VBE-Chef Beckmann: Mangel an Schulleitern verschärft sich

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BERLIN (red). Fast jeder zweite Bundesbürger meint, dass Schulleiter nicht ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Auch glauben nur 25 Prozent der Bevölkerung, dass Schulleiter in der Bevölkerung ein hohes Ansehen haben. Dies geht aus einer Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) hervor.

In den Ergebnissen spiegelt sich dem VBE-Vorsitzenden Udo Beckmann zufolge eine mangelnde Wertschätzung der Schulleiter durch die Politik.  „Ein Skandal“, sagt Beckmann. Er prophezeit, dass sich der Mangel an Kandidaten für Führungsaufgaben in der Schule verschärfen werde.

Grüne NRW / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Fordert eine angemessene Bezahlung für alle Schulleiter: VBE-Chef Udo Beckmann. Foto: Grüne NRW / Flickr (CC BY-SA 2.0)

„Von Schulleitern wird erwartet, dass sie Zugpferde der Schulentwicklung sind, aber zugleich verweigern die Dienstherren amtsangemessene Bezahlung und Anrechnung von Leitungszeit auf Arbeitszeit. Auf Kosten der Schulleiter wird Haushaltssanierung betrieben. In der Wirtschaft sind Managementaufgaben hoch dotiert“, meint der VBE-Chef. Sein Verband fordert:

  • eine amtsangemessene Bezahlung – und zwar unabhängig von der Schulform,
  • eine Erhöhung der Anrechnungszeiten für Schulleitung,
  • eine hinreichende Ausstattung der Schulen mit Verwaltungspersonal sowie
  • eine gezielte Nachwuchsgewinnung für schulische Führungskräfte.

Angesichts der unattraktiven Rahmenbedingungen für Schulleiter werde es immer schwieriger, frei werdende Stellen wieder zu besetzen, warnt Beckmann. „In den Flächenländern betrifft dies insbesondere kleine Schulen und Grundschulen, in den Stadtstaaten vorwiegend Schulen in Brennpunkten. Über 50 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind 50 Jahre und älter und bei den Schulleitungsmitgliedern liegt der Altersdurchschnitt noch höher. Obwohl bekannt ist, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Schulleiter in den Ruhestand gehen, wird in keinem Bundesland gegengesteuert. Ein deutliches Alarmsignal ist die Zunahme mehrfacher Ausschreibungen von Schulleiterstellen, weil sich kein Bewerber meldet“, erklärt der Verbandsvorsitzende.

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„Besonders benachteiligt werden Frauen“, kritisiert Beckmann, „denn die Bedingungen für die Leitung von Grundschulen sind am schlechtesten. Die betroffenen Kolleginnen sind als Grundschullehrkräfte am unteren Ende der Besoldungsskala und haben im Amt des Schulleiters an kleinen Grundschulen netto eine Zulage zwischen 50 und 100 Euro zu erwarten, wenn sie die Probezeit erfolgreich bestehen. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenleitertätigkeit und Schulleiterverantwortung erhalten die Kolleginnen die geringste Bezahlung.“ Da die Unterrichtsversorgung Vorrang habe, könnten Schulleiter dort häufig nicht einmal die – je nach Bundesland – vier bis acht Sockelanrechnungsstunden auf Leitungszeitwahrnehmen und verlagerten Leitungsarbeit  in die Abendstunden. In Sachsen würden Stellen für Grundschulleiter zum Teil nicht besetzt, weil sonst – als Folge aktuen Lehrermangels – Stunden für die Erteilung von Unterricht fehlen würden.

Mit der Missachtung des Dienstherrn gegenüber schulischen Führungskräften müsse endlich Schluss sein, fordert Beckmann. „In allen Bundesländern lässt man sich bis zu sechs Monate Zeit bei der Ausschreibung von frei gewordenen Schulleiterstellen und setzt auf kommissarisches Leiten.“ Anspruch auf Amtszulagen oder eine Höhergruppierung hätten Schulleiter in den meisten Bundesländern – Ausnahmen seien NRW und Schleswig-Holstein – erst nach erfolgreicher Bewährungszeit, die etwa in Sachsen bis zu drei Jahre andauern könne. Beckmann. „Bis dahin wird die Leitungsarbeit nur mit der Ehre, Schulleiter sein zu dürfen, entlohnt. Im Gegenzug wird bei rückgehenden Schülerzahlen sofort mit Streichen der Zulage oder Rückgruppierung reagiert.“

Um das Ansehen der Schulleiter scheint es allerdings nicht so schlecht bestellt zu sein, wie der VBE meint: Bei einer Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ vom Juni äußerten 82 Prozent der Eltern in Deutschland, dass sie sich mehr Verantwortung für Schulleiter wünschen, besonders bei der Personalauswahl und der Budgetverwaltung.

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