Neuer Auftrag: Schulen sollen Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt entwickeln

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MAINZ. Auf die Kollegien der rund 1600 Schulen in Rheinland-Pfalz kommt in nächster Zeit eine neue Aufgabe zu: Sie sollen Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt und andere Gewaltformen entwickeln. Das Bildungsministerium hat nun die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen.

Noch mehr drauf? Klar, gerne. (Symbolbild) Illustration: Shutterstock

Bereits 2023 hatte der Landtag in Mainz einstimmig beschlossen, dass alle Schulen in Rheinland-Pfalz bis zum Beginn des Schuljahrs 2028/29 Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt und andere Gewaltformen entwickeln müssen. „Gewaltrisiken zu reduzieren, Schule als Schutzraum für alle Beteiligten zu stärken – das war und ist das Ziel der Initiative“, so teilt das Bildungsministerium mit.

Das Bildungsministerium hat sich, betont die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, „zügig an die Arbeit gemacht und noch im Jahr 2024 ein wichtiges Etappenziel erreicht: Die Schutzkonzepte sind nun in den Schulordnungen fest verankert. Ich bin sehr glücklich, dass jetzt rechtlich der Weg frei ist, damit alle Schulen bis August 2028 ihr Schutzkonzept haben.“

Viele Schulen hätten bereits eigene Konzepte erarbeitet, rund 160 Schulen seien derzeit zusammen mit dem Pädagogischen Landesinstitut (PL) dabei, Schutzkonzepte zu entwickeln. „Für das Ministerium für Bildung hat der Schutz vor sexualisierter Gewalt höchste Priorität. Mit der gesetzlichen Verankerung schaffen wir nun eine Grundlage dafür, dass Übergriffe idealerweise erst gar nicht passieren. Zum anderen sollen Schulen aber auch Räume sein, in denen Kinder und Jugendliche gestärkt und ermutigt werden, zu diesen Themen nicht zu schweigen. Betroffene sollen in der Schule Ansprechpersonen finden, die ihnen zuhören und wissen, welche Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt“, so Hubig weiter.

Mit der Entwicklung der Konzepte setzn die Schulen die seit Jahren umfangreiche Präventionsarbeit fort – und sie würden dabei nicht allein gelassen, so erklärt das Ministerium. Bereits jetzt könnten sie auf bestehende Präventions- und Interventionsmaßnahmen zurückgreifen. „Das Ministerium für Bildung steht den Schulen gemeinsam mit dem PL und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als Ansprechpartnerin zur Seite und unterstützt sie umfassend. Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und pädagogische Fachkräfte in Rheinland-Pfalz erhalten schon seit vielen Jahren ein breit gefächertes Fortbildungsangebot, das weiterhin ausgebaut wird“, so heißt es.

„Mit den Schutzkonzepten schaffen sich die Schulen eine Struktur für die Präventionsarbeit, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse und Gegebenheiten zugeschnitten ist“

Was wird erwartet? Eltern und Erziehungsberechtigte könnten durch Informationsveranstaltungen auf die Thematik aufmerksam gemacht werden. Schülerinnen und Schüler würden durch altersgerechte Angebote ermutigt, dieses sensible Thema anzusprechen. Sie sollen Informationen zu niederschwellig erreichbaren kompetenten Anlaufstellen erhalten. „Mit den Schutzkonzepten schaffen sich die Schulen eine Struktur für die Präventionsarbeit, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse und Gegebenheiten zugeschnitten ist“, erläutert Hubig. „Damit Schutzkonzepte wirken können, ist es wichtig, dass diese gelebt werden. Und daher legen wir viel Wert darauf, dass die Entwicklung von Schutzkonzepten an Schulen gemeinsam mit allen erfolgt.“

Neben der gemeinsamen Erarbeitung sei ein weiterer wichtiger Aspekt, dass sich Schulen untereinander und mit anderen Partnern aktiv austauschen. „Im Ministerium für Bildung stehen im Rahmen des ,Runden Tisches zur Prävention von sexualisierter Gewalt‘ Fachstellen, die Schulpsychologie, die ADD und die Polizei in Austausch über aktuelle Entwicklungen“, erklärt Hubig. Jede Schule in Rheinland-Pfalz verfüge über ein Krisenteam, das innerhalb der nächsten Jahre seine bestehenden Konzepte überarbeiten oder entwickeln soll. Zur Prävention von sexualisierter Gewalt stellt das Bildungsministerium nach eigenen Angaben jährlich rund 200.000 Euro zur Verfügung – das sind umgerechnet rund 120 Euro pro Schule. News4teachers

Schulen werden mit Erwartungen überfrachtet – und müssen daran scheitern. Deshalb: Lasst Lehrer endlich mal in Ruhe arbeiten!

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34 Kommentare
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Unfassbar
6 Tage zuvor

Zwei Fragen:
a) Wie genau arbeitete das Ministerium mit?
b) Wie wird diese Arbeitszeit finanziert?

Wahrscheinliche Antworten:
a) Durch den Auftrag
b) Gar nicht, kommt oben drauf.

Ohne Worte- ohne mich
6 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

So ist es geschehen.
Die Aufgabe ist nicht neu und längst erteilt.

Philine
5 Tage zuvor

Wer wird denn hier von einer “Aufgabe” sprechen, es gilt, eine Herausforderung motiviert anzunehmen.

Ohne Worte- ohne mich
5 Tage zuvor
Antwortet  Philine

Ach sooo! Ja dann….

Riesenzwerg
5 Tage zuvor
Antwortet  Unfassbar

Bei “a)” war ich raus vor Lachen.

Ist doch klar – muss irgendeine Steuergruppe entwickeln.

Warum nur immer beim Einzel”kämpfertum” bleiben?

Ein Konzept erstellen – an alle Schulen schicken und fertig ist die Laube.

Ehrlich, viel mehr vernetzen und teilen.

Eine Hand wäscht die andere – ginge auch im Schulwesen, wenn wir mal die Glorreichen außen vor lassen….

Henriette
6 Tage zuvor

Die dadurch entstehende Mehrarbeit der LK kostet ja nichts, deshalb kann sich ruhig jede Schule ein individuelles Konzept maßschneidern und Projekte dann möglichst kostenneutral in den Schulalltag integrieren. Toll.

nadine
5 Tage zuvor
Antwortet  Henriette

Wenn was standardisiertes aus dem KM kommt ist es aber auch nicht Recht, richtig?

Hans Malz
5 Tage zuvor
Antwortet  nadine

Wenn was Praxisnahes und gut Umsetzbares kommen würde, wäre ich zufrieden. Leider gibt es nur Impulspapiere.

Riesenzwerg
5 Tage zuvor
Antwortet  nadine

Kommt aber nichts.

Wäre ja vielleicht mal eine Vorentlastung…..

Schlaubi
5 Tage zuvor
Antwortet  Henriette

Aber wehe, wenn Schulen unterschiedlich agieren. Das ist dann unfair und unprofessionell.

laromir
6 Tage zuvor

Warum solls den Pälzern besser gehen als den Hessen?
Die haben schon vor 2 Jahren damit angefangen.
Bislang so mit mittelmäßigen Unterstützung.

Ohne Worte- ohne mich
6 Tage zuvor
Antwortet  laromir

Den Rheinland-Pfälzer:innen bitte sehr! Das sind nicht nur Menschen aus der Pfalz- auch vom Rhein, der Mosel, aus Eifel, Hunsrück und Westerwald, von der Ahr, aus Rheinhessen, von der Lahn….

Fräulein Rottenmeier
6 Tage zuvor
Antwortet  laromir

In NRW ist dieser Auftrag vor 2 Jahren ergangen….googlen, copy und paste….da hat man schon mal das Wesentliche und dann noch Anpassung an die eigene Schule….fertig…..und wenn man es wirklich genau und sehr ernst nimmt, nimmt eine Analyse der eigenen Schule vor…..
Ich hocke seit dieser Zeit auf dem Schutzkonzept für unsere Schule. Wir müssen nur noch Zeit finden, alle Kollegen mit OGS in die Handlungsabläufe einzubeziehen…..das ist das größte Problem, denn einen Extratag gibt es ja deswegen nicht….den bräuchten wir aber, um gemeinsam zu beraten….

Hans Malz
5 Tage zuvor

Chat GPT hilft auch.

447
4 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

So ist es.

“Konzepte” sind halt das Feuer im pädagogischen Vorzeigekamin, während die Kellerheizung geräuschlos und ungesehen das relevante Zeug erledigt.

Fräulein Rottenmeier
4 Tage zuvor
Antwortet  Hans Malz

Naja, kann man machen….für das einleitende Blabla sicherlich….aber da habe ich mir als Vorlage 5 gute Schutzkonzepte von anderen Schulen heruntergeladen und daraus das Beste herauskopiert.
Für den wichtigen Rest (die örtliche Analyse hat die OGS mit den Kindern gemacht, wesentliche Handlungsabläufe hat der OGS- Träger beigesteuert, wichtige Ansprechpartner erfährt man auf den Fobis, die dazu angeboten werden) muss man sich ein bisschen hinsetzen und alles zusammentragen.
Was dann bleibt, ist das Besprechen und Vorstellen des Konzeptes, das vereinbaren der Abläufe….(eine gemeinsame Schilf ist dazu notwendig)…..so….das war es dann aber auch….
Bei uns hat sich für dieses Konzept die SL, die Schulsozialarbeiterin und die OGS Leitung verantwortlich gezeigt, anderen Schulen haben sich AGs gebildet, an unseren beruflichen Schulen haben sich je eine Lehrkraft von jeder Schule miteinander vernetzt…..

Riesenzwerg
5 Tage zuvor

Es stehen viele Samstage und Sonntage bereit.

Die unterrichtsfreie Zeit steht auch noch zur Verfügung.

Weihnachten…..

DAS ist die Denke von Glorreichen.

Bin selbst nicht glorreich – puh!

Hysterican
5 Tage zuvor

“Zur Prävention von sexualisierter Gewalt stellt das Bildungsministerium nach eigenen Angaben jährlich rund 200.000 Euro zur Verfügung – das sind umgerechnet rund 120 Euro pro Schule.”

Wow, bin völlig begeistert!
Dafür lässt sich bestimmt externe Hilfe für diese Präventionsarbeit “einkaufen” … für meine Anstalt – 4-zügig, vollausgebaute Oberstufe, gut 1000 SuS und ca 90 LuL … ergibt das pro Schuljahr gerechnet etwa anderthalb Minuten moderierter Input / Lerngruppe bzw ein gedruckter Flyer mit den “schönsten und anrührendsten Segenswünschen” für alle SuS und LuL, in dem sie dann im Bedarfsfall ein wenig Seelenruhe finden können.

Die Arbeit daran erledigen selbstverständlich die LuL – wobei die Kultusbehörde sich dann mit diesen Schutzkonzepten schmücken kann und sich im konkrteten Bedarfsfall gemütlich auf die einzelen Schulen, deren Schutzkonzepte und natürlich die jeweilige Verantwortlichkeiten verweisen kann.

Fräulein Rottenmeier
5 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

Sorry, niemand schmückt sich mit Schutzkonzepten. Aber so ein Schutzkonzept kann Sicherheit bieten, falls es einen Fall von sexualisierter Gewalt gibt. Wüssten Sie, wie Sie richtig handeln, wenn sich ein Schüler Ihnen anvertraut? Kennen Sie als Aufsichtsperson die verborgenen Winkel Ihrer Schule, wo man auch mal in der Pause hinwandern kann/sollte?
Wissen Sie die genau was Kindswohlgefährdung ist und in welchen Fällen es ratsam ist sofort das JA einzuschalten, welche Schritte da bestenfalls gegangen werden sollten?
Kennen Sie Ansprechpartner für den Fall der Fälle?
Dies alles enthält ein Schutzkonzept…..ist also schon wichtig….finde ich….

JoS
4 Tage zuvor
Antwortet  Hysterican

“Dafür lässt sich bestimmt externe Hilfe für diese Präventionsarbeit “einkaufen””

120 Euro sind 6 Monate ChatGPT+. Sie werden es ja wohl schaffen, sich einmal kurz dranzusetzen und ein wohlklingendes “Konzept” ausspucken zu lassen.

447
4 Tage zuvor
Antwortet  JoS

Ich habe hier konkrete Erfahrung.

Das Wichtigste: Fügen Sie den sprachlichen Anteilen des prompts die folgende oder eine ähnliche Formulierung hinzu:

“… nutze bei Wortwahl und Satzbau pseudowichtig klingende Wortwahl und einen gedrechselten Satzbau. Füge an zufälligen Stellen passende Zitate aus dem [Schulgesetz Bundesland X] hinzu. Orientiere Dich am Klischee des sogenannten “Amtsdeutsch”.”

Und nein, leider ist es kein Witz – da kommen so original BzReg-style Dokumente raus, da wäre Hauptmann Köpenick nichts gegen…

Fräulein Rottenmeier
4 Tage zuvor
Antwortet  447

Nein, das ist wirklich kein Witz, weil bis in die untere Ebene der Gebrauch von KI sogar angeraten wird….
Jede Einladung, jede Tagesordnung und ich befürchte jede Email wird inzwischen so generiert.
Der geneigte Leser (also ich) merkt es so oft am geschmeidigen, unpersönlichen, und manchmal an seltsamen Widersprüchen oder inhaltlichen Schwächen, dass da mal wieder KI am Werk war….
Ich finde das ganz gruselig….

Besseranonym_2
3 Tage zuvor

So lange nicht druntersteht:

Version, erstellt speziell für
@ Fräulein Rottenmeier – oder Wissens-Parameter von
@ Besseranonym_2 verwendet 😉

Oder wäre das vielleicht für sofortige prompte KI-Identifikation gar nicht schlecht…..Gedanken über Gedanken

PaPo
5 Tage zuvor

Ungeachtet des allg. Ressourcenproblems: Woher sollen die Schulen die notwendige Expertise haben?

Riesenzwerg
5 Tage zuvor
Antwortet  PaPo

Schulsozialarbeit?

PaPo
4 Tage zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Da freut sich der eine Schulsozialarbeiter im Halbtag, wenn der überhaupt vorhanden ist………

Lisa
5 Tage zuvor

War der Gedanke, dass Schüler und Schülerinnen sich mit ihren Problemen anvertrauen können, nicht an die Aufgabe des Vertrauenslehrers bzw. Vertrauenslehrerin gekoppelt? Warum noch mehr Konzepte und Papierkram? Das Wichtigste wäre imho ein guter Kontakt mit dem Jugendamt. Leider sind sie dort selbst unterbesetzt und belastet.

Fräulein Rottenmeier
5 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Es geht hier um sexualisierte Gewalt und tatsächlich braucht dafür ein Schutzkonzept. Es bedarf Handlungsabläufe für den Fall der Fälle. Das ist schon wichtig, denn da kann man so viel falsch machen, wenn sich ein Schüler anvertraut….

Riesenzwerg
5 Tage zuvor

Stimmt.

Mir stellt sich letztlich nur die Frage – warum kein Konzeptvorschlag der KuMis?

Sollten die sich nicht auch auskennen?

Btw – wir haben fertig.

Fräulein Rottenmeier
5 Tage zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Weil jede Schule anders ist…vermeintlich dieselbe Schulform, aber schon das Schulgebäude ist anders, die Abläufe sind anders, das Klientel ist anders….
Es gibt tatsächlich Handreichungen für ein Schutzkonzept, herausgegeben von MSB, daran kann man sich langhangeln und die Fragen für die eigene Schule beantworten …
Der Notfallordner ist für alle Schulen gleich, das Schutzkonzept kann es aber nicht sein.

Lisa
5 Tage zuvor

Nur warum müssen das die Schulen machen? Weshalb gibt es dafür nicht einen klaren Dienstweg?

Fräulein Rottenmeier
5 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Den gibt es….Handreichnungen anbei, anzupassen an die eigene Schule….macht Sinn

Lisa
5 Tage zuvor

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/jugendaemter-kinderschutz-100.html zu der desolaten Situation der Jugendämter bundesweit, die aber wiederum die Einzigen wären, die ein betroffenes Kind aus ihren Familien holen könnten.

Indra Rupp
5 Tage zuvor

Für die 120 Euro schlage ich ein paar Ein-Euro-Jobber vor, die ein Theaterstück zum Thema aufführen. Das meiste geht da wohl für den Theaterverlag weg, deshalb bitte ohne Regisseur inszenieren.
Oder die Arbeitsplätze einer Druckerei unterstützen und einen Schwung bunter Flyer in Auftrag geben.
Oder 6x Familienpizza bestellen und ne Runde drüber quatschen.