Wenn der Hass kein Ende nimmt: Jeder fünfte Jugendliche erlebt Cybermobbing

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HANNOVER. Die Zahl der Jugendlichen, die Opfer von Cybermobbing werden, nimmt weiter zu. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hat bereits jeder fünfte Jugendliche in Deutschland negative Erfahrungen mit Mobbing in sozialen Netzwerken gemacht. Bei den Tätern händelt es sich häufig um Mitschülerinnen und Mitschüler – doch die Schikane endet nicht mehr mit dem Ende des Schultages. 

Das Problem bei Cybermobbing: Da das Smartphone im Alltag der Jugendlichen nahezu immer präsent ist, gilt das auch für das Mobbing. Foto: shutterstock / Ground Picture

Mädchen und Jungen sind nahezu gleichermaßen betroffen – von Beleidigungen, bloßstellenden Fotos, Gerüchten und Drohungen im Netz. Wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeigt, sind bereits 21 Prozent der Jugendlichen in Deutschland Opfer von Cybermobbing geworden. Weitere 35 Prozent äußerten die Sorge, in sozialen Netzwerken beleidigt, bedroht oder belästigt zu werden. Für die repräsentative Erhebung wurden im September 2024 bundesweit 1.004 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren online befragt.

Laut KKH seien die Täter dabei häufig Mitschülerinnen und Mitschüler. Im Internet bekämen sie die Reaktionen ihrer Opfer nicht direkt mit, weshalb die Hemmschwelle weiter sinke. „Schikanierung unter Gleichaltrigen hat es schon immer gegeben. Doch mit der Verlagerung in das Digitale hat Mobbing eine neue Qualität bekommen“, sagt Franziska Klemm, Psychologin und Expertin für Medienkompetenz bei der KKH.

Gesundheitliche Probleme als Folge

Zu ähnlichen Zahlen war eine im Oktober veröffentlichte Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Barmer Krankenkasse gekommen. Danach war der Anteil der Schülerinnen und Schüler zwischen 7 und 20 Jahren, die nach eigenen Aussagen schon mindestens einmal Cybermobbing erlebt haben, im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2022 um 1,8 Prozentpunkte auf aktuell 18,5 Prozent gestiegen. Was die Expert*innen besonders alarmierte: 13 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gaben an, aus Verzweiflung schon einmal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen zu haben. Mehr als jeder vierte Betroffene habe Suizidgedanken (26 Prozent) geäußert.

Dies bestätigt Franziska Klemm: Bei von Mobbing betroffenen Jugendlichen seien Verhaltensänderungen typisch. Dazu gehöre, sich zurückzuziehen, freudlos, angespannt oder aggressiv zu wirken. Gesundheitlich könne Mobbing zu Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsproblemen bis hin zu Ängsten und Depressionen führen. Der wichtigste Schutz für Kinder vor Mobbing und Cybermobbing sei es – neben dem Erlernen von Medienkompetenz – ein faires und respektvolles Miteinander zu verinnerlichen. Deshalb spielten neben den Eltern auch Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen eine wichtige Rolle. News4teachers

Cybermobbing: Einer ganzen Generation droht, sozial zu verwahrlosen – wie sich (aus Lehrersicht) gegensteuern lässt

 

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Besseranonym_2
14 Tage zuvor

Merkt, denn eigentlich keiner, dass Schule nicht alles verhindern und reparieren kann ?
Sollen wir vielleicht auch noch den Garten der Schützlinge umgraben, weil sie selbst minutiös beobachten müssen, ob was gegen sie gepostet wird und die Eltern bei Amazon die günstigsten Markenklamotten oder das Kreuzfahrtschnäppchen schießen müssen, sonst gehören die Kids nicht mehr dazu ?
Irgendwie denke ich jeden Tag mehr, dass Kalter Medienentzug angesagt ist.

Realist
13 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Merkt, denn eigentlich keiner, dass Schule nicht alles verhindern und reparieren kann ?”

JEDE Gesellschaft braucht den Universalsündenbock, dem man das eigene Versagen auf vielfältigen Gebieten (politisch, wirtschaftlich, sozial) in die Schuhe schieben kann. Da wird sich auch nichts mehr dran ändern, bis zum totalen Absturz dieser Gesellschaft.

Blöd nur, dass mir das damals nicht klar war. Jahrzehntelang Depp der Nation und Sündenbock für alles zu sein hinterlässt Spuren.

Aber Gen Z weiß Bescheid und tut sich diesen Mist nicht mehr an.

Besseranonym_2
12 Tage zuvor
Antwortet  Realist

Wir fingen während der Coronazeit an, nach dem Land fürs Altwerden
( mit ein bisschen Arbeit im Erstberuf zu suchen ) – es zeichnete sich ab, dass Dinge wie Verantwortung, einfach selbst machen und nicht zuletzt honoriert zu bekommen, nicht nur monetär hierzulande immer mehr zum Fremdwort werden. Wir haben es gefunden und arbeiten am selbständigen Ruhestand…..ein, zwei Jährchen noch – hier.
Und ja – wenn man Purzelbäume schlägt und zuschauen muss, wies immer mehr den Berg runtergeht, das ” hinterlässt Spuren “.

AlterHase
13 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Welcher Typ Mitschüler ist das denn genauer? Wer betreibt das Mobbing? Und warum lesen dann alle das so eifrig in den “unsozialen” Medien? Macht man sich abhängig von dem Urteil der anderen? Warum eigentlich?

Besseranonym_2
12 Tage zuvor
Antwortet  AlterHase

” Macht man sich abhängig von dem Urteil der anderen? ”
Ja, die meisten, mehr Sein als Schein ist sehr häufig.

potschemutschka
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Diese “Abhängigkeit vom Urteil anderer” wurde schon 1951 im “Asch-Experiment” untersucht. Vielleicht kann man das ja auch heute mit Schülern mal durchführen und die Ergebnisse analysieren?
https://www.bpb.de/lernen/angebote/grafstat/klassencheckup/46346/info-02-02-konformitaetsexperiment-nach-asch-1951/

unverzagte
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Anerkennung von Gleichaltrigen – so gesehen auch das Urteil der anderen – spielt eine wesentlich größere Rolle als in allen anderen Altersklassen.

AlterHase
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Man muss sich aber nicht vom Urteil anderer (im selben “Rang”) abhängig machen. Gerade bei der heutigen großen Heterogenität gibt es doch keine Norm bei der Konformität mehr, wie soll die denn aussehen?
Bleibt die Frage, welche Art von Leuten das Mobbing denn vorwiegend betreibt. Gibt’s darunter Leute, die sich selbst für “wahre Demokraten” halten? Gibt’s darunter Leute, die sich selbst für “gläubig/gottesfürchtig” halten? Geht das quer durch alle Ethnien und soziale Schichten?

GBS-Mensch
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Es wird in dem Beitrag keine Forderung erhoben, “alles zu verhindern und alles zu reparieren”

Besseranonym_2
12 Tage zuvor
Antwortet  GBS-Mensch

Soso,
Also SuS sollen erst lesen, konkret rezipieren, manchmal sogar sinnerfassend und interpretieren ist auch erlaubt.
Wo waren Sie im Germanistikseminar, schrieben Sie gleich wieder ?

GBS-Mensch
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Ich war noch nie in einem Germanistikseminar. Und jetzt zitieren Sie einmal, was Sie dort hineingelesen haben!

Rainer Zufall
13 Tage zuvor

Ich meine… warum hätte es besser werden sollen?
Wurde außerhalb der Schulen irgendein Ansatz oder Interesse gezeigt, Opfer zu stärken?

Besseranonym
12 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

….läuft doch außerhalb der Schulen ebenso.
Das ist ja der Wahnsinn, dass viele ” Große” dann so tun, als ob das alles nicht längst bereits Lebensbestandteil wäre. Nur, jetzt ist die Verbreitung schneller, einfacher, bösartiger als das Stammtischgemauschel “früher”.
Vielleicht ging das vielen einfach zu schnell, ohne zu überlegen “lustig” mal schnell Scheiße zu verbreiten. Was draußen im netall ist, bleibt. Viele meinen immer noch, die Buchstaben und Bilder kann ich löschen, dann sind sie weg. 🙂

unverzagte
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

Gemeißelter Stein wurde so zum getippten Netz.

potschemutschka
12 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym

… ach und die Zündschnur ist auch im realen Leben bei (zu) vielen sehr kurz. Ich hatte heute gerade ein lebhaftes Beispiel: Als ich in der Apotheke ein Rezept für eine kranke Freundin einlöste, beschwerte sich ein “HB-Männchen” lautstark, dass dort eine Tafel zur Beschäftigung wartender Kinder mit Kreide stand. Er wollte wissen, wie die Angestellten auf so eine blöde Idee gekommen seien. Seine Tochter (ca. 4 Jahre) habe, ehe er es verhindern konnte, sich ihre frisch gewaschene Jacke mit Kreidestaub versaut. Als ich meinte, dass man sich darüber nicht so aufregen müsse und dass es eine gute Idee der Apotheke sei Kinder zu beschäftigen und diese nun mal gern mit Kreide malen – antwortete er, das wisse er, er sei schließlich Erzieher! Aber es sollten lieber Bücher und Lego da stehen … Das Töchterlein saß derweil total verschüchtert auf der Kinderbank und schaute ihren Vater mit großen Augen an. Ich schwieg dann lieber. Ich wollte den Vater nicht vor seinem Kind bloßstellen. Es lagen mir so einige Antworten auf der Zunge …
Aber wahrscheinlich müsste ich Verständnis für den armen, überforderten Vater haben. Sicher war das Kind krank und die Mutter konnte sich nicht kümmern, weil sie arbeiten musste …. Das kann einen Mann schon überfordern! Aber ob dann seine Berufswahl die richtige war, wenn er schon von einem! eigenen Kind überfordert ist und in der Öffentlichkeit, vor seinem Kind die Nerven verliert? Was läuft dann bei ihm auf Arbeit?

Rainer Zufall
12 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Was ist ein “HB-Männchen”?

447
11 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

In Anlehnung an eine alte Werbung: Eine Person, die aus kleinstem Anlass laut/wütend wird, jedoch (meistens) nicht gefährlich ist. In der Werbung verhalf ihr eine Auszeit durch rauchen einer “HB”-Zigarette zur Zufriedenheit.

Rainer Zufall
11 Tage zuvor
Antwortet  447

Danke. 🙂
Irgendwie faszinierend.

Fräulein Rottenmeier
10 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Jetzt können wir Ihr Alter ganz gut eingrenzen….Sie können nicht älter so 35 Jahre sein…. 😉 vermutlich noch eine Kante jünger….

Pit2020
9 Tage zuvor

@Fräulein Rottenmeier

Es könnte aber genau so gut sein, dass @Rainer zufällig das Gegenteil von “nicht älter so 35 Jahre sein…. 😉 vermutlich noch eine Kante jünger….” ist.

Vielleicht könnte er sogar so 135 Jahre sein? 😉

Immerhin hat er mal wieder so ganz naiv (oder digital dinosauriermäßig) gefragt anstatt selber mal “HB-Männchen” zu googeln. 🙂

potschemutschka
11 Tage zuvor
Antwortet  447
Pit2020
9 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

@potschemutschka

Don’t feed the troll @Rainer.
Auch nicht zufällig … 😉

Besseranonym_2
12 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Danke für das typische Beispiel.
Bei uns läuft gerade wieder die Elternrevolte gegen den Matschspielplatz, den die Waldkindergartenkinder eigenhändig mit Bachlauf – und der Hilfe einiger kindgebliebener Erwachsenen, die jetzt Buhmänner sind 🙂 – angelegt haben ( die Erzieherinnen haben ihn meist mit im Blick), weil sich die Kids schmutzig machen, die teuren Klamotten verdrecken und überhaupt ist das ja sooo gefährlich. ( meinen Koffer brauchte ich da noch nicht, aber manche fallen schon um, wenn ihre kleinen Helden mit stolzgeschwellter Brust die natürlich überdimensionierten Pflaster präsentieren 🙂 Einige Handys landeten auch schon im Matsch – das war dann ganz schlimm…..

Pit2020
9 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

@Besseranonym_2

Waldkindergarten …
*grübel*
Waldkindergarten … ???

OMG !!!
Ist der etwa so richtig draußen?!
LOL. 🙂 🙂 🙂

Besseranonym_2
9 Tage zuvor
Antwortet  Pit2020

🙂 mit Übernachtungen im Zelt,
Lagerfeuer, gepökelte ! Wurst grillen, Stockbrot und Kartoffeln aus dem Lagerfeuer – sie leben noch 😉 planen derlei auch daheim und da wirds oft schwierig 🙁
Und nein, lieber Pit2020 alles ohne Dach drüber, kein Adventure-horror-haus…..

AvL
9 Tage zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

cool

Tigrib
11 Tage zuvor

Als ich mit meiner Klasse das thematisieren wollte, staunte ich nicht schlecht. Die Meinung fast aller war:Ja. Man beleidigen sich im Internet aufs Übelste, aber das sei doch normal und nicht so schlimm. Wir Erwachsenen sollten doch nicht ein so großes Fass aufmachen…

Pit2020
9 Tage zuvor
Antwortet  Tigrib

@Tigrib

Das Staunen habe ich schon lange hinter mir.
Genau so “denken” nicht alle, aber erschreckend viele “Zukunftshoffnungsträger”. 🙁

Ist halt so wie “Spaß-Kloppe” – nur digital.

Und nicht selten sind diejenigen besonders aktiv, die bei “sozialem Lernen” und Ähnlichem die schönsten Plakate oder PP-Presentationen (für @Rainer: PP = PowerPoint, ist was digitales 😉 ) mit den schönsten herzerwärmenden Darstellungen (Maximum an Smileys und Herzchen usw) vorweisen und ganz goldig lächelnd ihre warmen Worte vortragen können.
Ja, in Zukunft wird uns noch oft ganz warm ums Herz werden: “next generation” blüht dabei auf, wenn sie lieber anderen ganz saftig eine”klebt” (auch digital) anstatt sich wie “last generation” selbst auf Asphalt zu kleben. … Aber in Zeiten, wo sich dauernd etwas ändert …

Schade, dass immer noch die Täter so viel mehr positive Aufmerksamkeit erfahren als die Opfer.
Ich bin ja irgendwie von der altmodischen Sorte und denke immer noch, dass hier der Fehler liegt …

Besseranonym
9 Tage zuvor
Antwortet  Pit2020

…..und das ist auch gut so.
Was Sie als altmodisch bezeichnen, nenne ich auf bayrisch “grad”
Dass viele das nicht mehr sind, ist auch ein Grund für die Misere der kids. Die schaun genau hin und sehen ihre Vorbilder, incl. andere anschwärzen, nach unten treten, nach oben buckeln…
Und die Hemmschwelle ist kleiner, weil man mit den Fingerchen andere teils sogar in den Suizid treiben kann, die einem ansonsten unschwer körperlich, mit einer richtigen Watschn ohne Richter und Anwalt, geschweige denn Lehrer, die Meinung gegeigt hätten.