Tricksen kinderleicht? Hochschulen stochern ohne gemeinsame KI-Strategie im Nebel

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BERLIN. Mit Hilfe von Text-Robotern wie ChatGPT können in wenigen Sekunden ganze Hausarbeiten verfasst werden. Das stellt die Universitäten vor neue Herausforderungen. Eine einheitliche Strategie, damit umzugehen, gibt es aber nicht – wie eine kleine Umfrage unter Berliner Hochschulen zeigt.

“Copy and Paste” war gestern – heute verfasst die Künstliche Intelligenz individuelle Texte (Symbolbild). Illustration: Shutterstock

Für viele Studierende in Berlin ist ChatGPT schon längst zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel geworden – zum Teil wird der Chatbot aber auch missbräuchlich verwendet. An der Freien Universität (FU) etwa gab es bereits einzelne Verdachtsfälle der Täuschung wegen der unerlaubten Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), wie ein Pressesprecher sagt. «Gemäß der Rahmenstudien- und -prüfungsordnung wird die unerlaubte Nutzung von KI als Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel bzw. Täuschung gewertet und kann zum Nichtbestehen der Prüfung führen», erklärt der Sprecher.

Dafür müsste allerdings erst einmal ein Nachweis geführt werden. Der Humboldt-Universität (HU) und der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) sind Verstöße durch den unerlaubten Einsatz von KI offiziell nicht bekannt. Wie viele anderen Universitäten verbiete die HWR Studierenden die Verwendung von KI grundsätzlich nicht, verlautet eine Sprecherin. Wenn KI-Tools für eine Prüfung verwendet würden, müsse das aber in einer Eigenständigkeitserklärung entsprechend vermerkt werden. «Zusätzlich werden alternative Prüfungsformen als Ersatz für Hausarbeiten diskutiert und angeboten.»

Ähnlich handhabt es die HU. Dozentinnen und Dozenten wird zum Beispiel empfohlen, Wissen nicht in Hausarbeiten, in denen leicht getrickst werden kann, sondern in mündlichen Prüfungen oder vor Ort geschriebenen Klausuren abzufragen, wie eine Sprecherin erklärt. Für die Erkennung von Plagiaten benutzen HU und HWR eine spezielle Software. Eine verlässliche Erkennung von mit KI verfassten Texten sei damit aber nicht möglich, sagt die HWR-Sprecherin.

Die Unis stehen KI grundsätzlich offen gegenüber und bieten zum Teil Weiterbildungsmaßnahmen und Workshops an. «Die Hochschulen tauschen sich hinsichtlich der breiten Einsatzmöglichkeiten von KI in Lehre, Forschung und Verwaltung untereinander aus», sagt die HU-Sprecherin. Eine gemeinsame KI-Strategie gebe es aber nicht. News4teachers / mit Material der dpa

Erste Verdachtsfälle im Abitur: ChatGPT soll bei Prüfungen geholfen haben – Schulbehörde ermittelt

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1 Kommentar
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Lisa
17 Tage zuvor

Ich bin erstaunt, dass das klappt. ChatGPT schreibt sehr viel Unsinn und nennt Quellen, die gar nicht existieren. Lesen die Professoren die HA nicht aufmerksam?