zur Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses als Erzieher oder Erzieherin gab es im Jahr 2023. Davon wurden 1.743 positiv, 624 negativ und 222 noch nicht beschieden. 186 Verfahren wurden ohne Bescheid beendet. Besonders häufig ging es um die Anerkennung von Abschlüssen aus Spanien (324), der Ukraine (237) und der Türkei (231). News4teachers / mit Material der dpa

Bildungsforscherin warnt: “Sehr frühe und sehr lange Kita-Betreuung stresst Kinder”

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Unfassbar
27 Tage zuvor

Einerseits sollen die Eltern beide in Vollzeit arbeiten und dafür auch längere Pendelstrecken in Kauf nehmen. Gleichzeitig werden die langen KiTa-Zeiten für die kleinen Kinder kritisiert. Was will man denn nun?

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Das sind aber nicht die gleichen “Fraktionen”. Wem Vollzeitarbeit beider Elternteile besonders wichtig ist, kritisiert eher nicht die langen Betreuungszeiten der Kinder. Und wer in der frühen Langzeitbetreuung Gefahren für die seelische Entwicklung sieht, wie viele Psychoanalytiker und auch Psychoanalytikerinnen, der hat sogar die chronische Überlastung von Eltern im Blick.

Immer noch lesenswert: “Vater,m Mutter, Staat” von Rainer Stadler https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Vater%2C+Mutter+Staat

Cornelia
27 Tage zuvor

Da sind wir ja fast bei der Wochenkrippe angelangt. Die wurde auch als hilfreich verkauft und attraktiv dargestellt, heute weiß man, dass die Kinder Schäden davon getragen haben. Es müssen alternative Lösungen angeboten werden. Elterngeld für das zweite Lebensjahr.

Andreas Schwichtenberg
26 Tage zuvor
Antwortet  Cornelia

Tatsächlich sind wir bei Teilzeitfamilien angelangt.
Böse gesagt: Die Kinder müssen in die Betreuung, weil es an Werktagen zu Arbeitzeiten schlicht kein Zuhause gibt, zu dem kleine Kinder hinkönnen.

GBS-Mensch
27 Tage zuvor

Zunächst einmal sage ich das, was ich immer zu dem Thema sage:

Den einen oder anderen Betreuungsanspruch streichen und dann passt es schon.

Zum Anderen:

Ich habe heute in einem anderen Medium die Veröffentlichung gelesen und da haben dann viele berufstätige Eltern ihre Situation geschildert und ihr Leid geklagt über die Dinge, wie sie nun einmal sind.

Fremdbetreuung war als notwendiges Übel einmal dazu gedacht, Eltern die Berufstätigkeit zu ermöglichen. Wenn man die Priorisierungsparameter bei der Platzvergabe kennt, kann davon keine Rede mehr sein.

Hier gibt es an Grundschulen Vorschulklassen. Bei Platzmangel gibt es neben dem Einzugsbereich zwei relevante Auswahlkriterien nämlich Geschwisterkinder und Sprachförderbedarf.

Das Ärzteehepaar mit Einzelkind sieht da ganz schnell ganz verdammt alt aus und im Zweifel darf dann einer davon seine Berufstätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben.
Auf das Klientel, das dann den Platz bekommt, will ich hier nicht weiter eingehen. Aber viele Kinder mit Sprachförderbedarf zu haben, ist dementsprechend durchaus günstig.

In Kitas gibt es häufig das Kriterium “Alleinerziehend”. Witzigerweise völlig unabhängig von einer Erwerbstätigkeit.

Das System Kinderbetreuung hat sich inzwischen komplett von seinen Ursprüngen und seinem Zweck entkoppelt und dann muss man sich auch nicht wundern.

In anderen Beiträgen kritisiert man dann, dass Eltern auf private Einrichtungen ausweichen.

potschemutschka
27 Tage zuvor

Ein Grund für die langen Betreuungszeiten, sind meiner Beobachtung nach, die großen Entfernungen der Kitas von Wohn- und Arbeitsort. Beispiel: Die Kita meiner Enkel befand sich 12 km vom Wohnort entfernt, Arbeitsort der Mutter 8km vom Wohnort, allerdings in der entgegengesetzten Richtung. Arbeitsort des Vaters 25 km in der anderen entgegengesetzten Richtung. Ohne Auto und Einsatz der Großeltern (wieder anderer Wohnort 20 km von Kita entfernt) … Meine eigenen Kinder gingen damals in einen Kindergarten fußläufig von der Wohnung entfernt, wie fast alle aus der Nachbarschaft. Wenn es mal später auf Arbeit wurde, bekam der Nachbar einen Zettel, dass er/sie das Kind auch schon mal mit abholen darf. Es war ein Geben und Nehmen. Die Kinder kannten sich untereinander und hatten jede Menge Freunde und Menschen, die sich um sie kümmerten, wenn die Eltern mal verhindert waren. Die Kindergärten waren übrigens trotzdem lange geöffnet und ich kann mich nicht erinnern, dass es zu gravierenden Personalengpässen in Grippe-Zeiten o. ä. kam. Großbetriebe und Hochschulen hatten Betriebskindergärten, auch da waren die Wege kurz und die Betreuungszeiten entsprechend auch kürzer.

Marion
27 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

“….und ich kann mich nicht erinnern, dass es zu gravierenden Personalengpässen in Grippe-Zeiten o.ä. kam.”
Vielleicht, weil Kinder mit Grippe zu Hause blieben, bis sie vollständig genesen waren?
Oder war es da auch gang und gäbe, Kinder krank in die Einrichtungen zu stecken?
Ich frag mich auch oft, ob es in früheren Zeiten auch schon als normal galt, wenn Kindern nahezu ganzjährig der grüne Schnodder aus der Nase rinnt und ob Kinderärzte schon immer meinten, zwölf Infekte im Jahr, wären für Kleinkinder völlig ok!???

potschemutschka
27 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Es gab mehr bezahlte Kinderkrankentage (+ Haushaltstag pro Monat) und man musste auch nicht deswegen um seinen Job fürchten. Chef oder Chefin hatten ja meist auch Kinder 🙂 und wussten, dass kleine Kinder öfter mal krank sind.

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Dass Kinder öfter krank sind, wissen eigentlich alle Chefs und auch die meisten Kollegen. Aber manche Chefs wissen zu gut, wie sich Eltern erfolgreich unter Druck setzen lassen.

potschemutschka
26 Tage zuvor
Antwortet  A. M.

🙂

Csa
27 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Liebe Marion, genau so ist es. Und ich habe das Gefühl, seit Corona sind die Hemmungen noch mehr gefallen, offensichtlich kranke Kinder zur Schule zu schicken. Erst vorgestern holte eine Mutter ihr Kind ab mit den Worten: du hast ganz schön lange durchgehalten. Toll. Heute liege ich mit 40 Fieber im Bett. Und nein: keine einzige Schulstunde werde ich das durchhalten.

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  Csa

Vor -zig Jahren habe ich einmal gestaunt, als ich das erste Sofa hinten in einem Klassenraum entdeckte. Für seine Aufstellung hatte eine Lehrerin gesorgt, die nicht wollte, dass berufstätige Mütter, wegen jedem kleinen Infekt ihres Kindes auf der Arbeit gefehlt hätten. Kranke Kinder durften sich auf dem Sofa mit Decke ausruhen. Der besondere Service wurde gern von den Eltern angenommen.

Csa
26 Tage zuvor
Antwortet  A. M.

Sorry, aber wir sind doch nicht für das Beaufsichtigen von kranken Kindern zuständig…das machen andere Berufsgruppen. Oder eben Eltern. Oder der Staat muss Geld in die Hand nehmen und eine Institution schaffen, in die man kranke Kinder abschieben kann.
Oder man lässt es wie es ist und die Eltern hören dann auch bitte auf, über hohe Krankenstände in Kita und Schule zu schimpfen. Und die Gesellschaft/Unternehmen/etc. hören bitte auf, über die schlechte Bildung, Schüler ohne Abschluss, etc. zu schimpfen. Danke.

Mika
26 Tage zuvor
Antwortet  A. M.

Und, haben sich die anderen Eltern darüber gefreut, dass ihre Kinder sich ansteckten? War es für die kranken Kinder hilfreich beim Gesunden, statt sich daheim im Bett zu erholen nun dem Unterricht zu folgen? Konnten sie viel lernen?

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  Mika

Ich hatte an der Schule nur eine Lesung in einer anderen Klasse. Unumstritten war dieses Vorgehen an der Schule nicht. (Das ist eine sehr dezente Umschreibung dafür, dass Kolleginnen es unmöglich fanden.) In den anderen Klassen gab es kein Sofa.

Mika
26 Tage zuvor
Antwortet  A. M.

Ich finde Sofas in Klassenräumen toll, auch Teppich, um auf dem Boden arbeiten zu können. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass kranke Kinder nach Hause gehören!

A. M.
25 Tage zuvor
Antwortet  Mika

Bei uns fehlt eher der Platz für ein Sofa in den Klassenzummern. Und im Kindergarten wäre ich froh, wenn mal überall die durchgesessenen Dinger auf dem Sperrmüll kämen. Da sitze ich lieber auf einen Treppe beim Vorlesen oder notfall auch auf dem Boden.

Ureinwohner Nordost
16 Tage zuvor
Antwortet  A. M.

Wer hat dieses “Sofa mit Decke” täglich gereinigt und desinfiziert?
Doch wohl nicht die Kollegin in der letzten Unterrichtsstunde?
Oder wurden diese Arbeiten gar nicht durchgeführt und es gab eine Keimquelle mehr im Unterrichtsraum?
Das waren ja unvorstellbar schlechte Hygienebedingungen in diesem Raum.

Cornelia
27 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Früher wurde Bettruhe verordnet bis 3 Tage nach Fieberende. Es gab weder Antibiotika noch Fieberzäpfchen. Die Kinder wurden nicht krank in die Praxis geschleppt, sondern die Hausärztin kam ins Haus, man schickte jemand nach ihr. Und wenn diese Person in Hausschuhen daher kam, wusste die Ärztin, dass es dringend ist. Das war allerdings in den Sechzigern.
20 Jahre später musste man Kinder in die Praxis bringen, egal wie krank sie waren. Durch Antibiotika und Fieberzäpfchen waren sie rasch wieder fit, Bettruhe Fehlanzeige. Manchmal waren sie noch blass, aber aufgedreht. Schon da war es nicht mehr klar erkennbar, wann ist das Kind gesund oder noch nicht ganz genesen.
Zwölf ärztlich behandlungsbedürftige Infekte im Jahr sind nicht ok, finde ich. Das müsste man genauer nach den Ursachen schauen.

Marion
27 Tage zuvor
Antwortet  Cornelia

Hmm, ob es da jetzt um “ärztlich behandlungsbedürftige” Infekte geht….
Es geht halt um Infekte, dazu gehört auch der einfache Schnupfen – aber eben auch die ausgewachsene Grippe, der Magen-Darm-Infekt ect.pp. Zwölfmal im Jahr hieße ja, jeden Monat ein Infekt. Wenn es im Schnitt ein paar Tage bis eine Woche, im schwereren Fall sogar zwei Wochen dauert, bis der Infekt vorbei ist, kommt da schon ‘ne ganze Menge zusammen.
Da wäre ein Kleinkind ja nahezu permanent mit irgendwelchen Krankheiten beschäftigt.
Ich habe in diesem Zusammenhang inzwischen schon öfter von Kinderärzten gelesen, die mal von zehn, dann wieder von zwölf Infekten im Jahr sprechen, die angeblich normal wären.
Ich denke, dass das inzwischen deshalb als “normal” gilt, weil Kinder halt nun mal von ganz kleinauf im Massenbetrieb Kita untergebracht sind, auch hustend und schnupfend in die Einrichtungen kommen, oder nach Krankheit nur halb genesen wieder gebracht werden.
Das setzt natürlich einen nicht enden wollenden Kreislauf von Ansteckung, halber Genesung, Wiederansteckung, weil Immunsystem vom voherigen, nicht auskurierten Infekt noch anfällig, in Gang. Das ist heute so Usus. Da komnen dann natürlich ganz locker zwölf “völlig normale” Infekte im Jahr zusammen.
Da hat man bei manchen Kindern den Eindruck, die haben quasi nur einen Infekt im Jahr – und den durchgehend.
Aber das ist voll gesundes Training für’s Immunsystem, das muss so, echt.

Marion
26 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Bezeichnend ist auch, dass man von Eltern, die ihr blasses Kind in die Einrichtung bringen, nur noch Sätze hört wie diesen:
“Der Arzt hat gesagt, ist nicht mehr ansteckend. Es kann also wieder in den Kindergarten.”
Nie hört man den Satz:
“Der Arzt hat gesagt, unbedingt diese Woche noch zu Hause bleiben, damit der Körper genug Zeit hat, sich von der Infektion zu erholen. Lieber gut auskurieren, bevor es wieder in die Kita geht.”
Ist das nicht seltsam? Wenn ich als Kind krank war, sagte der Hausarzt immer, erst nach drei Tagen fieberfrei wieder in die Schule.

PaPo
26 Tage zuvor
Antwortet  Marion

““Der Arzt hat gesagt, ist nicht mehr ansteckend. Es kann also wieder in den Kindergarten.””
Was mir meine Partnerin und Ihre Kolleginnen erzählen, wie dreist diese diesbzgl. regelmäßig von Eltern angelogen werdrn, grht auf krine Kuhhaut – vieles davon m.E. bereits eklatante Kindeswohlgefährdung, aber Hauptsache das Kind ist weg. Und obwohl es unzählige Bewerber um Plätze gibt, haben viele Kitas irgenfwie eine absolute Dienstleister-/’der Kunde ist König’-Mentalität… ich würde durchdrehen. Meinen höchsten Respekt für unser Kitapersonal.

PaPo
26 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

OK… offenbar mag ich das “r” mehr als das “e”… ^^

Stromdoktor
26 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Offenbar mögen Sie keine Eltern.

PaPo
26 Tage zuvor
Antwortet  Stromdoktor
  • Ich mag keine Lügner.
  • Und ich mag keine Trolle.
  • Und ich mag keine Eltern, die Ihre Kinder offensichtlich krank, in z.T. erbärmlichen Zustand, ggf. gar hochinfektiös, aus Eigennutz in die Kita regelrecht stopfen und denen die eigenen Kinder offenbar derart egal sind.
  • Und ich mag Sie nicht. 🙂
Marion
26 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Ich denke nicht mal, dass das immer Lügen sein müssen.
Nach den Äußerungen mancher Kinderärzte während Corona zu urteilen, glaube ich dass das den Eltern wirklich häufig so gesagt wird. Und die sind froh, nimmt es ihnen doch ein wenig das schlechte Gewissen. Schließlich hat es ja der Arzt gesagt.
Manchmal wirkt so ein Kind zu Hause auch schon wieder recht munter – weil es zu Hause ruhiger ist und es sich jederzeit zurückziehen kann – anders als im Kindergarten, wo ein Lärmpegel wie am Flughafen herrscht und es nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Rückzug gibt.
Nur weil ein Kind zu Hause vielleicht keine Bettruhe mehr braucht, es zeitweise schon wieder recht fröhlich spielt, heißt das noch lange nicht, dass es dem Kitaalltag bereits vollständig gewachsen ist.
Der Arzt sieht ein Kind vor sich, von dem er weiß, sein Infekt ist nicht mehr ansteckend, es ist zwar noch ein wenig blass um die Nase, aber wirkt dennoch ganz aufgeweckt, und dann ist da eine Mutter oder ein Vater, die unter Druck sind, die durchklingen lassen, dass sie eigentlich wieder arbeiten müssten.
Da kann es schon sein, dass er sagt: “Der/die Kleine steckt ja niemanden mehr an, sie könnrn es ruhig wieder in den Kindergarten schicken.”
Der sieht ja nicht, dass das Kind nach zwei Stunden in der Einrichtung nur noch total schlapp in der Kuschelecke rumliegt, weil das muntere Treiben drumherum halt doch noch ein bisschen viel ist.
Das Problem ist, dass niemand mehr wirklich Zeit für sowas hat.
Die Tage sind durchgetacktet und “Störfälle” nicht vorgesehen.
So einfach und so deprimierend ist das.
Und ernsthaft etwas dran ändern will auch keiner – obwohl wir überall die Folgen dieses Wahnsinns längst spüren. Sowas wie einen “Welpenbonus” für die Allerkleinsten? – Den können bzw. wollen wir uns schon längst nicht mehr leisten.

Cornelia
26 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Ich frage mich auch schon lange, ob in manchen Fällen Verhaltensprobleme bei Kindern auch mit häufigen infekten zusammenhängen, die nicht richtig ausgeheilt sind oder einfach zu schnell hintereinander auftreten.
Wer kennt sie nicht, die Kinder, die , wenn sie müde werden, sich nicht einfach in eine ruhige Ecke zurück ziehen, sondern unruhig, überdreht und zappelig werden.

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Im Vergleich zu anderen Kindern war ich eher ein schwächliches, in der Grundschule ab und an erkältetes Kind. (Kein Kindergartenbesuch, nur Immuntraining auf dem Bauernhof). Aber im Vergleich zu heutigen Kindern war ich kerngesund!

Magen-Darm-Infekte habe ich übrigens erst mit Beginn meiner Erzieherausbildung kennengelernt. Das Vieh auf unserem Hof war aber auch immer gesünder als Kitakinder es heute sind. Der Stall war halt gut durchlüftet, das Futter stammte aus eigenem Anbau und im Sommer waren die Tiere auf der Weide.

Ich frage mich, wie es mit den Coronainfektionen bei Kindern und Erzieherinnen in den Kitas ohne eigenes Außengelände ausgesehen hat, wie es sie vor allen in Berlin und vielen anderen Meropolen gibt. Die Journalisten haben sich diesbezüglich nicht die Finger wund geschrieben.

Ureinwohner Nordost
16 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Es scheint ja so zu sein wie in der Massentierhaltung: Dauerantibiotika und -fiebersenker.

In einem der beiden Bereiche wird dagegen gewettert und sogar Kennzeichnungspflicht gefordert: Massenkindhaltung oder Massentierhaltung?

Ureinwohner Nordost
16 Tage zuvor
Antwortet  Cornelia

Naja, “fit” sind die Kinder mit Zäpfchen im Po und Antibiotika in den Adern nicht.
Sie sind symptombefreit, allerdings nicht gesund.

Cornelia
15 Tage zuvor

Natürlich sind sie nicht fit, aber sie wirken so. Das hat mich immer gestört. Aber so einfach ließ man ja die Medikamente nicht weg, wenn man sie, zum Beispiel wegen einer Mittelohrentzündung, verschrieben bekam.
Eines meiner Kinder hatte sehr früh schon viele Mittelohrentzündungen. Im Anschluss an die Infektionen war das Kind kaum zu bändigen. Der Bewegungstrieb war enorm. Wollte es auf den Stuhl sitzen, sprang es so voller Energie drauf, dass es auf der anderen Seite wieder herunterfiel. Dieses unruhige und überschießende Verhalten samt einer besonderen Blässe war wirklich nach Infektionen besonders auffallend. Natürlich schickte ich das Kind so nicht in den Kindergarten.
Kinder sind verschieden. Meine anderen Kinder waren nicht so häufig krank und hatten auch nicht diese Reaktionen. Berufstätigkeit wäre in diesem Fall gar nicht vereinbar gewesen….

A. M.
26 Tage zuvor
Antwortet  Marion

Nein! Früher war es für manche Kinderärzte Ehrensache zu Beginn eines Kinderjahres in Kindergärten einen Vortrag zu halten, in dem sie den Eltern erklärten, dass es für Kinder besser ist, wenn sie sich nach einem Infekt aus dem Kindergarten daheim erholen können und somit auch keine anderen Kinder anstecken können. Diese Kinderärzte sind vermutlich jetzt mehrheitlich schon gestorben. Leider mangelt es an Nachwuchs, der diese Tradition fortführt.

Praktikantinnen, die auf die Idee kamen, einen Elternabend mit einem Kinderarzt zu organisieren, galten deswegen übrigens eher als fortschrittlich (manche haben schon geahnt, in welche Richtung es gehen würde…) und nicht als rückschrittlich.

Silvia
26 Tage zuvor

Insgesamt haben wir weniger als 35 Stunden Betreuungsbedarf. Es ist aber so geregelt, dass man diese nichtmal halbwegs frei verteilen kann: Das Kind muss bei 35 Stunden bis 14 Uhr abgeholt werden. Ich brauche aber 3x bis 12 Uhr und zwei lange Nachmittage bis 16.30 Uhr. Bei Mangel wird dann so reduziert, dass bei 35 Stunden und darunter nicht mehr gearbeitet werden kann. Es bleibt also nur das 45 Stunden Modell. Zum Glück sind die 45 Stundenplätze hier nicht zu knapp, sodass ich niemandem etwas wegnehme (und die Kita freut sich übers frühe Abholen, weil eh immer zu wenig Personal).
Ganz schlimm ist es für die Eltern von Inklu-Kindern wo es eh schon schwierig ist: Da kümmert sich zwar eine Erzieherin in 1:1, aber abgeholt werden MUSS trotz 45 Stunden schon um 13 Uhr. Auf dem Papier gibts zwar Zusatzstunden, in der Praxis kommt bei den Kindern aber nichts an.

Annika
25 Tage zuvor
Antwortet  Silvia

Die Inklusionsstunden werden ja nur sehr begrenzt genehmigt. In allen mir bisher bekannten Fällen waren es lediglich 15 Wochenstunden. Selbst bei schwersten Beeinträchtigungen. Selbstverständlich kann das Kind dann nicht länger bleiben, wenn seine Beieinträchtigung es erfordert, dass zwingend eine 1:1 Betreuung gegeben sein muss. Wie sollen die Erzieher das denn wuppen? Wenn man 45 Stunden 1:1 Betreuung möchte müssen auch 45 Stunden finanziert werden.

Gabi
25 Tage zuvor
Antwortet  Annika

Gemäß Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ist untersagt, Menschen mit Behinderungen direkt oder indirekt zu benachteiligen. Kindern mit Behinderungen muss der Zugang zu inklusiver Bildung und Betreuung gewährleistet werden. Dazu gehört auch die Bereitstellung angemessener Unterstützungsmaßnahmen, wie beispielsweise 1:1-Betreuung, um sicherzustellen, dass sie dieselben Möglichkeiten haben wie nichtbehinderte Kinder. Eine Benachteiligung aufgrund einer Behinderung ist auch nach deutschem Recht unzulässig. Das gilt insbesondere, wenn durch organisatorische Entscheidungen oder mangelnde Ressourcen ein Kind mit Behinderung schlechter gestellt wird. Wenn die Eltern einen 45-Stunden Vertrag haben, ist es Sache des Trägers, diesen Anspruch zu erfüllen. Gerichtlich lässt sich das sicherlich einklagen, ggf. mit Schadenersatz, wenn in der Zwischenzeit die Stundenzahl reduziert werden muss. Praktisch gesehen macht man sich hierdurch wahrscheinlich nicht beliebt und es bleibt dann zuletzt die Kita, die trotz schlechter Besetzung die 1:1 Betreuung zusätzlich leisten muss. Fakt ist leider: Wenn es keine Klagen gibt, wird diese von Ihnen beschriebene, benachteiligende Praxis weiter fortgesetzt und weiter an der personellen Ausstattung gespart!

Annika
24 Tage zuvor
Antwortet  Gabi

Klagen ist immer sinnvoll wenn sich der Vertragspartner nicht an seinen Teil der Abmachung hält.

Bezüglich der Idee, das betroffe Kind trotz fehlender 1:1 Betreung in die Kita abzuschieben um auf Biegen und Brechen “sein Recht” auf 45
Betreuungsstunden durchzusetzen, wird mir aber ehrlich gesagt übel.

In einem solchen Fall erachte ich die Lieblosigkeit der Eltern als deutlich größeres Problem für das Kind, als die fehlenden Betreuungsstunden.

Max
24 Tage zuvor
Antwortet  Annika

Manche können das einfach nicht anders regeln. Ich zum Beispiel bin alleinerziehend und muss ne Wohnung abbezahlen. Da kann ich nicht einfach meine Arbeitszeit verringern. Ob das Kind ne Behinderung hat, merkt man ja meistens auch erst, wenn es da ist. Soll ich dann alles, was ich mir aufgebaut hab, für das Kind aufgeben? Wohnung verkaufen, in was Kleineres ziehen, weniger arbeiten oder ganz aufhören zu arbeiten? Das muss jeder selbst entscheiden. Ich find es total unangebracht, dass du da von Lieblosigkeit sprichst. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Kind, das in der Kita 1:1 betreut werden muss, auch zu Hause echt anstrengend ist – vor allem, wenn man dafür nicht ausgebildet ist. Und 45 Stunden bedeutet ja nicht, dass das Kind jeden Tag 9 Stunden in der Kita ist, sondern nur, dass es auch nachmittags betreut werden kann.

Annika
23 Tage zuvor
Antwortet  Max

“Ich find es total unangebracht, dass du da von Lieblosigkeit sprichst.”

Und ich finde es total unangebracht meine Aussage derart aus dem Kontext zu reißen und auf ihre völlig andere Situation zu beziehen.

Wenn sie sich mal selber in die zwei verschiedenen Szenarien
hineinfühlen, merken sie vielleicht auch den Unterschied hinsichtlich des
dem Kind entgegengebrachten Ausmaß an elterlicher Liebe.

Szenario 1: Im angeblichen Kampf für “die Rechte des Kindes” ist man bereit, sein Kind unter völlig unzureichenden Betreuungsbedingungen zu parken. Hauptsache das Kind ist seinem Recht entsprechend 45 Stunden in Betreuung. Dass es ihm dabei nicht gut geht ist halt einfach ein Kollateralschaden im Kampf um seine Rechte. Es zählt nicht wie die Betreuung für das Kind ist, sondern nur, dass sie möglichst lang ist.

Szenario 2 wie von ihnen beschrieben: Ich unterstelle ihnen jetzt einfach mal positiver Weise, dass sie sich bei all ihren Nöten zusätzlich auch noch Gedanken um das Wohl ihres Kindes machen, dass sie vielleicht ab und an oder sogar dauerhaft ein schlechtes Gewissen haben, weil es ihnen leid tut, ihr Kind auf Grund der “äußeren Zwänge” unter schlechten Bedingungen in die Kita abschieben zu müssen.

Im Szenario 1 erkenne ich kaltschnäuziges Kalkül und nach meinem Empfinden in der Tat eine absolute Lieblosigkeit, da hier “Recht haben” dem Wohl des Kindes vorgezogen wird.

Im Szenario 2 sehe ich hingegen eine zutiefst traurige und tragische Situation, sowohl für Sie, als auch für das Kind. Lieblosigkeit kann ich da nicht erkennen. Es sei denn natürlich, sie würden jetzt behaupten, dass diese Situation für das Kind überhaupt nicht schädlich ist und dass es vom System her total gut und richtig ist, dass alleinerziehende Eltern gezwungen sind, ihre Kinder unter solch schädlichen Bedingungen betreuen lassen zu müssen.

Max
21 Tage zuvor
Antwortet  Annika

Ähm, also erstmal geht es nicht um mich, meine können ja normal betreut werden, im Gegensatz zu den von Silvia beschriebenen behinderten Kindern. Zweitens bin ich der Meinung, das schon richtig eingeordnet zu haben und halte “Szenario 1” aus meiner Sicht für komplett absurd.
Szenario 2 trifft es schon eher. Der längeren Betreuung wird aber wie oben beschrieben ein Riegel vorgeschoben, dadurch dass die Kitas sagen, dass sie es nicht leisten können und werden – trotz Vertrag. Wenn in der übrigen Zeit sogar eine 1:1 Betreuung geleistet werden kann, müssen die Eltern hier auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen haben.

Dennoch sind die Familien/Alleinerziehenden von behinderten Kindern durch die fehlende Betreuungsmöglichkeit besonders benachteiligt, weil in der Kita 1:1 betreute Kinder auch zu Hause die volle Aufmerksamkeit eines Erwachsenen benötigen und dann alles Andere (Geschwisterkinder, deren Hausaufgaben, Haushalt, ggf. Arbeit oder Homeoffice) automatisch zu kurz kommt. Fehlt die Betreuung in der Einrichtung oder wird diese eingeschränkt, kann es dazu kommen, dass nichts anderes mehr geht – man kann sicher auch das ein oder andere Organisieren, ggf. gibt es noch Großeltern, aber ich kann den Leidensdruck verstehen, wenn dann – wie bei einer Kollegin bei der die Kita Notbetrieb hatte die Arbeit zwischen 22 und 1 Uhr nachts auf Kosten ihres Schlafs erledigt wurde, um alle Bedürfnisse zufrieden zu stellen. Das kanns nicht sein!

Die Ursache des Problems liegt nicht bei Kita oder der Familie, es ist ein gesellschaftliches! Es hört sich hart an, aber die Realität ist, eine Fachkraft für das Kind für bis zu 45 Stunden abzustellen ist zu teuer für den gesellschaftlichen Benefit. Das behinderte Kind wird trotz Förderung vielleicht immer behindert bleiben und nutzt der Gesellschaft vielleicht weniger als sie in es investiert. Das ist nicht meine Meinung, sondern mein Eindruck nachdem ich mich damit auseinandergesetzt habe, was tatsächlich in den Kitas ankommt.

Annika
20 Tage zuvor
Antwortet  Max

Ich empfinde Szenario 1 als ebenso absurd wie sie. Genau deswegen meine Antwort an Gabi, in welcher ich mein Unverständnis über eine solche Art und Weise zum Ausdruck brachte.

Bezüglich den von ihnen beschriebenen Aspekten zum Szenario 2 kann ich ihnen im Großen und Ganzen zustimmen. Vor allem, dass Eltern von Kindern mit Behinderungen besonders belastet sind, steht außer Frage. Einzig möchte ich darauf hinweisen, dass es hier nie um die Frage ging, ob Eltern ein schlechtes Gewissen haben “müssen”. Das wird niemand für Eltern entscheiden können und ist auch nichts, was vom Kopf aus gesteuert wird.

Ich kann nur sagen, dass ich persönlich bei den derzeitigen Zuständen in den Kitas ein extrem schlechtes Gewissen haben würde, wenn ich meine Kinder dort betreuen lassen müsste. Und ich würde alles mir mögliche tun, um das zu verhindern oder wenigstens den Betreuungsumfang auf den geringst möglichen Zeitraum reduzieren zu können.

Ursula
26 Tage zuvor

An der Statistik kann man aber nicht unbedingt die tatsächlichen Betreuungszeiten der Kinder ablesen. Wir wurden damals vom Träger dazu aufgefordert, bitte 45 Stunden zu buchen, damit der Betreuungsschlüssel besser ist. Um den Anreiz zu schaffen, lagen tatsächlich zwischen den Kosten für 35 und 45 Stunden nur 5 Euro Differenz.

uwe
20 Tage zuvor
Antwortet  Ursula

Ich hatte sogar im Sabbat Jahr 45 Stunden gebucht (einmal Bescheinigung vom Arbeitgeber reicht, wird nicht jährlich überprüft) und der Kleine war immer von 9 bis 10 bis 16:30 da. Gut für die Frühbetreuung, die war dann ziemlich leer trotz 2 Erzieher*innen. Ähnlich bei der Spätbetreuung, um 16:30 waren selten mehr als 10 Kinder da (der Kindergarten hatte 130 Plätze), da konnten sich die Erzieher*innen erholen. Gemeldet waren nämlich viel mehr, wer einmal die Woche 16:30 braucht muss 4 mal buchen.