Von der Spitze des Philologenverbands ins Amt des Kultusministers: Lehrer setzen große Erwartungen in Frank Haubitz – zu große?

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Eines stand schon vor seiner Ernennung fest: Auf Sachsens neuen Kultusminister Frank Haubitz (59) wartet ein ganzer Berg an Arbeit. Lehrermangel, Unterrichtsausfall, Investitionsbedarf an sächsischen Schulen – der neue Ressortchef hat alle Hände voll zu tun und ist nicht zu beneiden. Dass der Parteilose als Fachmann mit Insider-Kenntnissen ins Amt kommt, dürfte einerseits hilfreich sein. Andererseits sind mit seiner Ernennung so viele Erwartungen verbunden, dass er daran (fast) nur scheitern kann: Haubitz arbeitete bis dato als Schulleiter an einem Dresdner Gymnasium und führte zudem den sächsischen Philologenverband.

Der neue sächslische Kultusminister kommt direkt aus dem Schuldienst: Frank Haubitz. Foto: Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Der neue sächslische Kultusminister kommt direkt aus dem Schuldienst: Frank Haubitz. Foto: Sächsisches Staatsministerium für Kultus

Der Deutsche Philologenverband in Gestalt seines Vorsitzenden Heinz-Peter Meidinger hat die heutige Ernennung von Haubitz in einer Pressemitteilung gewürdigt. „Mit Frank Haubitz übernimmt ein in Schul- und Bildungsfragen ausgewiesener Fachmann und Experte dieses wichtige Schlüsselressort in der sächsischen Landesregierung. Das ist eine gute Voraussetzung, um die riesigen Herausforderungen zu meistern, vor denen das sächsische Bildungssystem steht, insbesondere die Bewältigung des massiven Lehrermangels“, so Meidinger – und macht gleich schon die Erwartungen der Kollegen deutlich. „Es geht jetzt auch darum, das Spardiktat zu beenden, das letztendlich dazu geführt hat, dass der Spitzenplatz, den Sachsen bislang bei schulischen Leistungsvergleichen einnahm, massiv gefährdet ist“, betont Meidinger.

Haubitz wird allerdings wohl kaum über mehr Mittel verfügen als seine Amtsvorgängerin Brunhild Kurth (CDU), die vor zwei Wochen entnervt das Handtuch geworfen hatte – auch die ehemalige Leiterin eines Gymnasiums war als Fachfrau an die Spitze des Ministeriums berufen worden, nicht als Politikerin. „Naturgemäß“ gebe es zwischen einem Ministerium und Lehrerverbänden immer
wieder einmal Differenzen und unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, räumte Meidinger ein – und bot dem neuen Kultusminister die „konstruktive Mitarbeit“ der Philologen bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen an. Ob das allerdings reichen wird? Die anderen Lehrerverbände, inbesondere die GEW, werden Haubitz als ehemaligem Interessenvertreter der Gymnasiallehrer mit besonderem Argwohn gegenübertreten.

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Von Haus aus ist Haubitz ein ausgebildeter Diplomlehrer für Mathematik und Geografie. Seit 34 Jahren arbeitet er in seinem Beruf. Nach seinem Pädagogikstudium an der Pädagogischen Hochschule Dresden unterrichtete er zu DDR-Zeiten an einer Polytechnischen Oberschule in Dresden und leitete diese nach der Wende noch bis 1993. Seitdem war der verheiratete Vater eines Kindes als Schulleiter des Gymnasiums Dresden-Klotzsche tätig.

Zu seiner ersten Pressekonferenz erschien Haubitz in der vergangenen Woche ganz leger – und entschuldigte sich sogleich dafür. Denn bevor er sich den Fragen der Journalisten stellte, hatte er an seinem Gymnasium vertretungsweise Sportunterricht geben müssen. Später räumte er ein, dass ihm der Abschied von seinem alten Job schwerfällt: «Man geht nicht so einfach von einer Schule, wo man 27 Jahre war. Meine Schüler werden mir am meisten fehlen.»

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Dennoch habe er keine Sekunde gezögert, als er das Angebot für den Posten des Kultusministers erhielt. Er wolle gestalten und etwas bewegen für das Land, sagte Haubitz. Der Parteilose will dabei an die Arbeit seiner Vorgängerin Kurth anknüpfen, die das Amt nach eigenen Angaben aus privaten Gründen abgab. In einem Punkt legte sich Haubitz bereits fest: Für ein längeres gemeinsames Lernen der Schüler über Klasse 4 hinaus kann er sich nicht erwärmen. Nicht überraschend bei einem Philologen. News4teachers / mit Material der dpa

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