
Weniger Unterricht an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien: Die Landesregierung von Schleswig-Holstein kürzt im kommenden Schuljahr die Unterrichtsstunden an beiden Schularten. In der Kontingentstundentafel für Gemeinschaftsschulen entfallen über alle sechs Jahrgangsstufen insgesamt sechs Wochenstunden, bei Gymnasien vier Stunden, wie das Bildungsministerium ankündigte. Lediglich an Grundschulen sind es künftig zwei Stunden mehr.
An den Gemeinschaftsschulen weist die Stundentafel künftig 182 statt 188 Wochenstunden aus. An den Gymnasien gibt es künftig nur noch 176 statt 180 Wochenstunden. Mehr Unterricht gibt es dagegen mit 94 statt 92 Stunden an den Grundschulen.
«Wir haben zwei zusätzliche Stunden in Deutsch und Mathematik in der Grundschule eingeführt und stärken damit konsequent die basalen Kompetenzen», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Mit den Kürzungen an den weiterführenden Schulen leiste der Schulbereich einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung des Landes. Früheren Angaben des Bildungsministeriums zufolge stehen im Schuljahr 2025/26 unterm Strich 163 Stellen weniger zur Verfügung. Insgesamt gibt es mehr als 24.065 Planstellen.
Scharfe Kritik von Opposition und Gewerkschaft
Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat sprach von einer bildungspolitischen Bankrotterklärung. «Da werden die Kürzungen zusammen mit leichten Steigerungen an anderer Stelle jetzt als Konzentration auf die basalen Kompetenzen verkauft. Weniger Naturwissenschaften, weniger Gesellschaftswissenschaften, weniger Fremdsprachen und weniger ästhetische Bildung stärken nichts.»
Die FDP-Bildungspolitikerin Anne Riecke: betonte, «die neue Kontingentstundentafel ist nichts anderes als ein Sparprogramm auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte». Die Kürzungen müssten gestoppt, der Unterrichtsausfall reduziert und die Lehrerstellen mindestens den steigenden Schülerzahlen angepasst werden.
Die Landesvorsitzende der GEW, Kerstin Quellmann, sprach von einem völlig falschen Weg. Viele Kinder und Jugendliche an den Schulen schafften die Leistungsanforderungen nicht mehr. «Was sie jetzt brauchen ist mehr individuelle Förderung, Lehrkräfte, die Zeit haben sie aufzufangen und vor allem ein gut ausgestattetes Bildungssystem.» News4teachers / mit Material der dpa
Mit 94 Wochenstunden würde man zwar zumindest auf Niedersachsen aufschließen, aber von Bundesländern wie HH mit 108h oder Bayern mit 104h wäre man immer noch weit entfernt. Am Geld allein kann es eigentlich nicht liegen, denn mit den Zuflüssen aus dem Finanzkraftausgleich kam SH ja zuletzt auf einen Landeshaushalt von ca. 18 Mrd € für 2,9 Mio Einwohner, Bayern blieben nach den Abflüssen in den Ausgleich noch ca. 74 Mrd auf 13,3 Mio EW übrig.
Es ist völlig unverständlich, warum der Bund oder die KMK keine einheitliche Zahl von Wochenstunden vorschreiben kann. Warum erhält ein Grundschüler in SH auch zukünftig ca. 13 % weniger Unterrichtsstunden als ein Schüler in Hamburg? Wir sind doch ein Land, da muss doch zumindest hier Chancengleichheit bestehen.
“ denn mit den Zuflüssen aus dem Finanzkraftausgleich”
S-H hat doch gerade über 300 Millionen mit Northvolt versenkt (der Bund dieselbe Summe noch einmal). Wer weiß, was da demnächst noch alles kommt. So ist, dass, wenn “Profis” die Politik beherrschen.
Das muss man jetzt wieder einsparen (“Mit den Kürzungen an den weiterführenden Schulen leiste der Schulbereich einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung des Landes.”) Der Zusammenhang ist offensichtlich.
Auch ohne die Wandelanleihe von North Volt wären die verbleibenden 17,7 Mrd auf 2,9 Mio Einwohner im “armen SH” pro Kopf aber immer noch deutlich mehr als die 74 Mrd. auf 13,3 Mio EW im “wohlhabenden Bayern” . Kommt also vermutlich auch darauf an, wie man das Geld verwendet .
Viel Perverser geht es eigentlich nicht mehr. Im Grunde fällt in SH in einigen Grmeinden / Städten so viel Unterricht aus, da ist jede Streichung von Pflichtstunden gut für die Prozente.
Naja, die nächsten Wahlen kommen.
Politiker lassen sich gerne auf Kennzahlen ein. Wenn man an den weiterführenden Schulen die Unterrichtsstunden kürzt, steigt dort automatisch die Unterrichtsversorgung an und der Lehrermangel wird auch geringer.
[Doppelung “gibt es”: “Nur an den Grundschulen gibt es im Schuljahr 2025/26 gibt es mehr Unterricht. “]
Am Wochenende war ich im Kabarett, kleine Bühne am Rand von Berlin. Der auftretende Künstler war aus SH, noch nicht sehr bekannt. Das Thema Bildung war ein Schwerpunkt seines Programms und Frau Prien kam nicht sehr gut weg dabei. 🙂 Als Vater von 3 Kindern und Ehemann einer Lehrerin wusste er wohl Bescheid, wie es bildungsmäßig in seinem Bundesland aussieht.