Vorstoß: CDU will Handynutzung auch in weiterführenden Schulen einschränken

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KIEL. Ein Smartphone hat wohl fast jeder etwas ältere Schüler in der Tasche. Doch wann wird die Nutzung der kleinen Geräte zu viel? Die CDU-Mehrheitsfraktion in Niedersachsen will in Schulen enge Grenzen setzen.

Wegschließen? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Müssen Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein ihre Smartphones bald öfter aus der Hand lagen? Aus der CDU-Landtagsfraktion kommt der Vorstoß, die Nutzung der Geräte an weiterführenden Schulen schärfer zu regulieren. An Grundschulen sind Smartphones für die Kinder bereits weitgehend untersagt.

Smartphones gehörten zum modernen Leben dazu, erleichterten vieles und hätten ihre unbestreitbaren Vorzüge, so der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Martin Balasus. «Aber wir dürfen auch die Augen vor den Schattenseiten nicht verschließen.» Wenn viele Jugendliche heutzutage zehn Stunden am Tag vor dem Smartphone säßen, sich dauerhaft zerstreuten oder zweifelhafte Angebote nutzten, «dann bitte nicht auch noch in der Schule», fordert der Abgeordnete. «Selbstverständlich bin ich darauf gefasst, dass mancher nun kräftig Gegenwind blasen wird.»

Balasus verweist auf eigene Erfahrung bei der Arbeit als Gymnasiallehrer. Smartphones lenkten ab und störten die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler. Die Geräte seien Schauplatz für Mobbing und behinderten die soziale Interaktion. «Kinder und Jugendliche sollen sich auf den Unterricht konzentrieren und in den Pausen gemeinsam Zeit verbringen, miteinander schnacken, spielen, sich bewegen oder in Ruhe Kraft tanken.»

Smartphone-Verbot verbessert Wohlbefinden der Schüler

Eine Überblicksstudie der Universität Augsburg kommt nach Balasus’ Angaben zu dem eindeutigen Ergebnis, dass ein Smartphone-Verbot das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler messbar verbessere (News4teachers berichtete über die Studie – hier). «Das Wohlbefinden hat einen wesentlichen Einfluss auf den Lernerfolg. Ich habe die Hoffnung, dass als Folge eines Smartphone-Verbots auch die schulischen Leistungen besser werden könnten», so der Bildungspolitiker.

Er fordert daher striktere und einheitlichere Regeln für die Handynutzung an Schulen. In den Grundschulen sollte sie zum Schutz der Kinder ganz verboten werden. An weiterführenden Schulen sei ein verbindlicheres Regelwerk nötig. Vorbilder seien etwa die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und Italien.

GEW unterstützt Einschränkungen

Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW ist es sinnvoll, die Nutzung von Handys in der Schule einzuschränken. «Handys stellen in den Schulen immer mehr einen massiven Störfaktor dar», teilte Landesgeschäftsführer Bernd Schauer mit. «Uns erscheint daher mittlerweile eine einheitliche Regelung für ein rechtssicheres und altersgerechtes Handyverbot sinnvoll.» Viele Schulen hätten schon gute Konzepte erarbeitet. Dazu gehöre das «Handy-Hotel». Schülerinnen und Schüler müssen in diesem Metallschrank ihre Handys am Vormittag einschließen lassen.

Wichtig seien aber auch Maßnahmen in der Schule zur Steigerung der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern. Dafür bräuchten die Lehrkräfte mehr Zeit. Älteren Schülern müsse die Schule selbstverständlich mehr Eigenverantwortung zubilligen. In der Oberstufe wäre ein striktes Handyverbot absurd, so Schauer.

Nach Überzeugung des SPD-Abgeordneten Martin Habersaat lösen Verbote keine Probleme. «Aber sie unterdrücken Symptome und kosten nichts. Das erklärt, warum sich CDU-Bildungspolitik 2025 diesen Schwerpunkt setzt.» News4teachers / mit Material der dpa

Kultusminister beraten über generelles Handy-Verbot an Schulen – GEW hält dagegen: Wer soll das kontrollieren?

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5 Kommentare
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Rainer Zufall
1 Monat zuvor

2 Extra-Punkte fürs Handyhotel, habe den gleichen Namen dafür! 😀

Wer haftet am Ende dafür oder ist das ein toller Gratistipp für potenziellen Ärger?

Realist
1 Monat zuvor

Gestern erst lesen wir, dass die CDU die Stunden an den weiterführenden Schulen massiv kürzen will: “Mit den Kürzungen an den weiterführenden Schulen leiste der Schulbereich einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung des Landes”
https://www.news4teachers.de/2025/03/prien-spart-an-weiterfuehrenden-schulen-und-gibt-dafuer-grundschulen-etwas-mehr/

Und heute lesen wir:
Aus der CDU-Landtagsfraktion kommt der Vorstoß, die Nutzung der Geräte an weiterführenden Schulen schärfer zu regulieren.

 «Das Wohlbefinden hat einen wesentlichen Einfluss auf den Lernerfolg. Ich habe die Hoffnung, dass als Folge eines Smartphone-Verbots auch die schulischen Leistungen besser werden könnten»”

Wenn die Leistungen der Schüler also demnächst nicht besser, sondern sogar schlechter werden sollten, wird wahrscheinlich ein “nicht konsequent genug umgesetztes Handy-Verbot” Schuld sein. Also die f.. S..,, nicht etwas die Stundenkürzungen.

Man könnte doch langsam meinen, dass dieses ewige Nebelkerzen-Gewerfe der Politik nicht langsam peinlich sein sollte. Und dann schon am direkt nächsten Tag…

ps:
“Die CDU-Mehrheitsfraktion in Niedersachsen”
Sind das schon die vorweggenommenen Ergebnisse der nächsten Landtagswahlen?

Riesenzwerg
1 Monat zuvor

Au Backe!

Muss dieser m.M.n. sehr gesunde Vorstoß nun gerade wirklich von der CDU kommen?

Einer
1 Monat zuvor

Handynutzung ist bei uns am Berufskolleg in NRW schon seit zwei Jahren tabu. Nicht in allen Bildungsgängen, aber in fast allen Vollzeitbildungsgängen und auch einigen Teilzeitbildungsgängen. Auch in Klassen, die im Unterricht mit eigenen Tablets arbeiten! Immer fast einstimmig beschlossen in der jeweiligen Bildungsgangkonferenz. Die Schüler stellen stummgeschaltetes ihr Handy zu Beginn der Stunde in eine entsprechende Halterung vorne am Lehrertisch bzw neben der Tür. Klar gibt es immer mal wieder ganz schlaue Schüler, die ihr Handy nicht abgeben wollen und anfangen zu tricksen, indem sie ein Zweithandy nutzen oder ihren Taschenrechner abgeben. Aber dies passiert relativ selten. Und wenn es wirklich mal der Oma nicht gut geht oder ein anderer wirklicher Grund vorliegt, kündigen die Schüler dies an und dürfen dann auch ihr Handy in der Tasche haben. Kommt aber sehr selten vor. Ich hatte diesen Fall bisher zwei Mal.

Zu Beginn des Schuljahres sind viele Schüler noch nach Einzelstunden bzw am Stundenende schnell zum Handy gestürzt um zu prüfen, was sie verpasst haben. Aber auch dies Verhalten hat sich gelegt. Nach Einzelstunden gehen nur wenige Schüler an ihr Handy. Zu den Pausen packen sie erst ihre Taschen ein und gehen locker und entspannt an Handy-Hotel vorbei um in den Klassenraum zu verlassen.

Einhellige Erfahrung unter den Kollegen ist, dass die Schüler ruhiger und aufmerksamer sind. Es war die richtige Entscheidung.

Einer
1 Monat zuvor

Komisch, wenn Smartphone-Verbot das soziale Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler messbar verbessert. Da sind doch alle angeblich so sozialen Netzwerke drauf. Wahrscheinlich ist die Bezeichnung “asoziale Netzwerke” doch richtiger?