GEW-Chefin: Erschwerter Zugang stärkt Gymnasium als “elitäre Bildungseinrichtung”

30

BERLIN. Nur wenige Kinder ohne Gymnasialempfehlung sind beim neu in Berlin installierten Probeunterricht erfolgreich. Das hat die Diskussion über die Regeln erneut angefacht. Die GEW sieht die Chancengerechtigkeit beeinträchtigt.

“Rückwärtsgewandte Bildungspolitik”: die Berliner GEW-Vorsitzende Martina Regulin. Foto: GEW

Die Kritik an den neuen Regeln zum Übergang aufs Gymnasium reißt nicht ab. Die bisherigen Ergebnisse von den Probetagen für Schüler ohne Gymnasialempfehlung heizen die Diskussion erneut an. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin kritisierte, die neue Regelung verstärke die Auslese beim Übergang aufs Gymnasium.

«Anstatt die richtige Entscheidung für die Abschaffung des Probejahrs an den Gymnasien für eine Weiterentwicklung zu mehr Inklusion in der gesamten Schullandschaft zu nutzen, hat der Senat sich für Abgrenzung entschieden. Viele Kinder erhalten nun keinen Zugang zum Gymnasium. Die Schulgesetzänderung von 2024 stärkt die Gymnasien als elitäre Bildungseinrichtung», sagte GEW-Landeschefin Martina Regulin. Bei einem schlechteren Durchschnitt als 2,2 mussten in diesem Jahr Kinder erstmalig den sogenannten Probeunterricht absolvieren – an einer für sie völlig fremden Schule, wie Regulin betonte.

«Die Frage ist nun, wie sichergestellt wird, dass alle Kinder, die nicht an Gymnasien aufgenommen werden können, einen Schulplatz an einer Integrierten Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule bekommen. Der Mangel an Schulplätzen ist seit Jahren sehr hoch», erläuterte Regulin. Aus Sicht der GEW hat Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hierauf noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden.

«Der restriktive Zugang zum Gymnasium und auch die Verengung der Förderprognose auf Mathematik, Deutsch und Englisch stehen für eine rückwärtsgewandte Bildungspolitik», kritisierte Regulin. Da schulische Leistung besonders stark von der sozialen Herkunft von Kindern abhängt, kommt es beim Übergang an die weiterführende Schule de facto zu einer Aufteilung nach sozialer Herkunft.

«Die Förderung aller Kinder in der erweiterten Schule muss im Vordergrund stehen, das Aufteilen auf verschiedene Schulformen treibt die gesellschaftliche Spaltung voran. Es ist ein grundsätzliches Problem, das endlich angegangen werden muss. Wir fordern Reformen hin zu längerem gemeinsamen Lernen und zu echter Inklusion. Die gesellschaftliche Diversität sollte sich an allen Schulen abbilden. Alle Kinder sollten gute Entwicklungsmöglichkeiten erhalten», forderte Regulin.

Grüne kritisieren neue Regelung als schwerwiegenden Fehler

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Marianne Burkert-Eulitz, sieht die neue Regelung ebenfalls skeptisch. «Die Einführung des Probeunterrichts als Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium war ein schwerwiegender Fehler», sagte sie.  «Nur 2,6 Prozent der Kinder haben bestanden – das ist ein klarer Beleg für eine verfehlte Bildungspolitik.» Die Politik der CDU-geführten Bildungsverwaltung verstärke soziale Ungleichheit, statt allen Kindern faire Bildungschancen zu ermöglichen.

«Während Gymnasien bevorteilt werden, stehen Integrierte Sekundarschulen unter wachsendem Druck – mehr Schülerinnen und Schüler, aber weniger Ressourcen», so die Grünen-Politikerin. «Das ist ungerecht und nicht hinnehmbar. Die CDU muss diesen gescheiterten Versuch rückgängig machen.»

FDP-Landesvorsitzender Christoph Meyer kritisierte, die Ergebnisse beim Probeunterricht seien ein Armutszeugnis für den Senat und die Bildungsverwaltung. «Jahrelange ideologische Experimente haben unser Schulsystem an die Wand gefahren.» Die Leidtragenden seien die Kinder. «Statt Leistungsstandards abzusenken, braucht es endlich echte Reformen: mehr Autonomie für Schulen, bessere Ausstattung, mehr Lehrpersonal und gezielte Förderung.»

Strengere Vorgaben für den Notendurchschnitt

Laut der Bildungsverwaltung haben nur wenige Kinder einen ersten Durchlauf des Probeunterrichts für Schüler ohne Gymnasialempfehlung bestanden. Demnach konnten gerade 2,6 Prozent der 1.937 Teilnehmer ihre Eignung nachweisen und dürfen sich damit zum kommenden Schuljahr an einem Gymnasium anmelden. Angehende Siebtklässler bekommen nach dem Willen von Bildungssenatorin Günther-Wünsch nur bei einer Durchschnittsnote bis 2,2 eine Empfehlung für das Gymnasium und ab 2,3 eine für eine Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule.

Grundsätzlich galt das auch bisher. Schulen hatten bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 aber noch Ermessensspielraum für eine Gymnasialempfehlung. Schüler, deren Eltern trotz nicht ausreichender Noten auf einem Besuch des Gymnasiums bestanden, konnten dort ein Probejahr absolvieren. Dieses Modell wird nun durch den Probeunterricht abgelöst. News4teachers / mit Material der dpa

Erster Durchlauf: Nur jeder 40. Schüler besteht den Probeunterricht fürs Gymnasium

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

30 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Philine
1 Monat zuvor

Die GEW kämpft halt unverdrossen gegen das Gymnasium als Bollwerk des bürgerlichen Klassenfeindes. So viel Beharrungsvermögen ist auch bewundernswert, irgendwie.

RSDWeng
1 Monat zuvor
Antwortet  Philine

…oder es zeigt eine grandiose Unbelehrbarkeit.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Entschuldigung, aber das Gymnasium IST (zurecht) eine elitäre Schulform für Schüler, die die Intelligenz oder zumindest die Leistungsbereitschaft aufbringen, dort zu bestehen. Das Gymnasium soll in erster Linie auf ein Studium vorbereiten. Wohin uns das Verwässern der Schularten gebracht hat, sieht man beispielhaft an den sinkenden Leistungen der Schüler in BW. Was die Gewerkschaft hier will ist ein Absenken der Anforderungen. Unglaublich.

Realist
1 Monat zuvor

GEW will die Einheitsschule. Falls die kommen sollte, werden die Privatschulen boomen. Und das will die GEW nicht kapieren…

Nicht mein Thema
1 Monat zuvor

Ihre Schlussformulierung ist Unfug.
Über Korrelationen des Status der Eltern, ihrer finanziellen Ausstattung und damit auch Zugängen zu Zusatzförderung, dem persönlichen Netzwerk sowie der gesellschaftlichen Codes gibt’s genügend Material aus der Forschung.

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  Nicht mein Thema

Dann muss man also an genau diesen Punkten ansetzen. Familien finanziell besser stellen, vor allem Alleinerziehende mit ihrer miesen Steuerklasse. Gute Betreuungsangebote schon in den Kindergärten, statt Massenverwahrung unter Mindestniveau. Niedrigschwellige Angebote den Kindern unterbreiten, statt tausend Klimmzüge und Formulare von den Eltern zu verlangen. Talentsuche und -förderung an den Grundschulen, Stipendien, whatever. Und zwar flächendeckend, nicht nur punktuell. Und so weiter, und so fort. Und bitte auch alle an Bildung und Betreuung beteiligten gründlich ausbilden und gut bezahlen! Von Qualität und Ausstattung der Gebäude fange ich lieber gar nicht erst an.

Stattdessen sind und bleiben Kinder für Familien der größte Risikofaktor für Armut, und der Anspruch der Politik an die Qualität der Betreuung rangiert irgendwo zwischen “Satt & trocken” und “Hat den Tag halbwegs unversehrt überstanden”. Aber mit 18 sollen alle plötzlich ganz doll gebildet und universitätsreif sein.

So ändert sich auch dann nichts, wenn die Gymnasien jeden nehmen müssen. Denn das Gymnasium an sich schafft die Förderung der sozial Benachteiligten sowieso nicht. Am Ende bestehen dann doch wieder nur diejenigen, deren Eltern sich Bücher, Computer, Nachhilfe, Reisen, kulturelle Angebote usw. leisten können. Oder eben, wie Realist schon sagte, Privatschulen. Im In- und im Ausland. Und wer will es ihnen verdenken? Es ist schließlich die Pflicht einer Familie, ihre Kinder bestmöglich fürs selbständige Leben vorzubereiten und auszustatten. Den Eltern das vorzuwerfen, wäre widersinnig.

(Und außer bei der Bildung kommt zum Glück auch niemand auf die Idee, dass kein Kind haben darf, was nicht absolut alle auch sofort haben können. Könnte man ja mal auf ein sauberes, warmes Zuhause, angemessene Kleidung und ausreichende, gesunde Ernährung übertragen. Dann sieht man, wie albern eine solche Forderung wäre.)

Nicht mein Thema
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Gerne, nur zu.

dickebank
1 Monat zuvor

Das GY ist nicht per se elitär, Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft halten es für elitär.
Lediglich ist das GY – also die Anstalt für Nacktlernende – eine von mehreren Schulformen, die als höchstmöglichen Abschluss die AHR vergeben dürfen. Das klassische Merkmal ist der Lateinisch-Unterricht, der aber längst nicht mehr von allen Eleven und Elevinnen belegt wird.

Anika von Bose
1 Monat zuvor

Ich glaube es ist wichtig Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit nicht aus den Augen zu verlieren. Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft sind ja idR nicht angeboren, sondern müssen erlernt werden. Und in Deutschland ist dafür in zu hohem Maße das sozioökonomische Umfeld verantwortlich – ich setze voraus das auch sie das nicht in Frage stellen – und an diesem Punkt müssen wir besser werden. Wir brauchen mehr Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien, die diese auch erreichen: niedrigschwellig (ohne Antragsverfahren und kostenfrei), institutionell vernetzt und entwicklungsstrukturie

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Da dürften Sie in Bezug auf DE grundsätzlich recht haben. Ist aber nicht überall so. In UK bestünde zwar ein starker Zusammenhang zwischen sozioökonomische Umfeld und höherer Bildung bei der Gruppe der “white british”, bei bei einer Reihe von anderen ethnischen Gruppen wäre dieser Zusammenhang aber weitaus weniger stark ausgeprägt. Da erwerben dann z.B. bei manchen Ethnien Kinder aus der Gruppe, die wegen Bedürftigkeit Anspruch auf free-school-meals hat, häufiger höhere Bildungsabschlüsse als Kinder aus der sozial-privilegierten Schicht der “white british”. Ähnliche Phänomene wurden allerdings auch in DE schon beobachtet, z.B. bei den Kindern ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter in Ostdeutschland.

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Ich habe mein Statement auch nicht mit Ethnien verbunden, sondern auf Kinder aus benachteiligten Familien, die ihren Kindern kein lern- und entwicklungsförderndes Umfeld bieten können.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Das habe ich schon verstanden. Ich finde es trotzdem interessant, wie unterschiedlich starke Wirkung der Faktor “schlechtes sozioökonomisches Umfeld” entfalten kann.

H. F.
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

// Wir brauchen mehr Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien, die diese auch erreichen: niedrigschwellig (ohne Antragsverfahren und kostenfrei), institutionell vernetzt und entwicklungsstrukturie //

Genau, wir brauchen mehr Beratung… Ich halte diesen Buzzword-Unsinn nicht mehr aus!

Meine Kinder haben schon in der Grundschule Mitschüler, die regelmäßig fehlen, ihr Zeug vergessen und keine Hausaufgaben machen. Die Winterferien wurden 14 Tage durchgezockt. Die Eltern, “biodeutsch” und mit viel Tagesfreizeit, sind überhaupt nicht zugänglich für jedwede Bildungsbelange, es ist ihnen einfach egal. Diese Menschen sind beratungsresistent, sie verstehen das Problem überhaupt nicht.

Speziell bei diesen Kindern und Eltern versagen die Kuschelpädagogik, die intrinsisch-motivierte schülerzentrierte Selbstlerndidaktik und die ganze Anbieterei von Angeboten.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  H. F.

Komplette Zustimmung! Es gibt inzwischen genug Beratung und Angebote – auch von uns im Übrigen und insgesamt wesentlich mehr als zu meiner Schulzeit. Nur werden diese Angebote vom entsprechenden Klientel kaum oder gar nicht angenommen. Da können Sie sich so sehr ins Zeug legen wie Sie wollen, wenn von staatlicher Seite keinerlei Druck kommt, pfeifen die meisten darauf. So ist jedenfalls meine Erfahrung. Mag sein, dass dies in ländlichen Regionen anders ist.

Übrigens haben meine Eltern beide “nur” den Hauptschulabschluss, ich war der erste, der in der Familie Abitur gemacht und studiert hat. Dennoch galten meine Eltern nicht als bildungsfern und es war klar, dass ich Leistung erbringen muss, wenn ich die Hochschulreife erlangen möchte. Mit eine Rolle spielte wohl, dass ich damals kein Influencer oder Fußballprofi werden wollte, sondern immer einen “normalen” Beruf vor Augen hatte. Dieser wandelte sich im Laufe der Zeit. Von Arzt bis Apotheker oder Lehrer war alles dabei. Doch das Entscheidende ist, dass meine Eltern nie die Verantwortung an den Staat oder das Bildungssystem abgegeben haben. Dies ist heute anders.

Anika von Bose
1 Monat zuvor
Antwortet  H. F.

Ihre verallgemeinernde Haltung ist genauso frag- wie kritikwürdig und leider, wie man an nachfolgenden Statements erkennen kann, keine Ausnahme und ein Grund für die bestehende Misere. Es liegt nur an den dummen Klientel, dass sowieso beratungsresistent ist….vielleicht sollten Sie sich mal an die eigene Nase fassen.

Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen gibt es in vielen Kommunen, nur sind sie gar nicht oder zu wenigen bekannt und wenn man ein Angebot findet völlig überlaufen und zu häufig verbunden mit aufwändigen und sehr langwierigen Antragsverfahren. Dazu kommt, dass in vielen Regionen erhebliche Anfahrtwege in Kauf zu nehmen sind – was schon herausfordernd ist, wenn man selbst mobil ist, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln nahezu unzumutbar ist.

Und auf die Gefahr, dass auch ich und meine Familie zum dummen, kompetenzbefreiten Klientel von Erziehungsberechtigten gehören, verrate ich Ihnen noch, dass ich aus eigener Erfahrung berichte, wenn ich Ihnen sage, dass das bestehende Beratungs- und Unterstützungssystem, schwer zu finden (wenn überhaupt in einer zumutbaren Zeit zu erreichen) unzureichend, überlaufen und tatsächlich mit sehr langwierigen und aufwändigen Antragsverfahren verbunden ist. Unser Sohn war erheblich entwicklungsverzögert, dass hat uns als gesamte Familie sehr belastet. Und die Suche nach entsprechender kompetenter Beratung und Unterstützung war sehr zeitaufwendig, mühsam und schlussendlich kostenintensiv, weil entsprechende Antragsverfahren wertvolle Zeit verschwendet hätten. Aber schon klar, es ist alles im ausreichenden Maß vorhanden – vor allem für Familien mit herausforderndem sozioökonomischen Hintergrund – schon klar!

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Lol, ihr Argument ist wortwörtlich das “NO U!”-meme… 😀

Reinhard Schäfertöns
1 Monat zuvor

Würde das System wirklich funktionieren, dürfte ja kein*e einzige*r Schüler*in MIT Gymnasial-Empfehlung im Probe-Unterricht versagen. Ich wage das zu bezweifeln …

H. F.
1 Monat zuvor

Gymnasialeignung ist keine binäre Eigenschaft und sowohl die Lehrereinschätzung als auch die Tests weisen Unsicherheiten auf. Darum wäre es am besten alles zu kombinieren: Probeunterricht, Notendurchschnitt und die Einschätzung der Grundschullehrer.

Aber ich weiß schon was passiert. Dann hatte Torben-Malte beim Probeunterricht einen schlechten Tag, im entscheidenden Halbjahr starb der Hund und außerdem hatte der Lehrer ihn schon immer auf dem Kieker, weil er sich noch nicht alleine die Schuhe zubinden kann. Also ab aufs Gymnasium mit dem Jungen.

Nick
1 Monat zuvor
Antwortet  H. F.

Ist doch okay.

ed840
1 Monat zuvor

Ist das die gleiche GEW, die auch gerne mal die steigende Zahl der Abschulungen vom Gymnasium kritisiert?

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Ja, ja, aber diese ganzen Abschulungen gehören laut GEW ja auch unterbunden, von wegen dem Schülerstress und/oder Gerechtigkeit…

mama51
1 Monat zuvor

Die ewige “Gleichmachereri” unter dem Deckmäntelchen der Begriffe Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit…

Sorry, ich kann es nicht mehr hören!
Es sind nicht alle gleich und sie werden es auch nicht. Egal, wie wir uns in unseren Schulen anstrengen und welche Klimmzüge wir auch machen.
Wer nachweislich nicht lernen will oder kann hat in einem Gym nichts verloren. Punkt.
Ob man das nun “elitär” nennt oder sonstwie tauft (!) ist völlig wurscht!

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  mama51

Zumal die Bildungswege keine Einbahnstraße darstellen. Es gibt inzwischen genügend Beispiele, die den Weg Hauptschule-Realschule-Gymnasium gegangen sind. Man kann Kinder auch nach der 10. Klasse auf eine weiterführende Schule schicken. Meine Tochter macht aktuell genau das: Sie hat nach der Realschule problemlos aufs Gymnasium gewechselt. Hier bekam sie anfangs ein paar Notendämpfer, hat sich inzwischen aber gefangen.

Pädagogische Fachkraft
1 Monat zuvor

So lange es verpönt ist, in der Schule Leistung zu zeigen, weil ja nach Ansicht gewisser roter und grüner Ideologen keiner besser sein darf als der andere und Noten, Klassenarbeiten und Wettbewerbe oldschool oder gar “Kinderquälerei” sind, solange werden die Klügsten so klug sein, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie zu den Klügsten gehören. Ich hatte am Gymnasium in der 5. Klasse immer Kinder, die sich wörtlich so äußerten: “Endlich machen wir spannende Themen, wirklich schwere Aufgaben, und müssen nicht mehr warten, bis der allerletzte ganz einfache Sachen kapiert hat. Das war immer so furchtbar langweilig in der Grundschule!” Und wenn dann einige bedauernswerte Kinder als “Versuchskaninchen” in der Klasse saßen, die nach dem Motto “wir probieren es mal am Gymnasium” total überfordert waren, weil ihre Eltern zu ehrgeizig waren und die (damals nicht verbindliche) Grundschulempfehlung ignoriert haben, dann weiß ich, warum ich FÜR eine klare Verbindlichkeit bin – und für ein leistungsdifferenziertes Schulsystem, das für jeden die aktuell passende Schullaufbahn bietet. Und wir haben nach dem Prinzip “kein Abschluss ohne Anschluss” entgegen gewisser Schlechtreder eben keine Sackgassen und Einbahnstraßen! Jeder Jugendliche kann immer im Baukastensystem alle Abschlüsse erreichen. Sogenannte Spätzünder haben noch alle Chancen!
Aber die kognitiv Begabten haben auch Rechte auf adäquate Förderung, das wird sehr oft verdrängt, negiert – und diese Kinder sollen nur die Hilfslehrer spielen.. Das ist Ungerechtigkeit par excellence.
Warum muss man es Lehrkräften und Schülern in einer Einheitsbrei-Schule mit “längerem gemeinsamem Lernen” viel schwerer machen als notwendig?? Die GEW-Leute haben in großer Zahl offensichtlich keine Ahnung, was “Gymnasium” bedeutet – hier ist das vorrangige Ziel eine echte Studierfähigkeit. Und es ist eine Fehlinformation oder sogar Lüge, dass nur Kinder der “Reichen” dort lernen – ich war jahrzehntelang Gymnasiallehrer, und bei jeder Klassenfahrt, Exkursion usw. hatten wir zahlreiche (!) Kinder und Jugendliche, deren Kosten vom Amt übernommen wurden – nix mit “nur Privilegierte” oder so am Gymnasium. Als Klassenlehrer weiß man das, aber redet aus guten Gründen natürlich nicht darüber.

anka
1 Monat zuvor

SO sieht es in der Praxis aus.
Ich sehe auch das Problem, dass viele (noch oder gar) nicht gym.geeignete SuS die Klassen bevölkern und spätestens Ende der 5. hoffnungslos abgehängt sind und weder den Willen noch die kognitiven Fähigkeiten haben, mitzukommen.
Auf diese zu warten ist den anderen ggü ungerecht, die würden so weder gefordert noch gefördert. Warum es böse sein soll, anspruchsvollen Unterricht für Begabte und Lernwillige zu machen und nicht auf die langsamsten Nachzügler zu warten, hat sich mir nie erschlossen.
So werden die Begabten und Lernwilligen diskriminiert und benachteiligt. Das passt aber nicht in Jedermanns/fraus Weltbild.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Ich stamme auch aus einer “Arbeiterfamilie”. Reich waren meine Eltern nicht. Aber sie haben sich um mich gekümmert und mich in den 90ern nicht vorm TV geparkt. Auch sonst stimme ich Ihren Ausführungen komplett zu.

447
1 Monat zuvor

War bei mir ähnlich.
Sind halt immer die gleichen Ausreden…

Uhrmacher
1 Monat zuvor

Es wurde ja schon geschrieben. Die Tests sollen künstlich schwer gemacht worden sein, DAMIT möglichst wenige dieser Kinder bestehen, DAMIT nicht so viele ans Gymnasium kommen. Man kann sich dann eigentlich dieses Tests sparen und auch einfach die “Grenzen” anders setzen (z.B. Gymnasium nur bis Durchschnitt 1,7). Da spart man sich diesen ganzen Aufwand.

Aber klar, es soll eine Objektivität vorgetäuscht werden. Der Test hat halt gezeigt, dass ein Kind nicht geeignet sei. Jeder Lehrer weiß, dass man Tests immer schwerer und leichter machen und immer strenger und milder bewerten kann. Gerade im Grundschulbereich, wo Kinder sich noch nicht so präzise ausdrücken (können).

Das Ergebnis ist erhöhter Druck auf die Lehrer im Vorfeld, damit ein Kind gar nicht erst zu diesem “Alibi-Test” muss.

Nick
1 Monat zuvor

Die Gymnasialempfehlungen haben schon deswegen keine Aussagekraft, weil von den Abschulungen auch viele SuS betroffen sind, die MIT einer solchen auf ein Gymnasium gegangen sind. In der GS fließen in die Benotung zu einem nicht unerheblichen Anteil sogenannte mündliche Beiträge ein, welche im Gegensatz zu den schriftlichen Arbeiten im Nachgang eben nicht nachvollziehbar sind. Deswegen rate ich den Eltern, bei Ablehnung den Rechtsweg auszuschöpfen… Man darf auch den hohen Anteil an Studienabbrecher betrachtet, die zumeist Gymnasien durchlaufen haben. …

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Nick

Ist halt die uralte Geschichte mit “notwendiger” und “hinreichender” Bedingung…
…eine gewisse allgemein beobachtbare Intelligenz ist der notwendige Grund, aber das alleine ist für den Traum vom Studium & Akademikerlaufbahn eben noch nicht alleine hinreichend…