BERLIN. Je mehr einem Kind vorgelesen wird, desto besser entwickelt es sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die die langfristige Bedeutung des Vorlesens für die Entwicklung von Kindern analysiert hat. Durchgeführt wurde sie von der Wochenzeitung „Die Zeit“, der Deutschen Bahn und der Stiftung Lesen. Der Untersuchung zufolge haben „Vorlese-Kinder“ nicht nur mehr Freude daran, selber Bücher zu lesen, sondern sie sind auch sportlich aktiver und haben oft bessere Noten.
Für die Studie wurden 500 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren nach ihren Vorlese-Erfahrungen in der Kindheit, aber auch zu ihren aktuellen Freizeitaktivitäten, ihrer Mediennutzung sowie ihrem Leseimage und -verhalten befragt. „Die Studie zeigt überraschend eindeutig, in wie vielen Bereichen sich Kinder, denen vorgelesen wird, anders entwickeln als Kinder, denen nicht vorgelesen wird – nämlich nicht nur in ihrem Leseverhalten, sondern auch in ihrer sozialen Kompetenz, ihrem Schulerfolg und ihrer aktiven Freizeitgestaltung”, sagt Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen.
“Vorlese-Kinder” sind besser in der Schule
Wenn Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen, würden sie sehr viel in die Zukunft und Kompetenzen ihrer Kinder investieren, so die Expertin. Besonders ersichtlich wird dies laut Studie anhand der schulischen Leistungen von Kindern, die aus Elternhäusern mit einfacher Bildung kommen. „Vorlese-Kinder“ haben der Untersuchung zufolge in den Fächern Deutsch und Mathe bis zu 0,4 Notenpunkte bessere Ergebnisse als Kinder, denen nicht vorgelesen wurde.
Jungen, die insgesamt sehr viel weniger lesen als Mädchen, ziehen aus dem Vorlesen einen besonderen Nutzen: Durch regelmäßiges Vorlesen erhöhe sich die Lesefreude bei ihnen noch mehr als bei den Mädchen. Im Vergleich zu denjenigen, denen nicht vorlesen wurde, haben von den „Vorlese-Jungen“ 20 Prozentpunkte mehr angegeben, dass es ihnen Spaß macht, Bücher zu lesen. Bei den Mädchen liegt der Unterschied nur bei neun Prozentpunkten, heißt es.
Vorlesen fördert sportliche Aktivität
Laut der Studie wirkt sich Vorlesen auch positiv auf die sportliche Aktivität aus: So ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die mindestens einmal in der Woche Sport machen, mit 66 zu 55 Prozent höher als bei denjenigen, denen nicht vorgelesen wurde.
Nach Aussage der Initiatoren zeigt die repräsentative Untersuchung, dass Vorlesen auch langfristig wichtig ist. Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, denen vorgelesen wurde, nehmen später selbst gerne ein Buch in die Hand. In der Vergleichsgruppe ist dies nur bei 38 Prozent der Fall. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass regelmäßiges Vorlesen in jungen Jahren dazu führt, dass Jugendliche auch in der Pubertät die Lust am Lesen nicht verlieren.
Die Vorlese-Studie wurde anlässlich des achten, bundesweiten Vorlesetages vorgestellt, der am 18. November 2011 stattfindet. An diesem Tag lesen Menschen in ganz Deutschland – darunter Prominente aus Politik, Kultur, Medien und Sport – Kindern und Jugendlichen etwas vor. (kö)