Opus Dei-nahes Jungengymnasium: Jetzt entscheidet das Gericht

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POTSDAM. Seit fast zehn Jahren tobt in Brandenburg der Streit um das erste reine Jungengymnasiums der konservativen katholischen Organisation Opus Dei. Geplant ist ein zweizügiges Gymnasium, für rund 300 Schüler. Das Brandenburgische Bildungsministerium lehnt die Errichtung ab. Jetzt könnten die Richter einen Schlusspunkt setzen.

Treibende Kraft hinter den Plänen und Antragsteller ist die in Köln ansässige «Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft e.V.», die der katholischen Priester- und Laienorganisation Opus Dei (Werk Gottes) nahesteht. Vor allem diese Verbindung sorgt vor Ort, aber auch darüber hinaus für hitzige Diskussionen. Brandenburgs Landesregierung und die Stadt Potsdam lehnen das Projekt ab.

Im September 2011 hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg entschieden, dass das Potsdamer Bildungsministerium erneut über den Antrag zur Errichtung einer reinen Jungenschule befinden muss, den es im Mai 2007 abgelehnt hatte. Eine Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht ließ das OVG damals nicht zu. Dagegen legte das Ministerium erfolgreich Beschwerde ein. Zuvor hatte es zwei juristische Niederlagen einstecken müssen. So bestätigte das OVG ein Urteil des Verwaltungsgerichts Potsdam vom Juni 2009.

christliche Symbole auf einem Schreibtisch
Widerspricht ein reines Jungengymnasium dem gesetzlichen Grundsatz der Koedukation? Foto: Luãs Guilherme/Flickr (CC BY-SA 2.0)

Beide Instanzen hielten es für zulässig, dass ein freier Schulträger auch nach Geschlechtern getrennte Schulen gründen kann. Aus Sicht des Bildungsressorts dagegen widerspricht ein reines Jungengymnasium dem Grundsatz einer gemeinsamen Unterrichtung von Jungen und Mädchen (Koedukation), wie sie im Schulgesetz des Landes verankert sei. Zudem wäre es in dieser Form auch kein Ersatz für eine öffentlich-rechtliche Schule, wie vom Grundgesetz vorgesehen. Potsdams Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, für das Projekt keine Immobilie zur Verfügung zu stellen.

An der Jungenschule soll ein Opus-Dei-Priester als Seelsorger und Religionslehrer arbeiten. In der Vergangenheit wurde die konservative Organisation wegen angeblich sektenähnlicher Strukturen und obskurer Bußpraktiken kritisiert – Vorwürfe, die sie zurückweist. Sie hat nach eigenen Angaben weltweit 90 000, in Deutschland 600 Mitglieder, davon 26 Priester.

Der Geschäftsführer der Fördergemeinschaft, Opus-Dei-Mitglied Horst Hennert, erwartet von den Leipziger Richtern, dass sie die Rechtsposition der Schulbefürworter bestätigen und eine bundesweite Signalwirkung des Urteils. «Sonst geht ein Stück Wahlfreiheit verloren», sagte Hennert. Geplant sei ein zweizügiges Gymnasium, das rund 300 Schüler vom 7. bis 12. Schuljahr durchlaufen sollen. Es werde allen Familien offenstehen. Der Verein unterstütze hier lediglich die Initiative von Eltern.

Die Lehrer müssten in erster Linie fachlich gut sein und nicht zwingend dem 1928 gegründeten Opus Dei angehören, betonte Hennert. In dem seit 1972 vom Förderverein getragenen Mädchengymnasium im nordrhein-westfälischen Jülich seien mehr als 80 Prozent der Lehrer nicht Mitglieder der Organisation.

Die Einrichtung einer reinen Jungenschule begründet der Geschäftsführer auch mit dem besonderen pädagogischen Bedarf männlicher Schüler. So seien inzwischen zwei Drittel der Sitzenbleiber Jungen und fast 60 Prozent der Abiturienten weiblich. Nach Geschlechtern getrennter Unterricht könnte hier Abhilfe schaffen.

Zur Finanzierung der geplanten Einrichtung setzt die Fördergemeinschaft auf Spenden. Hennert: «Wir haben das Geld natürlich nicht.» Wäre die Schule anerkannt, könnte sie zu 80 Prozent vom Staat finanziert werden; 20 Prozent hätte der Träger aufzubringen. Das mögliche Schulgeld für Familien bezifferte der Geschäftsführer auf vielleicht einmal 100 Euro pro Monat. Im Falle einer Niederlage behalten sich beide Streitparteien vor, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anzurufen. (dpa)

(29.01.2013)

zum Bericht vom 30.01.2013: Bundesverwaltungsgericht macht den Weg für Opus Dei-nahe Jungenschule frei

Bericht: Opus Dei will weiterhin die Jungenschule in Potsdam

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